"Honigkuchen" von Haruki Murakami

Dezember 09, 2023


Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Hachimitsu Pai"/ 2000), dt. Übersetzung: DuMont Verlag 2023, mit Illustrationen von Kat Menschik, Übersetzer*in: Urusula Gräfe (aus dem Japanischen), ★★★(☆) 4,5 Sterne
Junpei ist Schriftsteller, seine Spezialität: Kurzgeschichten über unerwiderte Liebe. Das Thema seines Lebens. Seit der Uni ist er in Sayoko verliebt, die seinen besten Freund geheiratet hat. Trotz allem hat die Freundschaft zwischen den dreien Bestand, anders als die Liebe von Sayoko und Junpeis bestem Freund: Sie bekommen eine Tochter namens Sara, trennen sich aber kurz darauf. Mit den Jahren wird Junpei zu einer Art Ersatzvater für Sara. Nach einem schrecklichen Erdbeben leidet sie unter Albträumen. Nur Junpei kann sie beruhigen – mit seinen Geschichten über einen Bären und seinen besten Freund. Und er ist fest entschlossen, für immer über Sayokos und Saras Schlaf zu wachen …
__________________________________________________________________________


„'Schreibst du an einer Geschichte'?
Jun nickte.
'Läuft es gut?'
'Wie immer. Ich schreibe eine Geschichte, sie wird in einer Literaturzeitschrift gedruckt, und niemand liest sie.
 
- S.12f.


Meine literarische Reise mit Murakami war bisher eher kurz, da ich keinen seiner großen Romane, sondern nur eine Kurzgeschichtensammlung ("Men Without Women") gelesen habe. Dennoch habe ich immer mal wieder ein Auge auf seine Bücher geworfen und hatte vor, mich an eine andere Geschichte zu wagen.
Und dann kam dieses Jahr diese wunderschöne, illustrierte Ausgabe seiner Kurzerzählung "Honigkuchen" heraus. Die Geschichte wird durch zahlreiche ganzseitige Illustrationen der Künstlerin Kat Menschik ergänzt und ist ein wirkliches Schmuckstück (perfekt als Geschenk!). 
 
Doch auch der restliche Inhalt überzeugt. Murakamis Erzählung ist sanft und ehrlich. Für mich spiegelt die Geschichte das wirkliche Leben wider. Keine Bilderbuch-Beziehung, die von Anfang an besteht und funktioniert, sondern eine, die erst durch andere Erfahrungen und Erkenntnisse entsteht. 
Die Figuren werden nicht beschönigt, werden aber auch nicht durch eine unsympathische Dynamik gestärkt. Das bedeutet, dass sie sich auf relativ neutraler Basis begegnen und die veränderten Lebenssituationen nicht mit einem großen Drama befeuern. Ich mochte daher den ruhigen Erzählton. 
 
Die Referenz zu dem Bären oder besser gesagt der Bärengeschichte, die auch das Cover prägt, war für mich schön eingebunden. Zwar ist sie im mittleren Teil gar nicht so präsent, aber sie bildet einen schönen Rahmen, um die Situation der Figuren zu beschreiben. 
Natürlich haben beide Geschichten eine Ähnlichkeit und neben Bezug zueinander, sodass zwei Erzählungen ineinander verlaufen.
Schön war, dass der Protagonist zusätzlich die Verbindung zur Literatur und zum Geschichtenerzählen einbaut.
Obwohl primär die Liebesbeziehung thematisiert wird, geht es auch um Geborgenheit, Liebe und das Gefühl, für jemanden Sorgen zu wollen, der einem viel bedeutet und für ihn da zu sein - unabhängig vom Verwandtschaftsgrad. Ängste, Traumata und eben die Bewältigung derer wird ebenfalls aufgegriffen. Dadurch erzählt diese wirklich kurze Erzählung so viele Ebenen, dass sie mir als Leserin viel mehr gegeben hat, als zunächst gedacht.



„'[...] Und weil Masakichi natürlich wie ein Bär aussieht, dachten die Menschen': Hm, er kann zwar rechnen und unsere Sprache sprechen, aber letzten Endes ist er doch nur ein Bär. 'Keiner wollte ihn richtig bei sich haben.' 
- S.6


Fazit

Eine schöne und gelungene Gesamtumsetzung. Die Erzählung war zwar kurz, aber sie trägt dennoch viel Inhalt in sich. Die wunderschönen Illustrationen von Kat Menschik sind dazu noch eine wirklich zauberhafte Ergänzung.




4 Kommentare:

  1. Hallo Karin, das Buch steht schon seit einigen Wochen in meinem Regal. Ich wollte es mir noch aufheben. Die Illustrationen haben mich beim Durchblättern schon sehr begeistern können.

    Zeilentänzerin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh! Hast du es mittlerweile schon gelesen? :)
      Ich finde die Illustrationen auch sehr schön!

      Löschen
  2. Hallo Karin,
    ich habe von dem Autor bislang noch nichts gelesen. Vielleicht ein Fehler. Hier werden viele interessante Themen aufgegriffen. Ich kann mir anhand deines Einblicks gut vorstellen, dass die Illustrationen ein zusätzliches Highlight dargestellt haben. Ich danke dir für die informative Rezension.

    Liebe Grüße
    Tanja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe schon von vielen Leser*innen gehört, dass sich andere umfangreichere Romane sehr von ihm lohnen! Bin daher auch ein wenig auf der Suche nach dem nächsten Buch von Murakami: :)

      Ja, die Illustrationen sind wirklich toll!

      Löschen

Mit dem Absenden Deines Kommentars bestätigst Du, dass Du meine Datenschutzerklärung, sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.