The House of Mirth von Edith Wharton

Juni 24, 2019





(Original: "The House of Mirth"/ 1911) Penguin Classics Deluxe Edition (2012) - enthält zudem "The Custom of the Country" & "The Age of Innocence", Übersetzer/in: - , mit einem Vorwort von Jonathan Franzen, ★★★★☆ 4 Sterne
Zum 150. Jubiläum von Edith Whartons Geburt im Jahr 2012 veröffentlicht der englische Penguin Verlag diese Ausgabe, welche drei Romane der Autorin enthält.
Inhalt von 'The House of Mirth": Die neunzehnjährige Lily sieht sich gezwungen einen reichen Ehemann zu finden, um sich bei der gesellschaftlichen Oberschicht einen Namen zu machen, ihren Lebensstandard finanzieren zu können und sich keine Sorgen um ihr Leben machen zu müssen. Sie möchte aber aufgrund des Geldes nicht auf die Liebe verzichten. Wharton skizziert Lilys Leben und zeigt, was die Zwänge der Gesellschaft anrichten können und was die Individualität jedes Einzelnen bedeutet. 
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"Lily was nineteen when circumstances caused her to revise the views of the universe." S. 26

Diese Ausgabe wurde mit einem Vorwort von Jonathan Franzen versehen, in der die Schriftstellerin Edith Wharton ein wenig analysiert und in Bezug zu ihren Figuren gesetzt wird. Dadurch wurde ich natürlich schon ein wenig in die Richtung gelenkt, dass ich die Sympathie zur Protagonistin Lily ähnlich sah wie Franzen. Dennoch bin ich auch der Meinung, dass die Sympathielenkung bei Whartons Roman sehr entscheidend ist, da die Thematik und das Verhalten der gesellschaftlichen Oberschicht dazu einlädt oftmals zu seufzen.
Der Leser verfolgt hier das Leben einer jungen Frau, die das Gefühl hat, nur durch Reichtum sorglos leben zu können, eben auch, weil die Gesellschaft, zu der sie vermeintlich gehören möchte, sie dadurch in ihren Kreis aufnehmen würde. Schnell wird deutlich, dass das Leben in der High Society nicht leicht ist. Besonders, wenn die Geldangelegenheiten sich nicht von alleine regeln lassen wollen.
Ich persönlich fand die Entwicklung der Figur Lily und die immer mal wieder auftretenden Schwierigkeiten gut umgesetzt und, soweit man das überhaupt beurteilen kann, relativ authentisch. Mir gefielen die aufkommenden Gedanken von ihr und auch die Einschübe der Figur des Seldon. Zusammen entfalten sie eine nachdenkliche und auch kritische Stimme an der ganzen Szenerie. 

" 'My idea of success', he said 'is personal freedom.'
                   'Freedom? Freedom from worries?'
'From everything - from money, from poverty, from ease and anxiety, from all the material accidents.' " S.55

Obwohl mir also der Inhalt und die Thematik sehr zugesagt haben, musste ich an vielen Stellen mit einer Art Lustlosigkeit kämpfen, weil mir die Geschichte wahnsinnig langatmig vorkam. Daher denke ich, dass man den Roman lesen sollte, wenn man weiß, dass man längere Situationsbeschreibungen lesen möchte und dies keine Geschichte ist, die gänzlich voller Tempo in der Handlung selbst steckt.
Was mich dann am Ende aber doch noch einmal dazu bewogen hat, eine bessere Bewertung zu geben, war die eigentliche Atmosphäre des Romans und die gesamte Stimmigkeit der Entwicklungen der Figuren. Lily kämpft immer wieder mit sich und ihren Ansichten, lässt sich mal von der Oberflächlichkeit ihrer "Freunde" wegziehen, verfällt dann aber wieder ihrem Wunsch nach einem ausschweifenden Leben. Es gibt keine zu schnellen Wechsel, die das ganze hätten etwas absurd oder unrealistisch erscheinen lassen.
Zudem wird auch sehr stark auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft eingegangen und was es bedeutet, auf sich selbst vertrauen zu müssen. Ebenso werden hier gleichzeitig noch Intrigen, die gegenseitig von Frauen ausgetauscht werden aufgegriffen.
Und ja, auch das Ende hat es noch einmal in sich. Ab der Mitte hatte ich einen Verdacht, wie der Roman enden würde und war schon etwas entmutigt. Überraschenderweise wartet auf den Leser aber ein Ende, das man so vielleicht nicht ahnt und welches die ganze Last dieser Grübeleien über die Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft und den Kampf um den Lebensunterhalt offenbart.

"They stood silent for a while after this, smiling at each other like adventurous children who have climbed to a forbidden height from which they discover a new world." S.59


Ein Klassiker, der mich letztlich melancholisch, nachdenklich und dennoch irgendwie beeindruckt zurückgelassen hat, auch wenn er für mich stellenweise sehr langatmig erschien. Die Protagonistin Lily versucht sich einen Platz in der reichen Gesellschaft zu ergattern und zeigt dem Leser dabei, welche absurden Machtspiele entstehen können. Aber auch die Situation der Frau selbst wird beleuchtet und zeigt, welchen Einfluss die Heirat auf das damalige Leben haben konnte. Siegt die Heirat aus Vermögensmotiven immer über die Heirat aus Liebe?





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