Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Elmet"/ 2017), btb Verlag (2020), Übersetzer/in: Thomas Gunkel (aus dem Englischen), ★★★☆☆ 3 Sterne
"John Smythe ist mit seinen Kindern Cathy und Daniel aufs Land gezogen, nach Yorkshire, in die Wälder von Elmet. Dort hegen die drei den Traum von einem anderen, friedvollen Leben. Sie wohnen in einem Häuschen, das sie eigenhändig erbaut haben, mitten in der Natur, nicht weit von der Eisenbahnlinie Edinburgh-London entfernt. Nur manchmal muss der Vater fort zu illegalen Faustkämpfen. In diesen Zeiten, in denen es immer weniger Arbeit gibt im Norden Englands, der einzige Weg, um die Familie über Wasser zu halten. Doch dann steht eines Tages ein Mann vor der Tür, der behauptet, dass alles ihm gehört - der Wald, der Grund und Boden, das Häuschen, in dem sie leben. Ihn kümmert der Wald eigentlich nicht, er bewirtschaftet ihn nicht. Aber er pocht auf sein Recht."
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"Elmet" war Finalist des Man Booker Prize 2017. Überall tummeln sich wahnsinnig viele positive Bewertungen, die von der wunderschönen Prosa des Romans erzählen. Und inmitten stand dann ich und war letztlich doch etwas enttäuscht.
Ich habe mir einige Stellen aus dem Original angesehen und muss gestehen, dass ich die Wortwahl und die im Englischen vorhandene etwas philosophisch anhauchende Art und Weise durchaus reizvoll fand. Leider fehlte mir dieses Gefühl in der deutschen Übersetzung überwiegend. Dabei kann ich nicht einmal genau sagen, woran es lag, aber der deutsche Text las sich für mich eher wie ein ziemlicher Durchschnittsroman. Einige Sätzen waren furchtbar flapsig und transportieren für mich so gar nichts von der Stimmung und den Naturbeschreibungen.
Aber nicht nur die Sprache und Dialoge haben mich etwas ernüchtert zurückgelassen, sondern auch die Handlung selbst.
Ich habe mir einige Stellen aus dem Original angesehen und muss gestehen, dass ich die Wortwahl und die im Englischen vorhandene etwas philosophisch anhauchende Art und Weise durchaus reizvoll fand. Leider fehlte mir dieses Gefühl in der deutschen Übersetzung überwiegend. Dabei kann ich nicht einmal genau sagen, woran es lag, aber der deutsche Text las sich für mich eher wie ein ziemlicher Durchschnittsroman. Einige Sätzen waren furchtbar flapsig und transportieren für mich so gar nichts von der Stimmung und den Naturbeschreibungen.
Aber nicht nur die Sprache und Dialoge haben mich etwas ernüchtert zurückgelassen, sondern auch die Handlung selbst.
"'Wir alle wachsen in unseren Sarg rein, Danny. Und ich hab gesehen, wie ich in meinen reinwuchs." S.278
Als ich den Klappentext las, habe ich mir eine Geschichte mit viel Inhalt, vielen thematisierten Lebensschwierigkeiten und natürlich der Thematik der "Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich" gerechnet. Einige Punkte waren durchaus schön eingeflochten und haben sich zum Ende hin noch ein Stück weit stärker entfaltet, aber währenddessen wusste ich einfach nicht, wohin der Roman will.
Die Kämpfe des Vaters werden nur am Rande immer wieder erwähnt. Selbst das empfand ich noch als eher positiv, da ich schon befürchtet hatte, dass es zu sehr nach "Fight Club" schreien wird. Doch die Familiengeschichte, die Dynamik, die "Probleme", mit denen die Tochter scheinbar zu kämpfen hat, die Traurigkeit der Stadt durch die Arbeitslosenrate und auch die Unterdrückung der Mieter und Bewohner des Landes durch den "allmächtigen" Mr. Price, wollten für mich nicht wirklich eins werden.
Ich hatte das Gefühl, dass in der Handlung etwas fehlte, um alles stimmig wirken zu lassen und gleichzeitig zu viel hineingeworfen wurde, sodass einige Stellen unnötig schienen.
Von Kapitel zu Kapitel las ich, was die beiden Kinder und der Vater erleben, dachte dabei wie gesagt daran, dass mich die Sprache, Wortwahl und die Formulierungen (größtenteils) nicht wirklich abholen und war auch oftmals eher gelangweilt. Ich habe zwar am Ende ein kleines Gefühl des Vermissens empfunden, aber während des Lesens wurde vieles so beiläufig erwähnt oder nur oberflächlich behandelt, dass ich zu dem Zeitpunkt keine wirkliche Nähe zu den Figuren gespürt habe. Vieles bleibt nur ein Schatten, den man erahnen kann, der sich aber nie zu einer sichtbaren Person formt.
Letztlich im Gedächtnis geblieben ist, dass die Familie
als solches ausschlaggebend in "Szene" gesetzt und in all ihren
Varianten und Formen thematisiert wird. Dass der Vater von den Kindern
immer noch "Daddy" genannt wird, weil sie es nicht anders kennen und
sich nicht für die "normal geltenden" Etiketten der Gesellschaft
interessieren. Und ebenso, dass der Roman einige starke Stellen
aufweist, wenn es darum geht, die Leser*innen für alle Arten des Lebens
und Liebens zu sensibilisieren - ohne genderspezifische Stereotype.
Leider
verpasst er dabei, dies so geschickt miteinander zu verknüpfen, dass
die Charaktere dadurch an Tiefe gewinnen und man diese Überlegungen ihnen
zuschreibt und nicht der distanzierten Erzählstimme, die irgendwie wie
die der Autorin nachhallt.
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