(Original: "Entre ciel et Lou" / 2016) Atlantik Verlag , Übersetzer/in: Sina de Malafosse (aus dem Französischen), 368 Seiten, gebunden, ★★★☆☆ 3 Sterne"»Wer auf meiner Beerdigung weint, mit dem rede ich kein Wort mehr«, hat Lou oft gewitzelt. Lou, die auf der kleinen bretonischen Insel ein echter Paradiesvogel war und von allen geliebt wurde. Lou mit ihren Spleens – Champagner, bitte, aber nur von Mercier! – und Macken – sie kochte miserabel, aber mit Liebe –, einem Lachen, das lauter war als das Kreischen der Möwen, und einem Herzen so weit wie das Meer. Nun ist Lou tot – und die Familie droht auseinanderzubrechen. Im Testament bittet sie ihren Mann Jo, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen: Er soll das zerrüttete Verhältnis zu ihren erwachsenen Kindern Cyrian und Sarah wieder kitten und beide glücklich machen. Erst dann darf er Lous letzten Brief lesen – der versiegelt, natürlich in einer Champagnerflasche, auf ihn wartet. Eine Flaschenpost, die das Leben einer ganzen Familie verändert."
Es gibt Bücher, die liest man zwar ganz gerne, aber am Ende springt der Funke einfach nicht auf einen über. Genauso erging es mir mit "Ein geschenkter Anfang". Obwohl mir die Grundidee gefallen hat, haben sich zunehmend Dinge eingeschlichen, die mich von dem Buch etwas entfernt haben. Es gab auch durchaus Figuren, die ich mochte und die durch ihre Gedanken und Handlungen dem Buch eine zarte Note angefügt haben, so dass man die Emotionen nicht ganz außeracht gelassen hat. Zum Beispiel ist mir "Pomme" ans Herz gewachsen, weil sie trotz ihrer jungen Jahre versucht, in sich selbst etwas Besonderes zu finden und daraus Stärken zu ziehen. Auch die angedeutete Flaschenpost in der Inhaltsangabe und die logische, wie auch Stück für Stück auftretende Bezugnahme zu anderen Geschehnissen haben mir ganz gut gefallen. So ergab sich eine durchaus "runde" Geschichte.
Auch die Darstellung des Ortes (Bretagne) und die damit einhergehende Fokussierung auf eine bestimmte Atmosphäre ist ganz gut geglückt.
Allerdings teilt sich ab da auch etwas meine positive Meinung zum Rest. Mir schienen viele Handlungen einfach reingeworfen worden zu sein, weil sie den nächsten Schritt "einleiten" können oder etwas lösen, was im Raum steht. Dabei ging für mich aber jegliche Emotion verloren, weil es einfach von allem anderen losgelöst schien. Teilweise habe ich auch gemerkt, dass dies nicht nur ausschließlich auf die Lösung der "Probleme" zurückzuführen ist, sondern auch auf die Schreibweise. Sie war etwas abgehakt und floss nicht wirklich ineinander über. So hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich ein "Pixi-artiges" Buch lese, welches emotionale Passagen, für mich, nicht wirklich passend vermittelt.
Auch die Darstellung des Ortes (Bretagne) und die damit einhergehende Fokussierung auf eine bestimmte Atmosphäre ist ganz gut geglückt.
Allerdings teilt sich ab da auch etwas meine positive Meinung zum Rest. Mir schienen viele Handlungen einfach reingeworfen worden zu sein, weil sie den nächsten Schritt "einleiten" können oder etwas lösen, was im Raum steht. Dabei ging für mich aber jegliche Emotion verloren, weil es einfach von allem anderen losgelöst schien. Teilweise habe ich auch gemerkt, dass dies nicht nur ausschließlich auf die Lösung der "Probleme" zurückzuführen ist, sondern auch auf die Schreibweise. Sie war etwas abgehakt und floss nicht wirklich ineinander über. So hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich ein "Pixi-artiges" Buch lese, welches emotionale Passagen, für mich, nicht wirklich passend vermittelt.
"Es verblüfft mich immer, wenn die Leute in Interviews auf die Frage:´ Was war der schönste Tag ihres Lebens?´antworten: ´Der Tag der Geburt meiner Kinder.´ Für mich ist es der, an dem du mich das erste Mal angelächelt hast. Unsere Kinder waren eine logische Folge, sie haben sich daraus ergeben.´“ S.17
Was die Reaktionen und das gesamte Verhalten der Familie angeht, konnte ich leider ebenso oft gar nicht nachvollziehen, wie sich daraus ein gefühlvolles Buch ergeben sollte. Speziell Dinge die der Vater "Jo" sagt, haben dafür gesorgt, dass ich mich ab und ab abrupt dagegen gesträubt habe, dem Buch Sympathien entgegenzubringen. Zum Beispiel bei Sätzen wie: "Sag mir, dass du mich betrogen hast, dass dieser Widerling nicht von mir abstammt. Ich bitte dich, meine Liebste, sag mir, dass er der Sohn des Postboten ist.". Natürlich wird in dem Buch darauf eingegangen, wie eine zerrüttete Familie wieder zusammenfinden soll und dass es nicht nur Bilderbuchfamilien gibt, aber solche Sätze lösen in mir einfach kein Verständnis aus und sie scheinen mir auch nicht sonderlich authentisch. Ebenfalls die bizarren Verhaltenswechsel des Vaters in Bezug auf seine Gemütsstimmung hat sich für mich etwas zu paradox angefühlt und das einmal unabhängig von der Situation, die ihn aufwühlt.
Es hört sich vielleicht etwas härter an, als ich es beim Lesen verspürt habe, denn durchaus hatte das Buch auch einige schöne Passagen mit würdigen Zitaten, die etwas transportieren, aber es schien mir, als sei um diese Zitate herum eine Geschichte konstruiert worden, die an vielen Stellen nicht ganz zusammenpasst.
Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt, was eigentlich kein negatives Kriterium darstellt. Vieles wird auch recht gut ausgeführt, was die Gedanken der Betreffenden angeht, allerdings gab es eben auch durchaus vieles, was für mich nicht ganz aufgegangen ist. Alles lief nach einem Schema ab, das sich stark unrealistisch angefühlt hat, sodass Probleme durch einen Satz gelöst wurden, obwohl sie scheinbar mehrere Jahrzente bestanden haben. Das eigentliche Vorhaben, die Situation der Familie, also das Fehlen der Mutter zu veranschaulichen und damit gleichzeitig große Emotionen aufzubauen, schlug bei mir persönlich leider etwas fehl. So blieb ich irgendwie mit einer Geschichte zurück, deren Grundidee, wie auch einige Zitate, mir gefielen, aber auch mit einer Geschichte, die mir eine Familie präsentiert hat, die mich am Ende etwas "hilflos" zurückgelassen hat.
"Ich lachte lauthals los, Lou. Ich kann auch ohne dich noch lachen, aber ich höre schneller wieder auf." S.153
Hat sich von der Grundidee recht vielversprechend angehört und einige Passagen haben mir gefallen, die gesamte Familiendarstellung, wie auch einige für mich wahllos zusammengewürfelte wirkende Handlungen, haben dazu geführt, dass mir das Buch auf emotionaler Ebene etwas fern blieb. Die Protagonistin "Pomme", wie auch ihre Gedankenwelt haben mir am ehesten zugesagt, bei den restlichen Ausführungen fehlten mir oft eine fließende, wie auch ein authentisch menschliche Entwicklung.
Vielen Dank an den Atlantik Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Hallo,
AntwortenLöschenhabe deinen Blog grade über Was liest du gefunden. Deine Rezensionen, die ich grade gelesen habe gefallen mir richtig gut. Man merkt das du dir richtig Mühe damit machst. Ich bleibe gerne als Leserin hier und stöber in den nächsten Tagen erst mal noch ein wenig bei dir :-)
Liebe Grüße
Steffi von Happy Booktime
Vielen Dank für deinen so lieben Kommentar!
LöschenIch werde mich demnächst sicherlich auch mal auf deinem Blog umsehen. :)
Liebe Grüße
Karin