Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenyah

Mai 02, 2020

Buch Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenyah
Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Friday Black"/ 2018), Penguin Verlag (2020), Übersetzer/in: Thomas Gunkel (aus dem Englischen), ★★★★(★) 4,5 Sterne
"Selten war ein Debüt ähnlich kraftvoll, mitreißend und ungewöhnlich: Nana Kwame Adjei-Brenyah erzählt in zwölf verstörenden Storys von Liebe und Leidenschaft in Zeiten von Gewalt, Rassismus und ungezügeltem Konsum. Wie fühlt es sich an, im heutigen Amerika jung und schwarz zu sein? Welche Spuren hinterlässt alltägliche Ungerechtigkeit? In einer unkonventionellen Mischung aus hartem Realismus, dystopischer Fantasie und greller Komik findet der US-Amerikaner eine neue Sprache für die brennenden Themen unserer Zeit."
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"Emmanuels übliche Schwarzheit im Einkaufszentrum betrug glatte 5,0. Gewöhnlich folgte ihm nur ein einziger Wachmann." S.21

Ich liebe Texte, die aus den üblichen Denkmustern ausbrechen und einen ganz neuen Fingerabdruck in der Literatur hinterlassen. Genau das erwartet die LeserInnen bei "Friday Black", oder zumindest sei gesagt, dass sich die Texte deutlich von den "normalen Alltagsgeschichten" abheben. 
Die zwölf Erzählungen beginnen zwar alle recht normal, lassen nicht darauf schließen, dass es nicht unsere gewohnte Realität ist, doch plötzlich biegen die Erzähler in eine Richtung ab, in der man kurz zurückblättert und sich fragt. "Okay, passiert das jetzt gerade wirklich? Ist das ein Traum?" Gefolgt von meinem ganz persönlichen Eindruck, der in etwa wie: "Okay, wow, super cool und extrem merkwürdig" klang. Geschickt baut Adjei-Brenyah seine Geschichten so auf, dass man erst kurz stutzt und dann komplett in ihnen gefangen ist. So grausam (da auch oft blutig), bitter, ernst und auch tragisch die Erzählungen im Kern auch sind und man definitiv merkt, dass der Autor hier zu den LeserInnen durchdringen möchte, um eine Botschaft zu festigen, so sehr unterhalten die Erzählungen einen aber auch. Eben weil sie anders sind und gewisse Rahmen sprengen, sich aber auch ihrer eigenen Ironie bewusst sind.

"'Haben Sie Glück da?', frage ich möglich diskret, denn es macht nicht stolz, wenn man zu viel Glück nimmt. Vater McStowe sieht mich an, den Mund voller Kuchen.
       'Wir betrachten unser Zuhause als Rückkehr in eine Zeit vor der Einführung von industriellem
       
Glück', sagt er. Er schluckt, legt die Hand auf meine Schulter, zieht sie wieder zurück.
'Ich brauche das Glück.'"  S.62f.

Mich haben am Ende irgendwie alle Erzählungen mitreißen können, auch wenn ich in meinen Gedanken eine gewisse Favoritenliste erstellt habe. Alle Texte befassen sich mit Dingen, die eigentlich schwer zu verdauen, problematisch oder zumindest nachdenklich sind, die aber großes Potential haben, um es auch in eine schon fast wahnwitzige Situation zu stecken. 
Zum Beispiel die Geschichte "Friday Black", in der es darum geht, dass ein weiterer Black Friday in den USA bevorsteht und die Menschen wortwörtlich über Leichen gehen. Man liest den Text und muss irgendwie schmunzeln, bevor einem ganz zum Schluss doch alles um die Ohren fliegt und man die Traurigkeit in all dem entdeckt. In der Konsumschlacht und der Überzeugung der Menschen, dass sie diese Dinge wirklich brauchen. Ebenso geglückt ist aber auch die Tatsache, dass alle Geschichten zwar einen festen Erzähler haben, jedoch verschiedene Perspektiven miteinander verschmelzen. Der Verkäufer am Black Friday sieht demnach durchaus seine eigenen Vorteile, wenn er seine Prämie durch gute Gewinne einheimsen kann, aber er sieht auch die Zerstörung, die das ganze bei den Menschen hinterlässt wie auch die Tatsache, dass manche Menschen sich diese Sachen sonst nie leisten könnten und sie einfach nur dazugehören wollen. Das veranschaulicht wunderbar, dass ein Blickwinkel einfach nicht ausreicht, um eine Situation oder einen Lebensstil, dem wir nacheifern, zu beurteilen.

Ich könnte nun noch die ganzen anderen Geschichten erwähnen und anpreisen, in der Menschen nach Perfektion streben und versuchen ihre vermeintlichen Fehler durch einen Glücksstoff zu ersetzen, um sich besser zu fühlen, oder die letzte Erzählung in der es mehr als blutig zugeht und eine Stadt in einer Zeitschleife festsitzt und sich gegenseitig bekriegt. Aber ich würde sagen, ihr lest es einfach selbst, denn das ist durchaus wertvoller! Kurzum: "Friday Black" - Ein Buch das schockiert und mitreißt.

"Leslies Eltern haben gegen OptiLife protestiert. Sie glauben nicht an Perfektion. Ich glaube daran - ich kann es bloß nicht ausstehen." S.50


Ein Erzählband, welcher mich eiskalt getroffen und begeistert zurückgelassen hat. Kompakt, kritisch, sicherlich auch teilweise verstörend und gleichzeitig unterhaltsam, packend, ironisch und sehr klug. Alles, was ich mir von solch einem Buch erwarten kann. Adjei-Brenyah setzt sich mit unseren Stärken und Schwächen auseinander und zeigt auf, in was für teuflischen Spiralen wir uns bewegen, sodass unser Leben dadurch manchmal wie eine einzige Endlosschleife wirkt, in der wir nach den falschen Zielen hechten. 

Buch Friday Black und ein Stück Kuchen

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