Once Upon a River von Diane Setterfield

November 14, 2019

Buch-Once Upon a River-Diane Setterfield
Buch-Once Upon a River-Diane Setterfield
(Original: "Once Upon a River"/ 2018) Emily Bestler Books (Simon & Schuster Imprint), Übersetzer/in: -, ★★★★(☆) 4,5 Sterne
An einem kalten Winterabend in einem antiken Gasthaus, entlang der Themse, unterhalten sich die Stammgäste, indem sie sich Geschichten erzählen. Doch plötzlich wird die Tür aufgestoßen und ein verletzter Mann tritt ein. In seinen Armen hält er den Körper eines ertrunkenen Kindes. Nur einige Stunden später beginnt das Mädchen allerdings wieder zu atmen und bewegt sich erneut unter den Lebenden.
Ist es ein Wunder? Oder doch Magie? Und zu wem gehört das Mädchen?
Die britische Online-Zeitung "Independent" sagt, das Buch vereine einen Hauch von "Jane Eyre", "Rebecca" und "The Woman in White".
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"She tried to catch the tail end of the feeling and name it. Almost too late, yet she did catch it, fleetingly, for she heard the words her tongue pronounced in the empty room:
'Something is going to happen.' " 
S.65

"Once Upon a River" ist endlich mal wieder eines dieser Bücher, das mich absolut gefesselt hat, bei dem es mir aber umso schwerer fällt, die Magie, die davon ausgeht, wirklich zu beschreiben. Vielleicht auch, weil ich vermute, dass sie nicht bei jedem gleich stark hervorgerufen werden wird.
Der Roman, die Geschichte mit märchenhaften Elementen, die Erzählung, der etwas von "magical realism" anhaftet, man könnte viele Genres und viele Beschreibungen für Setterfields Text heranziehen, aber es bleibt ein Text, den man nicht gänzlich kategorisieren kann.
Ebenso bin ich mir sicher, dass für den einen vielleicht zu wenig geschieht, für den anderen hingegen zu viel, denn das Buch beinhaltet viele - wirklich viele - Wendungen und Plottwists, die einen immer wieder nach vorne gehen oder zurücktreten lassen. Perspektiven werden gewechselt, Vergangenheiten werden hervorgeholt und Geheimnisse werden offenbart. Für mich persönlich haben die vielen Wendungen durchaus Sinn gemacht und haben nicht für eine Überfüllung der Handlung gesorgt. Die Geschichte lebt davon, dass alles möglich sein könnte, dass zu jedem Zeitpunkt, eine andere Wahrheit existieren kann und es einen Erzähler gibt, der sich und diese Wahrheit im Verborgenen hält. Die Spannung war für mich daher durchaus in beinahe jedem Kapitel gegeben.

"There are stories that may be told aloud, and stories that must be told in whispers, and there are stories that are never told at all.” S. 247

Was mich allerdings weitaus mehr beeindruckt hat als die Spannung, war die bloße Idee, die Wortwahl und diese sogenannte "Magie", die alles umschließt. Immer mal wieder kamen Sätze, wie aus dem nichts, die mich gepackt haben und mich nicht loslassen wollten, weil sie in sich vor der Grenzenlosigkeit sprühen. Ich liebe Geschichten, die dies bewirken können. Das Gefühl, dass der Text einem kleine Hinweise zuschiebt, die man entweder annehmen kann und sich in eine ganz besondere Welt entführen lässt oder aber die Hinweise so deutet, dass man sich auf einem sicheren Pfad befindet, den man jederzeit verlassen könnte, wenn man wollte. Es ist eine Geschichte, die um das Erzählen selbst kreist und den Leser / die Leserin vielleicht auch dazu ermutigt, selbst Geschichten weiterzuerzählen.
Diese ganze Stimmung wird wunderbar getragen von dem historischen Setting. Besonders gelungen fand ich die Verbindung zu der damals noch aufwendigen Produktion von Fotografien und der Tradition sich in den Gasthäuserin, wie dem "Swan" zu treffen. Ebenfalls geglückt ist das durchgängige Aufgreifen des Sees und des Wassers, was durch die Nässe und teilweise Kälte dafür sorgt, dass man das Buch wunderbar an Herbst- /Winterabenden lesen kann.
Gesagt werden muss aber auch, dass das Buch gewisse Themen anspricht, nicht zwingend explizit, aber doch gezielt auf diese verweist, die mit traumatischen Erlebnissen und der Bewältigung dieser zu tun haben. Dadurch passiert es, dass man von diesem märchenhaften Stil durchaus abrupt in eine kalte, echte, und harte Welt katapultiert wird, die sich mit dem menschlichen Abgrund beschäftigt. Psychologische Ansichten werden hiermit zwangsläufig auch bedient und greifen oft die Überlegungen der psychischen Unterdrückung oder Manipulation auf.

"The philosophers of the Swan fell to thinking and very quickly to disputing. Does the occurrence of one impossible thing increase the likelihood of a second?" S. 301


Ein Roman, den man schwer kategorisieren kann, der sich aber durchaus zwischen einer märchenhaften, magischen und einer "kalten", realen Welt bewegt. Es gibt viele Wendungen und mögliche Ansätze zur Interpretation, für mich jedoch liegt die Besonderheit darin, dass der Text zum Glauben an das Unmögliche einlädt. Trotz einiger kleiner Kritikpunkte, bisher eines meiner Highlights.

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