„Ach! Kein Sterblicher könnte das Grauen dieses Anblicks ertragen. Eine erneut zum Leben erwachte Mumie hätte nicht so entsetzlich sein können wie dieser Teufel.“
- S.84, Frankenstein - Manesse Bibliothek
Franken - Who?
Die Quelle und der Gruselklassiker: "Frankenstein" von Mary Shelley
Glück für uns, denn dadurch hat Shelleys Meisterwerk letztlich das Tageslicht erblickt. Ich habe "Frankenstein" (Rezension: Manesse Verlag Ausgabe) schon von den ersten Seiten an geliebt. Die Geschichte ist so clever, ehrlich und trotz des nicht vorhandenen Horrors, den wir heute mit dem Begriff verwenden, erschreckend, dass ich nicht anders konnte, als sofort Feuer und Flamme zu sein. Und das Wichtigste: Das Buch stellt ganz deutlich die Frage, wer hier eigentlich das wahre Monster ist.
Grusel als Mittel, um die psychologischen Eigenheiten zu konservieren.
Nah am Original: "The Dark Descent of Elizabeth Frankenstein"
Von diesem Roman wurde ich durchaus positiv überrascht. Ich habe einen Jugendroman mit kitschigen Elementen erwartet, bekommen habe ich jedoch eine wirklich gute Anlehnung an das Original, die eine weibliche Protagonistin in den Fokus stellt. Der Erzählstil ist hier auch der Vorlage nachempfunden, ebenso wie die gut getroffene Stimmung, wenn es um die Machenschaften von Victor Frankenstein geht und seine geheimen Verstecke, um seine Projekte weiterzuführen.
Die Idee, Elizabeth Frankenstein als Hauptfigur agieren zu lassen und dem Geheimnis rund um die fehlenden Körper(teile) und Morde auf die Schliche zu kommen war gut umgesetzt, auch wenn man natürlich weiß, worauf das Ganze hinausläuft. Es war eine Perspektive, die uns ermöglicht, zu erfahren, wie die Frau an der Seite beider (!) Monster versucht ihr Gewissen und das Beschützen der geliebten Personen vereinen zu können.
Für mich daher eine wirklich gelungene Nacherzählung, die vielleicht nicht viel Neues offenbart, die aber durch den neuen Blickwinkel zusätzliche Verbindungen zum Original heranzieht.
„It was a book. For some reason, though, it frightened me more than anything else in the room. Moving away from the horrible supplies, I opened the well-worn leather covers of Victor´s journal.“
- S.82, "The Dark Descent of Elizabeth Frankenstein"
Jugendbuch mit Köderversuch? "The Mary Shelley Club"
Der Titel lässt eigentlich vermuten, dass die Geschichte einen starken Bezug zu Mary Shelly oder sogar "Frankenstein" haben könnte. Doch letztlich fühlte ich mich ein wenig mit leeren Versprechungen geködert.
Abseits davon jedoch habe ich die Verbindung zu ihr als Schriftstellerin oder zu ihrem Werk sehr vermisst. Ohne zu viel vorwegzunehmen, da sich die Geschichte sehr schnell entwickelt und man beinahe immer etwas vorwegnehmen müsste, verstehe ich, dass die Idee des "Monsters im Gewand" irgendwo in dieser Interpretation drinnen steckt. Jedoch wollte es für mich nicht ganz zusammenpassen.
„It´s just you and your most base emotion. Fear is where the truth lies.“
- S.141, The Mary Shelley Club
Das Vermächtnis von Mary Wollstonecraft: "Love and Fury"
Eine sehr berührende Geschichte, die mich ebenfalls überzeugen konnte, befasst sich mit den Tagen, als Mary Shelley ein neugeborenes Baby war. In "Love and Fury" von Samantha Silva steht vor allem die Frau im Vordergrund, die Shelley geboren hat, ihre Mutter Mary Wollstonecraft.
Wir folgen den einzigen elf Tagen, die Mutter und Tochter gemeinsam verbringen konnten, bevor Wollstonecraft nach der Geburt verstarb. Was sich so zusammengefasst schon bitter anhört, entspinnte sich in diesem Roman für mich zu einer wirklich intensiven Erzählung. Hier und da wird auf die Hin- und Hergerissenheit der Mutter verwiesen, dass sie selbstbestimmt sein wollte und sich doch nach der großen Liebe, ja sogar Heirat gesehnt hat. Vor allem jedoch wird deutlich, dass die Verbindung zwischen den beiden auch in dieser kurzen Zeit wahrlich intensiv gewesen sein musste und William Godwin, Shelleys Vater, viel an Mary weitergegeben hat, um dies aufrechtzuerhalten.
Wichtig hier: der Grundstein, der für Shelley später essentiell wird. Ein selbstbestimmtes und als Frau unabhängiges Leben führen zu können. Der Roman orientiert sich hierbei stark an den vielen Kämpfen, die Wollstonecraft mit ihren Arbeiten und Aussagen austragen musste, welche sie aber eben auch an Shelley vermacht hat.
Ich mochte die zurückhaltende Art und Weise. Ich mochte, dass die Geschichte irgendwie leise und langsam voranschreitet, auch wenn die Jahre schnell vorbeilaufen und zum Beispiel die blutigen Aufstände in Paris thematisiert werden. Es fühlte sich an, wie eine sehr wichtige Erzählung, die intim ist und die Beziehung nicht in einen Abgrund der Faszination zieht, sondern sich auf das Wesentliche bezieht - die Liebe.
Take a step back: "Romantic Outlaws"
Hier wird deutlich, wie nah zum Beispiel Samantha Silva bei der Wahrheit und den Fakten geblieben ist. Bereits die ersten Kapitel offenbaren vieles, das Silva in ihrem Roman über Wollstonecraft verwendet hat.
„Now, daughter, I´m to tell you a story to coax you into the world. When Mrs. B says it´s the darkness that binds us, I know she means nothing by it; they are words to ease my time.“
- S.9, Love and Fury
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