5 Gründe, warum die "Strange the Dreamer" Reihe von Laini Taylor lesenswert ist

April 05, 2020

Was Trilogien oder größere Reihen betrifft, bin ich recht vorsichtig. Ich rechne meist damit, dass mich ein Teil enttäuschen wird oder mir die Lust bereits während des Lesens abhandenkommt, weil die Spannung und das gewisse Etwas fehlt. Demnach war ich von der Strange the Dreamer Dilogie von Laini Taylor sehr angetan, auch wenn diese aufgrund der Seitenzahl ebenfalls etwas umfangreicher ist. Aber zwei Bücher, das sollte für mich machbar sein. Und tatsächlich hat mich diese Reihe sofort packen können. Aber warum?
"'But you can do better. I know you can. You´re a storyteller. Dream up something wild and improbable, ' she pleaded. 'Something beautiful and full of monsters.'
                        'Beautiful
and full of monsters?'

'All the best stories are.'
Lazlo didn´t disagree with that. " (Strange the Dreamer, S.115)
Im Folgenden also meine 5 Gründe, warum man diese Dilogie lesen sollte oder zumindest, was dafürspricht:

1. Alles ist möglich
Erstmal vielleicht keine große Überraschung, da es sich hier um Fantasy handelt. Der erste Teil versteckt sich noch hinter einer "normalen" Vorstellung der Welt. Lazlo, der Träumer. Ein Junge, der sich in die Bücher und deren Geschichten verliebt hat. Alles, was unvorstellbar scheint, befindet sich zwischen zwei Buchdeckeln. Nach und nach lernen wir aber, dass es so viel mehr zu entdecken gibt, als man zunächst vermutet hat. Es gibt Grenzen, die gesprengt werden und es wird zunehmend "größer". Man wird in eine Welt entführt, in der beinahe nichts unmöglich scheint und die auch bis zum Schluss nicht wieder in sich zusammenschrumpft, sondern wächst. Ich habe es geliebt, immer wieder etwas Neues zu entdecken, mit den Figuren neue Geheimnisse der Welt und auch sich selbst aufzudecken und zu sehen, wie sich diese zauberhafte Welt immer wieder neu erfindet.

2. Glaubwürdige Charakterentwicklung/ Was ist schon ein/e Held/in ?
Obwohl alles im stetigen Wandel ist und wir natürlich miterleben, dass die Figuren sich verändern, gibt es keine Charakterentwicklung, die ich nicht stimmig fand. Es gibt keine unnötig aufgebauschten und abstrusen Verhaltensweisen, die nur eingebaut wurden, um Spannung zu erzeugen. Alles, was geschieht und wie die Figuren agieren, wird von Anfang bis Ende vernünftig gestützt und ausgebaut. Ich mochte es sehr, dass die Figuren einerseits 'verlässlich' sind und andererseits dazulernen und eben durchaus aufgrund der zu lösenden Aufgaben wachsen.
Und besonders gelungen finde ich, dass die Frage des / der "HeldIn" zwar im Raum steht, die Frage danach aber durchaus offenbleibt und bleiben darf. Geschichten sind meist davon geprägt, dass es einen vorherbestimmten Helden / eine Heldin gibt. Sie müssen immer agieren, dürfen nie einfach nur Zuschauer sein, dürfen nie in Situationen gedrückt werden, die sie nicht unter Kontrolle haben. Nun, diese Geschichte spielt geschickt damit, dass dies nicht von Bedeutung ist. Es gibt Figuren, die natürlich Dinge in die Hand nehmen und eine Leitfigur darstellen, aber genauso gut gibt es Figuren, die sich dem entziehen, die im Verborgenen agieren und auch manchmal nur durch Zufall zu einem Ergebnis kommen. Beiden Charaktertypen wird hier aber Anerkennung gezollt. 
Das fand ich sehr schön umgesetzt. Denn es sagen doch immer alle, dass der Gedanke "Sei mehr wie Pippi, nicht wie Annika" vergisst, dass nicht jeder gleich ist. Und wie soll man das beherzigen, wenn nicht auch andere Geschichten aufzeigen, dass es nicht immer vonnöten ist, als stereotypische/r "HeldIn" Heldin nach vorne zu preschen?

3. Plottwists & Verknüpfungen beider Teile
Wie bereits angedeutet, gibt es durchaus Wendungen, die dem ganzen die nötige Spannung verleihen. Diese Wendungen kommen manchmal überraschend, manchmal tasten sie sich aber auch an einen heran, sodass man eine Vermutung hat. In beiden Fällen sorgt es aber dafür, dass man immer weiterlesen möchte. Ich habe an keiner Stelle gedacht 'Och, jetzt würde ich gerne etwas anderes lesen'. Dabei wird auch hier schnell deutlich, dass die Geschichte sehr gut konzipiert ist, denn es werden durchaus geschickte Verknüpfungen zwischen Teil eins und zwei gesetzt, die man manchmal erst beim Zurückblättern oder erneuten Lesen wirklich begreift. So sind die beiden Teile an sich eigenständige Kapitel, die sich mit einer anderen Aufgabe beschäftigen, welche aber auch gleichzeitig nicht vergessen, dass der / die LeserIn am Ende die Verbindung zum Anfang sucht. 
Zusätzlich zu den Plottwists ist natürlich auch die Handlung selbst unfassbar geglückt. Die Welt verknüpft nicht nur die Vorstellung unserer Umgebungen, sondern greift auch andere verschiedene Mythen (mythische Wesen) und Welten wie auch Konzepte des Weltverständnisses und der Weltentstehung auf.

4. Die Stimmung
Nichts geht über eine gute Geschichte mit einer einnehmenden Stimmung. In Laini Taylors Welt habe ich mich dahingehend unfassbar gut aufgehoben gefühlt. Auch wenn sie von durchaus dunklen Zeiten geprägt ist und Bitterkeit, Hass und Reue beinhaltet, so strahlt sie auch gleichzeitig voller Hoffnung, Zuversicht, Liebe und reinster Magie. 
Ich habe die Passagen geliebt, in denen von Lazlos Begeisterung zu Büchern gesprochen wird, zu seinem Drang nach Wissen und Antworten und natürlich auch die, in denen seine Träume beschrieben werden. Denn auch hier hat man das Gefühl, dass alles möglich ist, nichts hält einen zurück und solange man es sich nur vorstellen kann, kann es auch existieren. Ganz zu schweigen natürlich von der Stimmung, die von dem Fokus auf Träume oder die Träumer ausgeht.
Darüber hinaus konnte ich mir an jedem Ort genau vorstellen, wie es sich anfühlt, dort zu stehen, dabei sind die Beschreibungen zwar präzise, aber nicht ermüdend. Mitunter ist es wohl eine Welt, in der ich mich bisher am liebsten aufgehalten habe, denn alles ist stimmig und versprüht das Gefühl, dass auch der Erzähler diese Welt (trotz aller Widrigkeiten) liebt.

5. Dilogie oder mehr?
Und da kommen wir auch schon zum letzten Punkt. Ich hatte ja eigentlich erwähnt, dass ich dachte, mir würden diese zwei Teile durchaus ausreichen...und zum Teil sehe ich das weiterhin so. Für mich ist die Geschichte nun abgeschlossen und ich finde sie in diesem Ausmaß wunderbar. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch die Möglichkeit, dass die Autorin sich für weitere Bände der Reihe entscheiden könnte (wovon ich bisher noch nichts gehört habe) und tatsächlich wäre ich dem nicht ganz abgeneigt, wenn es quasi als mögliches Spin-Off erscheint.
Irgendwie kann ich nämlich nun doch nicht ganz aus der Welt und den 'WHAT IF's ausbrechen und ich würde nur allzu gerne wieder dort eintauchen. Vielleicht mit anderen Protagonisten, die aber den Bezug zu diesen zwei Bänden herstellen. Daher finde ich auch diese Umsetzung durchaus geglückt, dass man mit weiterhin vielen Fragen, Optionen und eigenen Vorstellung zurückbleibt, um sich diese Welt ein wenig selbst auszubauen und zu träumen.


Nun, da ich diese Reihe beendet habe, werde ich wohl noch die dreiteilige "Daughter of Smoke & Bone" Reihe der Autorin in Angriff nehmen. Ich bin ein wenig am Grübeln, ob diese in der gleichen Welt spielt? Denn die Inhaltsangabe zum ersten Teil klingt irgendwie, als gäbe es da durchaus Ähnlichkeiten...


Habt ihr die Dilogie gelesen? Falls ja: Wie hat sie euch gefallen? Oder habt ihr vielleicht zu einem anderen Buch von Laini Taylor gegriffen? Würdet ihr es empfehlen?



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2 Kommentare:

  1. Die Daughter of Smoke & Bone Reihe spielt nicht direkt in der gleichen Welt, aber ein Crossover ist durchaus möglich angesichts der Ereignisse am Ende von Muse of Nightmares ;) Die Trilogie lohnt sich enorm, ich mag sie noch lieber als Strange the Dreamer, das wurde mir teilweise dann doch zu kitschig-romantisch (passiert bei DoS&B allerdings auch), aber die Welten und Mythologie, die Taylor erfindet, sind wirklich toll :D

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    1. Hab den Vergleich jetzt natürlich nicht, aber ich fand "Strange the Dreamer", aufgrund seiner eigentlichen Zielgruppe, auch gar nicht soo super kitschig. :D
      Dann behalte ich mir die andere Trilogie umso mehr im Hinterkopf, danke! :)

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