April & Mai: Raben, Wölfe und viele "The"s

Juni 02, 2021

Doppelrückblick. Die letzten beiden Monate haben sich tatsächlich wieder mal nicht so voneinander unterschieden. Wie wohl bei vielen von uns.
Auf meiner aktuellen Playlist laufen weiterhin Thrice und Dermot Kennedy rauf und runter und ich versuche mir nach der Arbeit irgendwie Zeit und Motivation freizuschaufeln, um Lesen zu können. Aber irgendwie erweckt sich mir der Eindruck, dass der Tag prinzipiell einfach zu wenige Stunden hat, um alles unterzubringen, was man gerne machen würde.

Dennoch habe ich in den letzten beiden Monaten ganze zehn Bücher (vier davon beginnen übrigens mit einem "The". Scheint wohl ein anhaltender Trend zu sein, wie bei den Bands á la "The Killers" etc.) und einen Comic gelesen. Es gab einige schöne Überraschungs-Highlights und einige Bücher, die mich vielleicht etwas enttäuscht haben. Mehr davon also nun im Detail:

Wie immer gelangt ihr durch Anklicken des Buchtitels, falls vorhanden, auf die jeweilige Rezensionsseite.

Dem GrishaVerse verfallen - gelesene Bücher aus der Feder von Leigh Bardugo:

  • "King of Scars" (King of Scars #1): Da wir nun wieder auf die zweite Staffel der Serie warten dürfen, war ich ganz froh, dass ich noch das Spin-Off der Buchreihe hier liegen hatte. King of Scars hat mich nach der Six of Crows Dilogie sicherlich wieder etwas mehr abgeholt. Ich verstehe absolut den Reiz, den die Truppe rum um Kaz Brekker bei vielen zu haben scheint, aber irgendwie ist das "wir gehen nur auf eine Einbruchsmission" á la Ocean´s Eleven nicht so meins gewesen. Mir hat da das "große Ganze" gefehlt.
    Wie dem auch sei: King of Scars fand ich richtig geglückt. Man trifft liebgewonnene Charaktere wieder, man erfährt einiges über die Jahre nach "Siege and Storm" und man begibt sich mit Nikolai in Gefahr. Eine gute Geschichte, wenn man einfach die Welt des GrishaVerse mag und wenn man sich gut unterhalten fühlen möchte.
  • "Rule of Wolves" (King of Scars #2): Nach Teil eins kommt ja bekanntlich Teil zwei. So war es auch bei mir. Kurz darauf habe ich mich also auch auf die Fortsetzung gestürzt. Auch hier mochte ich viele Aspekte, einige hingegen fand ich etwas zu "gewollt". Es treten auch hier Charaktere auf, die man schon kennt und die man sehr gerne wiedergesehen hätte. Aber hier fühlte es sich für mich deplatziert an. Es hatte keine richtige Struktur und somit kam bei mir das Gefühl auf, dass man hier lieber darauf verzichten hätte sollen. Nichtsdestotrotz fand ich auch den zweiten Teil spannend und lesenswert.
  • "The Live of Saints": Zum Abschluss habe ich dann noch zum Sonderband der Reihe gegriffen. Das Buch wird auch in der Serie kurz gezeigt. Ich würde sagen, dass es wirklich etwas für Fans der Reihe und Serie ist. Man erfährt einiges über die Entstehungsgeschichten der Heiligen und kann so ein wenig nachvollziehen, wofür sie stehen. Die Illustrationen sind ein wahrer Hingucker und es wird sicherlich der Eindruck geweckt, dass diesses Buch tatsächlich in der Grisha-Welt erhältlich sein könnte (vergleichsweise wie "The Tales of Beedle the Bard"). Also: ganz schön anzusehen und für Fans sicherlich interessant. Wer mit den Büchern bisher nicht begonnen hat oder nicht so ganz Feuer und Flamme ist, der findet das Buch vielleicht auch eher "überflüssig". Ich werde aber sicherlich auch in Zukunft hin und wieder darin blättern.

Ansonsten gelesen:

  • "The Divines" von Ellie Eaton: Das Cover. Ja, davon könnte ich schwärmen. Aber die Geschichte hat mich mit einem gemischten Gefühl zurückgelassen. Im Nachhinein betrachtet bleiben doch immer mehr positive Erinnerungen daran zurück, weil ich den psychologischen Aspekt gut ausgearbeitet fand, aber wenn ich meine markierten Stellen und Anmerkungen ansehe, dann sinkt die Euphorie wieder, weil zu viele Stränge eingebaut wurden, die mir da nicht ganz hineinpassen wollten. Der Fokus auf die Eliteschule wird zum Beispiel nach und nach etwas zurückgeschoben. Grundsätzlich beschäftigt sich der Roman zwar schon mit den Machenschaften der Cliquen, aber eben nur durch das persönliche Sammeln von Erfahrungen der Protagonistin. Das Gute daran ist aber sicherlich die Taktik, dass die Frage nach dem, was damals wirklich passiert ist, bis zum Schluss zurückgehalten wird. So entstehen eine gewisse Spannung und zumindest kleine Sogwirkung. Ansonsten ist die Geschichte für alle geeignet, die sich sehr auf die Entwicklung eines Charakters und die psychologische Einschätzung von Handlungen interessieren.
  • "Die Verlorenen" von Stacey Halls: Leider eines der schwächeren Bücher für mich in den letzten Monaten. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass es ein wirklich durchschnittliches Buch war, das versuchte besonders zu wirken. Die Handlung und die Dialoge sind sehr vorhersehbar und die Auflösung des Ganzen ist eher "lau". Man liest es zwar schnell weg, aber es hallt nicht wirklich nach. Es ist ein Roman über die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern und über die Härte der damaligen (da historischer Roman) Versorgungsmöglichkeiten. Wirklich authentisch wirkte es aber an vielen Stellen leider dennoch nicht. Wenn man einen typischen Roman fürs Herz sucht, liegt man hier vielleicht nicht falsch, aber mich konnte es leider nicht wirklich abholen.
  • "Leute wie wir" von Diana Evans: Evans´ Roman fand ich eigentlich recht gut und ich habe ihn gerne gelesen, aber mir fehlte zum Schluss noch das gewisse Etwas, auch wenn es in der Geschichte natürlich genau darum geht, dass ganz "einfache" und reale Beziehungen gezeigt werden. Ich habe dennoch vermisst, dass der Roman und die Figuren einen in Beschlag nehmen und dass man mit ihnen mitfühlt. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurden einige Handlungen und Figuren leider etwas anstrengend. Dadurch, dass wir auch jeweils die Unzufriedenheit und den Überdruss auf gewisse Figuren mitbekommen, schienen mir viele Charaktere nervig und unsympathisch. Auch hier, obwohl (!) die subjektive Wahrnehmung auf die jeweilige (Stress-)Situation der Protagonist*innen zurückzuführen ist. Demnach hat der Roman vieles richtig gemacht und gut umgesetzt, wenn es darum geht, eine Geschichte über die realen Beziehungen und Beziehungsfragen zu erzählen, aber er hat in Kauf genommen, dass dadurch an einigen Stellen der Funke fehlt und sich Leser*innen so sehr an die Figuren heften, dass die Mitmenschen manchmal unerträglich erscheinen. Dadurch blieb der Roman für mich im guten Mittelfeld.
  • "Falcon & Winter Soldier: Falsche Schlange" von Derek Landy: Die Ausgabe habe ich ganz flott auf dem E-Reader verschlungen, als ich sie entdeckt habe. Es ist natürlich kein literarisches Meisterwerk, aber es hat mich richtig gut unterhalten. Die Dynamik zwischen Bucky und Sam wurde ein wenig auf der Basis der Netflix-Serie weitergesponnen. Super für Zwischendurch.
  • "House of Hollow" von Krystal Sutherland: Buddy-Read #1 mit Tania von @gackelchensbooks. Das Buch haben wir beide tatsächlich richtig genossen. Es ist spannend, ein wenig gruselig und greift auf mythologische Sagen zurück. Es war sicherlich eines meiner Lieblingsbücher in den letzten beiden Monaten. Mir gefiel die Idee, die Entwicklung der Figuren und auch, dass es die Möglichkeit einer Fortsetzung geben könnte (obwohl in sich doch abgeschlossene Handlung). Mein Tipp: Ein super Buch für die Halloween-Zeit!
  • "The Adventures of Pinocchio" von Carlo Collodi: An einem Abend verschlungen habe ich zudem die Geschichte von Pinocchio. Ich war recht verblüfft, dass die Geschichte richtig Tempo hat und mich mitreißen konnte. Lange Zeit dachte ich, dass die Erzählung irgendwie "konservativer" wäre. ABER Pinocchio erlebt richtig viele Abenteuer, lernt fleißig zu sein, nicht auf schlechte Einflüsse zu vertrauen, sich nicht täuschen zu lassen, seinen Aufgaben nachzugehen, Wort zu halten und und und. Zugegeben: Einige Aussagen oder Intentionen der Geschichte fand ich letztlich etwas zu sehr betont, nämlich, dass Kinder oder Menschen scheinbar nur glücklich und zufrieden sein werden, wenn sie eine Arbeit haben und diese auch immer ausüben, statt Spaß zu haben und faul zu sein. Gut, letzteres ist wohl nie wirklich effektiv, aber an einigen Stellen hätte ich auf diese Art von Belehrungen verzichten können. Nichtsdestotrotz ist es eine wirklich schöne und unterhaltsame Geschichte. Und die Ausgabe von MinaLima kann ich wie immer nur wärmstens empfehlen, denn sie beschert einem einen eigenen kleinen Pinocchio!
  • "The Push" von Ashley Audrain: Ebenfalls ein Highlight! Sehr schwieriges, aber ernstes Thema: Wie geht man damit um, wenn man als Elternteil das Gefühl hat, dass man dem eigenen Kind nicht trauen und keine Bindung aufbauen kann? Audrains Roman durchleuchtet mit psychologischem Feinsinn die Ausmaße einer solchen Beziehung und bringt es auf ein Maximum. Somit haftet der Geschichte immer mal wieder etwas eines Thrillers an.
  • "Jonathan Strange & Mr Norrell" von Susanna Clarke: Buddy-Read #2 letzten Monat mit meiner Schwester. Die gut 800 Seiten flogen tatsächlich nur so vorbei. Obwohl ich letztlich mit etwas ganz anderem gerechnet hatte, war ich sofort verliebt in die Gegend (England, 1806), Atmosphäre und die Figuren, die Clarke erschaffen hat. Man wird ständig mit neuen Informationen versorgt, um dann zurückgeworfen zu werden, sodass man denkt, man wisse jetzt, wie die Welt funktioniert, obwohl man es eigentlich ganz und gar nicht weiß. Meine vielen Ideen und Prognosen, wie die Geschichte endet wurden beinahe alle nicht bestätigt. Ob das nun gut ist oder nicht, lasse ich mal dahingestellt.
    Man ist aber dauernd damit beschäftigt, sich neue Erklärungen für das Erzählte zu suchen und wird so zu einem/ einer Fährtenleser*in. Muss man einem der beiden (Strange oder Norrell) misstrauen? Was steckt hinter den Geschichten um den "Raven King"? Wenn man wirklich mal wieder Lust auf einen Brocken von (Fantasy-)Buch hat und nichts dagegen hat, wenn nicht alles Sinn ergibt beziehungsweise ins kleinste Detail erklärt wird, dann ist man hier genau richtig.


Habt ihr derzeit auch eine Lieblingsplaylist, mit der ihr die Monate füllt? Was waren eure Highlights oder Favoriten?


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