(Original: "The Joy Of Less"/ 2010) Mosaik, Übersetzer/in: Anu Katariina Lindemann , 320 Seiten, Broschur, Einzelband, ★★★★☆ 4 Sterne
"Wer kennt das nicht? Im Laufe der Zeit sammelt sich unnützes Zeug in der Wohnung an und bald hat man vor lauter Staubfängern und nutzlosem Plunder kaum mehr Platz für sich selbst. Francine Jay geht dem Phänomen intelligent auf den Grund und erkundet unser zutiefst menschliches Sammelverhalten. Sie zeigt, wie wir uns von unnötigem Ballast befreien können und macht mit praktischen Anregungen und einer überzeugenden Konsumkritik Lust aufs Loslassen."
MEINE
MEINUNG | FAZIT
"Im Gegensatz zu dem, was Marketingleute dich glauben lassen wollen, bist du nicht das, was du besitzt. Du bist du, und Gegenstände sind Gegenstände, keine physikalische oder mathematische Alchemie kann daran etwas ändern, ungeachtet dessen, was clevere Werbung dir weismachen will.“ S.27
Wie der Klappentext schon andeutet: jeder kennt es! Sachen sammeln sich schneller an, als man blinzeln kann und man weiß am Ende gar nicht, wohin mit dem ganzen Zeug. Dieses kleine Buch bietet eine geeignete Hilfe an, um sich dem Problem Schritt für Schritt zu nähern. Man wird zunächst einmal in das Thema eingeleitet. Was bedeutet "Minimalismus" überhaupt, wessen sollte man sich beim Entrümpeln bewusst sein und wie weit reicht diese Aktion? Der Einstieg ist recht angenehm und motiviert einen sofort! Ich muss zugeben, mein Sammelverhalten hält sich meiner Meinung nach in Grenzen, da mein Zimmer sowieso hauptsächlich nur aus Büchern, Unisachen und Kleidung besteht. Hinzu kommt, dass vieles, das angesprochen wird, wie das Anlegen von bestimmten "Modulen" bereits Teil meines Systems ist, daher ist das Buch für Leute die sowieso regelmäßig für Ordnung sorgen vielleicht nur in einigen Fällen hilfreich. Dennoch gibt es für tatsächlich jeden Lebensbereich, sprich das Wohnzimmer, das Bad, die Küche etc. verschiedene Tipps und Tricks, wie man sich von Unnötigen Sachen trennen kann. Auffällig dabei ist aber, dass sich vieles in den einzelnen Kategorien wiederholt. Liest man das Buch also in einem Gang, so hat man ein wenig das Gefühl, dass man eben immer wieder dasselbe vorgesetzt bekommt. Gut daran ist aber, dass sich diese Tipps umso besser festsetzen und man, wenn man ein bestimmtes Zimmer entrümpeln möchte, das Kapitel aufschlägt und wirklich alle nötigen Hilfestellungen vorfindet. Zusätzlich vermittelt das Buch in einigen anderen Kapiteln noch ein wenig die eigentliche Intention des Ganzen. Es geht nicht nur um das Entrümpeln an sich, sondern um eine bestimmte Lebensweise, die einem eine gewisse Ruhe entgegen bringen soll. Dass nicht alle Tipps zu jedem Leser passen, wird angesprochen und darauf wird auch Bezug genommen, so dass man sich etwas stärker mit den eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen muss.
"Manchmal befürchten wir, dass das Loslassen bestimmter Gegenstände bedeutet, dass wir etwas von uns selbst loslassen müssen. [...] Und Gott bewahre, dass wir die Schuhe vom Abschlussball wegwerfen - das wäre ja fast, als ob wir unser Abi nicht geschafft hätten.“ S.31
Ich muss tatsächlich sagen, dass ich das Buch als sehr nützlich empfinde, vor allem für Menschen, die schneller dazu neigen, Dinge anzuhäufen, die sie nicht brauchen und sich mit dem ganzen "Krempel" überfordert fühlen. Wichtige Botschaft des Buches ist nämlich, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlen soll und diesen Grad muss man selbst finden, da dient das Buch eben nur als Stütze. Es wird einem also nicht eine richtige Art vorgesetzt, sondern man wird mit verschiedenen Blickwinkeln vertraut gemacht. Leider muss ich aber eingestehen, dass ich dadurch an der ein oder anderen Stelle das Gefühl hatte, dass gewisse Dinge im Gegensatz stehen. Es ist aber auch schwierig allen persönlichen Anforderungen, bezogen auf persönliche Hobbys oder Ähnliches, gerecht zu werden und Empfehlungen auszusprechen, was man am besten entsorgen soll. Was mir bei einigen Stellen besonders im Herzen weh getan hat, war diese Euphorie der Autorin, wenn es um die Digitalisierung gewisser Sachen ging. Darunter fielen zum Beispiel alle möglichen Fotos, Dankeskarten, Postkarten etc. etc. Meiner Meinung nach ist solch eine Digitalisierung von Fotos überhaupt keine Alternative, da ich diesen Umschwung, alles auf Festplatten zu speichern, um 30cm Platz im Schrank zu sparen, nicht als positiv werte, weil mir einfach bestimmte Dinge verloren gehen, die ich sehr schätze. Das ist aber tatsächlich jedem vollkommen selbst überlassen. Hilfreich sind zudem die Kapitel rund um die Tipps und Tricks, wie man andere Familienmitglieder ebenfalls motivieren kann, das "Sammelverhalten" einzugrenzen und seinen Lebensraum angenehmer zu gestalten. Positiv hingegen fiel mir vor allem zum Schluss noch einmal die Botschaft des ganzen auf, weshalb ich das Buch dann doch etwas höher bewerten wollte. Denn es geht in diesem Buch eben nicht nur darum Sachen wegzuschmeißen, sondern sie zu recyceln, zu spenden, wiederzuverwerten oder an jemanden zu verschenken, der es vielleicht mehr braucht. Es geht auch darum, wie man sich von den "Ketten" losreißt, die diesen unnötigen Konsum unterstützen und wie man den Fokus im Leben auf etwas anderes ausrichten kann, als auf das Materielle.
"Es ist egal, ob du fünfzig, fünfhundert oder fünftausend Dinge besitzt - was zählt, ist, ob es für dich gerade genug ist (und nicht zu viel)." S.115
Schöne Botschaft mit wertvollen Tricks rund um das Wiederfinden der Leichtigkeit im Leben und in den Regalen und Kleiderschränken. Motiviert zum achtsameren Konsum von Gegenständen und regt wirklich zum Nachdenken an, wie viele Sachen, die man besitzt, wirklich von uns benutzt werden. Durch die einzelnen Kapitel sehr übersichtlich und erleichtern einen erneuten Einstieg, bei wiederholter Aufräumaktion. Die "totale Digitalisierung" von Fotos etc. fand ich leider etwas zu "extrem", so dass man etwas herausfiltern muss, welche Tipps am besten zu einem passen.
Vielen Dank an den Mosaik Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Vielen Dank für deine tolle Besprechung. Das Buch habe ich vor einiger Zeit auch schon vorgestellt unter den Titeln, die ich unbedingt lesen will. Noch ist es nicht bei mir eingezogen, aber eigentlich wird das dieses Jahr auf jeden Fall noch ein Muss sein. :)
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Petzi
Ich habs gesehen und wollte es auch unbedingt lesen, weil ich unfassbar gerne entrümpel und meinen Kleiderschrank am liebsten täglich konsequent ausräumen wollen würde, aber mich zieht eben dieser Gedanke "könnt ja nochmal nützlich sein" wieder zurück. Das Buch hat mir definitiv noch mal einen Motivationsschubser gegeben, so dass ich mir demnächst etwas Zeit nehmen möchte, um WIRKLICH zu entrümpeln. : D Bin gespannt, ob und welche Tricks dir vielleicht am besten gefallen werden!
LöschenLiebe Grüße
Karin