(Original: "I tre giorni di Pompei" / 2013) Goldmann Verlag, Übersetzer/in: Elisabeth Liebl, 510 Seiten, gebunden, Einzelband, ★★★★(☆) 4 bis 5 Sterne"Noch nie wurde das Leben in der antiken Stadt kurz vor dem Untergang so anschaulich und unmittelbar erzählt - Am 23. Oktober 79 n. Chr. feiert die illustre Gesellschaft Pompejis ein opulentes Fest. Der bebende Vesuv wird das bunte Treiben jäh beenden. Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse rekonstruiert der renommierte Wissenschaftsjournalist Alberto Angela in einem hochspannenden Countdown Stunde um Stunde den Untergang der Stadt, den eine Handvoll Menschen tatsächlich überlebte.
Alberto Angela führt durch belebte Gassen, in prächtige Salons, kleine Läden und an erst kürzlich versiegte Brunnen. Eine sinnliche Reise in die Welt der Antike, die tiefen Einblick gibt in das faszinierende Alltagsleben am Golf von Neapolis vor 2000 Jahren.“
MEINE MEINUNG | FAZIT
"Das ist die erste Überraschung, die uns erwartet, wenn wir uns mit der Geografie jener Zeit beschäftigen: Zur Zeit Pompejis war der Vesuv tatsächlich nicht sichtbar.“ S.33
Pompejis Geschichte ist jedem bekannt. Es ist der tragischste Vulkanausbruch schlechthin. Aber wie viel wissen wir tatsächlich darüber und wie wahr sind in Bezug darauf die sämtlichen Darstellungen, die uns zum Beispiel die Filmindustrie bietet? Ehrlich gesagt dachte ich immer ich wüsste über Pompeji Bescheid, nicht zuletzt durch die zahlreichen Latein-Stunden in der Schule. Bisher hat sich in mir also nicht unbedingt das Bedürfnis bemerkbar gemacht, mich noch einmal mit der Geschichte zu befassen. Zudem wird das Ereignis in vielen Lehrbüchern eher "trocken" erläutert. Ganz anders verhält sich das aber mit diesem Buch. Alberto Angelo kreierte eine Geschichte, die sich zwar auf alle möglichen wissenschaftlichen Fakten bezieht, welche aber durch eine sehr lebhafte Erzählung, komplett überzeugen kann. Nicht nur ist das Geschriebene lesenswert, sondern auch die zahlreichen Abbildungen der Nachkonstruktionen sehr sehenswert. Kleines Manko hierbei: Die zwei Bildteile wurden genau zwischen die Kapitel gedruckt, sodass man sich entscheiden muss, ob man erst das Kapitel zu Ende liest, oder sich den Bildern widmet. Dennoch sind die Abbildungen an sich wirklich interessant und sehr anschaulich. Sie tragen dazu bei, dass man sich Angelas Beschreibungen noch detailgetreuer vorstellen kann. Zusätzlich wird nicht ausschließlich Pompeji erwähnt, sondern auch die Gebiete, die sich in unmittelbarer Nähe des Vulkans befanden.
"Geschäftsfrauen wie Rectina und Iulia sind keineswegs die Ausnahme, auch wenn dieses Thema von den Historikern gern vernachlässigt wird. Denn wir befinden uns in einer Zeit, in der Frauen, vielleicht zum ersten Mal in der westlichen Welt, eine bedeutende Stellung im Wirtschaftsleben innehaben.“ S.287f.
Wie der Autor hier vorgeht, ist ganz clever gelöst. Er setzt nicht plump in das Geschehen des Ausbruchs ein und positioniert dann dort herum seine Fakten, sondern er beginnt bereits etwa 53 Stunden vor dem Ausbruch. So lernt der Leser nicht nur die "zerstörte" Stadt kennen, sondern findet sich in dem pompejischen Leben wieder. Es fühlt sich tatsächlich wie ein kleiner Rundgang an, bei welchem man alle gängigen Konzepte der Stadt erforscht und sich so den Geschichten der Menschen nähert. Dabei treten das ein oder andere mal auch sehr verwunderliche Fakten auf, die ich bis dahin nicht kannte. Pompeji wird hier wirklich von allen Seiten beleuchtet, die positiven, wie auch die negativen Entwicklungen der Stadt sind ein zentraler Punkt. Auch die Beschreibungen der Menschen und deren Lebensstils werden gut und anschaulich dargelegt. Mich hat ein klein wenig verwundert, dass der Autor geschrieben hat, dass die Menschen grundsätzlich klein wären, die Männer wie auch die Frauen und kurz darauf öfters die Beschreibung bestimmter Figuren "er ist groß, schlank [...]" lautete. Grundsätzlich erschien mir aber alles sehr schlüssig und auch wissenschaftlich gut erklärt, zum Beispiel woran man das Datum des Ausbruchs festsetzt, wie die Leute versuchten zu fliehen, welche Möglichkeiten es überhaupt gab und tatsächlich auch, was das Leben in Pompeji überhaupt ausgemacht hat. Obwohl die Stadt ausgelöscht wurde, ist man erstaunt, was durch die Ausgrabungen alles offengelegt wurde und wie man das Leben rekonstruieren konnte. Besonders die traurigen Schicksale der Menschen, die nicht fliehen konnten, nehmen einen mit, auch wenn es an einigen Stellen viele hypothetische Aussagen sind. Mir gefiel zudem, dass sich "Rectina" als Protagonistin in die Handlung einbinden ließ und das Buch dadurch den leichten Hauch eines Romans angenommen hat.
"Merkwürdig ist das Ende von Fabius Rufius beziehungsweise einem seiner Sklaven. Er stirbt durch einen der pyroklastischen Ströme, während er die Treppen des Hauses hinaufläuft, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Archäologen werden ihn auf der Treppe finden und einen Abguss machen. So ist eine verzweifelte Flucht der Nachwelt erhalten geblieben.“ S.150
Detailgetreue und sehr intensive Darstellung des Vulkanausbruchs in Pompeji. Überzeugt durch einen frischen und angenehmen Erzählstil und hebt sich dadurch von gängigen Texten, die nur Fakten aufzählen deutlich ab. Man lernt zudem nicht nur viel über die zerstörte Stadt Pompeji kennen, nachdem sie von dem Vulkan ausgelöscht wurde, sondern auch über das alltägliche Leben der Pompejaner und dessen Lebensgewohnheiten; Sklavenhandel und politische Streitigkeiten nicht ausgeschlossen. Wirklich lesenswert, vor allem wenn man sich für mögliche Rekonstruktionen solche Ausgrabungsstätten interessiert. Wirkt durch zwei Bildteile zusätzlich lebhaft.
Vielen Dank an den Goldmann Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
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