Oft erblickte Ausgaben

Juli 28, 2017


Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man um eine ganz bestimmte Ausgabe eines Buches herumschleicht und nicht weiß, ob man sie kaufen soll? Das Gefühl, dass man sie eigentlich haben möchte, man ihr aber schon so oft über den Weg gelaufen ist, dass man beinahe denkt, man besitze die Ausgabe schon? Dass man sich vielleicht doch lieber eine "frischere" Ausgabe gönnen würde?

Ehrlich gesagt passiert mir dies öfter, neulich erst mit der Penguin Classics Ausgabe von F. Scott Fitzgeralds "The Great Gatsby". Diese Reihe ist vielen sicherlich schon bekannt, denn sie beinhaltet nicht nur diesen Roman, sondern auch weitere, die aber ebenfalls in dieser wunderschönen Gestaltung erschienen sind. Als ich neulich gezwungenermaßen dazu verpflichtet war, meinen Bücherschrank komplett aus- und wieder einzuräumen (praktischerweise befindet sich mein Fernsehanschluss nämlich genau dahinter), blickte ich also über die "Klassikerabteilung" und war ganz erstaunt, dass sich "Der große Gatsby" nur als Taschenbuchausgabe in meiner Sammlung befindet. Eigentlich keine große Sache, man muss ja nicht alles in tausendfacher Ausführung besitzen, allerdings ist der Roman eines meiner liebsten Bücher. 
Da ich immer gerne etwas langfristig denke und mir schon ausmale, welche Bücher ich irgendwann einmal in meinem perfekten Bücherregal besitzen möchte, wenn ich mal mit achtzig davor sitze, wusste ich, dass ich gerne wenigstens eine schöne Ausgabe des Buches dort vorfinden wollen würde. 
Natürlich wird man mit sehr vielen Buchausgaben überflutet, wenn man nach dem Roman sucht. Dank meiner unendlich langen Merkliste wusste ich aber, dass sich dort "The Great Gatsby" befindet und zwar in genau dieser Ausgabe aus dem Penguin Verlag. Natürlich ist es ein Buchmagnet. Es glitzert schön, spiegelt den Art déco-Stil wunderbar wieder und ist einfach etwas fürs Auge und fürs Herz.

Da sich das Buch aber schon wirklich lange auf meiner Liste befand, war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich es in dieser Ausführung haben möchte. Jeder zweite, so scheint es zumindest manchmal, besitzt es und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es sich selbst schon in meinem Schrank befindet, weil ich es so oft gesehen habe (vielleicht auch daher die Verwunderung darüber, dass dies nicht der Fall war). Und was soll ich sagen, ich bin mehr als glücklich mit der Entscheidung, doch zu dieser Ausgabe gegriffen zu haben. Wenn das Herz einfach an etwas hängt, dann macht es keinen Sinn nach Alternativen zu suchen, nur weil sie vielleicht eine "Frische" einbringen würden. Und so habe ich nun wirklich eine zauberhafte Ausgabe des Klassikers in meinem Bücherregal, welche ich in den nächsten Tagen noch bestaunen und eventuell auch noch einmal lesen werde. Ganz schönes Extra an dem Buch ist, dass sich am Ende des Schutzumschlags noch ein abnehmbares Lesezeichen, ganz im Stil des gesamten Umschlags, befindet.

Gibt es bei euch Buchausgaben, die ihr schon lange bestaunt, ihr euch aber nicht sicher seid, ob ihr euch sie holen sollte oder lieber ein "neues" Buch?


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Currently reading: Sinclair und Egger

Juli 24, 2017





Es gibt einfach Zeiten, in denen man zu mehreren Lektüren greift. Das kann daran liegen, dass mal wieder viel zu viele Bücher gleichzeitig zu verlockend erscheinen oder aber, die erste begonnene Lektüre kann einen nicht sonderlich fesseln. Bei mir war leider letzteres der aktuelle Grund, wieso ich einen über tausendseitigen Koloss begonnen habe. Somit finden sich gerade zwei Bücher auf meinem Nachttisch wieder, die ich dank bald anstehender Klausur aber auch nur sporadisch lese. 

Zu den Büchern zählen "Val di Non" von Oswald Egger und "Boston" von Upton Sinclair. Val di Non habe ich anfangs mit recht großem Interesse begonnen, da es eine Mischung aus Naturbeobachtung und Gedicht ist, leider ging vorerst ab seite vierzig etwas die Lust daran verloren. Es ist einfach kein Buch, was wirklich Spannung aufbaut, sodass man dringend weiterlesen möchte. Die Zeichnungen sind zwar reichlich vorhanden und ab und an bleibt man daran hängen, aber ich merke, dass das Buch von mir zurzeit einfach nicht genug gewürdigt werden würde. Dennoch werde ich es sicherlich nach Boston noch einmal damit versuchen.
Boston habe ich mir als Ersatzlektüre ausgewählt, weil es sich einfach spannend angehört hat und ein Zusammenschluss von Fakt und Fiktion ist. Die ersten hundert Seiten haben mich direkt angesprochen und ich freu mich jedes Mal darauf, das Buch wieder in die Hände zu nehmen und einige Kapitel zu lesen. 

Die beiden Bücher werden mich sicherlich einige Zeit beschäftigen, nichtsdestotrotz wird es ja aber gerade sowieso wieder eher etwas herbstlicher, sodass man die Zeit gut mit Lesen verbringen kann.



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Neuerscheinungen August

Juli 20, 2017







Es naht mal wieder mein Geburtstagmonat und gleichzeitig steigt auch wieder die Fülle an interessanten Neuerscheinungen. Anfänglich landeten zwar nur einige Bücher auf meinem Merkzettel, nun sehe ich aber wieder ganze  zwanzig Neuerscheinungen, die sich wirklich vielversprechend anhören. Was mich vor allem sehr interessiert sind die drei Bücher des neuen Verlagimprints "Wunderraum" aus dem Randomhouse Verlag. Zwar gab es hier einige negative Schlagzeilen, da das Marketing wohl bei einigen Formulierungen daneben gegriffen hat, welche weibliche Leserinnnen "locken" sollten, dennoch finde ich die Bücher an sich ganz spannend, daher behalte ich sie mal im Auge. Nun kommen wir aber mal zum gesamten Überblick:

Wie immer gelangt ihr durch einen Klick auf den Titel, auf die jeweilige Verlagsseite und zu den dazugehörigen Informationen zum Buch

"Tipps für die Wildnis - Short Storys" von Margaret Atwood, Piper, Taschenbuch, 01. August
Margaret Atwood Neuerscheinungen landen immer automatisch auf meinem Merkzettel. Bei Short Stories (ich werde nicht warm damit, dass es auf Deutsch immer "Short Stor(y)s" und nicht "Stor(ie)s heißt) sage ich ebenfalls ungerne nein. Der Piper verlag veröffentlicht zudem auch noch eine andere Taschenbuchausgabe namens "Der Salzgarten" von Atwood, ebenfalls mit Kurzgeschichten. In diesem hier geht es allerdings in ganzen zehn Erzählungen, um Frauen und deren Wendepunkt im Leben. Da Margaret Atwood solche Situationen immer fabelhaft in Worte fassen kann, steht das Buch vorerst ganz oben auf dem Merkzettel.

"Die goldene Stadt" von Sabrina Janesch, Rowohlt Berlin, gebunden, 18. August
Nicht nur das Cover macht Lust auf mehr, auch die Geschichte scheint einiges zu bieten zu haben. Es geht um die Entdeckung der verlorenen Stadt der Inkas durch Augusto Berns und die verschiedenen Lebenswege, die er bestritten hat. Solche Bücher kann man eigentlich immer mal Zwischendurch lesen, um sich neues Wissen anzueignen. Bleibt also vorgemerkt.

"Heimkehren" von Yaa Gyasi, DuMont, gebunden, 22. August
Der Roman hat schon im englischsprachigen Raum einige Kreise gezogen und hat mich so schon etwas an sich gebunden. Seit dem sehe ich es fast überall und meine Neugier macht sich breit. Die ersten Sätze der Inhalsangabe: "Obwohl Effia und Esi Schwestern sind, lernen sie sich nie kennen, denn ihre Lebenswege verlaufen von Anfang an getrennt. Im Ghana des 18. Jahrhunderts heiratet Effia einen Engländer, der im Sklavenhandel zu Reichtum und Macht gelangt. Esi dagegen wird als Sklavin nach Amerika verkauft." lassen ebenfalls vermuten, dass das Buch recht "provokant" sein könnte und uns einige Verhaltensweisen vor Augen führt, die es zu ändern gilt. Bleibt ebenfalls ganz weit vorne vermerkt.

"New York - Der Fashion- und Lifesytle-Guide" von Megan Hess, Prestel, gebunden, 28. August
Von Megan Hess kennen einige vielleicht schon ihr illustriertes Buch über "Coco Chanel", nun folgt auch etwas dergleichen mit "New York". Obwohl die Bilder natürlich alle etwas nach "Schickimicki" schreien, finde ich sie dennoch ansprechend und mag die verspielt, schnörkelige Art, mit welcher sie auf den Seiten präsentiert werden. Daher bleibt auch dieses Buch auf meinem Merkzettel.

"Swing Time" von Zadie Smith, Kiepenheuer & Witsch, gebunden, 17. August
Ein weiteres Buch über welches einem schon im Englischen über den Weg gelaufen sein könnte ist dieses. Zadie Smith ist keine unbekannte Autorin und feierte bereits einige Erfolge. Hier skizziert sie das Leben zweier Mädchen, die sich kennenlernen und unzertrennlich scheinen. Ihre beruflichen Aussichten jedoch sind verschieden und sorgen dafür, dass beide trotz ähnlicher Interessen, andere Lebensweisen führen. Scheinbar auch hier ein Thema: die Thematik rund um Zugehörigkeit und die "Rolle der Hautfarbe". 

"Der Sympathisant" von Viet Thanh Nguyen, Blessing, gebunden, 14. August
Wenn T.C. Boyle über dieses Buch sagt: »Meisterhaft. DER SYMPATHISANT ist zum Klassiker bestimmt.« , dann schaue ich gerne noch einmal genauer hin. In dieser Geschichte geht es um Spionage und politische Verstrickungen. Könnte also ganz spannend und fesselnd werden. Zudem spricht mich auch das angeführte Zitat: "Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin.“ sehr an. 

"Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown" von Anne Helene Bubenzer, Sanssouci, gebunden, 16. August
In eine ganz andere Richtung geht dieses Buch. Es erzählt die Geschichte eines Teddybären. Klingt auf den ersten Blick etwas kindlich, aber ich finde hinter solchen Büchern stecken meist wundervolle Botschaften. "Henry N. Brown wird am 16. Juli 1921 als Teddybär geboren. Er erblickt das Licht der Welt, als ihm das zweite Auge angenäht wird. So beginnt ein Leben, wie es turbulenter nicht sein kann. Eine Odyssee durch Europa, durch das zwanzigste Jahrhundert, durch Krieg und Frieden, Höhen und Tiefen – gesehen durch die Augen und erlebt mit dem Herzen eines Teddybären." Klingt nicht nur süß, sondern auch spannend. 

"Sturm und Stille" von Jochen Missfeldt, Rowohlt, gebunden, 18. August
Als ich die Beschreibung zu diesem Roman gelesen habe, war ich sofort gefangen. Es geht um die Liebesgeschichte zwischen Theodor Storm und Doris Jensen. Wohlgemerkt war Storm allerdings schon verheiratet. Da sich der bekannte Storm-Biograph Missfeldt dieser Geschichte annimmt, bin ich eigentlich auch davon überzeugt, dass es recht ordentlich sein könnte und es keine unnötig inszenierten Eskapaden geben wird, die das ganze "unseriös" machen. Da es auch nur knapp zweihundertdreißig Seiten umfasst (was mich etwas überrascht hat), werde ich es sicherlich mal im Auge behalten.

"Das verborgene Leben des Waldes" von David G. Haskell, Goldmann, gebunden, 21. August
"Die Welt in einer Nussschale: Über ein Jahr hat der Biologe David Haskell einen Quadratmeter altgewachsenen Wald bis ins Detail studiert. Ausgerüstet mit Objektiv, Lupe und Notizbuch, Zeit und Geduld, richtet er seinen Blick auf das Allerkleinste". Auf den ersten Blick hatte ich damit gerechnet, dass das Buch in etwas so wäre wie "Das geheime Leben der Bäume" von Peter Wohlleben, allerdings ist dieses Buch noch etwas spezieller. Haskell beschäftigt sich wie schon angedeutet nur auf einen bestimmten Platz des Waldes und beschreibt alles, was er dort feststellen kann, sei es der bestehende Zustand oder der sich entwickelte. Mich reizen solche Bücher immer sehr, weil man sich meist gar nicht vorstellen kann, was alles auf so einem kleinen Fleckchen passiert, was man vielleicht mit den eigenen Augen gar nicht fassen kann.

"Januar" und "Februar" von Liane Dirks, Sanssouci, gebunden, 16. August
Genauer lauten die Titel immer: "Mein Buch vom..." und sind eine ganzjährige Reihe. Die zweite Hälfte ist bereits erschienen, nun folgen die ersten sechs Monate. Ich habe mir den Januar und Februar mal als Beispielbücher vorgemerkt. Die Bücher tragen jeweils schöne Gedichte oder Geschichten passend zum Monat bei und sind so sicherlich auch ein perfektes Geschenk, das man gerne weiterreicht.

"Tee" von Louise Cheadle und Nick Kilby, Prestel, gebunden, 28. August
Viel muss man hierzu glaube ich nicht mehr verraten. Es geht um Tee, ganz offensichtlich. Man darf sich also auf ein reichliches Wissen rund um dieses Thema freuen. Aufegrfrisch soll das ganze noch durch zahlreiche Abbildungen werden.

"Die kuriosen Symptome der Liebe" von Colleen Oakley, Wunderraum, gebunden, 28. August
Die am Anfang angesprochenen Bücher des "Wunderraum" Imprints starten im August mit drei Büchern. Eines davon ist dieses hier. Klingt natürlich etwas typisch nach Frauenroman, aber vielleicht steckt ja auch noch mehr dahinter. Ich lass mich jedenfalls gerne mal überraschen, daher bleibt das Buch mal auf der Liste (auch wenn mich die anderen drei Bücher, die später erscheinen werden etwas mehr ansprechen, mit dabei sind nämlich auch Jeanette Winterson und Emma Donogue). Der Beginn der Inhaltsangabe: "Jubilee Jenkins hat das Haus seit neun Jahren nicht mehr verlassen. Sie leidet an einer sehr seltenen Krankheit – einer Allergie gegen Menschen. Nach einem beinahe tödlichen Kuss hat sie sich mit ihren zahllosen Büchern zurückgezogen. Als ihre Mutter jedoch überraschend stirbt, muss Jubilee sich wohl oder übel der Außenwelt stellen." klingt ganz in Ordnung.

"Poesias" von Angelika Overath, btb, Taschenbuch aus Leinen, 14. August
Mich hat natürlich vor allem das Cover neugierig gemacht. Gedichte lese ich aber auch ganz gerne immer in einigen Abständen. Das Buch bleibt mal so im Mittelfeld vorgemerkt. Was ich aber wirklich spannende finde, ist die Bezugnahme zu verschiedenen Sprachen und die Entstehung der Wörter.

"Einige Dinge, die ich über meine Frau weiß" von Wladimir Kaminer, Wunderraum, gebunden, 28. August
"Diese charmanten Geschichten zeigen, dass man Frauen gar nicht verstehen muss. Es reicht völlig, sie zu lieben." Hach ja, das reicht ja eigentlich schon als Ansporn, diese Geschichte zu lesen. Klingt nach einer lustigen, unterhaltsamen und auch ironischen Erzählung. Eigentlich schön für einen leichten, sommerlichen Augustabend oder Ähnliches. Bleibt also auch auf dem Merkzettel.

"Exist West" von mohsin hamid, DuMont, gebunden, 22. August
Ebenfalls sicherlich schon aus dem englischsprachigen Raum bekannt ist dieses Buch. Hier stehen religiöse Ansichten und eine ganz besondere Liebe im Vordergrund. Wirklich viel weiß ich über das Buch aber ansonsten nicht, denn sollte ich es lesen, möchte ich gerne so unvoreingenommen heran gehen, wie nur möglich.

"Zartbitter ist das Glück" von Anne Østby, Wunderraum, gebunden, 28. August
Der letzte Titel des neuen Wunderraum-Programms kommt von Anne Østby und beschreibt einen Neustart einer Protagonistin, die sich auf den Fidschiinseln, nach einem harten Schicksalsschlag, niederlässt und ihre Freundinnen einlädt ihr gesellschaft zu leisten. Kann ebenfalls ganz schön werden und für neue Motivationsschübe sorgen. Bleibt also auch vorgemerkt.

"Flora" , Bildband, DVA, gebunden, 28. August
Ich liebe Blumen, jeglicher Art und Form und Farbe. Daher ist mir dieses Buch direkt ins Auge gestochen. Blättert man durch die Leseprobe, macht es wirklich sofort Lust, mehr über die Blumen zu erfahren. Schöner Nebeneffekt, man sieht sich tolle Abbildungen an und fühlt sich neu inspiriert. 

"Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmah" von Walter Moers, Knaus, gebunden, 28. August
Und noch ein Buch, welches irgendwie komplett aus dem Rahmen der Bücher fällt, die ich in letzter Zeit sonst so lese. Aber als meine neue Leseleidenschaft vor einigen Jahren entfacht ist, griff ich unter anderem zu Walter Moers Büchern rund um die Buchlinge und Mythennetz. Daher bin ich immer noch etwas nostalgisch unterwegs und halte nach dem dritten Teil der Trilogie ausschau. Diese wird es wohl erst in einigen Jahren geben, allerdings legt Moers im August einen anderen Roman aus der Zamonien-Welt vor. Und obwohl es nicht dieselbe Geschichte ist, hört sich auch dieses Buch wirklich interessant an. Bleibt also natürlich auf dem Merkzettel.

Welche Neuerscheinungen interessieren euch im August am meisten?



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Das Fünfzig-Jahr-Schwert von Mark Z. Danielewski

Juli 18, 2017






(Original: "The Fifty Year Sword"/ 2012) btb Verlag, Übersetzer/in: Christa Schuenke (aus dem Englischen) , 288 Seiten, Taschenbuch★★ 4 Sterne 
"Eine Halloween-Party in Texas. Hier trifft die Näherin Chintana, verlassen und voller Groll, auf ihre niederträchtige Rivalin Belinda. Hier purzeln fünf Waisenkinder durcheinander, während ihre Sozialbetreuerin sich im Sessel lümmelt. Und hier beginnt der Geschichtenerzähler, ganz in Schwarz, mit einer unheimlichen Kiste zu seinen Füßen: »Ich bin ein böser Mann, mit einem finsteren Herzen …«"


MEINE MEINUNG | FAZIT

" " 'Was ist denn eigentlich die Überraschung dieses Jahr?
         
              "Und achselzuckend die Sozialarbeiterin,
      schon im Begriff, hinter den Waisen herzustapfen-

   " 'Einfach bloß ein 

                       " 'Geschichten-
                                 
                                         " 'erZähler.' “  S.50

"Das Fünfzig-Jahr-Schwert" war zunächst nicht als Buchprojekt geplant. Laut einigen Onlinequellen war dies zunächst eine, für Halloween angedachte 'Schatten-Show', die sich erst nach und nach als Buchprojekt fortgesetzt hat. Natürlich scheint die, etwas gruselig anmutende Thematik hier durch, allerdings habe ich zum Schluss tatsächlich das Gefühl gehabt, dass es in schriftlicher Form etwas seine Wirkung verliert, wenn man bedenkt, wieviel so eine inszenierte Idee ausmacht. Zugute halten muss man den drei kreativen Köpfen des 'Atelier Z', welche die im Buch sehr häufig auftretenden Näharbeiten beziehungsweise Nähabbildungen beisteuerten, dass sie gute Arbeit geleistet haben, um dem Text dennoch eine ganz besondere Atmosphäre zu verleihen und den Aspekt einer Gruselgeschichte hervorzuheben.
Wie man vielleicht bereits an den ausgewählten Zitaten erkennen kann, ist das Buch keineswegs 'normal', es spielt mit der Sprache, den Wörtern und ihrer Bedeutung an sich und folgt keinem strikten Weg. Viele Begriffe fallen, die scheinbar falsch geschrieben sind, die man aber im Kontext ganz gut ersetzen kann und die so eine beinahe zweite Erzählebene eröffnen. Wobei man durch das schon recht wirre Konzept bereits unfassbar viele Erzählstimmen vor sich hat. Ganz zu Beginn findet der Leser, vielleicht um sich etwas besser orientieren zu können, auch eine kurze "Einleitung" für das folgende Leseverfahren. Die Geschichte setzt sich aus, wie erwähnt wird, fünf Erzählern zusammen, die durch unterschiedlich markierte Farb-Anführungszeichen von einander separiert werden. Man wird hier tatsächlich mit einer ganz eigensinnigen Art und Weise der Darstellung einer Geschichte konfrontiert. 
Ich selbst habe mich oftmals dabei ertappt, wie ich versucht habe, in den ganzen ineinander übergreifenden Zitaten eine versteckte Botschaft oder vielleicht sogar eine etwas sinnvollere Aussage zu entdecken, denn tatsächlich bleibt der Leser das ein oder andere Mal etwas verblüfft zurück.

" "er hatte
beide sie mit hineingezogen, mehr noch,
nun hatte er
                          "sie
                                 "-
                                        "verantwortlich gemacht. “  S.86

Diese Verblüffung entsteht vorwiegend dann, wenn man das Gefühl bekommt, dass man nun die folgenden Handlungen, die Erzählungen versteht. Man nähert sich einem finalen Showdown und dann, auf einmal zerfällt alles wieder in sich zusammen und man steht vor einem merkwürdig konstruierten Gebilde von Sätzen und Wörtern und weiß gar nicht genau, ob man nun etwas überlesen hat, ob man den 'Sinn des Autors' nicht ganz versteht, oder ob der Text so experimentell ist, dass es keine wirkliche Lösung für dieses Gefühl gibt.
Es gibt durchaus viele Aussagen, welche ich sehr stimmig und auch wahr fand, soweit das möglich ist. Auch wenn alles irgendwie abstrakt erscheint, und alles eine Symbolik beinhaltet, gibt es Passagen, die einen tatsächlich tiefer in den Text und in das Geheimnis des Erzählers ziehen. Ich habe auch hier gemerkt, dass ich unbedingt wissen wollte, was es nun mit den Schwertern, dem Koffer und den Waisenkindern auf sich hat. Ebenso verführen natürlich auch die zusammenhängenden Nähereien dazu, weiterzublättern. Ich kann aber auch nicht leugnen, dass mich ganz zum Schluss eine Art Ratlosigkeit ergriffen hat. Das Ende war für mich so abrupt und konfus, dass ich schlichtweg sagen muss, dass man sich als Leser auf diese 'Verrücktheit' des Textes einlassen muss, ansonsten wird man wenig Freude daran finden. Vielleicht liegt der Erfolg des Verständnisses des Textes einfach darin, dass man sich als Leser selbst jegliche Interpretation frei wählt und alle möglichen Andeutungen so dreht und wendet, wie sie für einen Sinn ergeben.
Zudem hat mich diese sehr freie Art und Weise des Romans zum Schluss auch sehr an Shane Jones´ "Thaddeus und der Februar" (engl. "Light Boxes") erinnert, was dazu geführt hat, dass ich es letztlich noch ein wenig mehr mochte. Es entzieht sich jeglicher Vorstellung eines Romans und verlangt dem Leser sehr viel Offenheit ab.

" " 'Viel schlimmer noch als die
                                                     " ' versteinerten
Schatten und Fallenden
                                            " 'Töne war die
Verfielfachung und
                                       " 'Abverfielfachung
meiner eigenen Einsamkeit,
                                                 " ' die mich rasch
an den Rand der Verzweiflung trieb; dort
erst, und das
                            " 'ist echt ganz passend, fand
ich endlich Den
                              " ' Mann Mit
                                                       " 'Keinen
                                                                             " 'Armen.   " S.146



Wer sich ungern auf so ein experimentelles Leseerlebnis einlässt und sich eine 'normale gruselige' Geschichte zu Halloween erhofft, der sollte nicht zwingend zu dem Buch greifen. Möchte man aber ein Buch entdecken, was voller Geheimnisse steckt und so in sich verwoben ist, dass man sich ein wenig darin verliert und welches ein wenig, den Anschein von 'Unsinnigkeit' macht, der wird hier einige Gedanken- und Lesegänge durchleben, die das Buch gleichzeitig zu etwas Besonderem machen und das man vielleicht gerade aufgrund der Verwirrungen lieben wird.




























Vielen Dank an den btb Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


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Lila (Gilead #3) von Marilynne Robinson

Juli 16, 2017






(Original: "-"/ 2014) von Marilynne Robinson, Picador, Übersetzer/in: - , 261 Seiten, Taschenbuch,  ★★ 4 Sterne 
Dritter Teil des Romanzyklus "Gilead"
Dt. Inhaltsangabe (S.Fischer Verlag): "Lila ist ein Findelkind, das von einer Landstreicherin und Überlebenskünstlerin aufgegriffen wird. Als ungleiche Geschwister ziehen sie durch Amerikas harte Jahre, in denen Dürre und Hunger das Leben zeichnen. Als Erwachsene muss sich Lila alleine durchschlagen, bis sie eines Tages im Regen unerwartet einen Unterschlupf findet. Und mehr als das – sie wird mit der Sorge und Zartheit eines Mannes konfrontiert, der ihr Leben und alles, was sie bisher erfahren hat, auf den Kopf stellen wird."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"'When the child stayed under the table they would forget her most of the time. The table was shoved into a corner and they wouldn´t go to the trouble of reaching under to pull her out of there if she kept quiet enough.“  S.4

Dass "Lila" Teil einer 'Reihe' ist, wusste ich zwar, dass es aber allerdings schon der dritte Teil des Romanzyklus der Autorin ist, war mir nicht bekannt. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, etwas nicht verstanden zu haben, auch wenn es sicherlich etwas hilfreicher gewesen wäre, die Bücher chronologisch zu lesen.
Taucht man aber in die Welt von Lila, der Protagonistin ein, so stellt man sehr schnell fest, dass der Roman durch eine zwar sehr eigene, aber irgendwie auch zurückhaltende Atmosphäre besticht. So ist es einerseits melancholisch, nachdenklich und auch aufgrund der beschriebenen Erlebnisse und zwischenmenschlicher Treffen teils düster, aber es wirbelt den Leser nie gänzlich auf. Durch den ruhigen, fast schon sachlichen Erzählstil wird man einfach durch das Leben von Lila geführt, in dem man tatsächlich 'nur' stiller Beobachter ist. Wer bereits mit dem Roman "Gilead" vertraut ist, wird auch hier auf bekannte Protagonisten stoßen, zumal Lila eben auch in dem Ort 'Gilead' verweilt. Hier trifft sie auf John Ames, den Geistlichen zu dem sie eine besondere Beziehung aufbauen wird. Letztlich kann man also auch damit rechnen, dass der Roman sehr viele christliche, kirchliche Überlegungen heranführt und sich auch stark mit dem Konzept des Glaubens beschäftigt. Häufig wird auch von Lila auf die Frage eingegangen, wieso gewisse Dinge passieren müssen oder passieren, wenn es doch einen Gott gibt, der für die Menschen nur etwas Gutes will. Ich selbst stehe dem Institut der Kirche eher ablehnend gegenüber, glaube aber dennoch an viele Dinge, die sich auf diesen Glauben beziehen, daher finde ich es immer sehr spannend, wie Autoren diesen vor allem heutzutage schwierigen Diskussionspunkt aufgreifen und auch umsetzen.

"'Whatever it is, just wait for it to be over. Everything ends sometime. Lila tought, When you know it will end anyway, you can want to be done with it. But if you´re carrying a child, you´d best have a roof over your head. Any fool knows that.“  S.20

Der Roman wird hauptsächlich auf Lila und Mr. Ames beschränkt. Natürlich spielen die Menschen, welche Lila bis dahin in ihrem Leben begleitet haben eine wichtige Rolle und sie werden auch immer wieder erwähnt, letztlich trägt dies aber dazu bei, dass man sich als Leser verständlich machen kann, wieso Lila so agiert, wie sie es beschrieben wird. Teilweise schien vieles erst einmal etwas fragwürdig, man konnte Lila an der einen oder anderen Stelle nicht ganz verstehen, durch aber später aufgegriffene Rückblenden in ihr 'altes' Leben, wird vieles verständlicher. 
Herausgestochen ist für mich hierbei der ständige Konflikt der Protagonistin, eine anhaltende Angst zu verspüren und sich dagegen schützen zu müssen und der stärker werdenden Einsicht, dass gewisse Ängste unbegründet sein könnten. Diese Überlegungen dominierten für mich tatsächlich den Roman. Es wird sehr häufig ein bestimmtes Messer erwähnt, welches sie von Doll bekommt und welches ihren persönlichen Anker bildet. Grundsätzlich fand ich die gesamte Entwicklung ihrer Figur und auch die geführten Dialoge mit Mr. Ames wirklich gut ausgearbeitet und auch mit einem tieferen Sinn versehen. Lediglich eine Passage, die sich mit dem Zusammentreffen eines Jungen und Lila befasst, schien mir am Schluss etwas kurios und ich konnte sie nicht sofort in das Gesamtbild einordnen, allerdings wird daraus vieles zwischen Lila und Mr. Ames ersichtlich. 
So passiert in dem Roman eigentlich gar nicht so viel, was die Handlung betrifft, wenn man die Rückblenden außer acht lässt. Die Geschichte befasst sich eher mit den Ängsten der Menschen und dem Suchen und vielleicht auch Finden eines Ankers im Leben.


"'My point is that things don´t have to stay the way they are. If you want to changge them.'" S.187


Der dritte Teil eines Romanzyklus, welcher aber auch ohne Vorkenntnis der beiden Vorgänger wunderbar funktioniert. Thematisiert den Umgang mit einer schwierigen Vergangenheit und dem menschlichen Bedürfnis, sich davon lösen zu wollen. Obwohl relativ viele Ereignisse geschildert werden, ist der Roman eher ruhig und fokussiert sich auf die inneren Kämpfe, die der Mensch mit sich führt, ebenso wie ständige Ängste, die einen verfolgen können. Der Schreibstil lässt einen aber nicht los, so dass man gerne weiterliest.


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Vermählung von Curtis Sittenfeld

Juli 11, 2017



(Original: "Eligible"/ 2016) HarperCollins Germany, Übersetzer/in: Sabine Schilasky (aus dem Amerikanischen),  ★★ 2 Sterne 
"Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können …"


MEINE MEINUNG | FAZIT

"'Fred!', sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich nie begegnet waren. 'Wie geht es uns heute?' Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter:

          'Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?'“ 
S.81

Die "Bennets" sind wohl eine der bekanntesten Familien, die die Literaturwelt zu bieten hat. Curtis Sittenfeld nimmt sich ihrer Geschichte an und interpretiert Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" neu, ganz im Stil des 'Modernen'. Sicherlich kann man demnach mit vielen Ähnlichkeiten rechnen, kann sich aber auch darauf einstellen, dass viele moderne Einflüsse ihren Weg zum Leser finden. So sollte man nicht gänzlich davon ausgehen, dass man es hier ganz mit der Art und Weise von "Stolz und Vorurteil" zu tun hat, sondern dass sich der Roman schlichtweg daran orientiert und gleichzeitig neue Impulse hinzufügt.
Was man aus dem Klassiker bereits kennt, sind die Protagonisten. Die Benetts und die Bingleys treffen aufeinander, genauso wie Mr. Darcy sich die Ehre gibt. Ebenfalls gibt es natürlich Bezüge zu den Schauplätzen, zu den typischen Verhaltensweisen der im Klassiker auftretenden Figuren. Mit einer Menge Stolz und Vorurteilen ist also immer noch zu rechnen. Modern wird das Ganze natürlich durch die Verlagerung der Geschichte in die heutige Zeit und die damit verbundenen Ansichten zum Thema Familiengründung, Ehe und das eigentliche Konzept der Liebe. Natürlich schwingt aber immer eine Portion Ironie mit, die den Klassiker zwar nicht gänzlich etwas ins Absurde rückt, aber dennoch deutlich macht, dass gewisse Aspekte nicht zu ernst zu nehmen sind. Ich fand allerdings dennoch, dass man viele angesprochene Themen, die sich auf die individuelle Lebensweise des Menschen und die Kritik, die sich damit unter anderen Mitmenschen entwickelt, ganz gut aufgezeigt wurde und es dadurch vielleicht nicht nur ein Buch für Zwischendurch ist, bei dem man abschaltet, sondern ganz gut aufzeigt, wie ideologisiert die Menschen denken und gewisse Muster aufgebrochen werden sollten.

"'Einen Versuch ist es wert. Man kann nie wissen.'

                   'Nein', sagte Liz. 'Das stimmt nicht. Manchmal weiß man es.'“  S.313

Allein meine angeführten Zitate lassen aber erahnen, dass das Buch im Großen und Ganzen eben nicht aus unfassbar wortgewandten Weisheiten besteht, sondern sich sehr auf den Unterhaltungsfaktor bezieht. Unterhaltsame Äußerungen, die sich auf die Manieren und das vornehme Verhalten beziehen sind dominierend und führen wie ein roter Faden durch das Buch. Sicherlich nicht verwunderlich bei der Absicht des ganzen Projekts. Dadurch sollte man aber vielleicht auch im Hinterkopf behalten, dass die Geschichte nicht durch bahnbrechende innovative Ideen und Aussagen bestechen möchte, sondern durch wirklich viele, manchmal vielleicht zu zugespitzte Handlungen, an einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abfolge von Entwicklungen interessiert ist. Tatsächlich las es sich oftmals einfach wie eine Serie 'in Zeiten des "Bachelors', wie es so schön auf der Rückseite genannt wird.
Ich persönlich fand die Geschichte und die Umsetzung, auch hinsichtlich der Verbindung zum 'Original' ganz interessant und teilweise auch gut geglückt, wenn man eben die Tatsache nicht vergisst, dass man keinen 'neuen Klassiker' erwarten kann und sollte. Die Figuren weisen natürlich Ähnlichkeiten auf, entwickeln sich aber auch soweit es geht 'selbständig' weiter und sorgen so für das Neue. Mir gefielen vor allem Mr. Bennet, der einfach schön ironisch, lustig und gänzlich unbeeindruckt von dem ganzen Drama schien und größtenteils Liz und Darcy, die den Leser eben überwiegend durch den Roman führen und dessen Sympathie man einfach allein durch "Stolz und Vorurteil" nicht ganz abschütteln kann. Mrs. Bennet fand ich furchtbar. Sie zeigt mal wieder ganz schön auf, dass die Gier nach Reichtum und Ansehen, genauso wie Schubladendenken niemandem helfen kann.


"'Ich bin nicht in New York', sagte Liz. 'Ich bin in Kalifornien. Bist du in der Wohnung oder im Haus?' 

                'Im Haus. Mom hat eben einen Schwung Valium eingeworfen, von dem ich glaube, dass es schon seit zehn Jahren abgelaufen ist.'" S.423


Ein ganz ausgewogener Versuch, den Klassiker "Stolz und Vorurteil" neu zu interpretieren. Gewisse Aspekte sorgen sicherlich für gute Unterhaltung, da reichlich Ironie und Witz im Spiel sind, andere Aspekte schienen mir etwas zu schnell abgearbeitet worden zu sein. Da es sich aber um einen Unterhaltungsroman handelt, sollte man daher nicht davon ausgehen, dass der Versuch unternommen wird, einen 'neuen Klassiker' zu etablieren, sondern dass mit den bekannten Figuren und den Ansichten über Ehe, Familie und der Vielfalt der Liebe gespielt wird. Manchmal recht passend formuliert, manchmal vielleicht etwas zu gewöhnlich.
Es vermischen sich aber ganz schön die klassischen Figurenbilder, mit neu auftretenden und modernen Lebensweisen. Im Großen und Ganzen entstand bei mir das Bild einer 'typisch romantischen Hollywood- Komödie', vielleicht eben durch den hervorgehobenen Aspekt des 'Bachelors' und den damit verbundenen stereotypischen Entwicklungen, welche auch unsere heutige Gesellschaft auf den Arm nehmen; die großen Gefühle bleiben also eher aus.



Vielen Dank an den HarperCollins Germany Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!



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Juni: Von Klassikern und Göttern

Juli 07, 2017






Spiel mir das Lied der ewigen Wiederholungen. Ein Monat ist erneut vergangen und es haben sich so einige Bücher bei mir eingeschlichen, die ich wirklich sehr gerne gelesen habe. Der Juli ist für mich ein Monat, in dem sich die Lektüre recht weit unterscheidet. Das ständig wechselnde Wetter sorgt dafür, dass man einmal mehr Lust auf leichte Lektüren hat, ein andermal wiederum beschäftigt man sich lieber mit etwas 'ernsteren' Büchern. 

Solltet ihr noch gezielt nach Literaturtipps hinsichtlich geeigneter Sommerlektüren suchen, kann ich euch den heute passend erschienenen Beitrag der lieben Janine vom Blog 'Kapriziös' empfehlen: "6 Buchempfehlungen füt heiße Sommertage von Bloggern". Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass ich an diesem Beitrag teilhaben konnte und finde, dass sich alle Literaturtipps wirklich sehen lassen können. Das ein oder andere Buch habe ich mir natürlich auch vorgemerkt.

Nun aber wieder zurück zum Lesemonat.
Wie immer gelangt ihr durch Anklicken des Buchtitels, falls vorhanden, auf die jeweilige Rezensionsseite.

“Jane Eyre” von Charlotte Brontë Mein Lesemonat begann mit diesem wunderschönen Klassiker. Obwohl ich den Roman bereits in einem Sammelband vorliegen hatte, kam ich bisher nie dazu ihn auch zu lesen. Die bezaubernde Ausgabe der 'Penguin Classics' hat mich aber sofort zu lesen beginnen lassen. Umso erfreulicher, dass mich die Geschichte nicht enttäuscht hat, ganz im Gegenteil ist 'Jane Eyre' nun sogar eines meiner Lieblingsbücher. Nicht nur wunderbar erzählt, sondern auch erstaunlich 'pfiffig', unterhaltsam und spannend was die Handlung betrifft.

“Madame Bovary” von Gustave Flaubert Es folgte ein zweiter Klassiker, den ich schon viel zu lange aufgeschoben habe. Auch hier wurde ich definitiv nicht enttäuscht, die Handlung die thematisierten gesellschaftlichen Normen und Aufgaben sorgen für den nötigen Schwung und die nötige Reflektion gewisser Handlungsweisen, jedoch hat mich zum Ende hin etwas eine gewisse Länge in Beschlag genommen. Vielleicht hätte ich mir da etwas mehr Zeit nehmen sollen, vielleicht hätte es mir dann tatsächlich noch besser gefallen, aber ich weiß den Charme des Klassikers zu schätzen und ein kleines Favoriten-Plätzchen hat es sich auch erkämpft.


“Das letzte Bild der Sara de Vos” von Dominic Smith Ich habe schon angedeutet, dass ich das ganze Thema rund um die Kunstfälscherszene wahnsinnig interessant und lesenswert finde. Dominic Smith greift hier zudem auch noch den erschwerten Künstlerstatus der Frauen im frühen 17. Jahrhundert auf. An sich hat mich die Umsetzung wirklich überzeugt, vor allem weil wirklich viele verschiedene Perspektiven offengelegt werden und mir auch besonders die Kapitel rund um die Malerin selbst sehr gut gefallen haben. Leider kam mir dann der gesamte Aspekt der 'Liebesgeschichte' zu plump daher. Deshalb gab es im Gesamteindruck einige Abzüge. Ich würde es dennoch jedem empfehlen, der sich für diese Thematik interessiert und auch über vielleicht etwas misslungene Kapitel hinwegsehen kann.

“Wein und Haschisch” von Charles Baudelaire Essays, die ebenfalls Klassiker sind; hier von Charles Baudelaire. Unterhaltsam, spitzzüngig, kritisch aber auch mit einer Menge Portion Hingabe. Alles, über was Baudelaire schreibt wirbelt ihn auf und verursacht das Bedürfnis, sich allen mitzuteilen. Hat sicherlich seinen Charme und hat mich wunderbar in die verschiedensten Themen abtauchen lassen. Passend hier; er äußert sich über Flauberts 'Madame Bovary' und kann auch ganz überzeugend darlegen, dass nichts an diesem Buch überflüssig sei. Für mich sind die Essays definitiv lesenswert.

„Tierchen unlimited“ von Tijan Sila Ich habe das Gefühl, dass das Buch etwas zu kurz kam (zudem es auch nicht einmal auf den Bildern zu finden ist). Vielleicht liegt es daran, dass ich mir davon etwas 'mehr' erhofft hatte, obwohl ich alle einzelnen Elemente der Geschichte komplett verstehen und akzeptieren kann. Ich kann nicht einmal sagen, dass ich es nicht gelungen fand. Es traf vielleicht (gerade zu der Zeit) einfach nicht meinen Geschmack. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich noch einmal zu dem Buch greifen werde, denn die Thematik finde ich durchaus wichtig.

„American Gods“ von Neil Gaiman Dieses Buch werde ich sicherlich nie vergessen und das nicht nur, weil es von einem meiner Lieblingsautoren geschrieben wurde. Es ist kurios, irgendwie verrückt, mythisch und ist, wie sollte es auch anders sein, wunderbar speziell und kreativ. Gaiman bedient sich hier natürlich verschiedener Mythen und vielleicht auch bekannter Sagen, aber er macht daraus wieder etwas ganz eigenes. Ich fand es größtenteils wirklich gut, lediglich gewisse Passagen hätte ich mir sparen können (insbesondere wenn es irgendwie vulgär und viel zu überflüssig wird). Den 'Folgeband' "Anansi Boys" werde ich dann sicherlich auch bald lesen.

"Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon Eine Unilektüre hat sich auch zu den gelesenen Büchern im Juni gesellt. Das Buch ist durch die vielen politischen Verflechtungen und einige damit verbundene gesellschaftliche Ansichten immer noch (oder auch wieder) sehr aktuell. Sicherlich habe ich es aufgrund der Uni etwas 'anders gelesen', als ich es sonst getan hätte. Aber ich finde diese Autobiographie ist durchaus lesenswert und trifft vieles auf den Punkt.

„Die Kostbarkeiten von Poynton“ von Henry James Das letzte Buch des Monats war irgendwie ein merkwürdiges Leseereignis. Unmittelbar nach der Lektüre hat mich vieles mehr 'gestört', was vor allem die Dialoge anbetraf. Nun nach einiger verflossenen Zeit dazwischen, empfand ich meine anfängliche Bewertung vielleicht etwas zu 'streng'. Die Umsetzung des Machtspielchens der beteiligten Personen und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Probleme sorgen wirklich für eine ganz andere Art des Klassikers. Gänzlich von der Kritik, dass ich gewisse Stellen 'zu klassisch' fand, kann ich mich sicherlich nicht, aber ich würde den Aspekt zurzeit gar nicht mehr als so störend empfinden. Auch hier denke ich, hätte ich vielleicht etwas mehr 'Ruhe' für die Lektüre gebraucht. Man sollte das Buch also vielleicht nicht immer zwischen Tür und Angel lesen.



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Die Kostbarkeiten von Poynton von Henry James

Juli 05, 2017











(Original: "The Spoils of Poynton"/ 1896, 1908) Manesse, Übersetzer/in: Nikolaus Stingl (aus dem Englischen) ,  ★★(★)☆ 3 bis 4 Sterne 
"Wertvolle Gobelins, Elfenbeinschnitzereien, edle Bronzen und alte spanische Altardecken ... Adela Gereth hat in «Poynton Park», ihrem Landsitz aus dem 17. Jahrhundert, lebenslang leidenschaftlich erlesene Einrichtungsgegenstände aus ganz Europa gesammelt. Dass nun weder Sohn Owen noch die von ihm umworbene Mona Brigstock diese Kostbarkeiten zu würdigen wissen, bereitet Adela Kopfzerbrechen. Dass das junge Paar sie ausquartieren will, bringt sie gar an den Rand der Verzweiflung. Dabei hat sie in Fleda Vetch doch bereits eine adäquate und sachkundige Schwiegertochter ausgemacht. Fleda findet tatsächlich nicht nur Gefallen am Haus, sondern auch an Owen – und sitzt plötzlich zwischen allen Stühlen. Bekannt für seine sprachliche wie psychologische Raffinesse, lässt uns Henry James auch mit diesem Roman wieder in die Abgründe menschlicher Beziehungen blicken."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Doch sie irritierte Mrs. Gereth mit ihrer Bewunderungsformel, die da lautete, dass alles, was sie sah, 'im Stile von' irgendetwas anderem sei. Das sollte beweisen, wie viel sie gesehen, bewies aber nur, dass sie nichts gesehen hatte; alles in Poynton war im Stile von Poynton [...]“  S.29

Meine erste 'Henry James'-Lektüre habe ich mit einem recht ausgewogenen Eindruck beendet. Es gab durchaus Charakteristika, die ich mir so in der ein oder anderen Art vorgestellt habe, anderes wiederum hat mich etwas 'überrascht' beziehungsweise hat mich die Lektüre noch einmal im Gesamteindruck reflektieren lassen.
Was mich vor allem zum Schluss tatsächlich besonders interessiert hätte, war das im Nachwort erwähnte Vorwort von Henry James selbst, welches er zu "Die Kostbarkeiten von Poynton" verfasst haben soll. Leider wurde dieses hier nicht mit abgedruckt. Einige, vielleicht auch die interessantesten Stellen wurden aber zumindest kurz erwähnt. 
Die Geschichte, rund um das Vierergespann Mrs. Gereth, Fleda, Owen und Mona, hat mich auf gewissen Ebenen sehr gut unterhalten, allerdings gab es auch hin und wieder einige 'Motivationseinbrüche' hinsichtlich des Lesens an sich. Es wird tatsächlich sehr deutlich, dass es zwei Hauptaspekte in diesem Roman gibt. Zum einen, die auch im Titel erwähnten "Kostbarkeiten von Poynton", also die gesamte Thematik hinsichtlich des Ansehens, des Ruhms, aber auch der im späteren Verlauf stärker werdende Fokus auf die Beziehungen der vier Protagonisten untereinander. So werden auf der einen Seite die gesellschaftlichen Einflüsse dargestellt und auf der anderen Seite werden sehr psychologische Aspekte angesprochen, die sich aber nicht nur auf die Mutter-Sohn-Beziehung stützen, sondern auch darüber hinaus versuchen diesen Zwiespalt, in dem sich Fleda befindet, psychologisch zu betrachten und bestenfalls aufzulösen.

"Ein solches Haus nie besessen zu haben wäre besser gewesen, als es besessen zu haben und dann zu verlieren. Es war ihr widerwärtig, nach einer Lösung suchen zu müssen: Was für eine seltsame Beziehung zwischen Mutter und Sohn, wo keine grundlegende Zärtlichkeit herrschte, aus der unweigerliche eine Lösung entspränge!“  S.46

So sehr ich die Idee und auch die teilweise wirklich gute Umsetzung geschätzt habe, hatte ich an der ein oder anderen Stelle, Schwierigkeiten mit der Sprache (gegebenenfalls auch mit der Übersetzung, soweit man dies immer etwas differenzieren muss). Mir war durchaus bewusst, dass sich der Roman hinsichtlich seines frühen Erscheinungsdatums und der beschriebenden sozialen Stellung der Figuren auch auf eine andere Art und Weise 'ausdrückt', jedoch gab es für mich durchaus viele Stellen, an denen man die Formulierungen vielleicht doch hätte etwas moderner gestalten sollen, insbesondere allerdings gezielt bei den Dialogen. Es ist natürlich nicht gänzlich einfach dies unter dem Beibehalt der ursprünglichen Aussage umzusetzen, aber während des Lesens spürte ich doch eine gewisse Distanz zum Text, da man die ein oder andere auch längere Passage gerne überflogen hätte.
Dies heißt aber nicht, dass mich die Geschichte oder der Handlungsstrang grundsätzlich gelangweilt hätten, denn es gibt durchaus einen gewissen Reiz weiterzulesen.
Henry James beschreibt diese ständig wechselnden Besitztümer und Zuneigungen zu den Personen durchaus sehr unterhaltsam, wenn auch sicherlich überspitzt. Als Leser ist man dennoch ständig daran interessiert herauszufinden, was nun mit "Poynton" und den einzigartigen Gegenständen, die dort zu finden sind, passieren wird. Man sollte aber vielleicht keine allzu spektakulären Vorkommnisse erwarten, da sich die Handlung selbst sehr auf diese Zugehörigkeit der Kostbarkeiten stützt und dadurch tatsächlich einen größeren Blick für die persönlichen Interessen und Sehnsüchte der Protagonisten bereithält.

"Sie lief noch am Abend aus dem Haus und telegrafierte ihrer Schwester, und am anderen Morgen verließ sie London mit einem frühen Zug. Sie brauchte für diesen Schritt keinen anderen Grund als das Gefühl der Notwendigkeit. Es war ihr ein starkes persönliches Bedürfnis; sie wollte etwas zwischenhalten, und es gab nichts, was sie zwischenhalten konnte außer Entfernung, außer Zeit." S.180


Recht unterhaltsamer 'Familienstreit', der auf der einen Seite durch gewisse Überspitzungen und Komik besticht, sich andererseits aber auch mit einem Gespür für gewisse psychologische Einsichten beschäftigt. Die Figurenkonstellation sorgt für ständigen Wirbel und einen durchaus gelungenen Handlungsverlauf. Hin und wieder empfand ich die Sprachwahl, zwar keineswegs als 'eingestaubt', aber doch etwas ermüdend, was dem Gesamteindruck aber nur etwas geschmälert hat.
























Vielen Dank an den Manesse Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


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