Rezensionsexemplar - (Original: Tagebücher unter eigenem Titel zusammengefasst/ 1903-1922) Manesse Bibliothek, Übersetzer/in: Irma Wehrli (aus dem Englischen), ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
„Die Auswahl reicht von ersten Talentproben der zwölfjährigen Neuseeländerin Kathleen Beauchamp bis hin zur brillanten Tagebuchprosa einer gereiften Schriftstellerin. Hier in Neuübersetzung vorgelegt, faszinieren die Texte durch gedankliche Tiefe, Intimität, Empfindungsreichtum und den Zauber der poetischen Weltbetrachtung. “
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"Dies ist ein verräterisches kleines Notizbuch, ganz im alten Stil. Wie es mich bloßstellt!" S.338
Tagebucheinträge sind etwas Privates, etwas das niemand außer einem selbst lesen wird. Daher muss es authentisch sein, oder etwa nicht?
Katherine Mansfields Tagebuchaufzeichnungen zeugen von einer ganz bestimmten Melancholie und Verletzlichkeit. Man spürt Unsicherheiten, ihre Sprunghaftigkeit, das „Wirbeln“ in ihrem Leben. Leichtfüßig, ja „tänzelnd“ versucht sie auch immer ihre Ängste zur Seite zu schieben. Doch als Leser spürt man, da ist etwas Verborgen, was eine große Traurigkeit in sich trägt.
Mansfield schwankt ständig, sagt in einem Moment, sie „ will nie etwas auch nur entfernt Theatralisches schreiben, und es muss ultramodern sein“ und am besten auch nicht melancholisch, kurz darauf tauchen aber genau diese Stimmungen in ihren Äußerungen auf. Sie ist eine Frau, die sich schwer an etwas binden kann, manchmal auch nicht zu ihrem eigenen Wort steht. Diesen Eindruck erhält man auch, wenn sie über Freunde, Liebhaber (ob Mann oder Frau) und Vorbilder spricht.
Katherine Mansfields Tagebuchaufzeichnungen zeugen von einer ganz bestimmten Melancholie und Verletzlichkeit. Man spürt Unsicherheiten, ihre Sprunghaftigkeit, das „Wirbeln“ in ihrem Leben. Leichtfüßig, ja „tänzelnd“ versucht sie auch immer ihre Ängste zur Seite zu schieben. Doch als Leser spürt man, da ist etwas Verborgen, was eine große Traurigkeit in sich trägt.
Mansfield schwankt ständig, sagt in einem Moment, sie „ will nie etwas auch nur entfernt Theatralisches schreiben, und es muss ultramodern sein“ und am besten auch nicht melancholisch, kurz darauf tauchen aber genau diese Stimmungen in ihren Äußerungen auf. Sie ist eine Frau, die sich schwer an etwas binden kann, manchmal auch nicht zu ihrem eigenen Wort steht. Diesen Eindruck erhält man auch, wenn sie über Freunde, Liebhaber (ob Mann oder Frau) und Vorbilder spricht.
Wir treffen auf viele große Namen, die Katherine Mansfield anscheinend dabei helfen sollten, ihren eigenen Weg voranzuschreiten. Sie versucht auf ihren Pfaden zu gehen, ihre Inspiration für sich nutzen zu können. Und man muss sagen, dass vieles, das sie in Prosa in ihr Tagebuch schreibt, teils wirklich tiefgründig und durchaus erwähnenswert ist. Sei es, wie sie die Stellung der Frau kritisiert, sei es wie treffend sie das Leben in Momenten beschreibt und diesen Zwiespalt in einem auf den Punkt bringt. Will ich glücklich oder erfolgreich sein?
"Ein Tag in der Hölle. Unfähig zu allem. Trank Kognak. Wollte nicht weinen - und weinte. Entsetzliche Einsamkeit. “ S.219
Und genau an dem Punkt ist mir aufgefallen, dass ich das Buch häufiger mal zur Seite legen musste, weil viele Kapitel einen selbst runterziehen können. Häufig erwähnt sie ihre Lustlosigkeit auf den Alltag, ihre Überforderung etwas Produktives zu schreiben, sie fühlt sich müde, traurig, allein. Besonders, wenn man vielleicht selbst gerade in einer beruflichen Sackgasse steckt oder gar nicht weiß, wie die Zukunft für einen aussieht, merkt man, wie schwierig man dem Geschriebenen folgen kann, ohne sich „unbeteiligt“ zu fühlen. Ja, in „Fliegen, Tanzen, Wirbeln, Beben“ bekommt man den Eindruck, dass der Text ebenso schwankend, ebenso tänzelnd ist, wie das Leben der Schriftstellerin selbst. Ich konnte Katherine Mansfield als Persönlichkeit zumindest nicht wirklich greifen und
letztlich wirken die Tagebucheinträge aber doch so, als wolle Katherine Mansfield einen Teil ihrer selbst an ein gewisses Publikum weitertragen, aber dennoch weiterhin mysteriös bleiben und die Leute durch ihre selbstgewählten Pseudonyme für ihr Umfeld in die Irre leiten.
letztlich wirken die Tagebucheinträge aber doch so, als wolle Katherine Mansfield einen Teil ihrer selbst an ein gewisses Publikum weitertragen, aber dennoch weiterhin mysteriös bleiben und die Leute durch ihre selbstgewählten Pseudonyme für ihr Umfeld in die Irre leiten.
Vielleicht war ich zum Schluss aber auch nicht ganz so überzeugt oder angetan, weil ich stets das Gefühl hatte, dass sich Mansfield immer für ihre "Unproduktivität" entschuldigen versucht und immer sagt, sie hätte mehr schreiben müssen. Manchmal klang es schlicht so, als fordere sie vom Leser ihr zu wiedersprechen, eine Art "Fishing for compliments". Ich mag mich täuschen, aber es wirkte sehr berechnend.
Dennoch kann man ihr die Kunst des Schreibens nicht absprechen, denn das kann sie. Sie schreibt manchmal so banale (lustige?) Dinge, die einen nachdenklich machen wie zum Beispiel: "Auffällige Besonderheit. Schuhe, die noch nie gequietscht haben, quietschen auf einmal." Und man fragt sich: Ist das genial? Steckt da mehr dahinter oder ist es einfach eine wirklich unterhaltsame, auffällige Besonderheit?
“Und selbst in meinem Gehirn, in meinem Kopf kann ich wahre Wunder denken, wirken, entwerfen - wahre Wunder; doch sobald ich sie niederschreiben will, versage ich kläglich.“ S.134
Auch wenn wir einen minimalen Eindruck ihrer Persönlichkeit wahrnehmen, wirken die Texte doch noch stark konstruiert, überarbeitet und „geformt“. Geleitet wird man durch die Aufzeichnungen aber stets mit einer sehr schwankenden Stimmung, mal heiter und glücklich, dann wieder zutiefst melancholisch und niedergeschmettert. Nicht immer leicht zu folgen und manchmal auch sehr wiederholend, aber wenn man sich vielleicht die nötigen Pausen lässt, erfährt man doch (ein klein wenig mehr) über Mansfield und ihr wahnsinnig sprunghaftes, wildes Leben, als man, durch die beliebig scheinenden Einträge, zunächst denkt.
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