Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Mrs Dalloway"/ 1925) Manesse Verlag - Manesse Bibliothek - Mehr Klassikerinnen (2022), Übersetzer/in: Melanie Walz (aus dem Englischen), ★★★★☆ 4 Sterne
"Es ist ein besonderer Tag im Leben der zweiundfünfzigjährigen Clarissa Dalloway: Die Gattin eines Parlamentsabgeordneten will am Abend eine ihrer berühmten Upper-class-Partys geben. Der Tag vergeht mit Vorbereitungen, zufälligen Begegnungen mit Jugendfreunden, Konversation, nostalgischen Betrachtungen, Sinneseindrücken beim Flanieren ... Ein besonderer Tag soll es – aus ganz anderen Gründen freilich – auch für Septimus Smith werden. Auch ihn, den Kriegsheimkehrer, beschäftigt die Gegenwärtigkeit des Vergangenen in jedem einzelnen Augenblick."
"Irgendjemand hatte ihn mitgebracht, und Clarissa hatte seinen Namen nicht verstanden. Sie stellte jedermann als Wickham vor. Zuletzt sagte er: 'Ich heiße Dalloway!' - das war sein erster Eindruck von Richard -, ein blonder junger Mann, eher linkisch, der auf einem Liegestuhl saß und mit den Worten herausplatzte: 'Ich heiße Dalloway!' " S.109
Das mag einige Aspekte des Romans etwas chaotisch wirken lassen, besaß aber (wie ich finde) letztlich doch einen ganz eigenen Reiz.
"Auch die Liebe war zerstörerisch. Alles Schöne, alles Wahre ging verloren." S.225f.
"Sind wir nicht alle Gefangene? Sie hatte ein wunderbares Theaterstück über einen Mann gelesen, der an der Wand seiner Zeit kratzte, und ihr war, als ob das die Wahrheit über das Leben sei - dass man an der Wand kratzte." S.138
Ein Klassiker, der es sicherlich verdient geworden ist. Die Schwere der Themen und die gleichzeitige Leichtigkeit der Erzählungen machen aus "Mrs. Dalloway" eine lesenswerte Lektüre. Man muss jedoch in der Stimmung für einen Roman sein, der die Leser*innen wie eine Feder durch die Stadt treiben lässt, die Perspektiven wechselt und so bei den Übergängen für einige Verwirrrungen sorgen kann. Grundsätzlich ist das Tempo schnell, doch die Handlung ist nicht der zentrale Punkt. Der Fokus liegt auf den psychischen und gesellschaftlichen Aspekten der Figuren. Für mich wahnsinnig interessant, da ich mir auch vorstellen kann, dass jede*r Leser*in bei einem anderen Schicksal hängen bleibt und diesen im Herzen und in den Gedanken tragen wird.
Hey, Mrs. Dalloway habe ich bisher nie gelesen. Aber mich hat deine Rezension noch einmal sehr neugierig gemacht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Zeilentänzerin
Hab auch lange gebraucht, bis ich mal dazu gegriffen habe. Aber ist wirklich ein schöner Klassiker, der die Gedanken schweifen lässt und trotzdem wichtige Dinge aufgreift. :)
LöschenHoffe (falls du es liest), dass es dir auch gefallen wird.
Liebe Grüße
Karin