(Original: "La Passe-Miroir. Livre 2. Les Disparus du Clairdelune"/ 2015) Europa Editions (2019), dt. Ausgabe "Die Verschwundenen des Mondpalasts", Übersetzer/in: Hildegard Searle (aus dem Französischen), ★★★★☆ 4 Sterne
Dies ist der zweite Teil einer Reihe // Rezension zu Teil eins "A Winter´s Promise"
Als Ophelia dazu aufgefordert wird, für Farouk, den Geist der Vorfahren des Pols, als Geschichtenerzählerin zu dienen, findet sie sich selbst in einer Situation wieder, in welcher sie im Rampenlicht steht. Ihre Gabe - eine Fähigkeit, die Geschichte von Gegenständen lesen zu können, ist nun ebenfalls allen bekannt. Doch dies führt dazu, dass auch mögliche Feinde auf sie aufmerksam werden.
__________________________________________________________________________________
"Cunegond winked at her, briefly revealing the tattoo on her eyelid. 'Objects hold no secrets for you. In other words, you´re likely to reveal all the court´s secrets, and believe me,' she whispered very quietly, 'they are innumerable'." S.43
Teil zwei der "The Mirror Visitor"-Reihe war anders, als ich es mir anfangs vorgestellt hatte. Einige Sachen wurden sehr lange zurückgestellt, von denen ich erwartet hatte, dass sie ein prägendes Element der Geschichte bleiben. Andere Dinge hingegen wurden so geschickt eingebaut, dass ich positiv überrascht war.
Was mich anfangs verwundert hat, war, dass Ophelias Möglichkeit, durch Spiegel zu reisen, kaum genutzt oder erwähnt wurde, dabei heißt die Reihe ja "Die Spiegelreisende". Das war ein Punkt, den ich tatsächlich etwas schade fand. Zwar nimmt es nach und nach wieder Fahrt auf, aber ich hätte mir da doch eine stärkere Ausarbeitung gewünscht. Mir erschien auch leider generell die erste Hälfte relativ zäh und zu ausgedehnt. In der zweiten Hälfte kriegt man alles um die Ohren geworfen, sodass man einfach das Gefühl hat, dass das Verhältnis zwischen Spannung und Auflösung nicht ganz ausgeglichen ist. Dennoch konnten die guten Entwicklungen zum Schluss mein Interesse auf den nächsten Teil definitiv erneut entfachen!
"Ophelia felt as if she was in posession of nearly all the pieces of the jigsaw puzzle. If onnly her head could have stopped spinning for one moment, she might have been able to fit them together..." S. 400
Die Beschreibungen der Welt(en) wird weiterhin fortgeführt, wie wir es aus Band eins eigentlich kennen, jedoch wird hier auch erneut und ausführlicher auf die Machtstrukturen, die Vergangenheit und die nun noch näher bekannten Familienkonstellationen verwiesen.
Mir gefiel, dass die Leser*innen deutlich stärker gefragt sind, was das Aufspüren von Hinweisen betrifft. Zudem kommt man auch endlich dem Geheimnis dieser Gedankenschnipsel zwischen den Kapiteln deutlich näher. Daher würde ich wohl sagen, dass ich trotz einiger Abzüge, den zweiten Teil stärker einschätze, als den ersten. Vielleicht nicht zwingend verwunderlich, da es keiner kompletten Einführung mehr bedarf und man den Handlungsstrang fokussierter ansetzen kann.
Zu den angesprochenen Gedankenschnipseln: Ich denke, diese haben das Buch weitestgehend getragen. Zusammen mit dem Ende des zweiten Teils ergibt es einfach eine wahnsinnig spannende Geschichte, die zwar erneut sehr viele Fragen aufwirft, die aber dafür sorgt, dass man ein tieferes Verständnis für die "Ur-Geister" der Arks bekommt. Soviel sei verraten, es geht insgesamt auch in die mythologische Richtung, was ich persönlich immer besonders liebe. Für alle, die also ebenfalls daran Interesse haben und mit sich hadern, ob sie die Reihe fortsetzen sollen: ich würde den zweiten Teil sicherlich noch empfehlen.
Die Figuren selbst und deren Entwicklung sehe ich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite, habe ich schon erwähnt, bekommt man natürlich mehr Informationen zu ihnen und versteht immer besser, wie sie denken und warum sie so handeln, wie sie eben handeln. Auf der anderen Seite, hatte ich manchmal das Gefühl, dass bei all den Beschreibungen immer noch vieles auf der Strecke bleibt. Das kann natürlich noch daran liegen, dass zwei weitere Bände vorliegen und man noch eine Steigerung erwartet (erwarten soll), aber an der einen oder anderen Stelle hatte ich gehofft, endlich viel mehr Interaktion und deutlich aufschlussreichere Gespräche zwischen Ophelia und Thorn präsentiert zu bekommen. Da ich aber nun sicherlich noch zu dem nächsten Teil greifen werde, lege ich das vorerst nicht als gänzlich negative Kritik aus, da man schon spürt, dass Thorn sozusagen ein Ass im Ärmel haben könnte.
Gelungener zweiter Teil der Reihe, auch wenn mich die zweite Hälfte deutlich stärker packen konnte, als die erste. Anfangs wirkt alles noch recht lose und sehr ausufernd, zum Ende hin wird es spannend und das betrifft die Handlung selbst, wie auch die Gedanken, die sich um die Welt, die Geister und die 'Arks' drehen. Einige Aspekte sind mir vielleicht zu kurz gekommen zum Beispiel das Reisen zwischen den Spiegeln, aufschlussreiche Gespräche zwischen den Verlobten oder die Interaktion beider Familien, aber mich hat das Interesse am dritten Teil definitiv gepackt!
Leave a little note ~ Hinterlasse eine kleine Notiz
Mit dem Absenden Deines Kommentars bestätigst Du, dass Du meine Datenschutzerklärung, sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.