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"Growing up, I took so many cues from books. [...]
They were my teachers and my advisers."

Neil Gaiman / "The Ocean at the End of the Lane"

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REZENSIONEN




NEUE   BEITRÄGE

"Cleopatra und Frankenstein" von Coco Mellors

Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Cleopatra and Frankenstein"/ 2022), dt. Übersetzung: Eichborn Verlag 2023, Übersetzer*in: Lisa Kögeböhn (aus dem Englischen), ★★★ 4 Sterne
Ein Silvesterabend in New York: Cleo, Mitte zwanzig, britische Kunststudentin, Bohémienne a.k.a. ewig pleite, trifft Frank, Mitte vierzig, Amerikaner, Inhaber einer Werbeagentur und ungleich gesettleter, im Aufzug einer Partylocation. Es ist die vielbeschworene Liebe auf den ersten Blick. Hals über Kopf stürzen Cleo und Frank sich in eine amour fou, mit der sie selbst kaum Schritt halten können – geschweige denn die, die ihnen nahestehen.
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Er war merklich nervös, seine übliche Souveränität wie weggeblasen. Als er endlich etwas sagte, war es ein einzelner Satz. Wenn deine dunkelste Seite auf meine dunkelste Seite trifft, entsteht Licht. 
- S.57


Besser als Sally Rooney!? Zumindest wird "Cleopatra und Frankenstein" mit den Romanen der beliebten Autorin verglichen. Zwar gibt es durchaus Schnittstellen - Beziehungen, junge Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen, "coole" Cliquen - aber allein durch ihre eher knappen Romane, hat Rooney vielleicht etwas die Nase vorne. Denn was mir persönlich bei Mellors nicht so gut gefallen hat, waren die meiner Meinung nach unnötig auserzählten Nebenplots.
Warum mich der Roman zum Schluss dennoch überzeugt hat? Here we go...

Das erste Kapitel habe ich sofort geliebt. Die Stimmung, das Anfangsgespräch zwischen den Protagonist*innen Cleo und Frank, die charmante Auflösung des Buchtitels direkt zu Beginn. Alles hat gepasst.
Doch dann wurde es mit den nächsten paar Kapiteln plötzlich nicht mehr so schön. Wie bereits erwähnt, haben mich die Nebenplots, bis auf Eleanor, wohl am meisten gestört. Für mich waren sie eher unnötige Lückenfüller, die den Freundeskreis einfach nur unheimlich unsympathisch haben wirken lassen. Mir persönlich hätten die Informationen auch in einigen Nebensätzen gereicht.
Zudem habe ich mich anfangs sehr an dem inflationären Konsum von Drogen und Alkohol gestört. Hier muss ich allerdings sagen, dass die Thematik zum Ende hin besser reflektiert und auch kritisiert wird. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber die Suchtproblematik wird durchaus behandelt, wenn auch noch in einem light-modus.

Ab der Mitte wird der Fokus dann wieder verstärkt auf Cleo und Frank gelegt. Zwar weiterhin aus unterschiedlichen Perspektiven und Blickwinkeln, aber wir bekommen eine Ahnung, wie die Beziehung verläuft. Es wird romantisch, tragisch, lustig, traurig und herzzerreißend
Dabei geht der Roman mit allen Aspekten zunächst eher sachlich um. Die Beschreibungen wirken nüchtern. Vielleicht auch, weil beide Figuren, die Entscheidung zusammenzukommen und auch zu bleiben, ebenfalls relativ nüchtern getroffen haben. Dennoch habe ich stets mit beiden mitgefiebert, habe gehofft, dass sie das Glück, das sie suchen, finden werden.



Cleo und Frank waren über den gesamten Roman hinweg für mich wie der Prozess beim Tauziehen. Mal fühlte ich mehr mit ihr, mal mit ihm. Ich war hinundhergerissen. Und das trotz seiner Eskapaden, seiner Probleme und seines (teilweise) unmöglichen Verhaltens. Doch auch Cleo wird zunehmend komplexer als Figur, trifft Entscheidungen, die man nicht wirklich versteht und handelt, als gäbe es für niemanden Konsequenzen. 
Das Magische an dem Roman ist dabei, dass er eben so sachlich und doch ergreifend ist. Zwischen den Zeilen offenbart sich nämlich ein Abgrund, der beide zu verschlingen droht. Und so ist "Cleopatra und Frankenstein" zwar natürlich eine Art Liebesroman, aber auch eine Geschichte über das, was man sich wünscht, aber nicht haben kann. Etwas, ein Glück, das für andere Personen vorgesehen ist. 

Es geht um Beziehungen, die sich heilen, aber ebenso auch schaden können. Es geht um die Hoffnung, etwas reparieren zu können, aber auch um die Akzeptanz, dass nicht immer alles wie im Bilderbuch endet. 
Mit diesem Gefühl und dem Wissen darüber habe ich das Buch geschlossen und danach wirklich einen Seufzer rausgelassen. Denn diese Suche nach Liebe, Geborgenheit und vor allem Familie ist eine stetige, für so viele Menschen auf der Welt. Und dieser Roman bringt dies letztendlich wirklich gut rüber.



Man konnte noch so talentiert, engagiert und beharrlich sein, man konnte noch so viel Glück haben und trotzdem keinen Erfolg oder, wenn doch, nicht dauerhaft. Wie furchtbar demotivierend es war, niemals etwas zu erreichen, was deinem Talent entsprach, niemals angemessen für deine Mühen bezahlt zu werden. 
- S.490


Fazit

Anfangs noch eher durch - für mich- unnötige Nebenplots gebremst, entpuppte sich der Roman für mich zum Ende hin zu einer wirklich gefühlvollen Geschichte, die viel bereithält. Zwar werden einige schwierige Inhalte eher schwächer kritisiert, aber sie sind ein wichtiger Teil der Reflektion und Aufarbeitung problematischen Verhaltens.
Insgesamt werde ich Cleo und Frank doch vermissen. Und auch beim Tippen der Rezension, merke ich, dass sie mich zum Schluss mehr berührt haben, als ich anfangs vermutet habe. Um zum Anfang zurückzukommen: Besser als Sally Rooney? Ich würde sagen, ähnlich, aber doch eigen. Eine Serienadaption, wie von "Normal People" könnte ich mir hier aber ebenfalls gut vorstellen.




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New in: 27 Bücher

Oktober 23, 2023


Literarische Neuzugänge gehen immer

Je weniger man liest, desto mehr neue Bücher ziehen ein. Zumindest ist das bei mir oft der Fall. Wahrscheinlich versuche ich damit den Frust zu kompensieren, wenn es mal langsamer vorangeht. 


In den letzten Monaten sind zudem deutlich mehr als die siebenundzwanzig Bücher eingezogen, die ihr hier seht. Aber viele habe ich bereits auf Instagram gezeigt oder schon gelesen und vorgestellt, sodass ich mich auf die neuesten fokussieren (und euch ein Chaos an Buchstapeln ersparen) wollte.
Insgesamt ist es wieder ein schöner und ausgewogener Mix aus herbstlichen (Grusel-)Lektüren, Fantasy, Sachbuch, zeitgenössischen Romanen und Anthologien geworden.

Solltet ihr euch für die Buchcover im Detail interessieren, dann empfehle ich euch mein Neuzugänge-Reel zum Beitrag.




Alle 27 Bücher im Überblick


Um es einheitlich zu machen, liste ich die Bücher auf, wie im Reel vorgestellt. So könnt ihr die Bücher, falls euch welche interessieren, schneller finden.

  • "Before we say goodbye" (Before The Coffee Gets Cold #4) von Toshikazu Kawaguchi: Da ich bereits die ersten beiden Bücher gelesen und wirklich gemocht habe, musste auch das vierte Buch der Reihe einziehen. Band drei liegt auch noch hier, aber ich bin mir sicher, dass ich beide, an einem schönen, vielleicht verregneten Herbsttag, in einem Rutsch lesen werde.
  • "My Roommate is a Vampire" von Jenna Levine: Ich liebe Vampirgeschichten. Zwar bin ich leider nie auf den "Twilight"-Zug aufgesprungen (zumindest was die Bücher betrifft), aber "Dracula" und alle Retellings sind genau mein Ding. Ich bin mir sicher, dass dieser Roman eher in die unterhaltsame Richtung geht, dennoch bin ich gespannt, wie das Thema grundsätzlich umgesetzt wird. 
  • "Pineapple Street" von Jenny Jackson: Das Cover habe ich in beiden Varianten so oft auf Social Media gesehen, dass ich irgendwann nicht mehr widerstehen konnte. Obwohl ich zwischen Familiengeschichten immer eine gute Portion Fantasy oder etwas anderes Spannendes brauche, greife ich dennoch gerne auch zu Geschichten aus dem Leben. Der Roman von Jackson scheint mir aufgrund der drei Frauen, die versuchen, sich in New York durchzuschlagen, genau reinzupassen. 
  • "Wednesday´s Child" von Yiyun Li: Cover buy! Ich liebe gute Kurzgeschichten und hoffe, dass dieser Band damit gefüllt sein wird. 
  • "What We Kept to Ourselves" von Nancy Jooyoun Kim:  Cover buy #2
  • "Starter Villain" von John Sclazi: Das Cover und der Titel haben mich direkt an das Sachbuch erinnert, das ich neulich gelesen habe - "How to Take over The World" von Ryan North. Da es sich hier um einen Roman handelt, der eben auch mit der Thematik der Schurken und Weltherrschaft zu spielen scheint, konnte ich nicht daran vorbeigehen.
  • "The Puzzle Master" von Danielle Trussoni: Das Buch ist bereits in der deutschen Übersetzung bei Hoffmann und Campe erschienen - inklusive Farbschnitt! Hier sollen Realität und das Übernatürliche aufeinandertreffen. Na, da bin ich doch direkt mit dabei!
  • "Meet me at the Lake" von Carley Fortune: Hello, meet my unreasonable self. Ich habe mir im Herbst tatsächlich schon meine nächste Sommerlektüre gekauft. Da mir ihr Buch "Every Summer After" überraschenderweise wirklich gut gefallen hat, wollte ich dieses schon einmal fest einplanen.
  • "Open Throat" von Henry Hoke: Eine Geschichte, erzählt von einem Berglöwen? Here I am. 
  • "Counterweight" von Djuna: Der Roman wird als psychologischer Thriller angepriesen. Durch das erwähnte Konstrukt, das wie ein Aufzug in den Orbit funktioniert, hat es aber gleichzeitig wie eine Dystopie geklungen. Ebenfalls genau meins. Auch hier hoffe ich auf eine gute Umsetzung und eine eventuell überraschende Wendung.
  • "Bright Young Women" von Jessica Knoll: Cover buy #3. 
  • "A Good Girls Guide to Murder" von Holly Jackson (Collector´s Edition): Diese Reihe erfährt ja einen relativ großen Hype auf Social Media. Ich habe bisher einen größeren Bogen darum gemacht, konnte bei dieser Ausgabe jedoch nicht widerstehen. Ich hatte zunächst vermutet, dass es in eine ähnliche Richtung geht wie "One Of Us is Lying", das mir eigentlich gut gefallen hat. Ich lasse mich aber auch gerne überraschen, was die Geschichte grundsätzlich bereithält. 
  • "Winter Solider: Cold Front" von Mackenzie Lee: Der Winter Soldier ist mein Lieblingscharakter aus dem MCU Universum. Nicht verwunderlich also, dass ich das Buch sofort haben musste, als ich die Reihe entdeckt habe. 
  • "Eight Bears" von Gloria Dickie: Meine Schwester ist ein großer Bärenfan. Die ganze Familie wurde es also auch irgendwann. Aber es ist tatsächlich so, dass mich die Tiere an sich faszinieren. In "Eight Bears" wird die Geschichte der Bären und auch ihre Evolution näher betrachtet. Mal sehen, ob ich hier etwas Neues lerne. 
  • "Mister Magic" von Kiersten White: Die Autorin kennt man derzeit wohl eher durch ihr Jugendbuch "Hide" (dt. Übersetzung: "Amazement Park"). Mich hat sie mit "The Dark Descent of Elizabeth Frankenstein" überzeugen können. Also versuche ich es mal mit ihrem nächsten Roman, in dem es übernatürlich zugeht und herauszufinden gilt, was mit den Stars einer alten TV Show geschehen ist.
  • "Masters of Death" von Olivie Blake: Perfektes Buch für die Herbst- /Halloweenzeit.
  • "Rouge" von Mona Awad: Ich liebe "Bunny"! Keine Sekunde gezögert, ihren neuen Roman zu holen. Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen.
  • "The Turnglass" von Gareth Rubin: Kein Cover buy, aber ein "Was ist das für eine geniale Idee"-buy. Das Buch kann man nämlich von beiden Seiten beginnen. In der Mitte angelangt, kann man es umdrehen und die zweite Hälfte entdecken, ohne gespoilert zu werden. Man kommt aber scheinbar irgendwie zum Ende, so oder so. Bin sehr gespannt! Ist übrigens eines der Bücher, das ich mit meiner Schwester zusammen lesen werde. 
  • "Vampires never get old" & "Mermaids never drown" von verschiedenen Autor*innen: Die Kurzgeschichten lassen bereits im Titel vermuten, worum es in ihnen geht. Auch hier freue ich mich sehr darauf, wenn es bald auf die Halloweenzeit zugeht. 
  • "The First Move" von Jenny Ireland: Gefühlskauf. Immer mal wieder packt mich zwischendurch die Lust auf einen leichten Roman mit bisschen Gefühl. Das hier klang irgendwie super. Besonders, da es mich an "Cinderella Story" erinnert. Und den Film könnte ich wirklich immer schauen.
  •  "Cain´s Jawbone" von Torquemada: Es ist das Rätsel schlechthin. Bisher haben es erst drei Leser*innen lösen können. Dieses Buch muss Seite für Seite rausgerissen und neu zusammengelegt werden, damit man herausfindet, wer der Mörder ist und in welcher Reihenfolge die Morde geschehen sind. Ein kniffliges Unterfangen, dem sich meine Schwester und meine Wenigkeit aber stellen wollen.
  • "The Quiet Room" von Terry Miles: Auch hier habe ich den Vorgänger geliebt. "Rabbits" war ein außergewöhnlicher Roman, der vor Wendungen nur so strotzte, aber trotzdem wunderbar unterhaltsam und einfach anders war (Blogpost: 5 Bücher mit "Hasen" im Titel). Der neue Roman, der in der Welt spielt, darf also definitiv nicht im Bücherregal fehlen. 
  • "Second Self" von Chloe Ashby: Cover buy #4. 
  • "Der Hobbit" von J. R. R. Tolkien: Da ich nur die Reisegröße-Verison besitze, sehnte sich mein Bücherherz noch nach einer größeren Ausgabe. Diese hier ist ein wirklicher Hingucker. 
  • "A Darker Shade of Magic" & "The Fragile Threads of Power" (signierte Edition) von V.E. Schwab: Da letzteres die Fortsetzung/ das Spin Off zum ersten ist, habe ich natürlich die gesamte Trilogie geholt. Leider sind Band zwei und drei scheinbar auf dem Weg irgendwie steckengeblieben. Ich warte also noch auf deren Ankunft. Obwohl ich bisher nur mit "Gallant" in das Schwab-Universum eingetaucht bin, bin ich ziemlich neugierig auf die Welt.


Nun heißt es wieder: Hoffentlich findet sich demnächst ein wenig Lesezeit. Sobald ich ein Buch beende, werde ich es sicherlich hier oder auf meinem Instagram-Kanal vorstellen.



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Reading list: Bücher für den Sommer

Juli 07, 2023


Der Sommer ist da! Okay, momentan war es hier die letzten Tage wieder etwas wolkiger und kühler, aber die warmen und sonnigen Tage scheinen bald zurückzukehren. Daher wurde es endlich Zeit mir meine Leseliste zurechtzulegen.
Das Verlangen danach, die Lektüre passend zur Jahreszeit zu lesen, ist tatsächlich erst über die letzten Jahre gewachsen. Als ich mit dem Buchbloggen angefangen habe, war mir das nie so bewusst oder wichtig. Doch als ich die ersten Sommer mit den perfekten Büchern verbracht habe, habe ich daran festgehalten. Es ist bei mir vergleichbar mit Filmen oder Musik, die einfach gut zum Moment, zum Wetter und zur Situation passen - es hat einfach was. 

Hier also meine Liste aller Bücher, die ich mir so vornehmen möchte und einige Gedanken dazu. 


Alle Bücher auf meiner Leseliste:

  • "The Summer I Turned Pretty" (#1) von Jenny Han
  • "It´s not Summer without you" (#2) von Jenny Han
  • "Every Summer After" von Carley Fortune
  • "Bad Summer People" von Emma Rosenblum
  • "The Siren" von Katherine St. John 
  • "All the Best Liars" von Amelia Kahaney
  • "The Lake House" von Sarah Beth Durst
  • "People We Meet on Vacation" von Emily Henry (leider auf den Bildern vergessen)  
 
  • "Really Good Actually" von Monica Heisey
  • "Beautiful World Where Are You" von Sally Rooney
  • "The Making of Another Major Motion Picture Masterpiece" von Tom Hanks
  • "Funny You Should Ask" von Elissa Sussman
  • "The Cassandra Complex" von Holly Smale
  • "You can´t Stay Here Forever" von Katherine Lin
  • "I Kissed Shara Wheeler" von Casey Mc Quiston
  • "The Perfect Golden Circle" von Benjamin Myers
     



Ich habe die Bücher noch einmal in zwei unterschiedliche Stapel aufgeteilt. Diejenigen, die wirklich nach "SOMMER" schreien (die ersten acht) und diejenigen, die sommerlich sind, aber darüber hinaus auch gut zu einer anderen Zeit gelesen werden können. Somit habe ich in den Monaten auch die Tage oder Wochen abgedeckt, die nicht zu hundert Prozent die Beach Vibes versprühen.

Grundsätzlich freue ich mich auf alle Titel, die ich mir vorgenommen habe und ich habe auch vor alle zu lesen, dennoch lasse ich mich natürlich einige Spielräume, falls ich doch Lust auf etwas anderes bekommen sollte ("Yellowface" von R. F. Kuang ist nämlich auch neu eingezogen).
Das Jugendbuch "The Lake House" von Sarah Best Durst verspricht aber geheimnisvollen Thriller mit einem Sommercamp zu verbinden - hallo, Camp Rock? Dieser Mix könnte also hilfreich sein, wenn mich die Sommerflaute einholen sollte. 

Ansonsten bin ich sehr gespannt auf die ersten beiden Bücher der "The Summer I Turned Pretty"- Reihe von Jenny Han. Ich habe bisher auch die Serie vor mit hergeschoben, weil ich zuerst die Bücher lesen wollte.
Da in dieser Ausgabe nur Band eins und zwei erhältlich sind, werde ich mir Band drei vielleicht für nächsten Sommer aufsparen oder komplett darauf verzichten, je nachdem wie mir der Inhalt hier zusagen wird.

Ein Emily Henry Roman darf auch nicht fehlen. "Happy Place" habe ich bereits vor einiger Zeit gelesen, aber "People We Meet on Vacation" liegt hier seit letztem Sommer, da ich ihre anderen beide Romane damals entdeckt und mir dieses schon einmal vorgemerkt hatte. Zwar soll dieses nicht so gelungen sein, wie die anderen, aber ich möchte dem Buch dennoch eine Chance geben und dann selbst schauen, ob ich der Meinung vieler anderer Leser*innen zustimme. 

 

Der Rest wird, denke ich, eine wunderbar gemischte Tüte mit unterschiedlichen Themen und Schwerpunkten.  Ich kann es kaum erwarten in die Geschichten einzutauchen und in diesem Sommer neue Momente mit schönen Büchern zu schaffen!



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Recent Reads: 3 x Sachbücher

Juni 27, 2023


Superbösewichte, Monster und ihre Fans & unsympathische Frauenfiguren 

Bücher aus dem Bereich Non-Fiction sind vielleicht nicht unbedingt das Lieblingsgenre vieler Leser*innen. Kann ich ein wenig nachvollziehen, da ich auch schon zu vielen gegriffen habe, die einfach so langweilig waren, dass ich mir im Nachhinein nicht einmal eine Handvoll interessanter Fakten merken konnte. Wozu also Zeit verschwenden, wenn man nicht einmal das Gefühl hat, sich damit weiterzubilden?

In letzter Zeit jedoch hat mich wieder die Neugier gepackt. Hier und da tauchten plötzlich Sachbücher auf, die mich wirklich angesprochen haben. Drei habe ich exemplarisch in die engere Auswahl genommen: 

  • "How to Take Over the World - Practical schemes and scientific solutions for the aspiring supervillain" von Ryan North
  • "Monsters - A Fan´s Dilemma" von Claire Dederer
  • "Unlikeable Female Characters - The Women Pop Culture Wants You to Hate" von Anna Bogutskaya (dt. Übersetzung: "Genie oder Monster", erscheint am 02.11.2023 bei Piper)

Überraschenderweise hat sich aufgrund der Lesereihenfolge ein ganz schöner roter Faden ergeben. Werfen wir also mal einen näheren Blick auf die einzelnen Themen und die Umsetzung.



In 1967, the first corpse was frozen with the explizit goal of revival, and since then many more humans have been freezing some or all of their bodies in hope that, at some point in the future when there´s a cure for whatever they died of, they will be thawed out, restored to life, and cured. It´s worth stressing out that cryonics is absolutely not a plan for immortality. 
- "How to Take Over the World" von Ryan North, S.235


 

Die Pläne eines Superbösewichts...

 
...auf wissenschaftlicher Basis! Als ich das Buch "How to Take Over the World" von Ryan North entdeckt habe, war ich zunächst etwas skeptisch. Wissenschaftliche Lösung, um die Weltherrschaft zu übernehmen? Brauch ich das? Aber mein innerer Superhelden-Liebhaberinnen-Impuls sagte sofort: Ja!

Der Autor selbst hat bereits an Marvel-Comics mitgearbeitet, daher hatte ich durchaus den Wunsch, dass er in diesem Buch seine Erkenntnisse mit den Bezügen zu den uns bekannten Superschurken verbindet und so einige schöne Referenzen bereithält.
Am Anfang oder auch in kleineren Nebensätzen fielen tatsächlich einige Anspielungen an Thanos oder andere Bösewichte, allerdings deutlich weniger, als erhofft. 
 
Nichtsdestotrotz hatte ich erstaunlicherweise viel Spaß mit den theoretischen Ideen rund um eine Weltherrschaft.
Ich würde jedoch allen davon abraten, die es wirklich gar nicht wissenschaftlich mögen. Zwar werden immer mal wieder kleine Infoboxen eingebaut, die nette und kuriose Geschichten aufgreifen, der Rest jedoch geht wirklich sehr ins Detail, was das Wetter, Wohnlandschaften, das Universum, das Internet oder Ähnliches betrifft. Eine Kostenkalkulation ist aber ebenfalls dabei (kleiner Spoiler: paar Millionen/ Milliarden braucht man schon)!
North versucht seine Ideen mit einem kleinen Augenzwinkern zu versehen und ist sicherlich im Ton aufregender und unterhaltsamer als manch andere Bücher zu den Themen wie Umwelt, Klima, Ressourcennutzung etc. dennoch habe ich mich hin und wieder dabei ertappt, wie ich schnell über einige Kapitel hinweggelesen habe. Lag aber auch teilweise daran, dass ich bei diesen Dingen schon mehr darüber wusste und es nichts Neues war.
Spannend fand ich, dass ein Experiment beschrieben wurde, das sehr stark an T. C. Boyles "The Terranauts" (dt. Übersetzung: "Die Terranauten // erschienen bei Hanser) erinnerte. Ich kann mich nicht daran erinnern, davon gewusst zu haben, umso erstaunter war ich als ich an das Buch zurückgedacht habe. Hat mich definitiv zu einem Reread angeregt.

Ganz schön fand ich zudem die vielen Zeichnungen, welche die Ideen noch einmal visuell umsetzen. 

 

 


Darf ich noch Fan von xy sein?

Wie sagt man so schön, mein most anticipated read war sicherlich "Monsters - A Fan´s Dilemma" von Claire Dederer. Nach all den Skandalen, Machtmissbrauchen und auch jüngsten Ereignissen, fragen sich immer mehr Leute, ob es überhaupt noch okay ist, Fan von etwas zu sein, das ein "Monster" geschaffen hat. Gibt es darauf eine Antwort? Wenn ja, wie nähert man sich ihr? Dieses Buch hier versucht der Frage ein wenig auf den Grund zu gehen.

Meine Einstellung zu dem Thema war eigentlich ziemlich gefestigt, als ich das Buch gesehen habe. Ich kann mich ziemlich einfach von Dingen losreißen, von denen ich weiß, dass ein Mensch sie geschaffen hat, der übel ist.
Ich würde behaupten, dass ich soweit gefestigt bin, dass ich zwar meine Lieblingskünstler*innen, - Bands, Schauspieler*innen habe und sich dies sicherlich teilweise auf meinen Charakter ausübt, ich aber kein Problem damit habe, diese loszulassen und mir neue, "gute" Inspirationen zu suchen.
Als ich jedoch den Klappentext gelesen habe und an die "großen" Schriftsteller gedacht habe, die ich selbst noch im Bücherregal stehen habe, bei denen deren Vergangenheit weiterhin toleriert wird, weil "Weltliteratur" (Fitzgerald, Hemingway), musste ich mir eingestehen, dass es nicht in allen Fällen so einfach ist. Wollen wir also irgendwie die "Erlaubnis" von jemandem bekommen, zum Beispiel der Autorin dieses Buches, das es okay ist, die Kunst zu mögen? 

Schwieriges Thema, aber here we go.

Der Anfang: Fakten, Hintergrundinfos und die Ausgangsfragen

Das Buch beginnt wirklich direkt, scharfzüngig und mit glasklaren Fakten. So trägt das erste Kapitel den Titel "The Child Rapist" und ist Roman Polanski gewidmet. Mich hat diese erste Überschrift direkt damit konfrontiert, dass es hier nicht um kleine Bagatellen geht, sondern die beschriebenen Probleme wirklich schwerwiegend sind.
Es werden zunächst Fragen aufgeworfen, um sich selbst zu hinterfragen und die eigene Einstellung zu überprüfen. Ist es okay, wenn man zum Beispiel die Filme von Polanski oder Woody Allen zum Beispiel schaut, wenn sie zufällig im Fernsehen/ bei Freunden liefen? Würdet ihr es schauen? Was für Überlegungen finden zwischen dem Gedanken an den Film und den Taten der Künstler, von denen man nun weiß, statt?

 
Ich habe mir in der ersten Hälfte sehr viele Stellen gemerkt, die ich wichtig fand und die auch das widerspiegeln, was unsere Gesellschaft derzeit so beschäftigt. Wieso werden diese Dinge zugelassen? Warum werden die "männlichen Monster" nicht also solche, sondern als "Genies" gesehen?
Für diese Betrachtungsweisen gibt es durchaus gute Aufschlüsselungen und soziale, psychologische Erklärungen, doch die Frage danach, ob man die Dinge selbst weiterhin gut finden darf, bleibt erst einmal offen. Dederer nähert sich vielen Geschehnissen mit Fragen, gibt einige persönliche Standpunkte preis und zeigt durchaus, dass sie in vielen Situationen zwei Mal darüber nachdenkt. Unterstützt man das Verhalten der Männer damit weiterhin? 


Die Persönlichkeit und das Fandom

Ich glaube, es ist nicht schwierig, sich vorzustellen, dass man beim Lesen eine gewisse Wut auf diese (zunächst) Männer verspürt. Sie baden in Ruhm, Reichtum und Bewunderung und Hinterlassen in Schlachtfeld von (meist) zerbrochenen Frauen.
Umso schwieriger fiel es mir als Leser*in zu verstehen, warum viele ihre Persönlichkeit mit etwas so Kritischem verankern möchten und nicht loslassen können. Erstaunlicherweise hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass sich die Autorin selbst ein wenig in Ausflüchte sucht, um diesen Teil ihrer Persönlichkeit, der zum Beispiel die Filme von Polanski als großartig ansieht, nicht missen zu müssen.
Verliert man wirklich einen Teil von sich, wenn man sich einfach etwas Besserem zuwendet? Ich verstehe den Impuls etwas schützen zu wollen, was einen lange Zeit begleitet hat, aber für mich steht es einfach nicht über allem. Und besonders nicht über dem Schutz anderer und der Glorifizierung von Menschen, die anderen Schaden zufügen. 

Die Fandoms, die Bewunderung wird zunehmend aus dem psychologischen Blickwinkel betrachtet. Dederer zeigt dabei auf, dass dies als Kollektive Entscheidung und persönliche Entscheidung, etwas gut zu finden, geschieht. Wir fühlen uns zu etwas dunklem an den Personen und deren Werken hingezogen vs. ich fühle mich dazu hingezogen.

 

Die persönliche Verflechtung der Autorin: Gibt es eine Antwort?

Das Buch entwickelt sich ab der Hälfte plötzlich in eine andere Richtung. Nun greift Dederer auch das Fehlverhalten von Frauen(-charakteren) auf und setzt sie als Gegenstück ein. Deutlich wird, dass sie durchaus dafür einsteht, dass Frauen das gleiche Recht haben, selbstbestimmt zu leben und sich von gesellschaftlichen Normen zu lösen.
Für mich war hier ein Drift zu spüren, der etwas merkwürdig war. Natürlich, Frauen und ihre "Monstrosität" wird oftmals unverhältnismäßig ganz anders wahrgenommen, aber das "Loslassen" der Familie ist für mich noch einmal etwas ganz anderes, als Kinder zu missbrauchen. Mit zunehmenden Seiten wurde mir aber plötzlich klar, worauf die Autorin hinauswill. Sie wird sehr persönlich, schreibt über ihre eigenen Fehler. Und ja, es schien mir, als wolle sie ihre eigene Absolution und Regeneration als "gute Mutter" mit dem Buch manifestieren. Sich selbst von ihren eigenen Fehlern, die sie nun als "monströs" ansieht wieder wettmachen.
Das mag durchaus legitim sein, es ist ja ihr Buch, allerdings verfehlt das Ende für mich deutlich das Ziel der Ausgangsprämisse. 

Plötzlich ist das Ende nach der Auflistung der Taten der Männer (und nun auch Frauen - Virgina Woolfs Antisemitische Aussagen zum Beispiel, von denen ich bisher nichts wusste), ziemlich abrupt und mündet in einer komischen "Wenn man etwas liebt, fällt es schwer sich davon zu trennen"-Rede. Auch hier sage ich: Natürlich! Aber für mich wurden damit alle Taten über Bord geworfen und es bleibt jedem weiterhin selbst überlassen, was man mit den Infos macht (niemand kann einem die Entscheidung abnehmen, aber das eigene Pflichtbewusstsein kam abhanden). Eine kurze Verknüpfung zum Patriachat, Konsum und Kapitalismus wurde noch gezogen, aber zu wenig detailliert.
Die Anfangskapitel, die vielen Bezüge zur Kunst, Film, Büchern, das Thema an sich und die wichtigen Fragen und vor allem die laute Kritik an dem Fehlverhalten der Männer und der Gesellschaft, dass es toleriert wird, sind ein guter Bestandteil des Buches und absolut lesenswert.
Ich habe nicht erwartet, dass man eine wirkliche ja oder nein Antwort auf die Ausgangsfrage erhält, aber das Endkapitel war für mich doch irgendwie eine Enttäuschung. 

 

 

I wished someone would invent an online calculator-the user would enter the name of an artist, whereupon the calculator would assess the heinousness of the crime versus the greatness of the art and spit out a verdict: you could or could not consume the work of this artist. 
- "Monsters" von Claire Dederer, S.9



Do you like me now?


Mein letztes Buch "Unlikeable Female Characters" von Anna Bogutskaya bildet nun ein perfektes Ende. Nachdem wir erst einen Blick auf mögliche Bösewichtsszenarien geworfen haben, die niemandem wirklich schaden, uns dann zu den wirklichen Monstern der Gesellschaft vorgearbeitet haben, sind wir nun zu Besuch bei den beliebtesten nicht-beliebten Frauenfiguren aus der Popkultur!

Der Ton hier ist entspannter, der Inhalt und die Wichtigkeit der Thematik büßen aber nicht ein. Bogutskaya stellt anhand vieler Beispiele heraus, warum Frauen, wenn sie laut, egoistisch und auch stark sind, in der medialen Welt eher nicht gemocht werden und als "unlikeable" gelten.
Von beliebten Serien wie "How to Get Away with Murder", über "Mean Girls", bis hin zu "Cruel Intentions" (dt. "Eiskalte Engel). Hier wird aufs Ganze gegangen.

Ich fand es sehr spannend, interessant und unfassbar informativ. Viele Entstehungsgeschichten oder Gespräche in Interviews zu bestimmten Figuren waren mir nicht bekannt und die Aufschlüsselung der Rezeption der "weiblichen Charaktere" war packend.
Auch hier spielt die Gegenüberstellung zwischen der männlichen (dominierenden) und der weiblichen (sich beugenden) Darstellung eine große Rolle. Zudem wird unsere alte Sichtweise (binär), zumindest an einigen kleineren Stellen, durch neue Ansichten und Erweiterungen ergänzt. Der Einfluss unserer gesellschaftlichen Entwicklung wird daher nicht außer Acht gelassen.
Allein die Betrachtung der Begrifflichkeiten (viele Tabus wie: Slut, bitch, psycho, crazy woman) und der damit einhergehenden Charakterisierung ist sehr lesenswert und wird auch hier gekonnt aus einem kritischen Blickwinkel betrachtet.

Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass hier durchaus ins Detail gegangen wird, was die jeweiligen Filme betrifft. Wenn man die Filme schon kennt, macht das nicht viel aus, bei einigen wird man aber doch stark gespoilert.
Wer das lieber vermeiden will, kann sich aber erst die Filme ansehen und dann das Buch lesen. Eine "Watch List" ist nämlich ebenfalls angehängt.


Anger is a difficult emotion to tolerate because it´s not pretty, and being pretty is the primary expectation of women onscreen. If it´s directionless and it reinforces the idea that women are functionally incapable of managing their emotions, if it´s directed at one specific person, it´s a 'her' problem. 
- "Unlikeable Female Characters" von Anna Bogutskaya, S.148

 

 

Welche Bücher haben mich überzeugt? 

 
Letztlich habe ich durch jedes Buch neue Erkenntnisse und Sichtweisen kennengelernt, die ich zu schätzen weiß.
Daher würde ich wirklich alle Bücher empfehlen. Abzüge würde ich bei "How to Take over the World" machen, da es an einigen Stellen sehr theoretisch und detailreich wird. Ebenfalls nicht ganz gut umgesetzt fand ich bei "Monsters", dass die eigentliche Ausgangsfrage zum Schluss merkwürdig verschoben beziehungsweise abgewälzt wird. Schade, denn ansonsten greift das Buch wirklich wichtige, gute und richtige Punkte auf.
"Unlikeable Female Characters" war für mich ein Volltreffer. Eine Ansammlung an tollen Charakterisierungen und reichlich Filmtipps.
 

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"Böses Glück" von Tove Ditlevsen

Juni 13, 2023


Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Paraplyen" & "Den onde lykke"/ 1952/63), Aufbau Verlag 2023, Übersetzer*in: Ursel Allenstein (aus dem Dänischen), , ★★★ 5 Sterne
Eine frisch verheiratete Frau sehnt sich obsessiv nach einem gelben Regenschirm. Ein Ehemann verjagt die geliebte Katze seiner Frau. Eine betrogene Mutter entlässt impulsiv ihre Haushälterin. Unter der Oberfläche dieser unbeirrbar scharf beobachteten Geschichten über Liebe und Beziehungen im Kopenhagen des 20. Jahrhunderts pulsieren Verlangen und Verzweiflung. Während vor allem die Frauen darum kämpfen, den ihnen zugewiesenen Rollen zu entkommen, träumen sie davon, frei und glücklich zu werden – ohne je ganz zu verstehen, was das wahrhaft bedeuten könnte. Luzide kartografiert Ditlevsen Momente des Alltags, die ein Leben in eine andere Richtung wenden. Der Band »Böses Glück« zeigt sie als Meisterin der kurzen Form.
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Tove Ditlevsen hat mich damals bereits mit ihrer Kopenhagen-Trilogie begeistert, daher war ich sofort Feuer und Flamme, als ich gesehen habe, dass ein Erzählband von ihr erscheint.
In "Böses Glück" habe ich in den fünfzehn kurzen Geschichten vieles wiedergefunden, das mir schon in den anderen Büchern gefallen hat, darüber hinaus habe ich Ditlevsens Kunst, Einblicke in den Alltag zu gewähren und gleichzeitig tief in die Seelen der Figuren blicken zu lassen, neu kennen und lieben gelernt.


Warum neigten völlig durchschnittliche Menschen eigentlich immer zu derart dramatischen Worten, wenn sie vom Unglück getroffen wurden? 
- S.155
 
 
Alle Erzählungen folgen einem thematischen Bezug, denn die Erzähler*innen sehnen sich nach einer Veränderung im Leben, einem Lichtblick, einer Aufmerksamkeit ihres Partners, die zeigt, dass sie nicht bloß wie Pappfiguren deren Lebenserfüllung dienen, sondern eben auch Anrecht auf eigenes Glück und die eigene Selbstverwirklichung haben. 
Der Clou ist jedoch auch, dass die Figuren in eine Art gedankliche Spirale fallen und die Szenarien ihrer "Befreiung" förmlich zurechtlegen. Kaum einer von ihnen kommt jedoch über den Punkt der Gedanken hinaus. Dies mag frustrierend klingen, das ist es beim Lesen teilweise auch, da man zum Beispiel merkt, wie stark sich dies auf den Bereich der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau bezieht und man nur den Kopf schütteln möchte. 
Jedoch merken wir auch, dass sich dennoch etwas in den Figuren verändert, die Realisierung der Wichtigkeit, dass sie zur Tat schreiten müssen, ist omnipräsent. Für mich gab es immer noch einen kleinen Funken, der suggeriert, dass sich die Figuren noch nicht aus den Situationen lösen können, dies aber eventuell außerhalb des Rahmens der Geschichte möglich wäre. Ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass die Protagonist*innen außerhalb der Seiten also ihr Glück realisieren können. Das ist eine so große Leistung, vor allem für so kurze Erzählungen, dass mich fast jede Geschichte nach dem Ende selbst in eine Gedankenszenerie geschickt hat und ich so deutlich länger in den Leben der Figuren verbracht habe als zunächst gedacht.



„'Warum wolltest du ihr nicht geben was sie verlangt hat?', fragte sie. 'Wir haben doch das Geld.'
Die beiden Männer lachten herzlich.
'Frauen', sagte der Makler nachsichtig.“
 
- S. 136
 
 
Ich muss zugeben, dass viele Figuren mehr als unsympathisch sind. Dies gilt meist für die Partner*innen der Erzählstimmen.
Sie sind egoistisch, unverschämt, besserwisserisch und egozentrisch. Ditleven schafft es, diese Eigenschaften aber stets in einen geeigneten Kontext zu bringen. Man versteht jeden einzelnen Charakter, der auftaucht. Ob wegen sozialer Zwänge, der Angst, alleine zu sein oder verlassen zu werden, sich plötzlich weniger wert zu fühlen als das Gegenüber, seine eigene Trauer und Unzufriedenheit auf andere zu projizieren oder einfach nur dem anderen nichts gönnen zu wollen beziehungsweise können. Alle Figuren sind unfassbar greifbar und wirken in der erzählten Wechselwirkung zueinander einfach nur "echt".
Das bedeutet nicht, dass man sie dafür mehr wertschätzt oder ihr Handeln gegenüber anderen verzeiht. Aber sie erscheinen auf den wenigen Seiten ebenfalls so scharf vor dem eigenen Auge, dass man zumindest die Situation und deren Impulse nachempfinden kann.

Die letzte und titelgebende Geschichte war für mich eine schöne Überraschung. Auch hier ist das Erzählte von "Unglück" getrieben, aber wer Ditlevens Trilogie gelesen hat, wird hier erkennen, wie sie ihr eigenes Leben in der Geschichte verarbeitet.




In diesen fünfzehn Erzählungen findet man wenig heitere und aufmunternde Momente, dafür viele, in denen sich die Figuren nach etwas Besserem für sich sehnen. Und obwohl dies der Fall ist, hat mich der Erzählband mit einem guten Gefühl zurückgelassen, denn er zeigt mit den Geschichten gut auf, was für eine Beziehung man definitiv nicht führen will und erinnert/ bestärkt darin, die eigene Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit an niemanden abzugeben.
"Böses Glück" enthält trotz der angedeuteten Perspektivlosigkeit, kleine Lichtblicke und Ditlevsen hat in Kombination mit ihrem sehr eigenen Stil etwas Wichtiges und sehr Wertvolles geschaffen.

 
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