Ein schöner Buchrücken kann auch entzücken

Februar 13, 2018


Der Buchrücken ist für die meisten nur ein praktisches Bindeglied, welches das Buch zusammenhält. Das Buchcover ist für die Optik zuständig und auch hier scheiden sich sehr oft die Geschmäcker. Wovon die einen nicht genug bekommen können, ist den anderen schon zu verschnörkelt. Simpel soll es dann wieder sein, am besten, wenn nur der Name des Autors und der Titel des Buches abgebildet sind.

Mich persönlich kann man eher mit wohl portionierten, schönen Details überzeugen. Natürlich überwiegend auf dem Cover, aber auch auf dem Buchrücken, denn für mich gehört der Buchrücken ebenfalls zum Gesamteindruck dazu. Wirft man nämlich einen Blick auf sein Bücherregal, fällt einem sofort der Buchrücken auf und nicht die 'Titelseite'. Man hat auch schlichtweg nicht den Platz, um seine Bücher mit der vorderen Gestaltung zu präsentieren, wie es nun auch vermehrt die Buchhandlungen machen.
Was vielen egal ist, nämlich wie das Buch letztlich im Bücherregal aussieht, spielt bei mir ab und an doch eine etwas größere Rolle. Die Geschichten die ich gelesen und lieben gelernt habe, wollen bei mir einen Platz bekommen, der am besten gut sichtbar ist. Man möchte sich dann bei dem Blick auf den Buchrücken sofort an die Protagonisten erinnern, die einen eine Zeit lang begleitet haben, sich an die Orte zurücksehen und das Gefühl wiedererlangen, welches einen bei bestimmten emotionalen Passagen ergriffen hat.
Und bei mir taucht genau bei diesem Moment die Frage auf: "Wieso ignorieren viele Verlage den Buchrücken so?" 

Vielleicht ist die Frage für mich erst jetzt so präsent, weil durch bestimmte 'Trends', der Buchrücken wieder ins Gespräch kam. Ein Trend nennt sich "Backwards Books" und ging natürlich, wie sollte es auch anders sein, sofort viral.
Was den "Backwards Books"-Trend ausmacht? Hauptsählich soll es dazu dienen, Bücher verkehrt herum in das Bücherregal einzusortieren, um ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen. Das heißt, man dreht den Buchrücken Richtung Regal und sieht nur noch den Seitenschnitt.
Viele Verlage haben sich zu dem Trend geäußert und haben auch bei den Lesern nach deren Ansicht gefragt. Zum Beispiel auch der dtv Verlag in Zusammenhang mit einer konkreten Umfrage, ob man den Trend 'schön' findet oder nicht. HIER sieht man das recht eindeutige Ergebnis.
Auch viele englische Verlage haben sich zu dem Trend geäußert und im Allgemeinen kam es immer darauf hinaus, dass kein wirklich bibliophiler Leser diese Art des Einsortierens bevorzugt.
Jedem scheinen die Buchrücken also doch nicht ganz so egal zu sein. Mir kommt es zudem vor, als sei der Trend eben für die 'Design-Menschen' wichtiger, die sich eben mit der Inneneinrichtung befassen und Bücher nur als freches Accessoire ansehen, das etwas 'Leben' in die Wohnung zaubert, eben auch nur, wenn man sie falsch herum einsortiert.

Dennoch scheint mir, dass auf dem deutschen Markt dem Buchrücken immer noch relativ wenig Beachtung geschenkt wird. Hauptsächlich findet man hier reduziertere 'Designs'. Dabei fände ich es viel schöner und interessanter, wenn sich der Buchrücken an das Cover angleichen würde, dass man ein bestimmtes Merkmal der Geschichte vielleicht als kleines Symbol dort wiederfinden würde.
Gute Beispiele findet man zum Beispiel schon bei Klassikern, wie der Ausgabe des dtv Verlags von 'Jane Eyre', bei 'Der Freund der Toten' (Die Pflanzen greifen von dem Cover auf den Buchrücken über) oder die gebundene Version von Eleanor Cottons 'Die Gestirne', welche sich an die englische Version angleicht und auf dem Buchrücken das Cover erneut aufgreift. Ich finde es recht schade, dass man mittlerweile sehr viel Zeit in das Cover investiert und anschließend den Buchrücken vollkommen außer Acht lässt.
Einerseits bin ich mir sicher, dass es als vorteilhafter angesehen wird, damit es im Bücherregal 'neutraler' wirkt und man nicht direkt wieder die Diskussion hat, ob es zu 'weiblich' oder 'männlich' daherkommt, aber streift man durch die Buchhandlungen und sieht diese manchmal lieblos gestalteten Buchrücken, springt mein Herz einfach nicht unbedingt höher und die Lust, nach einem bestimmten Buch zu greifen, sinkt.
Mich persönlich sprechen komplett einfarbige Buchrücken mit dem Logo des Verlags und einer Standardschriftart nicht wirklich an, aber vielleicht ist das einfach nur ein Problem das man hat, wenn man ein Leser ist, der nicht nur die Geschichten selbst lieben möchte, sondern auch die dazu passende Gestaltung.


Seid ihr für oder eher gegen den "Backwards Books"-Trend? Habt ihr bestimmte Buchrücken, die ihr euch immer wieder anschauen könntet und die ihr auch nie in eine 'hintere' Reihe ins Regal stellt? Würdet ihr euch wünschen, dass die Buchrücken auf dem deutschen Markt ebenfalls etwas kreativer ausfallen würden oder ist euch der Teil des Buches komplett egal?


11 Kommentare:

  1. Ich liebe schön gestaltete Buchrücken und bin ein bisschen überrascht, dass du mutmaßt, die Verlage hätten da kein Auge drauf. Ich glaube schon, dass darüber nachgedacht wird, schleißlich stehen selbst im Buchladen die meisten Bücher nur für kurze Zeit frontal aus. Andererseits hast du total Recht, dass der Großteil der deutschen Bückrücken sehr schlicht (und zwar nicht auf die gute Art) gestaltet ist. Kann mir höchstens vorstellen, dass es ihnen da v.a. um deutliche Lesbarkeit geht und sie deshalb auf verspielte Detaisl verzichten, aber das eine schließt das andere ja nicht aus und den meisten Verlagen sind Hingucker, die zum Zugreifen anregen sicher lieber als Lesbarkeit ;)

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    1. Also ich glaube schon, dass Verlage das wahrnehmen, eben aus dem Grund, weil die Bücher in den Buchhandlungen so einsortiert sind und nach der Rückmeldung aufgrund des "Bookwards Books" Trends, aber ich finde die Umsetzung der Buchrücken wird hier meist einfach dennoch vernachlässigt. Dabei muss es ja auch nicht immer verspielt sein. Ich finde im englischen Bereich finden sich richtig viele schöne Buchrücken, die eben sehr neutral gehalten werden. : )

      Deutliche Lesbarkeit ist ein Punkt den ich natürlich nachvollziehen kann, aber ich finde manchmal sind selbst die super schlichten und nicht schönen Buchrücken schlecht lesbar und dazu dann eben auch noch total uninteressant, sodass man die komplett übersieht...

      Vielleicht liegt das aber auch einfach am persönlichen Geschmack. Oftmals finde ich einfach die englische Ästhetik der Bücher ansprechender, als die deutsche und dann höre ich im Gegenzug von anderen, dass sie die deutsche Version viel schöner finden. : D Geschmäcker halt....


      Liebe Grüße
      Karin

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    2. Ich bin da ganz bei dir, mir gefällt die englische Gestaltung auch fast immer besser. Im Gegensatz zu dir höre ich aber selten Stimmen, denen es andersrum geht xD (höchstens ältere Semester, die aber generell nicht so viel Wert auf Ästhetik legen).

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  2. Ich mag schöne Buchrücken auch sehr gerne (und bei deinen gefällt mir die "Mary Poppins"-Ausgabe besonders gut - allerdings habe ich schon zwei und brauche, fürchte ich, keine weitere)! In meinen Regalen fällt mir immer wieder auf, dass die englischen Bücher meist interessantere und vor allem abwechslungsreiche Buchrücken haben.

    Die Ästhetik ist einfach eine andere - man geht wohl davon aus, dass der durchschnittliche deutsche Käufer seine Bücher gerne nüchterner hat. Ob das zutrifft, weiß ich nicht. Aber der Unterschied setzt sich im Buch fort: so werden die Illustrationen der Middle Grade-Bücher, die mir gefallen, nie mit in die deutschen Ausgaben übernommen. Wenn es Illustrationen gibt, dann neue, extrem kindliche, die mir überhaupt nicht zusagen.

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    1. Auf die übernommenen / nicht übernommenen Illustrationen habe ich tatsächlich noch gar nicht so geachtet, aber das finde ich auch ziemlich interessant! Ich habe auch den Eindruck, dass da die Ästhetik ganz anders oder zumindest teilweise anders betrachtet und wahrgenommen wird. Manchmal finde ich das durchaus schade, weil ich, obwohl ich gerne die deutschen Verlage unterstützen möchte, lieber zum Original greife, weil es optisch besser gefällt.


      Liebe Grüße
      Karin

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  3. Ich finde hübsche Buchrücken super, gerade weil es eben der Teil ist, den man noch sieht, wenn das Buch im Regal steht. Das Cover hat man meistens nur dann im Blick, wenn man es gerade liest und auch in der Buchhandlung stehen die meisten Bücher ja doch im Regal und der Buchrücken muss schon auf sich aufmerksam machen, damit man es überhaupt rauszieht.
    Es muss nicht immer super kunstvoll sein, aber eine schöne Farbe oder außergewöhnliche Schriftart mag ich schon sehr. Schlimm finde ich es, wenn Bücher die zusammengehören nachher nicht zusammenpassen. Zumindest darauf könnte man beim designen gerne achten, finde ich.
    Liebe Grüße!

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    1. Das stimmt, bei Reihen ist es meist sehr schade, wenn in der Mitte das Konzept komplett geändert wird. Das ist zwar auch so ein 'Luxusproblem' beim Sammler, aber ich finde es schön, dass man über den Inhalt eines Buches hinaus noch die Leidenschaft entwickelt auch die Gestaltung der Bücher wertzuschätzen. : )


      Liebe Grüße
      Karin

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  4. Ich kann das gut nachvollziehen. Der Buchrücken ist für mich auch nicht unbedeutend! Gerade im Bücherregal schaut es einfach schön aus, wenn der Buchrücken hübsch gestaltet ist.

    Neri, Leselaunen
    www.leselaunen.net

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  5. Ich finde ja noch immer, dass gerade ganz viele Klassiker in englischer Ausgabe einen besonders schönen Buchrücken haben. Da können sich die deutschen Verlage teilweise noch richtig etwas abschneiden. Aber es gibt auch hierzulande richtig schöne Cover und Buchrücken. Da muss ich direkt und ganz spontan an "Animant Crumbs Staubchronik" von Lin Rina denken.

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    1. Ja, bei den Klassikern gibt es im englischen Raum wirklich viel Schönes, allein die zahlreichen und verschiedenen Ausgaben der Penguin Classics- Reihen...

      Hab das Buch mal direkt in die Suchmaschine eingegeben, denn mir hat der Titel tatsächlich gar nichts gesagt. Aber der Buchrücken ist wirklich ein Blickfang. Ich nehme mal an, dass das Buch ein Jugendbuch ist? Da habe ich das Gefühl, dass sich noch etwas mehr Mühe gegeben wird, als bei den 'normalen Gesellschaftsromanen'.


      Liebe Grüße
      Karin

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