Die Autorin: "Catharina Junk, 1973 in Bremen geboren, studierte Deutsche Sprache und
Literatur, Psychologie und Volkskunde an der Universität Hamburg (M.A.),
arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin für Fernsehserien und Reihen
beim NDR und ist seit 2008 selbständige Drehbuchautorin für Film und
Fernsehen. "Auf Null" ist ihr erster Roman. 2014 erhielt Catharina Junk
für eine frühe Fassung von "Auf Null" den Hamburger Förderpreis für
Literatur. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg."
Ganz zu meiner Freude hat sich Catharina Junk für drei Fragen Zeit genommen, die im Zusammenhang zu ihrem Debütroman "Auf Null" stehen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken! Hier nun die Fragen und die Antworten:
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F1: Der Buchinformation ist zu entnehmen, dass der Roman autobiographische Verweise aufgreift. Welche persönlichen Erlebnisse und wichtigen Erkenntnisse wollten Sie unbedingt in das Buch mit einbeziehen?
A: Wie meine Hauptfigur Nina bin auch ich mit Anfang zwanzig zu Beginn meines Studiums an Akuter Leukämie erkrankt. Plötzlich stand von einer Sekunde auf die andere alles auf der Kippe und ich lag eine lange Zeit im Krankenhaus. Da ich das überaus große Glück hatte, wieder gesund zu werden, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig sein kann, nach so einer schweren Krankheit wieder ins neue alte Leben zurückzufinden. Die Angst vor einem Rückfall hängt über allem und kann einem in die Quere kommen, während man eigentlich nichts anderes möchte, als erleichtert und glücklich zu sein. Diese Zeit „danach“, die Aufgabe, sich diesen Ängsten zu stellen, sie ins Leben zu integrieren und zu lernen, trotzdem offenen Herzens für Liebe und Glück zu sein, hat mich als Thema sehr interessiert. Und ich wollte eine Geschichte erzählen, die neben den traurigen Momenten auch die komischen findet. Deswegen begegnet meine Heldin vielen Herausforderungen mit Humor und schöpft daraus die Kraft, die sie braucht, um all das durchzustehen.
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F2: Die Protagonistin "Nina" setzt sich zunehmend mit der Frage auseinander, wie sie am besten aus ihrem Alltagstrott herausbrechen kann, um sich von ihren Sorgen zu befreien. Haben Sie schon einmal etwas "Verrücktes" getan, das Ihnen den nötigen "Neustart" ermöglicht hat?
A: Ich würde es jetzt nicht unbedingt als verrückt bezeichnen, aber ich bin damals direkt nach der Krankenhauszeit nach Hamburg gezogen und zwar in eine WG auf der Reeperbahn, Ecke Große Freiheit. Ich war sehr jung, kam unmittelbar von der Onkologie, wusste nicht wirklich wohin mit mir und fühlte mich auf dem Kiez, wo viele Extreme aufeinander treffen, irgendwie richtig. Trotz der verruchten Adresse war ich aber ein völlig verängstigtes Provinzmädchen, das brav zur Uni fuhr und nach einem halben Weizenbier sofort schlafen gehen musste. Es brauchte dennoch ein paar haltlose Jahre bis ich mich einigermaßen zurecht gefunden habe. Das ist knapp zwanzig Jahre her. Mittlerweile bemühe ich mich eher um Gelassenheit und möglichst wenig Aufregung. Da ich mich ohnehin nie langweile, gibt es bei mir auch nichts aus dem ich ausbrechen möchte oder müsste.
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F3: Einhergehend mit dem ernsten Thema der Krebserkrankung, nimmt die, mit einem Augenzwinkern betrachtete Ansichtsweise der "Selbstheilung" einen großen Platz ein. Was hat sie zu diesem unterhaltsamen Element der Geschichte hinreißen lassen?
A: Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Diagnose Krebs. Einige verlassen sich auf die Schulmedizin, andere fahnden nach alternativen Heilmethoden und wieder andere versuchen beides miteinander zu kombinieren. Aber in so einer unsicheren Zeit kann man natürlich hochstaplerischen Versprechungen und selbsternannten Wunderheilern zum Opfer fallen. Meine Hauptfigur Nina steht dem allen sehr skeptisch gegenüber, aber ihre Eltern schenken ihr eine Entspannungs-CD, die die Selbstheilungskräfte aktivieren soll. Gut gemeint aber Nina bekommt Panikattacken, wenn sie sie hört. Sie kann sich nicht entspannen, weil sie so große Angst vor Kontrollverlust hat. Insofern weist die CD sehr richtig auf ein Problem hin, dem Nina sich stellen muss. Andererseits behauptet die Sprecherin auf der CD, dass man sich seine Krankheiten selbst zuzuschreiben habe, weil man nicht auf die Warnsignale des Körpers gehört hätte. Das ist natürlich eine unverantwortliche Unverschämtheit, die Nina rasend wütend macht und im Roman zu einigen peinlich-lustigen Situationen führt. Ich persönlich glaube schon, dass autogenes Training, Yoga oder andere Annäherungsversuche an Geist und Körper wichtige Elemente bei der Genesung sein können. Aber es entscheiden so viele unterschiedliche Faktoren darüber, ob man geheilt wird oder nicht. Ein Großteil davon liegt nicht in unserer Hand - auch nicht, wenn sich in der Hand ein Glas mit „Lichtmedizin“ befindet.
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Hi :) Deine Fragen sind klasse und es ist schön, zu sehen, dass die Autorin so ausführliche Antworten gibt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Cora
http://oh-fitzgerald.blogspot.de/