(Original: "Der Turm"/ 2016) Rowohlt, Übersetzer/in: -, 704 Seiten, gebunden, ★★★(☆)☆ 3 bis 4 Sterne
"Die ganze Welt schaut auf Paris.
Oktober 1889: Die Pariser Weltausstellung geht dem Ende zu. Millionen von Menschen strömen in die Lichterstadt, um Zeuge des Spektakels zu werden. Die brisante internationale Lage scheint für einen Augenblick vergessen. Und doch würde gerade hier, im bunten Gewimmel der Nationen und Interessen, ein Funke genügen, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen. Ausgerechnet da werden zwei Ermittler des französischen Geheimdienstes tot aufgefunden - sie waren einer Verschwörung auf der Spur. Was niemand weiß: Die Zukunft Europas ist mit dem Schicksal einiger Besucher der Ausstellung eng verknüpft: Eine französische Adelige - Königin der Pariser Salons - fürchtet um ihr Geheimnis: dessen Enttarnung würde weit mehr als nur einen gesellschaftlichen Skandal bedeuten. Ein deutscher Offizier, unterwegs in einer sehr persönlichen Agenda, wird zum Spielball der Großmächte. Ein junger Fotograf schließt einen folgenschweren Pakt, um das Herz seiner großen Liebe zu gewinnen. Ist die bildschöne Kurtisane in Wahrheit eine Spionin?
Schließlich versammelt sich alles, was Rang und Namen hat, an der Spitze des Eiffelturms, um das Abschlussfeuerwerk zu bestaunen. Wann wäre der Zeitpunkt für einen Anschlag besser gewählt, um die Welt im Chaos versinken zu lassen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: zu Lande, zu Wasser – und in der Luft ..."
MEINE
MEINUNG | FAZIT
"Doch Friedrich wusste die Pracht der Inszenierung zu deuten. Nur zum Teil entsprang sie dem Wunsch nach besonderer Gastfreundschaft gegenüber der Delegation aus Deutschland. In Wahrheit erfüllte dieser Abend dieselbe Funktion wie die gesamte Weltausstellung: eine Demonstration des Reichtums und der Größe der Französischen Republik.“ S.84
"Der Turm der Welt" verbindet viele spannende Aspekte. Allein der Schauplatz ist atemberaubend und lässt den Leser sicherlich in eine besondere Atmosphäre eintauchen. Der Zeitpunkt der Pariser Weltausstellung 1889 ist gut gewählt, um mit den verschiedenen Möglichkeiten hinsichtlich der Entwicklung bestimmter technologischer Fortschritte spielen zu können. Vieles davon hat mir auch gefallen und war in sich stimmig. Die Geschichte umfasst generell viele Aspekte, die es sich zu lesen lohnt. Allerdings gab es tatsächlich das ein oder andere Mal Stellen, an denen mir die Motivation zum weiterlesen etwas fehlte. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich nie ganz mit dem Schreibstil warm geworden bin oder dass ich einfach etwas seltener zu solch historischen Romanen greife und deshalb etwas von der langgezogenen Handlung eingeschüchtert war. Ich hatte einfach ständig das Gefühl, dass etwas nicht ganz rund ist oder dass zu viel auf einmal mit einbezogen wurde, um dem Roman die nötigen "Cliffhanger" zu ermöglichen. Auch wenn mir diese ab und an gut gefallen und sich auch mit den Überschriften der Kapitel gut ergänzt haben. Denn jedes Kapitel weist sozusagen auf einen Countdown hin, dem man sich als Leser natürlich nur zu gern nähern möchte. Die Figuren waren in sich sehr stimmig, deren Verknüpfungen zu anderen wichtigen Personen in dem Buch wurde auch gut gelöst. Einige Handlungsstränge fand ich aber etwas unnötig mit eingewoben, zum Beispiel die des Ermittlers Marais, auch wenn sich dadurch einige humorvolle Stellen ergaben.
"Isolierte Ereignisse, scheinbar, bedeutungslos wie Sandkörner. Doch wenn Sand in einen komplizierten Mechanismus dringt, dann vermag er auf Dauer auch die mächtigste Maschine zu lähmen.“ S.113
Für mich war das Highlight des Buches mitunter die Darstellung der Exposition an sich, auch wenn diese vor allem im mittleren Feld etwas kürzer ausfällt. Monferat hat viel Hintergrundwissen eingebaut und spielt mit den verschiedenen Erfindungen, die es dort zu bewundern hab, inklusive der Präsenz des jeweiligen Erfinders. Auch kleine eingebaute Details, die noch einmal in einem Nachwort aufgegriffen werden, haben für mich das Verständnis von manchen Figuren vereinfacht und gestützt. Was dem Buch ebenfalls zu Gute kam, war die gut umgesetzte Thematik der Mächte innerhalb Europas und deren Einfluss auf andere Nationen. Es geht um politische Verstrickungen, Machtkämpfe und der Frage nach dem zukünftigen Bestehen. Alles in allem eine gute Mischung und sorgt auch für viele Überraschungen. Leider gab es aber eben Stellen, die mich aufgrund ihrer Länge etwas unmotiviert zurückgelassen haben. Ebenso einige erotische Anspielungen und die manchmal zu starke Fokussierung auf das gewisse "erotische Milleau" fand ich eher zu erzwungen und hätte beinahe darauf verzichten können.
"´Ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass wir auch die kommenden Tage meistern werden - solange wir uns der delikaten Situation bewusst bleiben. Uns mit jedem Augenblick vergegenwärtigen, dass wir niemandem vertrauen dürfen in dieser Stadt. Niemandem.´“ S.249
Ganz gelungene Darstellung der "Exposition Universelle" durch Verknüpfung des Schauplatzes und deren vorgestellten Erfindungen. Hat für mich an der ein oder anderen Stelle zu viel gewollt und leider einige unnötige Dinge mit einbezogen, die mir teilweise das Lesen des Romans erschwert haben. Interessanter Fokus auf verschiedene politischen Entwicklungen und deren Mächte. Konnte mich ganz am Ende aber allein von der Handlung her auch nicht vollkommen überzeugen.
Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Oh schade....das Buch steht ganz oben auf meiner Wunschliste, wird aber erst später gelesen, da es doch einige seiten hat. Hm, nun bin ich etwas verunsichert, aber ich denke, ich werde mir trotzdem selbst ein Bild machen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Ich glaube ich stehe derzeit mit meiner Meinung auch noch etwas alleine da. Alle anderen Rezensionen fielen irgendwie euphorischer aus. : ) Von daher kann es gut sein, dass es dir viel besser gefallen wird als mir.
LöschenLiebe Grüße
Karin
Mir hat der Roman sehr gefallen, bin richtig in die Story eingetaucht. Geschmäcker sind halt verschieden, dafür kann ich mit einigen anderen Romanen, die von vielen Lesern regelrecht gehypet werden, wenig anfangen.
AntwortenLöschenDa kann ich dir nur recht geben! Geschmäcker sind unterschiedlich und das ist auch ganz gut so. Bisher hab ich auch kaum kritische Stimmen zu dem Roman gehört, vielleicht liegt es dann einfach daran, dass ich mit historischen Romanen nicht so "vertraut" bin...
LöschenLiebe Grüße
Karin