Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Otoko to onna"/ 1911-1930) Manesse Verlag - Manesse Bibliothek - Mehr Klassikerinnen (2022), Übersetzer/in: Eduard Klopfenstein (aus dem Japanischen), ★★★★☆ 4 Sterne
"Warum hält sich das Vorurteil des substanziellen Geschlechterunterschieds derart hartnäckig? Woran liegt es, dass Frauen in der Gesellschaft immer noch chronisch unterschätzt und benachteiligt werden? Und wie kriegen wir endlich veraltete Rollenbilder aus den Köpfen? – Diese eminent wichtigen Fragen stellte Yosano Akiko vor hundert Jahren mit unverhohlener Klarheit – und gab Antworten, die noch heute ins Schwarze treffen.
"Aber was mich betrifft, widerstrebt es mir einfach von meinem Naturell her, mich zu maskieren. Ich hasse es, ohne Herzblut zu schreiben." S.10f.
Es ist schon merkwürdig zu lesen, wie fortschrittlich Akiko mit ihren Gedanken vorangegangen ist und wie wenig sich doch rückblickend vielleicht auch getan hat. Natürlich, es gab eine Entwicklung, keine Frage, aber die Ansprüche, welche in den Essays gestellt werden (und zwar mit der Dringlichkeit, dass der Westen schon viel weiter sei / bald sein würde), lässt einen schon etwas verblüfft, wenn nicht gar verärgert zurück.
Stets hatte ich den Eindruck, als seien die Vorstellungen einer "gleichen" Gesellschaft, hinsichtlich der Stellung der Menschen, die von einer Frau herangetragen werden, über das Jahrhundert weiterhin nur belächelt worden. Vorne herum heißt es, der Feminismus sei da, man solle jetzt zufrieden sein und Ruhe geben. Wenn man sich jedoch die Texte von 1911-1930 ansieht, stellt man leider fest, dass man - geht man in die Tiefen und Strukturen der heutigen Gesellschaft - gar nicht so viel weitergekommen ist.
Immer noch gibt es Diskussionen um Frauen in der Politik, Haushaltsaufteilungen, Kinderbetreuung, Bildung und der Stellung der Frau, als sei man in einer Zeitschleife gefangen.
"Nach meiner Vorstellung ist es in Zukunft ohnehin weniger wichtig, nach Männern und Frauen zu unterscheiden - in welcher Gesellschaft wir uns auch bewegen werden. Vielmehr wird sich die Einstufung einzelner Individuen danach richten, wie hoch oder niedrig die Kenntnisse und Fähigkeiten einer Person einzuschätzen sind." S.38
Zudem gefiel mir eine Aussage nicht, dass Frauen sich nicht mit der Geburt und Erziehung "schwächlicher Kinder" auseinandersetzen müssten, wenn sie die Chance auf gute Bildung und bessere Positionen hätten, um das Land "geistig und körperlich" voranzutreiben. Die negative Auslegung der Kinder, die anscheinend keinen Wert für die Gesellschaft haben, war für mich schon mehr als kritisch.
"Es ist komisch, dass es unter den Männern, die über Frauenfragen theorisieren, einige gibt, welche die körperliche Konstitution der Frau von allem Anfang an für schwach halten. Solche Leute möchte ich gern einmal fragen, ob denn die männliche Konstitution wohl die Qualen einer Geburt aushalten würde." S.29
Hallo Karin, du konntest mich mit deiner Rezension auf jeden Fall inspirieren und neugierig machen. Ich kannte das Buch nicht und habe nur eines aus dem Manesse-Verlag in meinem Bücherregal stehen. Vielleicht stöbere ich direkt mal =)
AntwortenLöschenZeilentänzerin
Das freut mich sehr! Ich finde das Buch wirklich lesenswert. :)
LöschenWelches steht denn bei dir im Regal?
Liebe Grüße
Karin
"Auf die Freundschaft" von Rafik Schami =)
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