(Original: "-"/ 2014) von Marilynne Robinson, Picador, Übersetzer/in: - , 261 Seiten, Taschenbuch, ★★★★☆ 4 Sterne
Dritter Teil des Romanzyklus "Gilead"
Dt. Inhaltsangabe (S.Fischer Verlag): "Lila ist ein Findelkind, das von einer Landstreicherin und Überlebenskünstlerin aufgegriffen wird. Als ungleiche Geschwister ziehen sie durch Amerikas harte Jahre, in denen Dürre und Hunger das Leben zeichnen. Als Erwachsene muss sich Lila alleine durchschlagen, bis sie eines Tages im Regen unerwartet einen Unterschlupf findet. Und mehr als das – sie wird mit der Sorge und Zartheit eines Mannes konfrontiert, der ihr Leben und alles, was sie bisher erfahren hat, auf den Kopf stellen wird."
"'When the child stayed under the table they would forget her most of the time. The table was shoved into a corner and they wouldn´t go to the trouble of reaching under to pull her out of there if she kept quiet enough.“ S.4
Dass "Lila" Teil einer 'Reihe' ist, wusste ich zwar, dass es aber allerdings schon der dritte Teil des Romanzyklus der Autorin ist, war mir nicht bekannt. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, etwas nicht verstanden zu haben, auch wenn es sicherlich etwas hilfreicher gewesen wäre, die Bücher chronologisch zu lesen.
Taucht man aber in die Welt von Lila, der Protagonistin ein, so stellt man sehr schnell fest, dass der Roman durch eine zwar sehr eigene, aber irgendwie auch zurückhaltende Atmosphäre besticht. So ist es einerseits melancholisch, nachdenklich und auch aufgrund der beschriebenen Erlebnisse und zwischenmenschlicher Treffen teils düster, aber es wirbelt den Leser nie gänzlich auf. Durch den ruhigen, fast schon sachlichen Erzählstil wird man einfach durch das Leben von Lila geführt, in dem man tatsächlich 'nur' stiller Beobachter ist. Wer bereits mit dem Roman "Gilead" vertraut ist, wird auch hier auf bekannte Protagonisten stoßen, zumal Lila eben auch in dem Ort 'Gilead' verweilt. Hier trifft sie auf John Ames, den Geistlichen zu dem sie eine besondere Beziehung aufbauen wird. Letztlich kann man also auch damit rechnen, dass der Roman sehr viele christliche, kirchliche Überlegungen heranführt und sich auch stark mit dem Konzept des Glaubens beschäftigt. Häufig wird auch von Lila auf die Frage eingegangen, wieso gewisse Dinge passieren müssen oder passieren, wenn es doch einen Gott gibt, der für die Menschen nur etwas Gutes will. Ich selbst stehe dem Institut der Kirche eher ablehnend gegenüber, glaube aber dennoch an viele Dinge, die sich auf diesen Glauben beziehen, daher finde ich es immer sehr spannend, wie Autoren diesen vor allem heutzutage schwierigen Diskussionspunkt aufgreifen und auch umsetzen.
"'Whatever it is, just wait for it to be over. Everything ends sometime. Lila tought, When you know it will end anyway, you can want to be done with it. But if you´re carrying a child, you´d best have a roof over your head. Any fool knows that.“ S.20
Der Roman wird hauptsächlich auf Lila und Mr. Ames beschränkt. Natürlich spielen die Menschen, welche Lila bis dahin in ihrem Leben begleitet haben eine wichtige Rolle und sie werden auch immer wieder erwähnt, letztlich trägt dies aber dazu bei, dass man sich als Leser verständlich machen kann, wieso Lila so agiert, wie sie es beschrieben wird. Teilweise schien vieles erst einmal etwas fragwürdig, man konnte Lila an der einen oder anderen Stelle nicht ganz verstehen, durch aber später aufgegriffene Rückblenden in ihr 'altes' Leben, wird vieles verständlicher.
Herausgestochen ist für mich hierbei der ständige Konflikt der Protagonistin, eine anhaltende Angst zu verspüren und sich dagegen schützen zu müssen und der stärker werdenden Einsicht, dass gewisse Ängste unbegründet sein könnten. Diese Überlegungen dominierten für mich tatsächlich den Roman. Es wird sehr häufig ein bestimmtes Messer erwähnt, welches sie von Doll bekommt und welches ihren persönlichen Anker bildet. Grundsätzlich fand ich die gesamte Entwicklung ihrer Figur und auch die geführten Dialoge mit Mr. Ames wirklich gut ausgearbeitet und auch mit einem tieferen Sinn versehen. Lediglich eine Passage, die sich mit dem Zusammentreffen eines Jungen und Lila befasst, schien mir am Schluss etwas kurios und ich konnte sie nicht sofort in das Gesamtbild einordnen, allerdings wird daraus vieles zwischen Lila und Mr. Ames ersichtlich.
So passiert in dem Roman eigentlich gar nicht so viel, was die Handlung betrifft, wenn man die Rückblenden außer acht lässt. Die Geschichte befasst sich eher mit den Ängsten der Menschen und dem Suchen und vielleicht auch Finden eines Ankers im Leben.
"'My point is that things don´t have to stay the way they are. If you want to changge them.'" S.187
Der dritte Teil eines Romanzyklus, welcher aber auch ohne Vorkenntnis der beiden Vorgänger wunderbar funktioniert. Thematisiert den Umgang mit einer schwierigen Vergangenheit und dem menschlichen Bedürfnis, sich davon lösen zu wollen. Obwohl relativ viele Ereignisse geschildert werden, ist der Roman eher ruhig und fokussiert sich auf die inneren Kämpfe, die der Mensch mit sich führt, ebenso wie ständige Ängste, die einen verfolgen können. Der Schreibstil lässt einen aber nicht los, so dass man gerne weiterliest.
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