(Original: "Eligible"/ 2016) HarperCollins Germany, Übersetzer/in: Sabine Schilasky (aus dem Amerikanischen), ★★☆☆☆ 2 Sterne
"Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können …"
"'Fred!', sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich nie begegnet waren. 'Wie geht es uns heute?' Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter:
'Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?'“ S.81
'Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?'“ S.81
Die "Bennets" sind wohl eine der bekanntesten Familien, die die Literaturwelt zu bieten hat. Curtis Sittenfeld nimmt sich ihrer Geschichte an und interpretiert Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" neu, ganz im Stil des 'Modernen'. Sicherlich kann man demnach mit vielen Ähnlichkeiten rechnen, kann sich aber auch darauf einstellen, dass viele moderne Einflüsse ihren Weg zum Leser finden. So sollte man nicht gänzlich davon ausgehen, dass man es hier ganz mit der Art und Weise von "Stolz und Vorurteil" zu tun hat, sondern dass sich der Roman schlichtweg daran orientiert und gleichzeitig neue Impulse hinzufügt.
Was man aus dem Klassiker bereits kennt, sind die Protagonisten. Die Benetts und die Bingleys treffen aufeinander, genauso wie Mr. Darcy sich die Ehre gibt. Ebenfalls gibt es natürlich Bezüge zu den Schauplätzen, zu den typischen Verhaltensweisen der im Klassiker auftretenden Figuren. Mit einer Menge Stolz und Vorurteilen ist also immer noch zu rechnen. Modern wird das Ganze natürlich durch die Verlagerung der Geschichte in die heutige Zeit und die damit verbundenen Ansichten zum Thema Familiengründung, Ehe und das eigentliche Konzept der Liebe. Natürlich schwingt aber immer eine Portion Ironie mit, die den Klassiker zwar nicht gänzlich etwas ins Absurde rückt, aber dennoch deutlich macht, dass gewisse Aspekte nicht zu ernst zu nehmen sind. Ich fand allerdings dennoch, dass man viele angesprochene Themen, die sich auf die individuelle Lebensweise des Menschen und die Kritik, die sich damit unter anderen Mitmenschen entwickelt, ganz gut aufgezeigt wurde und es dadurch vielleicht nicht nur ein Buch für Zwischendurch ist, bei dem man abschaltet, sondern ganz gut aufzeigt, wie ideologisiert die Menschen denken und gewisse Muster aufgebrochen werden sollten.
"'Einen Versuch ist es wert. Man kann nie wissen.'
'Nein', sagte Liz. 'Das stimmt nicht. Manchmal weiß man es.'“ S.313
'Nein', sagte Liz. 'Das stimmt nicht. Manchmal weiß man es.'“ S.313
Allein meine angeführten Zitate lassen aber erahnen, dass das Buch im Großen und Ganzen eben nicht aus unfassbar wortgewandten Weisheiten besteht, sondern sich sehr auf den Unterhaltungsfaktor bezieht. Unterhaltsame Äußerungen, die sich auf die Manieren und das vornehme Verhalten beziehen sind dominierend und führen wie ein roter Faden durch das Buch. Sicherlich nicht verwunderlich bei der Absicht des ganzen Projekts. Dadurch sollte man aber vielleicht auch im Hinterkopf behalten, dass die Geschichte nicht durch bahnbrechende innovative Ideen und Aussagen bestechen möchte, sondern durch wirklich viele, manchmal vielleicht zu zugespitzte Handlungen, an einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abfolge von Entwicklungen interessiert ist. Tatsächlich las es sich oftmals einfach wie eine Serie 'in Zeiten des "Bachelors', wie es so schön auf der Rückseite genannt wird.
Ich persönlich fand die Geschichte und die Umsetzung, auch hinsichtlich der Verbindung zum 'Original' ganz interessant und teilweise auch gut geglückt, wenn man eben die Tatsache nicht vergisst, dass man keinen 'neuen Klassiker' erwarten kann und sollte. Die Figuren weisen natürlich Ähnlichkeiten auf, entwickeln sich aber auch soweit es geht 'selbständig' weiter und sorgen so für das Neue. Mir gefielen vor allem Mr. Bennet, der einfach schön ironisch, lustig und gänzlich unbeeindruckt von dem ganzen Drama schien und größtenteils Liz und Darcy, die den Leser eben überwiegend durch den Roman führen und dessen Sympathie man einfach allein durch "Stolz und Vorurteil" nicht ganz abschütteln kann. Mrs. Bennet fand ich furchtbar. Sie zeigt mal wieder ganz schön auf, dass die Gier nach Reichtum und Ansehen, genauso wie Schubladendenken niemandem helfen kann.
"'Ich bin nicht in New York', sagte Liz. 'Ich bin in Kalifornien. Bist du in der Wohnung oder im Haus?'
'Im Haus. Mom hat eben einen Schwung Valium eingeworfen, von dem ich glaube, dass es schon seit zehn Jahren abgelaufen ist.'" S.423
'Im Haus. Mom hat eben einen Schwung Valium eingeworfen, von dem ich glaube, dass es schon seit zehn Jahren abgelaufen ist.'" S.423
Ein ganz ausgewogener Versuch, den Klassiker "Stolz und Vorurteil" neu zu interpretieren. Gewisse Aspekte sorgen sicherlich für gute Unterhaltung, da reichlich Ironie und Witz im Spiel sind, andere Aspekte schienen mir etwas zu schnell abgearbeitet worden zu sein. Da es sich aber um einen Unterhaltungsroman handelt, sollte man daher nicht davon ausgehen, dass der Versuch unternommen wird, einen 'neuen Klassiker' zu etablieren, sondern dass mit den bekannten Figuren und den Ansichten über Ehe, Familie und der Vielfalt der Liebe gespielt wird. Manchmal recht passend formuliert, manchmal vielleicht etwas zu gewöhnlich.
Es vermischen sich aber ganz schön die klassischen Figurenbilder, mit neu auftretenden und modernen Lebensweisen. Im Großen und Ganzen entstand bei mir das Bild einer 'typisch romantischen Hollywood- Komödie', vielleicht eben durch den hervorgehobenen Aspekt des 'Bachelors' und den damit verbundenen stereotypischen Entwicklungen, welche auch unsere heutige Gesellschaft auf den Arm nehmen; die großen Gefühle bleiben also eher aus.
Es vermischen sich aber ganz schön die klassischen Figurenbilder, mit neu auftretenden und modernen Lebensweisen. Im Großen und Ganzen entstand bei mir das Bild einer 'typisch romantischen Hollywood- Komödie', vielleicht eben durch den hervorgehobenen Aspekt des 'Bachelors' und den damit verbundenen stereotypischen Entwicklungen, welche auch unsere heutige Gesellschaft auf den Arm nehmen; die großen Gefühle bleiben also eher aus.
Liebe Karin,
AntwortenLöschendas Buch habe ich jetzt schon auf einigen Blogs gesehen! Und nicht immer sind die Meinungen positiv. Ich überlege noch, ob ich es lesen soll! Deinen Blog habe ich gerade erst entdeckt und bin gleich mal über GFC Leserin geworden. Tolle Bilder übrigens! LG Verena von Books-and-Cats
Liebe Verena,
Löschenvielen lieben Dank!
Also, wenn man gerade eine 'spaßige' oder kurzweilige Geschichte lesen möchte, passt das Buch ganz gut, aber man sollte aufgrund der "Stolz und Vorurteil"-Anlehnung vielleicht dahingehend nicht zuviel erwarten. :) Da liegt es wirklich am Leser selbst, wie 'schwer' die Lektüre sein soll.
Liebe Grüße
Karin