Das Haus der vergessenen Bücher von Christopher Morley

Oktober 20, 2015






(Original: "The Haunted Bookshop") von Christopher Morley, Dilogie,  ★★★  5 Sterne

Dilogie: 1. Das Haus der vergessenen Bücher | 2. Vorgeschichte - Eine Buchhandlung auf Reisen

Original-Klappentext: "New York, 1919. Roger Mifflin hat seine größte Leidenschaft, das Lesen, zum Beruf gemacht. In seinem Antiquariat in Brooklyn findet man ihn dort, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Unterstützt wird er von seiner ebenso patenten wie resoluten Ehefrau und seinem Hund Bock – Bock wie Boccacio. Bücher sind Mifflins Leben. Von Werbemaßnahmen für sein Geschäft will er allerdings nichts wissen, und so lässt er den jungen Aubrey Gilbert, angestellt bei der Grey Matter Agency, ziemlich abblitzen, als der ihm seine Dienste anbietet. Dennoch freunden sich die beiden an, und bald kommt Gilbert täglich ins Geschäft. Was auch an Mifflins neuer Hilfskraft liegen mag – der schönen Titania Chapman, deren Leben in Gefahr zu sein scheint. Und das gilt nicht nur für ihr Leben …" 
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"Die Menschen in den Büchern kommen einem mit der Zeit wirklicher vor als irgendein Mensch im richtigen Leben." S. 254

1919 erschien die Geschichte rund um die einzigartige Buchhandlung "Parnassus". Und genauso taucht man auch in die damalige Welt ein. Bereits auf den ersten Seiten spürt man, die Besonderheit der Geschichte. Das Antiquariat des Roger Mifflin kommt daher, wie ein riesiges Wohnzimmer, in dem man sich schlicht wohlfühlt. Es herrscht noch die Zeit, in der das Zigarre rauchen an der Tagesordnung ist  und demnach auch der Laden in einen Tabakgeruch gehüllt ist. Die Handlung rund um die Protagonostin ist aber keineswegs ohne Spannungsmomente. Mit der Zeit kommt es zu Vorfällen, die versucht werden, durch eine detektivische Investigation aufgedeckt zu werden. Natürlich spielt dabei ein Buch eine ganz besondere Rolle. Ich fand gerade die Zusammenführung aus einer Detektivgeschichte, philosophisch, wie auch politischen Ansichten und der besonderen Hingabe zu Büchern sehr gelungen. Es wird nicht langweilig Roger Mifflin über seine Ansichten in Bezug auf Bücher reden zu hören, denn der Leser fühlt sich verstanden. Die Literatur wird auf die Stufe eines Freundes gestellt und man merkt, dass der Autor ebenfalls eine besondere Einstellung zur Literatur gehabt haben muss. Nachdem sich die Spannung etwas aufbaut und die Vorkomnisse etwas "mysteriöser" werden, schleicht sich eine Art "Sherlock Holmes - Gefühl" ein. Man versucht hinter die rätselhaften Fragen zu schauen, die aufkommen und versucht die Charaktere dementsprechend einzuordnen. Obwohl ich die Sympathie für viele Charaktere teilen konnte, bleibt Bock, der Hund von Herrn Mifflin wohl einer meiner Lieblinge, auch wenn er nicht allzu oft vorkommt. Es ist einfach charmant, wie liebevoll der Autor die "Nebencharaktere" in Szene setzt und ihnen somit eine Wichtigkeit verleiht, die zu der Atmophöre beiträgt.

"Es ist unglaublich, wie arglistig manche Bücher sind. Man denkt, man hat sie abgeschüttelt [...] Deshalb sage ich, dass es hier spukt - mein Laden ist voll von den Geistern der Bücher, die ich nicht gelesen habe. [...] Es gibt nur eine Möglichkeit, den Geist eines Buches zu bannen - man muss es lesen." S. 121

Gelungen fand ich ebenfalls die Verteilung der Anteile des Auftretens jedes Charakters. Es kam immer zu einem abwechslungreichen Perspektivenwechsel durch den Erzähler, wenn auch Aubrey Gilbert den investigativen Part übernommen hat. Mifflin als Buchhändler hat seine Rolle gut ausgefüllt und hat zudem einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die Thematik der Politik gelenkt. Die Handlung hat sich damit gut geschlossen und ließ keine offenen Fragen zurück, die hätten auftreten können. Mir gefielen die vielen Verlinkungen zu bestimmten literarischen Werken, auch wenn im Anhang angemerkt wird, dass einige Bücher vielleicht sogar von dem Autor frei erfunden sind. Es gibt einfach viele detaillierte Schilderungen, in denen Bücher als Bereicherung angesehen werden. Zudem mochte ich das gesamte "Setting". Es gibt eine Situation, in der Mifflin und Gilbert fünfundzwanzig Minuten warten müssen, um ein Ferngespräch führen zu können. Als Leser schmunzelt man über die damaligen "Schwierigkeiten", aber letztenendes macht dies das Buch noch ein klein wenig sympathischer und ich bin mir nicht sicher, ob der Autor das Buch in der heutigen Zeit ebenfalls so charmant verfasst hätte.  Das Buch ist nicht sonderlich lang, sodass man nicht befürchten muss, dass sich die Handlung irgendwo verliert und man sich langweilt. Ich persönlich muss auch sagen, dass ich nach beenden des Buches ganz froh bin, dass bereits die Vorgeschichte zu kaufen ist, da ich gerne mehr über die Entstehung der Buchhandlung erfahren möchte. Es ist einfach eine schöne Atmosphäre, in welcher man sich als Leser befindet und die dazu einlädt ein klein weniger länger darin zu verweilen. Ich denke auch wenn die Geschichte nicht auf jedes kleine Detail der jeweiligen Personen eingeht, kann man die Handlung genießen und hat dennoch ein Gespür dafür, wie die Charaktere handeln würden und wie sie denken. Genau das war für mich ein wenig die Magie dieses Buches. Mit wenigen Worten eine Welt zu erschaffen, die man gar nicht verlassen möchte.

"Die Menschen brauchen Bücher, wissen es aber nicht. Meist wissen sie gar nicht, dass es die Bücher, die sie brauchen, überhaupt gibt." S. 13


Ein unterhaltsames Buch, welches von der Liebe zu Büchern erzählt, angenehme Charaktere bereithält und eine spannungsreiche Handlung aufzieht. Vorallem Buchliebhaber finden hier sicherlich eine Geschichte, die sie lieben werden. Lässt den Leser in die Zeit der 1919er eintauchen und verfolgt zudem mitwirkend einige, zur damaligen Zeit, politische Ansichten.


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