3 x Murder Mystery mit Agatha Christie: Wer hat´s getan?

August 16, 2020


Dem Mörder auf die Schliche kommen. Darum geht es in Agatha Christies Kriminalromanen. Wer ist der Täter? Was ist das Motiv? Wie ist es geschehen? Cluedo in Romanform.
In letzter Zeit haben mich die kniffligen Fälle des Hercule Poirot immer mehr gereizt (siehe auch die Jubiläumsausgabe des Atlantik Verlags zum 1. Fall Poirots), vielleicht auch weil mir der Film "Knives Out", der in eine ähnliche Richtung geht, gut gefallen hat.

Nun habe ich mir drei Kriminalromane der Queen of Crime vorgenommen und geschaut, ob ich alle Hinweise richtig deuten kann, um den Fall zu lösen. Eines schonmal vorweg: Ich habe die Verschleierungsgabe von Agatha Christie ein wenig unterschätzt.

"'You mean -'
      'I mean,'  explained Poirot, 'that if the murderer intended us to believe that he had escaped by way of the window he would naturally make it appear that the other two exits were impossible. Like the "disappearing person" in the cabinet - it is a trick. It is our business to find out how the trick is done.'" (Murder on the Orient Express, S.71)

"Murder on the Orient Express" (Railway Special Edition)

Bereits zwei Mal verfilmt, gilt "Murder on the Orient Express" (dt. "Mord im Orient Express") als einer der bekanntesten Fälle Poirots. Ein Zug, ein Mord, viele Verdächtige. 
Ich muss zugeben, dass ich mir den Roman etwas anders vorgestellt hatte. Was mir hier am meisten aufgefallen ist, war das Fehlen des George Hastings. Hastings dient in den anderen Fällen als Erzähler und führt uns so durch die Indizien, immer mit ein wenig Distanz zu Poirot, aber eben stets an seiner Seite. Daher fehlte mir ein wenig diese Spielerei zwischen beiden Charakteren und es schien mir durchaus "kühler", als andere Romane dieser Serie.

Der Fall selbst war durchaus spannend, hatte aber in der Mitte, für meine Verhältnisse, doch einige Längen. Nichtsdestotrotz gefiel mir die Idee der Szenerie, der Atmosphäre, der Figuren und auch des Motivs. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Fall eine dunklere und ernstere Stimmung transportiert, als die die auf meiner Liste noch folgten.
Am Ende bleibt man zudem mit der Frage zurück, ob man die Entscheidungen als gerechtfertigt empfindet.

TÄTER ENTLARVT? 

NEIN

★★★★☆ 4 Sterne

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"The ABC Murders" (Railway Special Edition)


Hastings ist zurück! Eines der Dinge, die mir gefallen haben. Durch die Anwesenheit beider Charaktere und auch durch die Erzählstimme Hastings´ bekommen die Fälle einfach noch einmal einen ganz anderen Charme.

Besonders geglückt fand ich hier aber den doch sehr starken Fokus auf die Intention des Mörders. Das heißt, hier spielt die Psyche eine sehr große Rolle, was mich eher an den Film "Zodiac" oder die Serie "Criminal Minds" denken ließ. Der Roman thematisiert demnach nicht nur die Indizien und Beweismittel, sondern versucht in die Gedanken des Täters vorzudringen. Natürlich, das ist auch zwangsläufig bei den anderen Poirot-Romanen so, aber hier geht dieser Gedanke doch einen Schritt weiter und das gefiel mir sehr. 
Die Idee, dass sich der Täter bereits in Briefen an Poirot als "ABC Mörder" vorstellt, sorgt zusätzlich für spannende Fragen, die einem während des Lesens aufkommen. Allen voran natürlich: Woher kennt ihn Poirot? Den Leser*innen wird also ein klein wenig Profiler-Wissen abverlangt.


TÄTER ENTLARVT?

Nein


★★★★☆ 4 Sterne
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"'He says,' 'she says,' 'they say' - Bah! what does that mean? Nothing at all. It may be absolute truth. It may be useful falsehood. Me, I deal only with facts.'" (Dumb Witness, S.129)

"Dumb Witness"

Ich gebe es zu. Ich habe diesen letzten Fall nur gekauft, weil man einen Hund auf dem Cover sieht. Bereut habe ich es dennoch nicht. Wir bekommen hier einen klassischen "Letzter Wille"-Krimi präsentiert, der dazu anregt, herauszufinden, wer sich das Geld am ehesten unter den Nagel reißen wollte. 
Auch wenn es hier recht spannend zugeht, die Stimmung passt und auch die Indiziensuche wieder unterhaltsam ist, so hatte ich doch gehofft, dass der Hund eine noch wichtigere Rolle haben würde und einen größeren Einfluss auf die Ermittlungen hätte. So in etwa, wenn der Papagei plötzlich den Namen des Mörders ausplappert. Ich dachte, vielleicht wird der Hund dazu eingesetzt, um ein verschollenes Indiz zu finden oder Ähnliches, doch leider bleibt er relativ im Hintergrund. 

Ich bin mir bei diesem Fall zudem sehr unschlüssig über das Ende. Ich sehe darin definitiv einige Problematiken und verstehe nicht, wieso Poirot so gehandelt hat, wie er es eben getan hat. Schließlich hätte er auch die Polizei zu Raten ziehen können.

TÄTER ENTLARVT?

Nein

★★★(★)☆ 3,5 Sterne
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Anmerkungen zu allen 3 Fällen: 

Es fallen durchaus Sätze, die sich auf das typische Verhalten von Männern und Frauen beziehen, die wir heute wohl nicht mehr äußern würden. Das mag beim ersten Lesen durchaus negativ scheinen, zeigt aber eben auch nur, dass sich unsere Gesellschaft weiterentwickelt hat. Ist man bereit, dies nicht zu ignorieren, aber im Hinterkopf zu behalten, hat man durchaus seine Freude an dem Rätseln. Daher werde ich bestimmt auch noch einmal in der Herbst- und Winterzeit zu einigen Fällen des Herrn Poirot greifen.

Wie man sieht, habe ich mich wohl überschätzt oder Agatha Christie schlicht unterschätzt. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich alle Fälle lösen könnte, da es mir bei den "heutigen" Krimis leichtfällt, die Übeltäter*innen zu überführen. Hier allerdings habe ich erst gemerkt, wie raffiniert Christie ihre Figuren um den Tatort platziert und wie geschickt sie mit den Motiven spielt. Jedes kleinste Detail kann bedeutend sein, doch meist habe ich auf ganz andere Aussagen oder Dinge geachtet, sodass ich mich zum Schluss immer geschlagen geben musste. 

Chapeau!


Habt ihr schon Romane von Agatha Christie gelesen?Konntet ihr den Täter überführen? Habt ihr einen Lieblingsfall?

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