(Original: Ill Will - The Untold Story of Heathcliff / 2018) Harper Collins , Übersetzer/in: -, ★★(☆)☆☆ 2,5 Sterne
Heathcliff hat Wuthering Heights verlassen und reist durch die Gegend von Liverpool, auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Auf dem Weg rettet er ein Mädchen namens Emily, welche ihn von da an auf seinem Weg begleitet. Gemeinsam ziehen sie von Friedhof zu Friedhof und versuchen von Emilys angeblicher Gabe, mit den Toten sprechen zu können, zu leben. Die beiden lügen, betrügen und versuchen so den Weg durch Nordengland unbeschadet zu überstehen...
"I remember that young boy at chapel, Cathy, you were friendly with him. Died of consumption a few years since. I always liked his name. It was good and whole and clean.
'My name, sir, is William Lee.'
I´d stole the name of a dead child. A boy we laiked with before and after sermon.'" S.26
'My name, sir, is William Lee.'
I´d stole the name of a dead child. A boy we laiked with before and after sermon.'" S.26
Wuthering Heights ist zwar kein Klassiker, der zu meinen wirklichen Lieblingen zählt, aber die Idee eines Romans, der über die uns unbekannten drei Jahre erzählt, in denen Heathcliff sich von dem Anwesen zurückzog, schien mir doch durchaus interessant und verlockend.
Lieder ließ mich der Roman "Ill Will" dann aber eher unbeeindruckt zurück. Doch fangen wir vielleicht erst einmal mit den positiveren Dingen an.
Zunächst sollte noch erwähnt sein, dass man "Wuthering Heights" doch gelesen haben sollte. Viele Motive und Äußerungen sind sonst nicht zu verstehen.
Nun, das was mir gefallen hat war, dass es einen starken Bezug zum Klassiker aufweist. Der Protagonist Heathcliff, den wir hier unter verschiedenen Namen kennenlernen, weil er sich bei seinen Mitmenschen nicht zu erkennen geben darf, adressiert seine Erlebnisse dieser drei Jahre (von 1780 -1783) an Cathy, seine große Liebe, die wir ebenfalls aus Emily Brontes Roman kennen. Unverkennbar sind hier die vielen Bezüge zu seiner scheinbaren Abhängigkeit zu ihr, das dringende Bedürfnis ihr zu zeigen, dass er ihr ebenbürtig ist und sie einen Fehler macht, ihn nicht zu lieben. Immer wieder greift der Roman also auf die emotionale Ebene aus "Wuthering Heights" zurück.
Ebenfalls gefiel mir die Thematik, die sich mit Reichtum versus Armut befasst, die aufzeigt, welche schwierigen Verhältnisse in den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, zu dieser Zeit, herrschten. Und ebenso gab es einige ganz gelungene Passagen, in denen sich Heathcliff und Emily, das Mädchen auf das er trifft, über das Leben unterhalten. Deren Zusammenspiel hat die Handlung vorangetrieben und sorgte durchaus für einige gute Überlegungen.
"[...] [A]nd I would kill if I felt like it. But better to kill a man´s spirit, to crush it entirely, while saving his flesh for the devil.“ S.49
Leider enden hier aber auch schon meine positiven Ansichten zum Roman.
Was mir nicht gefallen hat, war einfach durchgängig so präsent, dass ich oftmals einfach nur mit fragendem Blick auf die Seiten gestarrt habe.
Was mir nicht gefallen hat, war einfach durchgängig so präsent, dass ich oftmals einfach nur mit fragendem Blick auf die Seiten gestarrt habe.
Die fragenden Blicke gab es aber tatsächlich auch schon zu Beginn. Heathcliff erklärt seine Situation, wie er aus Wuthering Heights geflohen ist und schildert seine Abneigungen gegenüber Hindley, Edgar und sogar dem Verhalten von Cathy. Das aber in so einem Ton, dass ich wirklich nicht wusste, was das soll. Es wird im Buch pausenlos geflucht und es fallen beinahe auf jeder Seite Schimpfwörter. Natürlich, man will Heathcliffs 'ungebildete' Seite hervorheben und geflucht wurde nun einmal auch schon damals. Aber mir schien es an diesen Stellen einfach vollkommen unpassend. Es wirkte gezwungen und tatsächlich nicht vereinbar mit dem Charakter, den wir aus dem Klassiker kennen.
Dies bringt mich auch schon zum nächsten Punkt. Heathcliffs Charakterisierung scheint einfach etwas umgewandelt worden zu sein. Ich hatte stets den Klassiker im Hinterkopf und das Verhalten Heathcliffs schein mir oftmals ganz und gar nicht mit dem vereinbar, wie wir es aus dem Klassiker kennen. Wie er sich Emily gegenüber verhält und anschließend den Kindern aus Wuthering Heights passte für mich einfach nicht zusammen.
Ebenso das durchbrochene Fürsorgliche für Emily durch diese wirklich brutale Seite von Heathcliff schien mir teilweise an den Haaren herbeigezogen. Ich will nicht übertreiben, aber einige Szenen wirkten einfach wie ein schlechter Horrorfilm, viel Blut, viel Gewalt und scheinbar nur da, um für Spannung und die nötigen Schockmomente zu sorgen. Leider erwirkte dies bei mir aber eher eine abwehrende Haltung gegenüber dieser Romanidee.
Was mich dann aber noch einmal mehr verärgert hat, war, dass Heathcliffs Aufarbeitung der Vergangenheit unfassbar stereotypisch abgehandelt wurde. Jemand wird gesucht, der jemanden kennt, der jemanden kennt, zu dem Heathcliff muss, um seine Geschichte zu hören. Und wie überraschend (denn wir erinnern uns, dass Heathcliff als schwarz beschrieben wird), dass sein Äußeres noch die Möglichkeit bietet rassistische Wörter einzuwerfen, weil man das ja damals so gesagt hat.
Ja, die Herkunft Heathcliffs ist ein wichtiger Punkt in "Wuthering Heights" und sicherlich wäre dies auch hier ein interessanter Ansatz gewesen, für mich wurde es aber alles andere als gut umgesetzt.
Abschließend findet man auch noch eine Liste an Sekundärliteratur, die der Autor zu Rate gezogen hat. Nach all den Titeln hätte ich mir doch eine etwas gelungenere Darstellung der "verlorenen drei Jahre" von Heathcliff gewünscht.
“Some of us use money to pursue fame, others to buy their anonymity." S.218
Ein Roman über die, im Klassiker nicht erwähnten, drei Jahre des Protagonisten "Heathcliff" aus Wuthering Heights. Obwohl Emily und Heathcliff als Figuren einige interessante Gespräche führen, schienen mir die Figuren nicht ausgearbeitet genug, um anschließend an die Handlung des Klassikers "Wuthering Heights" anzuknüpfen. Ebenso fand ich die Sprachwahl an vielen Stellen sehr unpassend und nicht überlegt gewählt. Das ständige Fluchen und verwenden von Schimpfwörtern ließ den Roman oftmals sehr flach wirken und die Handlung selbst sorgte dann schließlich auch nicht wirklich für große Überraschungen.
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