Wie ein Leuchten in tiefer Nacht von Jojo Moyes

Oktober 22, 2019

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Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "The Giver of Stars"/ 2019) Rowohlt (Wunderlich) Verlag, Übersetzer/in: Karolina Fell (aus dem Englischen), ★★(★)☆☆ 2,5 Sterne
"1937: Hals über Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater, unter dessen Dach sie leben muss.
Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie sich den Frauen der Packhorse Library anschließt, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Eleanor Roosevelt gegründet wurden. Wer zu krank oder zu alt ist, dem bringen die Frauen die Bücher nach Hause. Tag für Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden in die Berge. Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände."
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"'Die Ritte werden von Frauen übernommen. Sie liefern die Bücher aus.'
       'Frauen?'
        'Allein?'.
'Als ich das letzte Mal hingesehen habe, hatte Gott ihnen zwei Arme und zwei Beine gegeben, genau wie den Männern.'" 
S. 33

Bei Romanen von Jojo Moyes ist es mittlerweile so, dass ich sie eigentlich lesen möchte, aber weiß, dass sie mich in mancher Hinsicht nicht mehr so ansprechen, wie noch vor einigen Jahren. Dies liegt überwiegend an der doch stereotypischen Ausdrucksweise. Die Romane haben es an sich, dass sie sich bestimmter Sätze bedienen, die man schon viel zu oft gehört hat und die schon beinahe ihre Bedeutung zu verlieren scheinen. Leider war dies auch (zumindest teilweise) in "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" der Fall.

Mich hat zunächst besonders die Thematik angesprochen, Frauen, die als reitende Bibliothekarinnen umherziehen und Leuten Bücher vorbeibringen. Ein Projekt, das 1937 in den Anfangsschuhen steckte und auch viel Unmut bei den (männlichen) Bewohnern hervorgerufen hat. Dieser Schwank zwischen Ablehnung und Anerkennung wird in dem Roman recht gut transportiert. Es entsteht eine Spannung, die nicht nur den Figuren, sondern auch der Handlung gut getan hat.
Obwohl die Figur Alice noch einen Strang hinsichtlich der Heirat und der damit einhergehenden Verpflichtungen zur damaligen Zeit eröffnet, dadurch auch die Beziehung zwischen Mann und Frau und deren "Aufgaben" thematisiert werden, fand ich es erstaunlich positiv, dass der Roman zwar gefühlvoll, aber nicht mit Liebessträngen vollgestopft wurde. Der Fokus auf die Verhältnisse der damaligen Zeit kam dennoch genügend zum Vorschein.
Kam jedoch die Intimität oder Gefühlsdarlegung ins Spiel, wurde mir zu sehr auf "alt bewährtes"- Mittel gesetzt. Worte die irgendwie immer fallen, wenn man eine romantische Stimmung erzeugen möchte und auch einige Entwicklungen in der Geschichte hinsichtlich dieser Auslegung schienen sehr stereotypisch und vorhersehbar. Grundsätzlich kann man das Rad nicht neu erfinden, wie man so schön sagt, gewisse Worte sagen nun einmal aus, was man fühlt, aber ich hätte hier, da die Idee mit der "Wander-Bücherei" tatsächlich sehr interessant war, eine andere Ausdrucksweise doch passender gefunden. Dadurch erschien mir der Roman, nach sehr guten Stellen, doch wieder nur mittelmäßig.

"' Aber wir haben hier noch viel bedeutendere Dinge zu besprechen. Sowohl ich als auch eine beträchtliche Anzahl unserer Nachbarn machen sich Sorgen über die Auswirkung dieser Bücherei auf unser Städtchen. Man hört von Frauen, die ihren Haushalt nicht mehr führen, weil sie zu beschäftigt damit sind, Modezeitschriften oder minderwertige Liebesromane zu lesen. Kinder eigenen sich rebellische Ideen aus Comics an. Wir können kaum noch kontrollieren, welche Einflüsse uns da ins Haus getragen werden.'

               'Das sind nur Bücher, Henry Porteous. Was glauben Sie, wie die großen Gelehrten früher etwas
                gelernt haben?'
" S. 196f.

Schwer getan habe ich mich auch bei der Wahl einiger Wörter. In dem Roman gibt es eine Freundin und Mitarbeitern, die schwarz ist und somit den Rassismus thematisieren soll. Als Ansatz funktioniert das auch gut, denn die anderen Bibliothekarinnen setzen sich für sie ein und es fallen durchaus wichtige Ansichten. Da der Roman 1937 spielt und man nicht erwarten kann, dass sich die Problematik einfach lösen lässt, versteht man auch, dass einiges nicht mehr "Platz" eingeräumt bekommt. Aber dass man den Begriff "Farbig" immer verwendet, empfand ich etwas missglückt, da er kolonialistisch geprägt ist und eine negative Konnotation erhält. Zwar ist "People of Color" ein sehr moderner Begriff, den man damals nicht verwendet hat, aber ich wäre dann eventuell einfach auf die Umschreibung ausgewichen und hätte "nicht für Weiße" oder "nicht weiß" gewählt.
Zu den Figuren selbst konnte ich durchaus schnell eine "Verbindung" aufbauen. Manchmal hatte ich Schwierigkeiten mit Alice und sympathisierte dadurch eher mit Margery und Izzy. Alice erschien mir oftmals wie ein Bindeglied, um die Geschichte überhaupt erzählen zu können, ihr eigenes Schicksal wirkte dadurch, trotz Glaubwürdigkeit, zu gestellt und wie ein Spielball.


Grundsätzlich gefielen mir die Idee und viele Gedanken, die in dem Roman ihren Platz finden. Ich fand es zudem beinahe erstaunlich (im positiven Sinne) dass die Geschichte einen Hauch von Kriminalroman aufkommen lässt, den ich mit Moyes eher weniger in Verbindung gebracht hätte. Die Geschichte der Bibliothekarinnen wird grob skizziert, verweist aber auch alle Schwierigkeiten und Freuden, die sie bei der Arbeit begleiten. Die Handlung hat durchaus einige Spannungsmomente, verfällt zum Ende hin aber leider wieder in die stereotypische Richtung und wirkt dadurch beinahe fad, ebenfalls wie die Ausdruckweise in Gesprächen, die sich auf eine romantische Beziehung stützen. 



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