Things a Bright Girl Can Do von Sally Nicholls

März 02, 2020

(Original: "Things a Bright Girl Can Do"/ 2017) Andersen Press, Übersetzer/in: -, ★★★★☆ 4 Sterne
1914. Die Welt steht vor einer großen Veränderung. Aber Frauen haben weiterhin nicht das Recht zu Wählen.
Evelyn ist reich und clever, aber es ist ihr untersagt auf die Universität zu gehen. Sie will Freiheit und die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie ihr Leben aussehen soll, auch wenn sie dafür einen gewissen Preis zahlen muss.
Gleichzeitig setzt sich May dafür ein, dass Frauen ein Wahlrecht zugesprochen wird. Als sie auf Nell trifft, ein Mädchen das die Härte das Lebens nur allzu gut kennt, kommt ihr irgendwie die Liebe zwischen. Gemeinsam beginnen sie von einer Welt zu träumen, in der jede Art von Frau ihren Platz finden kann.
Aber der Kampf nach Freiheit wird Evelyn, May und Nell stärker herausfordern, als sie es sich hätten vorstellen können. In Zeiten, in denen der Krieg droht: wie viel sind sie bereit zu opfern?
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"Women teachers were paid less than men. So were women in mills, and factories, and country houses, and shops, and tearooms, and places. [...]The argument was that man had to earn enough to support a family. What widows were supposed to do was never explained."  S.44

Ehrlich gesagt hatte ich anfangs nicht damit gerechnet, dass "Things a Bright Girl Can Do" eher wie ein Jugendbuch daherkommen würde. Die Charaktere, die Ausdrucksweise und die allgemeine Stimmung sind sicherlich besonders für ein junges Publikum geeignet. Aber auch als Erwachsene / Erwachsener findet man Gefallen an der Erzählung der drei jungen Protagonistinnen.
Was mir besonders zugesagt hat, ist die gesamte Aussage und die Umsetzung des Ganzen. Jedes Mädchen, jede Frau ist anders, verfolgt andere Absichten, andere Ziele und hat auch eine eigene Wertvorstellungen für die sie kämpft. Besonders geglückt fand ich dabei, dass man selbst bei gleicher Meinung, anders reagieren kann, je nachdem wie die eigenen sozialen Umstände sind. 
Man lernt hier drei außerordentliche Persönlichkeiten kennen, die sich etwas abseits der typischen "Heldinnen" bewegen, die man sonst präsentiert bekommt. Hier bekommen auch die ruhigen, zurückgezogenen, die dennoch für ihre Rechte kämpfen die nötige Stimme und Aufmerksamkeit. 
In Zusammenhang damit, gefiel mir auch die gleichzeitig etwas nüchterne / normale Betrachtung von Emmeline Pankhurst. Sie wird zwar durchaus als wegweisend dargestellt, aber dennoch nicht als so heroisch, dass auch eine kritische Betrachtung ihrer Aktionen und Einstellungen ermöglicht wird.

"She threw the badges to Kezia and Hetty. Little round enamel badges in the colours of  Mrs Emmeline Pankhurst´s Women´s Social and Political Union: green, white and violet. VOTES FOR WOMEN, the badges said.” S. 25

Die Geschichte beschreibt zwar Kämpfe, Widerstände, Kriege und ungemütliche Situationen im Leben der Mädchen und Frauen, aber es ist in einem doch ruhigen Ton geschildert. Dadurch wirkt das Buch weniger radikal und der Fokus liegt auf dem Wunsch aller, ein zufriedenes, glückliches Leben führen zu können, ohne, aus dem bloßen Grund, eine Frau zu sein, benachteiligt zu werden. Dennoch werden hier auch die "anderen" Seiten aufgegriffen. Man kann in etwa erahnen, wie die wirklich radikalen Seiten der feministischen Gruppierungen vorgehen.
Ich bin tatsächlich im Großen und Ganzen sehr angetan von der Geschichte, da es ein ermunterndes Buch ist, das verdeutlicht, dass nicht nur die "lauten" unter uns etwa ausmachen, sondern auch die, die in leisen Tönen für das einstehen, was wichtig ist. Auch, wenn die Politik und die, welche die Macht haben, wohl so oder so über alles hinwegsehen werden, was ihnen nicht passt.

Ein klein wenig enttäuscht war ich leider ab und an, wenn es um einige Formulierungen ging (dabei habe ich natürlich beachtet, dass es 1914 spielt). Alles, was die Entwicklung, die Hobbys, die Talente von Mädchen und deren Wunsch nach einem Partner anging, fand ich wirklich schön dargelegt. An der einen oder anderen Stelle war es vielleicht sogar ZU schön um wahr zu sein (wie gesagt in Anbetracht der damaligen Verhältnisse). Daher fand ich es dann schade, dass doch so Sätze fielen wie "Sie ist ein besserer Mann, als ich es je sein werde". Auch hier weiß ich, wie es gemeint war, aber wenn man schon darauf achtet und es auch umsetzt, dass Mädchen und Frauen von ihren Klischeerollen losgerissen werden, sollte man vielleicht auch "echte Männer"-Klischees vermeiden. Eine Person zeichnet sich durch charakterliche Züge aus, ja. Aber für mich sind sie nie an das Geschlecht gebunden. Die Intention, die Figuren dadurch handeln zu lassen, kann ich wie gesagt durchaus verstehen, nur leider passte dies dann nicht zu der anderen, doch fortschrittlichen Umsetzung des Ganzen.

"In English they all had to write patriotic essays about why Britian had to enter the war. 'It´s aweful', May sid to hermother. 'It´s like... like it´s a game or something. Don´t they realisepeople are going to be killed?'" S.187


Ein motivierendes, trotz aller Kämpfe und Widerstände, doch ruhiges Buch, das Mut macht zu sich selbst zu stehen. Die Bewegung der "Suffragtes" rund um Emmeline Pankhurst wird durchaus gut aufgegriffen, im Fokus stehen aber die Entwicklung, die Träume und auch Wünsche der drei Protagonistinnen Evelyn, May und Nell. Hier finden auch die zurückhaltenden Unterstützer eine verdiente Stimme.

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