(Original: "-" / 1968) Orion Books Publishing, Übersetzer/in: -, 214 Seiten, Taschenbuch, Englische Ausgabe ★★★(★)☆ 3 bis 4 Sterne"Der Krieg hat die Erde zerstört zurückgelassen. Zwischen den Ruinen jagt der Kopfgeldjäger Rick Deckard seine Beute, die flüchtigen Androiden. Bringt er sie gerade nicht zur Strecke, träumt er davon das Statussymbol schlechthin zu besitzen: ein lebendiges und echtes Tier. Doch dann bekommt Rick seine große Chance: er soll sechs "Nexus -6" Ziele "erbeuten" und dies für eine erstaunlich hohe Belohnung. Doch das Leben verläuft nicht nur auf einer geraden Strecke geradeaus und schnell verstrickt sich Rick in einen kaleidoskopischen Albtraum."
"Nothing could be more impolite. To say, ´Is your sheep genuine?´would be a worse breach of manners than to inquire whether a citizen´s teeth, hair, or internal organs would test out authentic." S.5
Der Film "Blade Runner" ist sicherlich vielen ein Begriff. "Do Androids Dream Of Electric Sheep?" ist die Romanvorlage dazu und entführt uns, wie bei Philip K. Dick ganz typisch, in eine recht bizarre und anders entwickelte Welt, als wir gewohnt sind.
Ich persönlich habe den Film noch nicht gesehen, war also recht unvoreingenommen, was die Handlung und die Science Fiction Einflüsse anbelangt. Definitiv hat das Buch bei mir seine Wirkung hinterlassen und zwar hinsichtlich vieler Kritikpunkte an der Betrachtung unserer jetzigen Sichtweise in Bezug auf Tiere und dem gleichzeitigen Wunsch, das "echte" Leben komplett auf künstliche Weise nachzuahmen. Der Science-Fiction Roman greift bereits zu Beginn einen ersten wichtigen Punkt auf, der aufzeigt, dass Menschen große Zerstörungskünste besitzen. Die Erde ist durch den Krieg kaum noch bewohnbar, Tiere sind durch die entstandenen Schäden unfassbar rar und sollen nun beschützt werden.
So schrecklich dieses Szenario und die Ausgangssituation ist, so wunderbar zeigt sie auf, was bei der Menschheit immer noch falsch läuft. Kriege sorgen für die immer sehr begehrte Macht, da wird von den möglicherweise katastrophalen Folgen erst einmal abgesehen. Tiere sind für uns sowieso nur Viehzucht und übermäßig produzierte Nahrung, die man überall finden und kaufen kann. Durch diese gezielten Wandlungen der Verhältnisse sorgt Philip K. Dick dafür, dass sich diese schon ironische Wandlung zum menschlichen Beschützer der Tiere, zu einem kleinen Gedankenkarussell entwickelt.
Unbeachtet gelassen werden aber auch dennoch nicht die Konflikte, dass der Mensch sich nur um die Tiere kümmert, weil sie ihm das nötige Prestige verleihen. So nimmt dieses Themengebiet in dem Roman einen recht hohen Anteil ein, ist aber trotzdem noch an viele andere Überlegungen gekoppelt. All dieses liest sich mit einem "Fingerzeig", der aber auch nötig ist. Man möchte natürlich als Leser erfahren, was es mit den Androiden auf sich hat, schnell merkt man aber, dass der Roman darauf abzielt uns etwas wichtiges vor Augen zu halten.
"´And androids´ Eldon Rosen added. ´Although naturally the public isn´t told that; they´re not supposed that androids are on Earth, in our midst.“ S.45.
Durch diese immense Wucht an komplexen Problemen, die das Verhalten der
Menschen mit sich bringt, war ich mir nicht immer sicher, ob mir das
Tempo des Buches so gut gefallen hat. Zentral gibt es zwei Protagonisten, die uns durch die Geschichte führen. Die Fortschritte, die der Kopfgeldjäger Rick Deckard in dem Verlauf macht, schienen mir manchmal etwas zu hektisch, manchmal so, als sei alles ein gutes Konstrukt, weil es in die Handlung passt, wobei aber diese "geschmeidige" Übergänge etwas darunter gelitten haben.
Es kamen einige Textstellen, bei denen man herausgefordert wird, nachzudenken, ob die vorgeführten Ergebnisse stimmen können. Man liest und denkt parallel dazu weiter, ob es einen doch anderen Ausgang nehmen könnte, als bereits geahnt und dann nach wenigen Sätzen, richtet der Autor alles wieder hin. Quasi ohne weitere Schwierigkeiten, was sich für mich manchmal einfach zu "abgeschnitten" angefühlt hat, was vielleicht auch der allgemeinen Kürze des Buches geschuldet ist. Demnach hat mir rein von der Schreibweise betrachtet, nicht alles gefallen, dafür fand ich aber die inhaltlichen Aspekte umso stärker.
Mir gefiel das komplette "Spiel" mit der Frage nach den Gefühlen und Empfindungen von Lebewesen und auch die Definition dessen. So spielt zwar die bereits aufgegriffene "Verehrung" der Tiere eine Rolle, aber eben auch die Frage danach, wann etwas neu Erschaffenes als vollwertiger Mensch angesehen werden kann. Wo kann man sich vorstellen, entsteht Empathie? Ist das überhaupt möglich, solange man kein "echter" Mensch ist? Durch die auch hier recht raschen Wechsel der "Jagd" von Rick Deckard auf die Androiden, entstehen tatsächlich viele Blickwinkel auf diese Überlegung, die aber gar nicht so leicht zu bestimmen sind. Ebenso gelungen, der Einbezug des zweiten Protagonisten, der noch auf der Erde weilt; Isidore. Er verkörpert die Menschen, die irgendwie bei allem nur hinten dran hängen und keine Chance auf Anerkennung und Erfolg haben. Überraschenderweise war für mich dieser Charakter am Ende noch interessanter, als der des Kopfgeldjägers.
Die Romanvorlage von "Blade Runner" überzeugt durch eine recht deutlich vorstellbare, zerstörte Erde, die nun versucht durch neue Werte und Ausflüchte, eine Zukunft zu haben. Viele komplexere, auch moralische Fragen werden aufgegriffen und stellen gleichzeitig dar, wie schwierig es ist, durch zunehmende Vermenschlichung künstlicher Intelligenzen, den Nachweis möglicher Empathie zu erbringen. Die Handlungen haben ein recht zügiges Tempo, was dem schweren Inhalt manchmal vielleicht nicht ganz gerecht wird.
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