Sister Outsider von Audre Lorde

Juli 20, 2020

(Original: "Sister Outsider"/ 1984) Penguin Vitae Series (2020), Übersetzer/in: -, mit einem Vorwort von Mahogany L. Browne, ★★★★(☆) 4,5 Sterne
Ein Band mit fünfzehn Reden und Essays der bekannten Dichterin und Feministin Audre Lorde. Sie spricht über Sexismus, Feminismus, Altersdiskriminierung, Rassismus & vielem mehr.
Diese Ausgabe ist Teil der Penguin Vitae Series. 
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"One oppression does not justify another."  S.52

Wenn man den Essayband beendet hat, fühlt sich alles, was man nun darüber sagen möchte, an, wie belangloses Geschwafel...
Ich hatte bereits bei Mahogany L. Brownes Vorwort eine Gänsehaut und spürte, dass Worte folgen würden, denen man gut zuhören sollte und auch muss!

Die fünfzehn Reden und Texte von Audre Lorde, die wir hier vorfinden, beschäftigen sich mit Lordes Erfahrungen und Lernprozessen, die sie selbst in Hinblick auf ihr Sein als schwarze, lesbische Feministin erlebt und umgesetzt hat. Sie zeigt auf, welche Schwachstellen es in unserer Gesellschaft gibt, welche Strukturen sich gefestigt haben, die nur einer bestimmten Gruppe eine durchaus große Macht verleiht und wie diese Macht letztlich so missbraucht wird, dass viele darunter zu leiden haben. 
Es ist beeindruckend und beängstigend zugleich, wie sehr Audre für ihre Ansichten und ihre Arbeit gekämpft hat, um anderen (überwiegend weißen Menschen!) etwas beizubringen und ihnen zu verdeutlichen, was Rassismus bedeutet und wie er funktioniert und gleichzeitig wie wenig sich doch getan hat, seit diese Essays und Reden (seit 1976) veröffentlicht wurden.

"The Women´s Studies Program if a southern university invites a Black woman to read following a weeklong forum on Black and white women. 'What has this week given to you?' I ask. The most vocal white woman says, 'I think I´ve gotten a lot. I feel Black women really understand me a lot better now; they have a better ideaof where I´m coming from.' As if understanding her lay at the core of the racist problem."  S. 116

Und wenn man sich die derzeitigen Diskussionen zum Rassismus anhört, besonders nach Protestbewegungen wie "Black Lives Matter", ist es einfach mehr als ernüchternd, wenn man merkt, dass Audre Lorde bereits damals schon genau die gleichen Probleme veranschaulicht und kritisiert hat und gleichzeitig dafür gekämpft hat den Zusammenhalt in der Black Community zu stärken, die Menschen aber weiterhin mit den gleichen Hindernissen zu kämpfen haben.
Das resultiert natürlich daraus, dass die weiße Gesellschaft Angst davor hat ihre Privilegien, ihre "Reichtümer", ihre guten Jobs und guten Wohngegenden zu teilen - mit schwarzen Menschen versteht sich. Vorurteile und Rassismus haben nie an Gewichtung verloren, sie wurden nur zeitweise ein wenig an den Rand der Öffentlichkeit gedrängt. Lorde greift diese systematischen Machtkämpfe auf und zeigt, was sich ändern, was jeder von uns leisten müsste, damit wir eine Chance haben, eine gerechte Gesellschaft zu erschaffen.

Darüber hinaus spricht Lorde in ihren Reden und Essays auch offen darüber, was es heißt, nicht nur schwarz, sondern auch lesbisch und feministisch zu sein.
Ich muss zugeben, dass ich Lordes Auffassungen, Aussagen, Antworten und Sichtweisen sehr bewundere, weil sie stets versucht einen Ausweg aus den Miseren zu finden, in denen wir stecken. Dennoch wird einem schlichtweg einfach nur beim Lesen bewusst, dass wir immer noch am Anfang stehen uns selbst als tolerante Gesellschaft weiterzubilden!

"For while we wait for another Malcom, another Martin, another charismatic Black leader to validate our struggles, old Black people are freezing to death in tenements, Black children are being brutalized and slaughtered in the streets, or lobotomized by television, and the percentage of Black families living below the poverts line is higher today than in 1963."  S.133


Lest Audre Lordes Worte, verinnerlicht sie und feiert ihre hart erarbeitete Selbstliebe! Ihre Essays und Reden sind klug, gefühl- und kraftvoll, ehrlich und bieten einen mehr als geeigneten Grundstein, um sich mit den Themen Rassismus, Feminismus und Sexismus auseinanderzusetzen. Sie greift Probleme auf, die zwischen den Schwarzen und Weißen bestehen, aber auch Probleme, die sich in der Schwarzen Community selbst gebildet und aus den patriarchlaischen Strukturen der Weißen festgesetzt haben. Es ist ein Manifest für das Zuhören, das kritische Hinterfragen seiner eigenen Verhaltens- und Denkweisen und für die Akzeptanz der eigenen Sexualität. 
Und es ist noch so viel mehr... aber das könnt ihr nur erahnen, wenn ihr ihre Texte selbst entdeckt!
 

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