The Guest Cat von Takashi Hiraide

August 11, 2019



(Original: "Neko No Kyaku"/ 2014) Orion Publishing, Übersetzer/in: Eric Selland, dt. Übersetzung: "Der Gast im Garten", ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
Ein Pärchen in seinen Dreißigern lebt in einem kleinen, gemieteten Landhaus in einem ruhigen Teil Tokios. Sie arbeiten als freie Schriftsteller und haben sich mittlerweile nicht mehr viel zu sagen.
Eines Tages lädt sich eine Katze in ihre Küche ein. Sie ist ein wunderschönes Geschöpf. Sie verschwindet, taucht den Tag darauf aber erneut auf, ebenso wie die folgenden Tage. Mit der Katze beginnt das Pärchen wieder gemeinsam zu interagieren. Sie gehen zusammen spazieren und reden über die Erlebnisse mit dem Tier. Doch dann geschieht etwas, das alles verändern wird...
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"It is not out of preference that I use the word fate - or should I say, Fortuna - but as the young cat´s visits became more frequent, I came to feel that there were some things only this word could express." S. 17

Bei einigen Büchern hat man eine sehr bestimmte Vorstellung, wie sich das Buch entfalten und was thematisch gesehen im Fokus stehen wird.  "The Guest Cat" war für mich so ein Buch. Allerdings wurden für mich kaum Dinge aufgegriffen, die ich erwartet hatte. 
Aus dem Klappentext ist zu entnehmen, dass wir eine Geschichte präsentiert bekommen, welche die "Gastkatze" als zentralen Aspekt einbringt, gepaart mit der recht eingeschlafenen Kommunikation der verheirateten Protagonisten. Daher bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass die Katze als Vermittler dient, als eine Art "leiser Psychologe".
Nun, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Punkt absolut zweitrangig gewesen ist. Für mich ist das Paar anfangs, wie angedeutet, nicht sonderlich aktiv in ihrem Umgang miteinander, aber trotz der Einbindung der Katze schien mir die Beziehung nicht greifbar, irgendwie stets distanziert. Vielleicht lag das daran, dass der Erzähler (und gleichzeitiger Protagonist) als einziges zu Wort kommt und seine Frau nur durch ihn repräsentiert wird. Dadurch hat man automatisch das Gefühl, dass sie ein wenig zur Randfigur wird. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass die kurze Erzählung doch stark auf die in den 1926 bis 1989 Situation eingeht, vor allem auch politische Veränderungen und die damit eintretenden Veränderungen für die "kleinen Leute".
"First we would hear the tinkling bell, and then she would appear, so we began to call her by the nickname 'Tinkerbell'." S. 14

Auffallend wird mit der Zeit, dass die Situation des Paares immer im Zusammenhang mit dieser Showa Periode erzählt wird. Sprich, die Frage nach einer bezahlbaren Wohnung und der allgemeinen Betrachtung des Immobilienmarktes ist in beinahe jedem Kapitel Thema.
Dadurch sind die Sprüche auf dem Buchcover á la "Nicht nur für Katzenliebhaber" oder Ähnliches natürlich wahr, da hier zeitweise ganz andere Aspekte deutlich in den Vordergrund gerückt werden, aber dadurch verliert eben genau diese "Katzengeschichte" ein wenig ihren Reiz. 
Ich war mir daher bis zum Schluss ehr unschlüssig, ob ich die Geschichte wirklich genossen habe, denn einerseits mochte ich die Katzenbezüge und die metaphorischen Anspielungen, ebenso wie das tatsächlich ungewisse Ende (!), andererseits schien mir vieles ohne genügend Emotionen ineinander überzugehen. Das ist nicht auf die Beziehung zur Katze bezogen, die ist doch recht gefühlvoll beschrieben, sondern eben die Beziehung der Menschen untereinander. Es wirkt alles ein wenig gelangweilt, aber akzeptiert. Dies kann natürlich daran liegen, dass der Autor genau das erzielen wollte oder aber die Übersetzung hat hier einiges schleifen lassen (oder mir sind zu viele Verknüpfungen schlicht nicht geläufig). So oder so hat mir dann am Ende etwas gefehlt, damit ich sagen kann, dass mich die Erzählung mehr mitgerissen hat als andere.

" 'For me, Chibi is a friend with whom I share an understanding, and who just happens to have taken on the form of a cat.' " S.36


Eine kurze Erzählung über das Auftauchen einer Katze und ein eher beliebiges Paar, welches versucht die schönen Seiten des Lebens zu entdecken. Die vielen Naturbezüge, Naturanspielungen und auch die häufig erwähnte Frage nach einer geeigneten Wohnungssituation (politische Lage der damaligen Zeit), lassen die Katze manchmal etwas in den Hintergrund rücken. Dennoch gibt es oft gelungene Spielereien mit Vergleichen und Metaphern. Das Ende ist abgeschlossen und doch bleibt einiges offen für eigene Interpretationen, was mir persönlich gut gefallen hat. Obwohl ich die Art der Erzählung mochte, hatte ich das Gefühl, dass mit den Protagonisten zu wenig anfangen konnte, da sie mir zu wenig Charakter hatten. Dennoch eine schöne Erzählung, die aber vielleicht nicht allzu lange nachhallen wird.



2 Kommentare:

  1. Oh, das steht auch noch bei mir im Regal! Wir haben da irgendwie viele Überschneidungen. :) Ich bin jedenfalls schon gespannt drauf, auch wenn du nur mäßig von dem Buch angetan bist.

    Viele liebe Grüße
    Tina

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    1. Hab letztens gesehen, dass du öfters japanische Literatur liest bzw. ein Fan davon bist, oder? Bin gespannt, wie dir das Buch gefällt, vielleicht bist du beim Urteil dann anderer Meinung. :)
      Im Nachhinein habe ich das Buch besser in Erinnerung, aber vielleicht gerade, weil ich die mir nicht so passenden Stellen einfach gedanklich selbst eliminiert hab? :D Werde auf jeden Fall gespannt deine Rezension abwarten.

      Liebe Grüße
      Karin

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