Puffin Classics: V&A Collector´s Edition

Mai 06, 2017




Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen: Klassiker. Mal bunt, mal schlicht, mal illustriert und mal nicht. Das Verlagshaus "Penguin" bringt in schon beinahe regelmäßigen Abständen immer mal wieder gebündelte Ausgaben einiger Klassiker heraus (zuletzt waren zum Beispiel die "Puffin in Bloom" Bücher sehr erfolgreich), die mich aber immer wieder staunen lassen.
Seit knapp einer Woche sind die neuesten Editionen nun im Handel erhältlich. Hier handelt es sich um das Imprint "Puffin Books", welches gezielt Kinderklassiker verlegt, sodass die Ausgaben derzeit nur in Englisch erhältlich sind. Mit dabei sind folgende Kinderklassiker: "Alice´s Adventures in Wonderland", "Little Women", "The Secret Garden", "The Wind in The Willows" und "Anne of Green Gables". Die Besonderheit der Ausgaben ist nicht zwingend die innere Gestaltung, sondern die äußere. In Kooperation mit dem V&A (Victoria & Albert) Museum, welche unter Einbindung der bekannten Muster von William Morris die Cover gestaltet hat, ist dem Verlag, wie auch dem Museum meiner Meinung nach etwas ganz Tolles gelungen. Die Kinderklassiker sind ein kleiner Hingucker, nicht zuletzt durch die Goldfolienprägung und die ganz spezielle Struktur des Umschlags. 
Ein kleiner Nachteil daran ist lediglich, dass man vorsichtig mit den Büchern umgehen muss, wenn man möchte, dass sie lange schön aussehen. Die Ecken sind empfindlich und können so schnellere Abnutzungen aufweisen. Wirft man sie aber nicht gerade quer durch den Raum, so sollte man aber keine Angst vor einem normalen Lesevorgang haben.

Die Bücher kommen an sich in ihrer üblichen Form daher. In "The Secret Garden", "Alice in Wonderland" und "The Wind in the Willows" lassen sich zudem einige, kleine Illustrationen finden. Die Rückseite ist bei jedem Buch ebenfalls durch eine Illustration mit passendem Zitat ausgeschmückt worden. 
Damit ihr euch noch einen etwas besseren Eindruck über die Bücher verschaffen könnt, verlinke ich euch gerne die offiziellen Seiten des Verlags (englisch).
        
        » "Anne of Green Gables" von L.M. Montgomery
        » "The Wind in The Willows" von Kenneth Grahame
        » "Alice´s Adventures in Wonderland" von Lewis Carroll
        » "Little Women" von Louisa May Alcott
        » "The Secret Garden" von Frances Hodgson Burnett

und auch die offizielle Seite des V&A Museum, denn hier sind die Bücher etwas "realer" dargestellt.

Zusätzlich hat der Verlag auf Youtube noch ein sehr schönes Video geteilt, das die Bücher noch einmal auf sehr kreative Art und Weise vorstellt. HIER könnt ihr euch das Video ansehen.

Gefallen euch die neuen Ausgaben der Klassiker? Sind euch solche zusammengehörigen Exemplare lieber und besitzt ihr auch mehr als eine Ausgabe eures Favoriten? Oder sind euch solche Neuauflagen eher unwichtig und für euch uninteressant?




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Literarisches Zubehör

Mai 05, 2017



Zuerst kommt die Hauptquelle, die Bücher selbst. Dann folgt die irgendwie automatisch dazugehörende Stufe; das Sammeln der Dinge, die etwas mit erster Quelle zu tun haben. Ich gehöre eindeutig zu den Lesern, die sich von buchbezogenen Gegenständen magisch angezogen fühlen. Gerne stöbere ich in Buchhandlungen, in Haushaltswarengeschäftenn oder sogar im Supermarkt nach Dingen, die sich mit literarischen Geschichten verbinden lassen; und davon gibt es ehrlich gesagt reichlich. 

Ganz vorne mit dabei sind natürlich die verschiedensten Tassen, die mal mit Motiv, mal nur mit Spruch (bezogen auf ein Buch) daherkommen. Ich finde es irgendwie schön, wenn man zum Beispiel Klassiker wie "Winnie The Pooh" mit der passenden Tasse lesen kann oder sich einfach darüber freut, dass die Liebe zu den Geschichten über das Buch hinaus geht.
Neulich kam meine Schwester von einer Reise aus London zurück. Als Souvenir hat sie uns eine kleine "Alice im Wunderland" Teepackung und ein zusätzliches Pröbchen mitgebracht. Für viele ist es "halt einfach ein Tee". Für mich ist es aber irgendwie immer mehr als das, weil man sich wieder an die Geschichten erinnert, an die darin vorkommenden "Teepartys" des Hutmachers und irgendwie beginnt, wieder darin zu schwelgen. Es ist ein kleines Stückchen so, als könnte man für kurze Zeit, ein Teil der Geschichte sein.

Mit der Zeit wächst die Sammlung natürlich stetig an, genauso wie die eigentlichen Buchsammlungen auch. Mittlerweile besitze ich einige Harry Potter Notizbücher (kann ja immer mal vorkommen, dass ein Notizbuch schneller vollgeschrieben ist, als man dachte), Jutebeutel und auch einige andere "Fan-artikel", die ich aber gerne um mich herum habe, auch wenn es später nur "herumliegt". 
Irgendwie fühlt man sich damit wieder jünger, in die Zeit zurückversetzt in der man sich hat mitreißen lassen von der schlichten Bezugnahme zu etwas, das man mochte. Ich finde Dinge großartig, die vor meiner Kindheit sprühen, wie zum Beispiel "Die Schöne und das Biest" Schokoladen. 
Es lassen sich aber auch die etwas schlichteren, literarischen Gegenstände bei mir finden. Die "Penguin Postcards", die bestimmte Klassiker abbilden oder buchbezogene Buttons haben mein Herz ebenfalls schneller erobert, als ich denken kann. Diese Gegenstände sind zwar nicht gleichbedeutend, wie die gelesenen Geschichten, aber sie lassen mich die Geschichten wiedererleben. 
Paradoxerweise bin ich aber gar kein allzu großer Fan von den derzeit so beliebten "Funko Pop Figuren". Ich kann verstehen, dass man sie schön findet, aber ich weiß aus persönlichen Erfahrungen heraus, dass ich es am Anfang übertreiben und mir sehr viele kaufen wollen würde, um sie dann anschließend nach einiger Zeit loswerden zu wollen. 

Sammelt ihr bestimmtes literarisches Zubehör? Oder habt ihr dafür absolut keine Verwendung?





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Lily und der Oktopus von Steven Rowley

Mai 04, 2017








(Original: "Lily and the Octopus" / 2016) Goldmann Verlag, Übersetzer/in: Sibylle Schmidt (aus dem Amerikanischen),  ★★(☆) 4,5 Sterne 
"Lily lebt seit zwölf Jahren in Los Angeles. An der Seite des Drehbuchautors Ted hat sie eine großartige Zeit verbracht. Viele Abenteuer haben die beiden gemeinsam bestanden, so manche Herausforderung gemeistert, und nichts konnte sie je voneinander trennen. Lily ist eine Dackeldame, und sie ist die witzigste und charmanteste Begleiterin, die es für Ted nur geben kann. Doch dann wird Lily schwer krank – und auch wenn Ted weiß, dass er kaum eine Chance hat, zieht er in den Kampf gegen seinen ärgsten Feind: den Tod, der sie bedroht. Ted und Lily begeben sich auf ihre letzte große gemeinsame Reise – und Ted begreift, dass die Liebe uns mitunter allen Mut abverlangt, den wir haben ..."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Dem ungeübten Ohr würde nichts Ungewöhnliches auffallen. Aber ich kenne Lily so gut, wie man ein anderes lebendes Wesen nur kennen kann, und ich höre den unterschied. Das Seufzen ist nicht entspannt, sondern irgendwie mühsam. Lily macht sich Sorgen und trägt eine Last mit sich herum.“  S.15f.

Bekanntlich hat man ja bereits vor Beginn des Lesens eines Buches gewisse Vorstellungen, wie es geschrieben sein könnte, wie die Figuren charakterisiert werden. Ich muss zugeben, dass ich mir von dieser Geschichte zwar nicht viel erhofft habe, aber dennoch das Gefühl hatte, dass es vielleicht Potential hat. Schnell habe ich festgestellt, dass ich alle meine "Vorurteile" über Bord werfen musste (in passender Anlehnung an den Inhalt). 
Das Buch zeichnet sich tatsächlich durch so viel mehr aus, als eine einfache Freundschaftsgeschichte zwischen Mensch und Hund. Natürlich ist dieser Aspekt ein sehr wichtiger, der das Buch dominiert, aber durch die sehr bildhaften Elemente, wirkt die Geschichte wie ein ganz eigenes Genre. Es bezieht die klassischen, menschlichen Beziehungen mit ein, es thematisiert die Aufarbeitung gewisser Probleme und deren Umgang in einer psychologischen Sitzung, wie aber auch die Tatsache, dass man gewollt ist, schwierige Lebenssituationen als traumartige Sequenz zu erleben, um sich nicht schutzlos ausgeliefert zu fühlen. Ich muss ehrlich sagen, dass mich viele Teile des Buches sehr überrascht haben. So stößt man hier nicht auf eine kitschige Geschichte, die diese Verbindung zwischen Mensch und Haustier wie gewöhnlich darstellt, sondern eher auf eine Geschichte, die recht ernst ist, aber immer einen Hoffnungsschimmer in greifbarer Nähe positioniert, wie ein lebensrettender Rettungsring.
Die Atmosphäre war für mich ebenfalls ganz anders als erwartet. Sie ist nicht bitterernst, versprüht durchaus Ironie und Charme, aber es schwingt immer dieses Gefühl mit, dass es eben auch Dinge aufgreifen möchte, die sich durch eine ernstere Herangehensweise auszeichnen. Vor allem auch aufgrund der Einfälle des Autors in Hinblick auf die Abenteuer die Ted und Lily erleben.

"Ich erkenne das Zitat auf Anhieb. ´Peter Pan.´

            ´J.M. Barrie´, korrigiert Kal. ´Peter Pan gibt es nicht.´

´Ach nein? Ich dachte immer, er sei der Tod. Ein Todesengel, der kam, um die Kinder zu holen.´“  S.213

So war insgesamt auch die Darstellung des Protagonisten und seines Lebens für mich eine recht große Überraschung. Zu Beginn muss man sich erst etwas einfinden, weil "Ted" zunächst den Anschein macht, als sei alles, was er schildert die pure Wirklichkeit. In gewisser Hinsicht und in Anbetracht der metaphorischen Anspielungen, die seine Gefühlswelt aufzeigen, ist dies auch sicherlich so. Als Leser muss man sich aber eine Art Zwischenwelt suchen, um die tatsächlichen Gegebenheiten herausfiltern zu können. Dabei behilflich ist aber sein überschaubares Umfeld, das sich durch gezielte Aussagen oder Andeutungen auf seine Lage bezieht. 
Ich fand es interessant zu sehen, wie schnell man sich aber auf diese Erzählweise einlässt. Man merkt mit der Zeit, in welche Richtung sich Ted entwickelt und in wie weit dies Auswirkungen auf die Beziehung zu Lily hat. 
"Lily" als Charakter ist ebenfalls wunderbar umgesetzt. Diese spielerische Verwendung der Dialoge zwischen den beiden, also auch das direkte Antworten von Lily auf Teds Fragen und Äußerungen, wie auch deren "Spieleabende" zeigen für mich ganz gut auf, wie innig die Beziehung zwischen Mensch und Haustier, oder besser gesagt, tierischem Freund sein kann. Vieles scheint zunächst etwas unglaubwürdig und offensichtlich imaginär. Aber in allen Abläufen habe ich immer diese Instanz gespürt, die aufzeigen soll, dass sich Einsamkeit manchmal auf andere Weise bemerkbar macht.
Und natürlich bleiben, trotz der abenteuerlichen Ereignisse, die man erst einordnen muss, die Gefühle ebenfalls nicht auf der Strecke. Auch wenn Hundesympathisanten hier sicherlich stärker mitfühlen, werden glaube ich auch alle anderen Leser nicht ungerührt zurückbleiben.

"´Du wirst dich verlieben´, sagt Lily. Und dann fügt sie noch hinzu: ´Ich verspreche es dir.´ Eine Sternschnuppe schießt über den Himmel, und ich deute darauf und schreie: ´Schau!´Aber Lily guckt nicht schnell genug und sieht sie nicht." S.248

Gefühlvolle Geschichte, die sich mit der innigen Freundschaft zwischen Mensch und geliebten "Haustier" auseinandersetzt. Gleichzeitig spielt der Roman mit Metaphern und bildhaften Traumsequenzen, sodass die Geschichte nicht nur an die Gefühle des Lesers appelliert, sondern sich auch mit Themen wie der Einsamkeit und dem Verlust auseinandersetzt. Für mich eine kleine Überraschung, weil in dem Buch wirklich viel mehr steckt, als zunächst angenommen. Versprüht nicht immer zwangsläufig nur Heiterkeit, aber spielt mit humoristischen Akzenten.























Vielen Dank an den Goldmann Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


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April

Mai 02, 2017








Mit dem April startete bei mir wieder einmal ein neues Semester. Das heißt, man darf Bücher mal wieder kaufen ohne ein allzu großes schlechtes Gewissen zu haben, weil man sie nicht nur aus der Laune heraus kaufen möchte, sondern tatsächlich für die Seminare benötigt.
Was die Literaturliste meiner Seminare angeht, kann ich auch gar nicht klagen, denn darunter finden sich wirklich tolle Bücher (das nehme ich zumindest von einigen ersten Eindrücken an).

Was sich im April sonst noch zugetragen hat? Ostern stand wieder vor der Tür; zu diesem Anlass habe ich mich auch das erste Mal in diesem Jahr ans Backen gemacht.
Am 23. April folgte dann auch noch der "Welttag des Buches", welchem ich auf meinem Blog sogar einen eigenen Beitrag gewidmet habe.

Zu gewinnen gibt es übrigens bis zum 04. Mai immer noch etwas. Undzwar ein Hörbuch des Romans "Sieben Minuten nach Mitternacht", denn es steht der Kinostart bevor. HIER könnt ihr noch mitmachen; einfach die unten stehende Frage in den Kommentaren beantworten und in den Lostopf hüpfen. Viel Glück!

Gelesen und rezensiert wurde aber auch noch so einiges. Hier also meine gelesenen Bücher im April:

Wie immer gelangt ihr durch Anklicken des Titels auf die jeweilige Rezensionsseite


„Ein Kleid von Bloomingdale´s“ von Jane L. Rosen hat mir leider nicht so gut gefallen, wie ich es mir zu Beginn erhofft habe. Etwas zu stark an der Oberfläche geblieben, das Ende zu gewollt und das Kleid hatte für mich auch keine wirkliche "Magie". Schade, denn einige Ansätze waren recht vielversprechend.

„Wem erzähle ich das?“ von Ali Smith Eines meiner Highlights. Ich liebe es, wenn Texte ihre volle Vielfalt aufzeigen und sich nicht strikt an bestimmte Gesetze halten. Das offenbart, genau wie hier, eine ganz neue Ebene und sprüht vor Kreativität. Zudem findet man hier wirklich viele Bezüge zu literarischen Texten, die ganz interessant sind.

„Kein Tee für Mr. Darcy“ (Tea-Time #2) von Janina Venn-Rosky Mein zweites selfpublish-Buch kam erneut von der Autorin Janine Venn- Rosky. Hier handelt es sich um einen zweiten Teil, der mich ganz gut unterhalten hat. Versprüht aufjedenfall Charme und ich mag die süße Teewelt rund um die drei Freundinnen.

„Jane Austen: Eine Entdeckungsreisedurch ihre Welt“ von Holly Ivins Alles was mit Jane Austen zu tun hat, zieht mich einfach magisch an. Dabei habe ich noch gar nicht so viel von ihr gelesen. Das Buch ist aber eben für die verschiedensten Jane Austen Fan-Etappen geeignet. Man kann viel über die Romane an sich erfahren, wenn man nicht alles lesen möchte oder man frischt sein Wissen rund um ihre Person und ihre Werke einfach so auf.

„Der Report der Magd“ von Margaret Atwood Der futuristische Roman über den zur zeit viel gesprochen wird ist wohl dieser. Mich hat Margaret Atwood hier sofort eingenommen und hat mich komplett von ihrem Können überzeugt. Wirklich schockierende, aber sehr lesenswerte Zukunftsvorstellung.

„Do Andoirds Dream Of Electric Sheep?“ von Philip K. Dick Ebenfalls futuristisch und vor allem inhaltlich sehr lesenswert. Hier handelt es sich um die Romanvorlage zum Film "Blade Runner". Die Schreibweise hat mir zwar nicht immer  zugesagt, aber im Großen und Ganzen hat mir der Roman wirklich gut gefallen.

„Ein geschenkter Anfang“ von Lorraine Fouchet Von diesem Buch schwärmen tatsächlich sehr viele. Ich habe gedacht, dass mich die Geschichte ebenso sehr packen würde, da sie selbst von Antoine Laurain, dem Autor von "Liebe mit zwei Unbekannten" gelobt wird. Leider hat mir das Buch aber nicht überdurchschnittlich gut gefallen. Irgendwie waren mir die Ideen und die Umsetzung nicht ganz im Einklang und einfach nicht ganz mein Geschmack. Es gab aber einige Ansätze, die mir dennoch gefallen haben. Daher irgendwie so ein Buch, das zwischen den Stühlen steht, was meine Bewertung betrifft.

„Tristan und Isold“ von Gottfried von Straßburg Ein Klassiker der deutschen Literatur des Mittelalters. Das Buch wurde ebenfalls aus Seminarzwecken für die Uni gelesen. Ich muss aber sagen, dass mir das Lesen durchaus "Spaß" gemacht hat.

„Hexensaat“ von Margaret Atwood Den Monat habe ich dann noch mit "Hexensaat" beendet. Dazu ging gestern bereits die Rezension online, sodass ich hier nur noch einmal in Kürze erwähne, dass mich die Umsetzung der Neuinterpretation von "Der Sturm" wirklich überzeugt hat. Anfänglich noch etwas skeptisch, da sich sehr stark an dem Vorgänger gehalten wird, hat es sich später zu einem dennoch eigenen Werk entwickelt, das zusätzliche Interpretationsmöglichkeiten bietet.

Gab es etwas im April was euch besonders gefallen / missfallen hat? Gab es besondere Beiträge anderer Blogger, die ihr euch gemerkt habt?



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Hexensaat von Margaret Atwood

Mai 01, 2017

(Original: "Hag-Seed" / 2016) Knaus Verlag, Übersetzer/in: Brigitte Heinrich (aus dem Englischen),  ★★(☆) 4 Sterne 
Dieser Roman ist Teil der Reihe: Hogarth Shakespeare bei Knaus
"Felix ist ein begnadeter Theatermacher und in der Szene ein Star. Seine Inszenierungen sind herausfordernd, aufregend, legendär. Nun will er Shakespeares „Der Sturm“ auf die Bühne bringen. Das soll ihn noch berühmter machen – und ihm helfen, eine private Tragödie zu vergessen. Doch nach einer eiskalten Intrige seiner engsten Mitarbeiter zieht sich Felix zurück, verliert sich in Erinnerungen und sinnt auf Rache. Die Gelegenheit kommt zwölf Jahre später, als ein Zufall die Verräter in seine Nähe bringt. "


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Welcher Art Schmuggel könnte man Felix wohl verdächtigen, einen harmlosen alten Thespisjünger wie ihn? Es sind die Worte, über die ihr euch Sorgen machen solltet, denkt er. Dort lauert die echte Gefahr. Worte, die nicht im Scanner auftauchen.“  S.83

Ein weiterer Roman reiht sich in die Neuinterpretationen der Shakespeare Stücke ein. Diesmal hat sich Margaret Atwood dieser Aufgabe angenommen und lässt "The Tempest" (dt. "Der Sturm") in neuem Gewand erstrahlen.
Bei diesem Projekt ist es immer wieder spannend zu sehen, wie sich die Autoren den Originalstücken annähern. Atwood hat sich dafür entschieden, den Leser quasi ins kalte Wasser zu schmeißen und vor ihrem eigentlichen Roman keine Informationen zum Stück von Shakespeare anzugeben (diese folgen am Ende). Das sorgt zum einen dafür, dass man sich, solange man die Vorlage nicht kennt, nicht von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden leiten lässt, sondern dem Roman als solchem folgt. Zudem wird auch bereits zu Beginn deutlich, dass Margaret Atwood selbst sehr viele Informationen des Originals und dessen Interpretationsansätze an den Leser weitergibt, in dem sie ihre Figuren ganz geschickt in eine ganz spezielle Umgebung setzt. Denn ihr Roman ist ein Theaterstück in einem Theaterstück. Bereits die erste Seite offenbart, dass es sich im Folgenden um ein Theaterstück handeln wird, allerdings wird anschließend rückverweisend dargelegt, wie es zu dieser Aufführung gekommen ist.
Für mich als Leserin, die das Originalstück nicht in den Einzelheiten kannte, war es ganz geschickt umgesetzt. Man spürt, wenn sich gezielte Andeutungen auf das Original beziehen, aber man bleibt stets neugierig, welche Entwicklungen die Neuinterpretation anvisiert. Schnell stellt man aber auch fest, dass sich beide Versionen stark ähneln, das wird im Verlauf der Geschichte immer deutlicher. Es treten die gleichen Figuren auf, wie auch deren vermeintliches Schicksal. An der einen oder anderen Stelle hatte ich daher leider kurzzeitig das Gefühl, dass ich mir in dieser Hinsicht eine größere "künstlerische Freiheit" von Atwood gewünscht hätte, im Allgemeinen muss ich aber auch sagen, dass sich so das Gesamtbild fantastisch zusammengefügt hat. 
Der Protagonist Felix wird meiner Meinung nach geschickt platziert, da er einerseits einer scheinbar unausweichlichen Wiederholung bevorsteht, aber andererseits den Platz des Analytikers einnimmt, in dem er mit seinen Darstellern über das Stück spricht und verschiedene Interpretationen der Gefühle, Handlungen und Entwicklungen miteinbezieht.

"Er hatte nichts verstanden. Und was den Gipfel seiner Möglichkeiten anbetraf: Der Gipfel ist immer gefährlich. Vom Gipfel aus kann der Weg nur abwärtsführen“  S.20

Für mich war es sehr interessant zu sehen, in wie weit die im Originalstück vorkommenden magischen Elemente eine Rolle spielen. Obwohl der Roman in unserer Realität zu spielen scheint, treten aber auch hier gewisse Elemente auf, die man auf verschiedene Weise deuten kann, vor allem in Bezug auf die persönlichen Schicksale der Protagonisten und deren Ängste. In Anlehnung dazu, fand ich auch die nicht außeracht gelassenen Details von "The Tempest" gelungen, sodass Zeitabstände oder Altersangaben ebenfalls eine Rolle spielen und aufgegriffen werden.
Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die eigene Umsetzung der Autorin. Diese äußert sich vor allem darin, dass sie die Orte ebenfalls in einen sehr harmonischen Einklang bringt. So scheint die Wahl, die "neue Version" in einem Gefängnis spielen zu lassen auf den ersten Blick etwas abwegig, ist aber eigentlich nur eine logische und meiner Meinung nach auch sehr schön metaphorische Auslegung der Empfindungen in Bezug auf die Figuren, die bei Shakespeare auf der Insel "gefangen" sind. Hier merkt man einfach wieder, dass Margaret Atwood ein gutes Gespür für gelungene Erzählungen hat und sich zudem immer etwas Besonderes einfallen lässt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer den Anschein macht. 
Eingehend auf das Gefängnis, in das Felix sich als "Lehrer" begibt, fand ich ebenso schön zu lesen, dass Atwood sich nicht nur auf dem Vergleich der Stücke "ausruht", sondern sich zusätzlich interessante Themen unserer Gesellschaft vorknüpft. So spielen natürlich die Bildung in Gefängnissen und deren kulturellen Programme, die angeboten werden, eine ebenso wichtige Rolle.

"Das Köstlichere liegt im Sittlichsein / Als im Vergeltungssuchen, ertönt es in seinem Kopf.
     Es ist Miranda. Sie souffliert ihm." S.256


Je länger man über die Geschichte, deren Bezüge zum Original und aber auch ihrer Eigenständigkeit nachdenkt, desto stärker kommen wichtige Themen zum Vorschein. Nicht nur die wirklich gute Neuinterpretation von "The Tempest" ist Margaret Atwood hier gelungen, sondern auch eine Thematisierung der kulturellen Prioritäten unserer Gesellschaft, insbesondere in Gefängnissen. Scheinbar leichtfüßig schafft es Atwood die Figuren in einen gelungenen Einklang zu bringen und sie durch den zuerst starken Kontrast der Sträflinge, gleichwertig erscheinen zu lassen. Zum Schluss für mich rundum gelungen, auch wenn ich in den mittleren Passagen den Drang nach einer etwas "losgelösteren" Umsetzung verspürt habe, denn dieser Gedanke verfliegt, wenn man bis zum Ende gelesen hat.

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