Wolken wegschieben von Rowan Coleman

April 11, 2016

(Original: "Lessons in Laughing out Loud" / 2012) Piper Verlag: Bibliografie  auf der Verlagsseite», 448 Seiten,  Taschenbuch,  Einzelband,   ★★★()☆  3 bis 4 Sterne
"Manchmal hat Willow Briar das Gefühl, unter einer dicken Regenwolke zu leben. Sie könnte es darauf schieben, dass sie ein paar Pfunde zu viel auf die Waage bringt. Oder dass sie verlernt hat zu lieben. Oder dass ihre skrupellose Chefin sie als ihre Leibeigene betrachtet. Doch der eigentliche Grund für ihre Unzufriedenheit liegt tief in ihrer Vergangenheit. Willow weiß: Sie muss etwas ändern und ihre Dämonen besiegen. Denn nur Verlierer stehen im Regen – aber wahre Gewinner schieben die Wolken einfach weg."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Und jedes Mal, wenn Willow vor der Entscheidung stand, ihr Leben zu ändern oder einfach so weiterzumachen wie bisher, wurde ihr klar, wie weit sie sich bereits von ihrem früheren Leben entfernt hatte, wie weit der Weg tatsächlich wäre - und tröstet sich mit etwas zu essen.
S. 111

Fangen wir mal ganz banal an: Ich mochte das Buch. Aber bereits am Anfang war ich sehr zwiegespalten, auf was ich mich hinsichtlich der ersten paar Seiten einlassen sollte. Es fängt wie eine typische "Frauengeschichte" an. Eine sehr eigene Chefin, Oberflächlichkeit steht im Vordergrund und Stars und Sternchen werden auch nicht außen vor gelassen. Das hat für mich im ersten Moment auch gar nicht zu den bisherigen Romanen von Rowan Coleman gepasst. Der Schreibstil war bis dahin ganz gut, hat mich aber immer wieder an einen eher durchschnittlichen Unterhaltungsroman erinnert.
Mit der Zeit lernt man aber natürlich die Charaktere immer besser kennen und findet so seine Lieblinge beziehungsweise seine Figuren, die man am liebsten verbannt hätte. So wird man in dem Buch sicherlich auf vielen Gefühlsebenen angesprochen, die den Leser nicht unbeeindruckt lassen, vor allem eben auf die verschiedenen Charaktere bezogen. Überraschenderweise war mir Willow, die Protagonistin, die gefühlten ersten zweihundert Seiten eher unsympathisch. Trotz ihrer doch lieblichen Eigenschaften, kam sie mir immer mal wieder etwas zu "gewollt" vor. Die Auslegung der Figur fand ich an manchen Stellen einfach unpassend. An anderen Stellen hingegen ist die genau die Richtige, um die Geschichte auf ihren Höhepunkt zu treiben. Sie wirkt vor allem dadurch sympathisch, dass sie nicht dem typischen Ideal entspricht. Sie isst gerne, wenn sie Stress empfindet oder verbringt ihre Zeit gerne in ihrem ruhigen Apartment. Auf der anderen Seite verkörpert sie alle Sehnsüchte, Ängste und Schicksalsschläge, die einem widerfahren können. Sie wird mit der Zeit zu einem Charakter, den man immer mehr bewundert, wenn auch die Dialoge und die Verhaltensweisen mancher Szenen eher gestellt wirkten. Willow war für mich am Ende dennoch eine positive Überraschung.
Und obwohl ich nicht damit gerechnet hätte, musste ich tatsächlich an der ein oder anderen Stelle herzhaft lachen.

"´Doch Chloe, das überrascht mich. [...] Als ich dich das letzte mal sah, wolltest du dir auf keinen Fall deine langen schwarzen Haare schneiden lassen, weil du sie länger wachsen lassen wolltest als Rapunzel, und du hattest dreiundvierzig pinkfabrene Teddys, die Pinky, Pinky Eins, Pinky Zwei, Pinky Drei, und so weiter hießen...´.“  S.87

Obwohl Willow einen sehr großen Teil der Geschichte lenkt, beziehungsweise einnimmt, fällt dem Leser die große Vielfalt an anderen Personen auf. Ich persönlich fand von Anfang an die Figur des "James" sehr sympathisch, auch wenn er ulkig daherkommt. Genau die Art von Person finde ich, ist aber ein typischer "Einschub" von Rowan Coleman. Es sind die Personen, die vielleicht nur am Nebenrand auftauchen, die den Leser plötzlich so mitfiebern lassen, dass man das Buch gerne weiter liest. Nichtsdestotrotz muss ich auch hier wieder den Einwand einfügen, dass mir Alles in Allem, der Anteil an Liebeswirrwarr und Beziehungsstatus doch zu viel war. Es ist verständlich, dass so etwas in einem Roman vorkommt, aber irgendwann wirkt es etwas zu willkürlich und zu gestellt. Da hatte ich das Gefühl, dass die Autorin einfach nur eine Zwischenhandlung einführen will, um die Zeit zu überbrücken, bis die wirklich gefühlvollen Stellen kommen. Denn ja, auch diese Stellen gab es in dem Buch! Ich habe nur leider nicht verstanden, warum man den Zwischenteil so "gezogen" hat.
Es gibt eine subtile Verbindung und subtile Anzeichen, zu Beginn, die auf ein gefühlvolles Ende hindeuten. Und ich finde Coleman ist ein sehr rührendes Werk gelungen (vor allem aber eben am Ende). Nicht nur, dass ich die Beziehung zwischen Willow und ihrer Schwester Holly wunderbar ausgearbeitet fand, ich mochte auch die Auslegung und die Überlegung dessen, wie scheinbar schöne Erinnerungen, nur ein Schein sein können, den man vor sich herschiebt, um die "Wolken" nicht sehen zu wollen. Allerdings fehlte mir auch hier wieder etwas die Konstante. Ich würde aber dennoch sagen, dass Coleman am Ende einen kleinen Zauber erschaffen hat. Denn den Aspekt der Schuhe und der symbolischen Figuren fand ich sehr sympathisch und irgendwie auch aufmunternd. Rowan Colemans Werke kann ich einfach nie "schlecht" finden, weil sie immer eine außergewöhnliche Geschichte erzählt und weiß, wie man den Leser sentimental werden lässt. 

"´Manchmal denke ich, dass in Gegenständen, in alten Sachen, die mal anderen Leuten gehört haben, ein klein wenig vom Leben dieser Leute drinsteckt.´" S. 239


Eine Geschichte, die einen hoffen lässt, dass für jeden ein "Happy End" bereitsteht. Schöne Auslegung von der Verknüpfung eines Märchens und der harten Realität. Gepaart mit sehr lustigen Momenten, gab es Charaktere, die ich sehr mochte. Andere wiederum waren für mich nur ein "Lückenfüller". Obwohl sich alles ganz gut ergänzt, hat mir an manchen Stellen aber das gewisse Etwas gefehlt, denn das Ende steht etwas abgeschnitten von den ersten Kapiteln. Das Buch sorgt aber für rührende Momente und zeigt, dass jeder den Mut finden sollte, für sein Glück zu kämpfen.



Vielen lieben Dank an den Piper Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


4 Kommentare:

  1. Huhu liebe Karin,

    eine wunderschöne Rezi, wie immer! <3 Ich liebe deine Fotos zu den Büchern einfach total! :)

    Ich mochte "Zwanzig Zeilen Liebe" von der Autorin sehr gerne, weshalb ich sehr gespannt bin auf ihren neuen Roman. Schade, dass dir das gewisse Etwas teilweise fehlte.
    Mal sehen, ob ich es in nächster Zeit lese oder noch ein wenig warte.

    Ganz liebe Grüße und Dir noch einen schönen Dienstag,
    Hannah
    http://wonderworld-of-books-from-hannah.blogspot.de/
    <3

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    1. Vielen Dank! : )

      Ich mochte "Einfach unvergesslich" sehr! Und ich habe manchmal das Gefühl, dass ich das Werk immer an alle anderen angleiche, weil ich mir erhoffe, dass alle so sind... : D Vielleicht ist das der Fehler.


      Liebe Grüße,
      Karin

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  2. Hallöchen Karin,
    ich mochte das neue Buch von Rowan Coleman sehr gerne, weil es irgendwie so anders war als ihre anderen bisher. Ich mochte es, dass die Geschichte so "normal" war und doch besonders. Vor allem Willow hatte es mir natürlich angetan. Ich bin einfach verzückt gewesen von ihrer Art und Weise und mochte die Entwicklung, die sie im Buch durchgemacht hat sehr.
    Allein der Einstieg fiel mir schwer, daher habe ich "nur" die Note 2 vergeben.

    Liebst, Lotta

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    1. Ich fand die Geschichte zum Ende hin auch besser, aber bei Willows Figur hat mir glaub ich grundsätzlich irgendwas gefehlt. Die Entwicklung fand ich daher eigentlich ganz gut, aber auch irgendwie zu plötzlich. : D Bei mir ist die Geschichte wirklich in einem guten Mittelfeld, weil ich sie zwar mochte, aber nie wusste, ob ich die Umsetzung zu hundert Prozent mochte.


      Liebe Grüße,
      Karin

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