- Zwei Memoiren, die ihr unbedingt lesen solltet
- The Pop Shakespeare Series (etwas abgewandelt durch Illustrationen)
Reading Journal
Fair & Square: bereits gelesene Bücher
Vor einiger Zeit habe ich bereits zwei Bücher gelesen, die hier zu sehen sind.
Ich habe mich mehrmals gefragt, warum die Figur nicht einfach ausbricht und, zu Teilen, anfängt ehrlich zu sich und ihren Mitmenschen zu sein. Man stellt während des Lesens und auch nach Reflexion fest, dass auch dieses Thema gut getroffen wurde. Denn: wer von uns macht dies tatsächlich selbst? Wir können anderen ziemlich schnell, ziemlich viel raten, doch die Wahrheit sieht meist verzwickter aus.
Für mich ein kurzer Roman, der lange nachhallt und sicherlich dazu einlädt, das Buch weitere Male aufzuschlagen und einzutauchen. Einiges scheint beim ersten Mal nämlich recht beiläufig, enthält bei näherer Betrachtung aber starke Aussagen.
★★★★☆ 4 Sterne
„Everything now is profit. I am what we´ve always been to the empire: pure, fucking profit. A natural resource to exploit and exploit, denigrate, and exploit.“
- S.47, "The Assembly" von Natasha Brown
"Untold Night and Day" von Bae Suah: Suahs Roman war für mich ein kleiner Glücksgriff. Ich hätte niemals gedacht, dass die Geschichte genau das vereint, was ich so liebe. Einen irgendwie schwer zu durchschaubaren Plot und eine ganz eigene Erzählweise, die sich in Metaebenen verstrickt.
Ich war begeistert von der gesamten Beschreibung der Figuren und Situationen. Doch wie gesagt, man muss damit zurechtkommen, wenn es manchmal drunter und drüber geht. Wir folgen einer jungen Protagonistin, die jahrelang bei einem Hörtheater für Blinde in Seoul gearbeitet hat, welches nun jedoch geschlossen wird. Gleichzeitig sucht sie mit ihrem Boss nach einem verschwundenen Freund und gerät irgendwie in Kontakt zu einem Schriftsteller, der Detektivromane schreibt und der ihre Hilfe braucht.
Klingt ungewöhnlich? Ist es auch! Aber absolut lesenswert.
★★★★(☆) 4,5 Sterne
"Total" von Rebecca Miller: 30.01.23 - 05.02.223 // ★★★★☆ 4 Sterne
Der Einstieg in die Kurzgeschichten war schon einmal ziemlich packend. "Mrs Covet" thematisiert die Zeit einer Familie, die Nachwuchs erwartet und mündet in einer thrillerhaften Stimmung. Dabei geht es um Fragen hinsichtlich der familiären Geborgenheit, der Verbindung zwischen Mutter und Kindern und dem Gefühl, das entstehen kann, wenn man sich als Mutter nicht mehr gebraucht fühlt. Als ich die ersten Seiten gelesen habe, hätte ich nicht gedacht, dass mich die Erzählung zum Ende hin so im Bann halten würde.
Bin jetzt daher umso gespannter auf die weiteren Geschichten.
"I Want You To Know" & "Vapors" waren beides spannende Leseerlebnisse. Hier entdeckt man quasi eine Geschichte in einer Geschichte und folgt dem gerade Erzählten, aber auch einer Zwischenstufe, die in die Vergangenheit blickt.
Bei ersterem kommt noch der Rückblick in eine gefundenen Brief hinzu. Ich muss sagen, dass mich diese Geschichte bis jetzt noch nicht ganz losgelassen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas verpasst habe, das zwischen den Zeilen stand, aber allein schon die für mich offene Interpretation war unfassbar lesenswert. Es wird damit gespielt, wie unser Denken gelenkt wird, wenn wir nur eine Quelle des Gesagten haben, diese dann revidiert wird und wie schnell sich unser Gemüt dadurch verändern kann. Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten.
Bei letztem fehlt vielleicht der Mystery-Aspekt, das sich die Geschichte auf eine junge Frau bezieht, die ihre Beziehungen Revue passieren lässt, bis zu dem Punkt, an dem sie nun ist und einer Begegnung aus alten Zeiten gegenübersteht. Auf der ersten Blick daher ruhiger, aber für mich genauso spannend. Hier geht es um das Selbstwertgefühl, den Selbstschutz und das Glück, das man finden kann, wenn man sich selbst toxischen Einflüssen (Menschen) entzieht.
Hier und da gab es so kleinere (!) Einschübe, die für mich nicht ganz nötig waren (Szenen für den "Schockeffekt", die immer ein wenig ins sexuell obszöne driften), aber das Grundgerüst selbst hat beide Erzählungen immer aufgewertet.
Die letzten vier Kurzgeschichten waren für mich ebenfalls spannend zu lesen, jedoch hat mich, die für das Buch namensgebende Erzählung "Total", etwas unschlüssig zürckgelassen. In der Geschichte geht es um eine neue Art von Mensch, die durch ein geheimnisvolles Telefon, welches besondere Gefühle und Verbindungen ermöglicht, entsteht. Die Kinder, die aus diesem Kontakt hervorgehen, leben meist nicht länger als zehn Jahre, die Versorgung und Verpflegung erfordert besondere Maßnahmen.
Die Protagonistin steht nun vor der Entscheidung, ob sie ihre Schwester, die ein solcher Mensch ist, kennenlernen möchte und wie die weitere Beziehung zu ihr aussehen soll. Was zunächst sehr liebevoll erzählt wird, steigert sich zu einem Wink an die Aufopferung des eigenen Lebens, die Verantwortung, die damit einhergeht und mündet schließlich leider (!) in einer Angst, dass die Kinder der Protagonistin auch so werden könnten.
Ich verstehe den Ansatz dahinter und kann auch vieles nachvollziehen, doch es schien mir zu nahe an der Analogie zu liegen, dass das gleiche mit behinderten Menschen in unserer Gesellschaft geschieht. Den aufatmende Impuls der Protagonistin, dass ihre Tochter "gesund" ist, empfand ich als sehr ambivalentes Signal an die Leser*innen. Natürlich liegt das an der persönlichen Rezeption, jedoch komme ich nicht umhin, diese Geschichte durchaus an dieser Stelle zu kritisieren.
"She came to me", "Receipts" & "The Chekhovians" waren kurze, aber zum Nachdenken anregende Geschichten, die mir ebenfalls ganz gut gefallen haben. Hier wird stark auf die Verbindungen zu Menschen eingegangen, die man bereits lange kennt und wie sich dadurch Sicherheit, Ablehnung, aber auch Verwirrung über die Gefühle einstellen.
Die letzte Geschichte greift zudem den Verlust eines Kindes auf und zeigt, wie weit das Mitgefühl anderer geht, wenn es eigentlich und hintenrum um ganz andere Sachen geht: den eigenen Reichtum zu vergrößern und sich nicht um das Schicksal anderer zu kümmern, sondern das eigene.
Insgesamt also sehr interessante und lesenswerte Geschichten, die ich durchaus empfehlen würde.
"Homesick for Another World" von Ottessa Moshfegh: 23.03.23 - 13.04.23//★★★☆☆ 3 Sterne
Habe vier Kurzgeschichten gelesen und bin etwas zwiegespalten. Der Titel des Buches passt bisher perfekt. Alle Protagonist*innen sehen sich nach einem anderen Leben, Lebensstil, Partner oder nach etwas, das ihr bisheriges Leben verändert.
Leider sind mir die Figuren selbst aber bisher alle recht unsympathisch. Schade ist, dass ich weiß, dass Moshfegh das mit großer Wahrscheinlichkeit mit Absicht macht und ich verstehe die Intention dahinter, denn sobald man sich die Szenen erneut vor Augen abspielt und sich ein wenig in die Figuren hineinversetzt, erkennt man die Verletzlichkeit, die Sehnsüchte, aber auch die egoistischen Seiten, die durch Einsamkeit entstehen können. Dennoch hatte ich während des Lesens das Gefühl, dass ich ganz schnell weg will von diesen Leuten, mich selbst in eine andere Welt flüchten. Vielleicht ist das hier tatsächlich der Clue, wer weiß. Mal sehen, was wie anderen Geschichten noch bereithalten.
An der Zeitspanne lässt sich eventuell erahnen, dass mich die Geschichten nicht zwingend direkt zum Weiterlesen animiert haben. Daher habe ich das Buch als Bus & Bahnlektüre dabei gehabt.
Final würde ich immer noch sagen, dass ich den Buchtitel, in Hinblick auf die Thematik, super finde. Auch die letzten Geschichten beschäftigen sich mit Menschen, die dem aktuellen Stand ihres Lebens entfliehen möchten und sich nach einer Veränderung sehnen. Dabei fand ich jedoch leider die meisten Protagonist*innen immer noch unsympathisch.
An sich ist das für mich nicht immer etwas Schlechtes, aber hier wurde das Gefühl von "Ich habe etwas Mitleid mit der Person und würde mir eine Besserung für sie wünschen" stets begleitet vom Gedanken, dass deren Situation nicht die unangemessenen Handlungen und Verhaltensweisen rechtfertigt.
Dennoch gab es letztlich zwei Geschichten, die ich durchaus mochte, obwohl sie auch die Grenze überschreiten. Das waren "Dancing in the Moonlight" und "A Better Place".
"All the Lovers in the Night" von Mieko Kawakami: 11.05.23 - 19.05.23 //★★★★☆ 4 Sterne
Die Protagonistin wirkt zunächst recht unscheinbar, leise und ganz zufrieden mit sich selbst und ihrer doch abgeschotteten kleinen Welt. Nach und nach erfahren wir jedoch immer mehr über sie und können ihre Gedanken, Gefühle und auch Handlungen besser nachvollziehen. Ich muss gestehen, dass ich ihre Kollegin und letztlich auch Freundin Hijiri nicht ganz "durchschauen" konnte. Auch sie kämpft zwar mit gewissen Situationen, aber das Umfeld der Protagonistin schien mir insgesamt stark manipulativ und drängend.
Ich mochte den Roman, auch wenn ich die Figuren (besonders das Umfeld der Protagonistin) selbst teilweise als unsympathisch und eben erdrückend wahrgenommen habe.
- S.200, "All the Lovers in the Night" von Mieko Kawakami
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Fair & Square: get ready for the following books
- "Cardiff, by the Sea" von Joyce Carol Oates
- "The Great Fortune" von Olivia Manning
- "Blue in Chicago" von Bette Howland
- "I Want to Be Where the Normal People Are" von Rachel Bloom // reading next
- "Burning Questions" von Margaret Atwood
- "Daddy" von Emma Cline
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