The Luminaries von Eleanor Catton

November 21, 2015




(Original:"The Luminaries" / 2013), btb, Übersetzer/in: -, 1040 Seiten, gebunden, Englische Ausgabe,  ★★★★☆ 4 Sterne
Quelle Klappentext btb: "In einer Hafenstadt an der wilden Westküste Neuseelands gibt es ein Geheimnis. Und zwei Liebende, die einander umkreisen wie Sonne und Mond.
Als der Schotte Walter Moody im Jahr 1866 nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln. Und schon bald wird Moody hineingezogen in die rätselhaften Verstrickungen der kleinen Goldgräbergemeinde, in das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst." 

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"´Meine Geschichte mit Francis Carver´, sagte er schließlich, ´ist eine Geschichte mit vielen Anfängen, aber ich hoffe, sie wird nur ein einziges Ende haben.´" S. 423

Dieses Zitat ist wohl das treffendste, welches auch dieses umfangreiche Buch an sich wiederspiegelt, denn es gibt tatsächlich unfassbar viele Handlungsstränge, die am Anfang erläutert werden und die zahlreiche Charaktere einführen um dann zu einem "Ende" zuzulaufen. Bei rund tausend Seiten kann man als Leser davon ausgehen, dass die Geschichte eine gewisse Dichte aufweist. Bezogen auf die Vorkommnisse und die darin handelnden Protagonisten. Obwohl sich mit der Zeit vieles zu lichten beginnt und man einen annähernden Verdacht hegt, in welche Richtung die Geschichte gehen soll, ist es zunächst doch recht schwer, sich alle Namen mit dem dazugehörigen Etablissement und deren Lebensweisen vertraut zu machen. Das ein oder andere Mal musste ich kurz innerhalten und bei einem erwähnten Namen überlegen, was seine Rolle war. Recht schnell wird man aber als Leser beinahe mit der Aufgabe behelligt, herauszufinden, wer die Verbrechen, die in der Stadt thematisiert werden, verübt hat. Dies führte dazu, dass ich mich das ein oder andere Mal an das Spiel "Cluedo" zurückerinnert gefühlt habe. An sich war das nichts Schlechtes, dennoch fehlte mir an einigen Stellen eine genauere Klarstellung des bisherigen Verlaufs. Alle Protagonisten werfen ihre Lebensgeschichte in einen Topf und es wird anhand dieser versucht das Geschehen zu rekonstruieren. Dabei kam es oftmals zu vielen Doppelungen und Überschneidungen, die sicherlich beabsichtig gewesen sind, da sie dem symbolischen Zweck, welcher sich auf die Sternenkonstellationen beziehen sollen, dienen. Dennoch hatte man als Leser manchmal schon "genug" von der mehrfach erwähnten Situation und erhoffte sich etwas Neues herauszufinden.

"´Wir verbringen unser ganzes Leben damit, über den Tod nachzudenken. Ohne diese Unterhaltung würden wir uns vermutlich schrecklich langweilen. Wir hätten nichts, dem wir entgehen wollten, nichts, was wir verhindern wollten, und nichts, worüber wir uns Gedanken machten. Die Zeit hätte nichts zu bedeuten.´" S. 501

Der Erzählstil an sich hat mir gut gefallen. Es gab unterschiedliche Sichtweisen, Einschübe von Briefen, eine kleine Kapitelübersicht, die aus einem zusammenfassenden Satz bestand und einige Abbildungen, die den Bezug zu den Sternenkonstellationen und deren "Schicksal" in Bezug auf die Protagonisten verdeutlichen sollte. Leider fand ich wurde das etwas zu subtil eingebaut. Es kamen einige Andeutungen darin vor und auch durch Lydia Wells Neigung zu Séancen und dem Wahrsagen verspürte man eine leichte Verbindung zum harten Kontrast des Goldgräbergewerbes. Allerdings hatte ich mir mehr dieser "philosophischer" Ansätze erhofft. Daher lief alles auf das Detektivhafte Aufklären der Umstände hinaus, was aber auch seinen Reiz hatte. Grundsätzlich fand ich die ausgewählte Kulisse und die beschriebene Stimmung im Buch sehr gelungen. Ich konnte mir die Orte und die handelnden Personen genau vorstellen und man hat sich nach mehreren hundert Seiten schon beinahe als Teil dieser Gesellschaft gefühlt, wenn auch in verdeckter Mission. Man konnte bei jedem Protagonisten ein Geheimnis entdecken, welches mit anderen verwoben war. Nicht zu kurz kamen da auch die trügerischen Machenschaften, die das Goldgraben mit sich trägt. Man möchte die Umgebung und die Eindrücke ungern loslassen auch wenn man letzten Endes doch erfahren möchte, was in der Stadt vor sich geht. Mir gefiel vorallem die Aufteilung bezüglich der Zeiten. Sprich es gab Kapitel in der Gegenwart und zudem Kapitel, die in der Vergangenheit gespielt haben. Die letzteren werden vorallem auch zum Ende des Buches immer wichtiger und veranschaulichen dann das ganze Ausmaß des Geschehens.

"Auf den Goldfeldern gibt es das Sprichwort: Wer zu lange Glück hat, hat am Ende Pech. Schon mal gehört?" S. 243

Hinsichtlich der Protagonisten war es für mich etwas schwer mich zunächst für jemanden zu entscheiden, der mir ansatzweise sympathisch sein könnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich niemanden sonderlich mag, was sich aber am Ende doch sehr gewandelt hat. Das ist auch der Grund, warum mir das Buch wohl am Ende doch so zugesagt hat, denn man hat das Gefühl, dass sich in einer skrupellosen, vor Machenschaften strotzenden Stadt doch noch etwas Hoffnung finden lässt und es Menschen gibt, die sich einfach nur sehnlichst wünschen, ein Fünkchen Glück im Leben zu finden und dieses vielleicht mit jemandem zu teilen.


Eine Geschichte, bei der eine investigative Ader nicht schaden kann, viele Protagonisten auftreten, die man zunächst auseinanderhalten muss und eine tolle Atmosphäre und Kulisse, welche die Autorin erschaffen hat. Mir hat am Ende etwas mehr "Tiefe" und der konkrete Bezug zu den "Gestirnen" gefehlt. Es fehlt der Geschichte aber nicht an kreativen Einfällen. Zwei Charaktere konnten mich am Ende durch ihr Schicksal überzeugen und erzielten auch den gewünschten Effekt, dass die Geschichte mehrere Ebenen aufweist, die es zu ergründen gibt.





2 Kommentare:

  1. Wow, dass das Buch so dick ist habe ich gar nicht mitbekommen! Es wird ja sehr gelobt und deshalb war ich auf deine Rezi wirklich gespannt. Ich werde es auf jeden Fall weiter verfolgen....
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Ich hatte es kurzzeitig auch vergessen, bis es dann ankam... :)


      Liebe Grüße,
      Karin

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