Mein Herz in zwei Welten (Me Before You #3) von Jojo Moyes

Februar 26, 2018



Werbung - Rezensionsexemplar (Original: "Still Me"/ 2018) Rowohlt, Übersetzer/in: Karolina Fell (aus dem Englischen), ★★ 3 Sterne
"„Trag deine Ringelstrumpfhosen mit Stolz. Führe ein unerschrockenes Leben. Fordere dich heraus. Lebe einfach.“
Diese Sätze hat Will Louisa mit auf den Weg gegeben. Doch nach seinem Tod brach eine Welt für sie zusammen. Es hat lange gedauert, aber endlich ist sie bereit, seinen Worten zu folgen und wagt in New York den Neuanfang. Die glamouröse Welt ihrer Arbeitgeber könnte von Lous altem Leben in der englischen Kleinstadt nicht weiter entfernt sein. Dort ist ein Teil ihres Herzens zurückgeblieben: bei ihrer liebenswert chaotischen Familie und vor allem bei Sam, dem Mann, der sie auffing, als sie fiel. Während Lou versucht, New York zu erobern und herauszufinden, wer Louisa Clark wirklich ist, muss sie feststellen, wie groß die Gefahr ist, sich selbst und andere auf dem Weg zu verlieren. Und am Ende muss sie sich die Frage stellen: Ist es möglich, ein Herz zu heilen, das in zwei Welten zuhause ist?“

MEINE MEINUNG / FAZIT

"Sie verengte die Augen. Ich behielt mein Lächeln bei.'Sind Sie Engländerin?'
'Ja.' Ich hatte den Eindruck, dass sie etwas sanfter werde.
'Warum fragen Sie? Haben Sie Verwandte dort, Mrs. De Witt?'
'Unsinn.' Sie musterte mich von oben bis unten. 'Ich dachte nur, englische Frauen hätten Stil.'“  S.128

Ich habe den ersten Teil Me Before You wirklich verschlungen. Das Buch hatte viele Elemente, die in ihrer Konstellation funktioniert haben. Auch wenn natürlich viel auf die Gefühlsebene gesetzt wurde, hatte ich damals nicht das Gefühl, dass etwas zu gezwungen klang.
Einige Jahre später begegnen wir nun Louisa Clark erneut, diesmal nicht in England (zumindest nicht überwiegend), sondern in Amerika, dem Land der Träume. Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieser dritte Teil, genauso wie auch schon der zweite Teil, nicht richtig überzeugen konnte. Vielleicht liegt das zu stark an meiner persönlichen Einstellung dem Gedanken gegenüber, dass Me Before You gar keine Nachfolger braucht und durch diese neuen Abenteuer, der 'Zauber' des ersten Teils ein wenig verfliegt.
Grundsätzlich war ich wohl, wie viele andere Leser auch, doch recht versessen darauf zu erfahren, wie es mit der liebevollen Protagonistin Lou weitergeht. 
Lou überzeugte durch ihre nicht perfekte Art, durch ihre Bodenständigkeit und durch ihren entflammten Optimismus. Auch im dritten Teil findet man die liebgewonnenen Merkmale in ihr wieder, aber man erlebt, wie sie sich durch gewisse Vorfälle versucht neu zu finden, herauszufinden wer sie ist und was sie letztlich wirklich in ihrem Leben machen und erreichen möchte. Keine Frage, viele der angesprochenen Themen sind wertvoll, auch wenn sie in einen 'Frauenroman' verpackt werden. Aber es geht um die Identität der Frau, das Streben nach einer Karriere, wie sie sich eigentlich nur die Männer erlauben dürfen. Es geht um Selbstverwirklichungen, um die Liebe zur Familie und um die Frage, ob die äußerliche Ähnlichkeit zu einem Menschen, den man einst geliebt hat, wirklich so stark sein kann, dass man über grundsätzlich verschiedene Ansichten hinweg sehen kann.
Und doch wollte mich das Gefühl nicht ganz loslassen, dass so reizend die Geschichte versucht wurde aufzuziehen, sie als eigenständiger Roman besser funktioniert hätte, als ein weiterer Lebensabschnitt von Louisa Clarke.

"Aus Büchern lernt man fürs Leben. Bücher lehren einen Empathie. Aber man kann keine Bücher kaufen, wenn es kaum für die Miete reicht. Und deshalb ist eine Bücherei eine unverzichtbare Ressource!"  S.286

Obwohl ich die Geschichte selbst ganz gerne gelesen habe und nach einer Pause auch gerne wieder in die Hand genommen habe, wollte der endgültige Funke einfach nicht überspringen. Für mich war die Geschichte von Louisa mit dem ersten Teil einfach erzählt, so hart das vielleicht klingen mag, weil es natürlich immer ein 'Leben danach gibt', was auch wichtig ist. 
Dennoch kamen bei mir, außer an manchen kleineren Stellen, keine großen Gefühle auf. Die wenigen Versuche eine gefühlvolle Verbindung zu ihrer Vergangenheit aufzubauen, haben mir nicht immer gefallen. Sie wirkten wie Einschübe, die halt rein müssten, um eben den Anschluss nicht zu verlieren. 
Einige andere Entwicklungen fand ich zudem sehr stereotypisch. Das waren wundersame Begegnungen, die auch hier Mitgefühl und vielleicht auch Tränen hervorbringen sollten, mir wurden sie viel zu schnell reingeworfen und so erzählt, als seien sie ein Klassiker unter den Frauenromanen, die halt immer irgendwie gut wirken. 
Mir gefiel wiederum, dass eine bestimmte Handlung nicht nach diesem speziellen Muster verlief und sich am Ende nicht alles wie durch Zauberei in einen wahr gewordenen Traum entwickelt hat, denn das zeigt einfach, wie das Leben manchmal wirklich sein kann. Aber irgendwie schien mir das Verhältnis zwischen den aufgetauchten Geschehnissen zu wirr. 
Die Bewertung klingt vielleicht härter, als sie tatsächlich ist, denn grundsätzlich ist es eine ganz unterhaltsame Geschichte, aber in meinen Augen hat es als zweite Fortsetzung von 'Lou & Will' einfach nicht ganz funktioniert.

"Ich hatte vergessen, dass Amerikaner ihre Einladungen tatsächlich ernst meinen. Anders als Engländer, die eine Einladung aussprechen, dann aber kurzzeitig auswandern, wenn man sie wirklich annehmen will."
  S.405


Ein dritter Teil, der sich mit einem weiteren Lebensabschnitt von Louisa Clarke beschäftigt. Obwohl die Geschichte selbst ganz süß und nett erzählt wird, kamen bei mir keine großen Gefühle auf. Die Bezüge zu Lous Vorgeschichte waren für mich zu lose in die Handlung eingeworfen und versprühten nicht den Charme, den man im ersten Teil so geliebt hat. Grundsätzlich liest man die Geschichte ganz gerne, weil einige interessante Denkweisen bezüglich 'der Frau von heute' aufgegriffen werden und die Selbstverwirklichungen eine große Rolle spielt, aber als weitere Fortsetzung von 'Lou & Will' hat mich der Roman einfach nicht vollkommen überzeugen können.


 

2 Kommentare:

  1. Eine tolle Rezi! Ich habe das Hörbuch gehört und kann mich deiner Meinung absolut anschließen. "Ein ganzes halbes Jahr" war so ein tolles Buch und die Nachfolger kommen da einfach nicht so ganz ran. Trotz allem war es schön, Louisas Geschichte weiter zu verfolgen. Liebe Grüße, Steffi

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    1. Ich glaube das geht einigen so, dass der erste Teil schon vollkommen 'ausgereicht' hat... Aber man war irgendwie trotzdem neugierig, was Louisa danach noch so erlebt. : )


      Liebe Grüße
      Karin

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