The Somnambulist von Essie Fox

Juli 23, 2019



(Original: "The Somnambulist"/ 2011) Orion Publishing, Übersetzer/in: - , ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
1881: Wenn die Siebzehnjährige Phoebe Turner die Wilton´s Musik Hall betritt, um ihrer Tante Cissy bei einem Auftritt zuzusehen, riskiert sie den Zorn ihrer Mutter Maud auf sich zu ziehen, die mit ihrer "Hallelujah Army" dazu aufruft, alle Londoner Theater schließen zu lassen. Während des Besuchs, zieht ein Mann namens Nathaniel Samuels Phoebes Aufmerksamkeit auf sich. Er wird im Leben der drei Frauen für folgenschwere Entwicklungen sorgen.
Phoebe erhält die Möglichkeit Nathaniels Frau als Gesellschaftdame, eine sogenannte "Companion", beiseitezustehen. Sie lässt ihr Leben in London´s East End hinter sich, um in einem Haus zu leben, das möglicherweise heimgesucht wird und die dunkelsten Wahrheiten beherbergt.
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"They say passion is sweet, and it may be for some. But a love unrequited must taste dry as ashes. It must be as bitter as gall." S. 4

Als ich mir den Inhalt zu dieser düster angehauchten Geschichte durchgelesen habe, musste ich sofort an den Roman "The Companions" von Laura Purcell denken. Nicht nur, dass die Protagonistin Phoebe als "Companion" eingestellt und in einem Anwesen unterkommt, das angeblich heimgesucht werden soll, nein, auch ein Gemälde, das den Titel "The Somnambulist" trägt, spielt eine entscheidende Rolle. Was diese Gemeinsamkeiten betrifft, wird man als Leser, dem Laura Purcells Roman zugesagt hat, sicherlich auch hieran Gefallen finden. Der Schreibstil ist träumerisch, auch hier wieder passend zur Thematik, wenn auch in einigen Kapiteln eben geheimnisvoll. Man wird als Leser häufig zu bestimmten Hinweisen geführt, um dann wieder davon weggebracht zu werden.
Die Verknüpfung zu dem am Anfang erwähnten Gemälde, der Vergangenheit der Familiengeschichte und auch das Aufgreifen einer möglichen Zwischenwelt, wie auch der Thematik des Schlafwandelns fand ich sehr geglückt. Alle Kapitel, die sich darauf beziehen und die damit spielen sind schlüssig und erwecken definitiv eine Neugier.

"Why did she talk about curses? I felt uneasy and out of my depth, sensing that under her manners and smiles something darker and calculating might lie." S.149

Grundsätzlich war ich daher von dem Beginn der Geschichte sehr angetan. Das Tempo war gut, die Erzählstimme der Protagonistin hat mich sofort eingenommen und auch die Handlung versprach interessant zu werden. 
Bis zur Hälfte des Romans konnte mich die Idee also durchaus fesseln, doch nach und nach hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte sich nicht zu dem entwickelt, was sie hätte werden können. Ab einem gewissen Zeitpunkt wusste man irgendwie schon, was das Geheimnis sein würde, worauf die mysteriösen Geschehnisse hinweisen sollten. Dies sorgt dafür, dass sich vor allem die mittleren Kapitel sehr zäh lesen lassen. Sie wirken wie eine unnötige Verlängerung des Ganzen. Ich weiß nicht, ob es dadurch besser wurde, dass durch eine erneute Wendung am Ende versucht wurde, dem Ganzen noch einmal einen Schwung zu verleihen. Meiner Meinung nach wirkte es dann eher etwas missglückt. Speziell dadurch, weil die letzte Entwicklung rein thematisch viele Schwierigkeiten mit sich brachte, die überhaupt nicht gut aufgelöst wurden.
Bestimmte Handlungen werden geheim gehalten, genau wie es auf dem Buchrücken mit "Some secrets are better left buried..." schon angedeutet wird. In diesem Fall ist es aber für die Figurenentwicklung eher eine negative Umsetzung, da man sich fragt, wie dieses Geheimnis als eine Lappalie verkauft werden kann.
Dies führte mich auch zu der Überlegung und zu dem Eindruck, dass die grundsätzliche Verknüpfung der Figuren doch an bestimmten Stellen sehr, sehr kurios ist und einige Vorkommnisse falsch "diskutiert" werden. Besonders Phoebe verkörpert für mich da ein schlechtes Vorbild, weil sie den Lesern das Gefühl gibt, als sei tatsächlich die Aufmerksamkeit und Liebe zu einem Mann das einzige, was wichtig sei und sie retten könne (wohlgemerkt unter dem zusätzlichen Stand, dass Männer hier nie wirklich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie Straftaten begehen oder Ähnliches). Auch wenn es an einigen Stellen aufgeweicht wird, ist dieses Gefühl doch sehr präsent.
Neben der Liebsthematik, die sich auch auf die familiäre Liebe ausweitet, greift die Geschichte noch weitere Themen auf, die aber auch hier leider irgendwie zu kurz kommen, um wirklich an gewünschter Tiefe zu gewinnen.

"That painting was called The Somnambulist, and it showed a young woman with flowing dark hair, wearing no more than a thing cotton grown as she walked at the perilous edge of a cliff. She carried a candle, but no flame had been lit, and I always feared she might slip to her death, dashed on the rocks in a cold grey sea." S.9


So sehr mich die geheimnisvollen, düsteren und in das schon Unheimliche abdriftenden Kapitel ansprechen konnten, fehlte mir letztlich doch eine bessere und vielleicht auch spannendere Auflösung der Geschichte. Einige Beziehungen und Vorkommnisse zwischen den Figuren konnte ich gar nicht nachvollziehen, da es ihnen an einer ordentlichen Konfrontation gefehlt hat. Dennoch kann ich nicht bestreiten, dass der Schreibstil und die Erzählweise durchaus seinen Reiz haben, sodass die Geschichte dadurch sehr besonders wirkt und ihr (für mich) einen Pluspunkt einbringen konnten.



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