(Original: "Blue Sisters"/ 2024), Übersetzer*in: -, ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel "Blue Sisters" im Eichborn Verlag erschienen.
Die Blue Schwestern waren schon immer außergewöhnlich und außergewöhnlich anders. Da wären Avery, Bonnie, Lucky und Nicky, deren viel zu früher Tod die drei Schwestern hat taumeln lassen.
Als sich die drei nach einem Jahr in New York wiedersehen und versuchen den Verkauf der Wohnung aus Kindheitstagen zu verhindern, erkennen sie, dass sie nur durch das wieder Zueinanderfinden, an ihren Problemen arbeiten und das Leben wieder lieben lernen können.
„Lucky is twenty-six years old, and she is lost. In fact, all the remaining sisters are.
But what they don´t know is this: As long as you are alive, it is never too late to be found.“
- S.7
Die Erinnerungen an die vierte Schwester, Nicky, sind für mich die wohl emotionalsten, auch wenn jede der vier mit schwierigen Dingen zu kämpfen hat und emotionalen "Ballast" mit sich herumträgt.
Dadurch habe ich gemerkt, dass es vielleicht daran liegt, dass ich mir im Mittelteil wohl eine etwas kompaktere und gezieltere Handlung gewünscht hätte. Der Roman zeigt in einem realistisch anhauchenden Stil auf, dass das Leben aus einem steten Vorwärtskommen und Rückwärtsgehen besteht. Für mich hat das an einigen Stellen leider in Romanform nicht ganz funktioniert. Hinzu kommt, dass ich gehofft hatte, dass hier die Beziehung der Schwestern noch stärker im Zentrum steht und nicht so oft und präsent von den Drogen- & Alkoholproblemen verdrängt wird. Zwar ist es ein wichtiges Thema, wird beleuchtet und kritisiert, letztlich ist es aber wieder zu banal behandelt worden, als dass es nicht wirkt wie ein schlecht verwendetes Stilmittel, um Sympathien zu erwecken.
Obwohl ich den mittleren Teil daher leider etwas schwächer fand, muss ich sagen, dass mich der Anfang und auch das Ende im Gegenzug abgeholt haben.
Die Einführung in die Figuren, die Stimmung, die wichtigen Themen, die angesprochen werden und auch eben der zentrale Aspekt der Verbindung der Schwestern, auch in Bezug zu dem problematischen Verhalten der Eltern, haben mir gefallen.
Jedoch fand ich die Beziehung zwischen Bonnie und ihrem Boxlehrer irgendwie merkwürdig und auch merkwürdig weitergeführt, nachdem wir den Time-skip haben.
„It was true. Being one of four sisters always felt like being part of something magic. [...] The seasons, the elements. The points on a compass. [...] Four chambers of a human heart.“
- S.107
Fazit
Grundsätzlich hat mich der zweite Roman von Coco Mellors leider nicht so überzeugen können wie ihr Debüt "Cleopatra und Frankenstein". Obwohl ich die Thematik liebe, weil ich Geschichten über Schwestern großartig finde, fehlte es mir an einigen Stellen an den nötigen Emotionen, gezielteren Handlungsverläufen und auch dem altbekannten "show, don´t tell." Der Roman dreht leider wieder zu stark in die Richtung ab, dass es wie eine Sucht-, Alkohol- & Drogengeschichte schöner Menschen wirkt und nicht wie eine Familiengeschichte. Das mag für viele vielleicht sogar gut funktioniert haben, mir hat es letztlich leider nicht so gut gefallen. Da mir jedoch viele weitere Aspekte und auch die Sequenzen, die auf die Beziehung der Blue Schwestern abzielen, dennoch gefallen haben, blieb das Buch zum Schluss im Mittelfeld im Gedächtnis.
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