5 Gründe, warum man Norton einfach lieben muss

November 08, 2018

Rezensionsexemplar ~ „Nortons philosophische Memoiren“ von Håkan Nesser (übersetzt aus dem Schwedischen von Paul Berf)

Ich bin definitiv ein Hundemensch. Solange ich zurückdenken kann, bin ich immer mit einem Plüschhund unter dem Arm unterwegs gewesen. Sie waren für mich einfach immer die perfekten Begleiter. Und auch wenn ich bis heute noch keinen echten eigenen Hund habe, weiß ich, dass man neben der Verantwortung, die man für dieses Lebewesen aufbringen muss, mit einer besonderen Freundschaft belohnt wird.
Auch Norton, ein Ridgeback, der nun seine Memoiren aufschreiben lassen hat, lässt uns einen Einblick in die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund bekommen. Und das mit einer großen Portion Humor und Augenzwinkern.
Der Mann, der sich den Aufzeichnungen seines Hundes angenommen hat ist dabei niemand geringeres als der bekannte Schriftsteller Håkan Nesser. Eigentlich ist er ja für seine Krimis bekannt, aber in diesem Fall ist er ja auch nur der Übermittler der Anekdoten seines Hundes...
Hier folgen nun fünf Gründe, warum man Norton einfach mögen muss und warum man ihn in sein Herz schließt, auch wenn wir nur einen kleinen Eindruck seines Lebens präsentiert bekommen:


„Ungefähr in diesem Stadium meines Lebens beschloss ich, Pazifist zu werden. Das ist eigentlich eher unüblich unter uns Philosophen, Verzeihung, ich meine, Hunden […]“

1. Er ist Hund, Philosoph, Psychologe und Pazifist: Eigentlich ist Norton aber auch noch viel mehr. Versuche sich selbst zu kategorisieren klappen aber dennoch nicht immer. Was aber überhaupt nicht zum Nachteil ausgelegt wird, denn dadurch zeigt er auf, dass man vieles sein kann, Bezeichnungen können zwar dabei helfen sich zu positionieren, aber sie sind nur die Oberfläche. Der Leser lernt nach und nach, was Norton ausmacht und wo seine Stärken und seine liebenswerten Seiten liegen.

2. Er lernt aus seinen Fehlern und den Vorurteilen: Natürlich trifft Norton auch auf andere Hunde. Anfangs hat er vieles zu kritisieren, insbesondere die äußere Erscheinung seines Cousins Melwin. Doch schnell stellt er fest, dass er sich den Fehler eingestehen musste zu schnell geurteilt zu haben. Eine ganz wunderbare Freundschaft entsteht, die dem Leser noch ein wahres Abenteuer der beiden präsentiert. Ganz selbstverständlich natürlich mit der nötigen Prise Humor.  

3. Er ist herrlich ironisch und hat Humor (ohne es selbst zu wissen): „Der Mensch ist ein Rätsel, dachte ich und schloss die Augen.“ sagt Norton an einer Stelle und auch sonst bekommt der Leser einen schönen Einblick in die teils sehr merkwürdigen Verhaltensweisen der Menschen. Gleichzeitig nimmt sich (da Nesser natürlich die Aufzeichnungen vorgenommen hat) sein Herrchen auf die Schippe, wenn davon erzählt wird, dass eigentlich Nortons Frauchen seine "Number One" sei. Aber das ist noch längst nicht alles, auch andere Tiere, wie zum Beispiel ein redegewandter Papagei kommen nicht ohne einen gelungenen Kommentar seitens des hündischen Erzählers davon. Generell sind die Unterhaltungen Nortons mit seinen Freunden und Bekannten lesenswert. Manchmal kommen dabei Sätze herausgepurzelt, die an Sherlock Holmes erinnern (sollen).

4. Er liebt das Reisen und ist weltoffen: Nicht nur bekommen wir seinen Charakter präsentiert, nein, auch seine verschiedenen Wohnorte können wir im Schnelldurchlauf erahnen. Norton interessiert sich für die verschiedenen und anderen Lebensweisen, schätzt gewisse Orte, wie zum Beispiel den Pub mit Leckereien und einem gemütlichen Hundeplatz besonders, scheut sich aber auch nicht davor zu neuen Orten aufzubrechen. Gemeinsam mit seinen Herrchen versteht sich. Erwähnte Stationen sind zum Beispiel London (Kensington Gardens), Schweden oder auch New York.

5. Er nimmt uns die Angst vor unangenehmen Begegnungen im Leben: Das Büchlein ist zwar sehr kurz, spielt mit sehr eigensinnigen und teils überdrehten humoristischen Einschüben, verweist aber auch auf ein ernstes Thema, den Abschied eines guten Freundes. Das Schöne dabei ist, dass Norton auch nach diesem Abschied anwesend ist und seinem Herrchen Tipps gibt. Es ist ein Buch, das dem Leser diese schwierigen Trennungen etwas leichter machen möchte. Und wenn ein so majestätischer, philosophischer Hund wie Norton von diesem Abschied erzählt, kommt es dem Leser nur halb so schmerzhaft vor, denn die Hoffnung auf ein Wiedersehen bleibt bestehen. Kurzum: Eine wunderbare Hommage an einen wunderbaren Hund, den ich persönlich leider nie kennenlernen durfte, dessen Memoiren mich aber glauben lassen, dass er ein wirklicher Freund gewesen ist (und natürlich bleiben wird).

Zusätzlicher Grund: Die schönen Illustrationen von Karin Hagen, die nicht nur Norton perfekt einfangen, sondern auch seine Gefährten und auch die Städte und Lieblingsorte, die ihn ausgemacht und glücklich gemacht haben.

„‘Aha?‘, sagte Melwin. ‚Man siehe und staune.‘
        „‘Das tut man, mein lieber Watson, Verzeihung, ich meine Melwin‘, sagte ich.‘


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