"Dracula´s Child" von J.S. Barnes

Januar 31, 2021

Bram Stokers "Dracula" ist ein Klassiker der Vampirliteratur. Geheimnisvoll und gleichzeitig gefährlich wird der Graf porträtiert, letztlich aber von seinen Gegnern, Mina und Jonathan Harker sowie dem berühmten Vampirjäger Van Helsing, zur Strecke gebracht. Oder etwa nicht? 

J.S. Barnes schuf nun mit "Dracula´s Child" eine Geschichte, die nach den uns bekannten Ereignissen spielt. Aber lohnt sich die Fortsetzung? 

 

"'[...] Besides, a great truth has lately been revealed to me.'
            'And what...' I stammered. 'What is that'?
'Why, Maurice, haven´t you heard?' His smile widened still further. 'That blood is the life"'
  - s. 144

 

Pro:

  • Der Stil: Wer den Stil von "Dracula" mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Die Geschichte ist sehr stark an die Textart des Klassikers angelehnt. Das bedeutet, wir erfahren von den Geschehnissen Dank verschiedener Aufzeichnungen der Protagonist*innen: Tagebucheinträge, Zeitungsartikel und auch Tonaufnahmen sind hier die Hauptinformationsquellen. Ich fand dies großartig, da man das Gefühl hatte, dass es wirklich direkt an Bram Stokers Roman ansetzt. Es kommt nicht kitschig oder trashig daher, sondern spielt mit den bekannten Mustern des Klassikers und greift den etwas "alten Charme" auf. Es bleibt geheimnisvoll und etwas düster, Vorahnungen beschleichen uns, aber es driftet nie ins wirklich Horrormäßige ab.
  • Die Protagonist*innen: Es gibt durchaus einige neue Figuren, die eingeführt werden. Dies ist sinnvoll und sicherlich auch ein Stück weit notwendig, um überhaupt eine spannende Fortsetzung voranzubringen. Jedoch mochte ich auch sehr, dass wir vielen alten Bekannten begegnen. Jonathan und Mina Harker sowie ihr Sohn Quincey, Van Helsing und Dr. Seward. Insgesamt ist es eine ausgewogene Mischung aus neuen und alten Held*innen und Bösewichten. Und es bleibt natürlich die Frage: Wer ist Dracula´s Kind und was sind seine Absichten? 

Contra: 

  • Die Länge: Es ist kein wirklicher Nachteil, dennoch vermute ich, dass einige Leser*innen den Umfang und die manchmal langgezogenen Kapitel als zäh empfinden könnten. Ich mochte, wie es erzählt wurde, habe aber auch ab und an gedacht, dass einige Kapitel überflüssig waren. Jedoch passt es wie schon oben angedeutet zum Stil der Vorlage "Dracula". 
  • Handlungsstränge: Mir ist zum Schluss das Gefühl geblieben, dass einige Handlungsstränge hingegen hätten intensiviert werden können. Zum Beispiel, wenn es um die Situation rund um Van Helsing ging oder auch um das Ende. Hier spürt man erneut, dass der "Showdown" einen ähnlichen Effekt hat, wie der Vorgänge und man daher ein wenig enttäuscht ist. Aber eventuell wollte sich der Autor auch die Option einer weiteren Fortsetzung offenlassen.

Irgendwo dazwischen:

  • Die (Entwicklung der) Vampire: Ich muss zugeben, ich hatte mir in dieser Geschichte eine Intensivierung der Vampirgestalt gewünscht. Neue Hintergründe, Absichten, Offenbarungen, Kräfte. Obwohl ich nicht wirklich enttäuscht war, dass es keine neuen Erkenntnisse gab, dachte ich die ganze Zeit, dass man hier hätte doch noch einen Schritt weitergehen können - auch ohne in die Horrorkiste zu greifen. Dadurch bleibt die Geschichte auch gleichzeitig etwas "unentwickelt" und schwebt auf einer Stufe mit dem Klassiker. Was für mich wie gesagt gut funktioniert hat, wenn man in dieser Umgebung bleiben möchte, was allerdings im Nachhinein das Innovative an der Handlung selbst etwas geschmälert hat.

 

Ausgabe: "Dracula´s Child" von J.S. Barnes, Titan Publishing Group

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