Flush von Virginia Woolf

Juni 05, 2018



(Original: "Flush"/ 1933) Penguin Little Black Classics, Übersetzer/in: - ,Englische Ausgabe, ★★★☆☆ 3,5 Sterne
Eine Biographie über den Cockerspaniel der Dichterin Elizabeth Barrett Browning.

MEINE MEINUNG / FAZIT
  
"But to sell Flush was unthinkable. He was of the rare order of objects that cannot be associated with money." S.9 

Eine teilweise fiktive, aber auch teilweise historisch belegte Biographie über einen Hund, einer berühmten englischen Dichtern? Das kann ja nur unterhaltsam und eher spaßig gemeint sein, denkt man sich auf den ersten Blick. Und teilweise trifft dies auch auf den kurzen Text von Virginia Woolf zu, denn das Buch ist tatsächlich an vielen Stellen unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern gemeint. 
Aber umso erstaunter war ich, dass sich auch viele kritische Aussagen finden lassen, die sich auf das Leben der Menschen und vor allem das 'systematische' Stadtleben beziehen.
Der Leser begegnet Flush von dem Moment an, in welchem er in dem Haus der Brownings eintrifft. Man verspürt also das Gefühl, dass man sich direkt zu ihm und seiner Sichtweise zugehörig fühlt. Gleichzeitig herrscht aber noch ein gewisser Abstand zu ihm, da wir nicht komplett in sein 'Hundedenken' eingeführt werden. Es werden zwar die Unterschiede zwischen dem Tier- und dem Menschsein deutlich, vieles was für ihn wichtig scheint oder eben unwichtig, steht oft im Gegensatz zu den Ansichten des Menschen. Dennoch wird uns Flush als ein recht kluger Hund präsentiert. Oftmals schienen mir seine Gedanken auch eher an die eines Menschen angepasst zu sein. Vielleicht konnte man auch genau dadurch eine schöne Parallele zwischen dem Innenleben seiner Besitzerin Elizabeth Barrett Browning und ihm selbst ziehen.

"[...] Flush knew before the summer had passed that there is no equality among dogs: some dogs are high dogs; some are low. Which, then, was he?" S.19

Mir gefielen die eingebauten, spannenden Elemente, die zum Beispiel die Entführung von Flush erwähnen und die sich auch tatsächlich so zugetragen haben sollen (und das nicht nur ein Mal). 
Dadurch wird der Text sehr vielfältig. Er ist eben eine unterhaltsame Abenteuergeschichte eines Hundes, eine tiefgängigere Kritik an den Machenschaften des Stadtlebens (Erpressungen und Anderes) und auch die Annäherung an die Gefühlswelt der Dichtern Browning selbst. 
Mir haben die wenigen Seiten also grundsätzlich gefallen, da auch die Sprache zum Weiterlesen einlädt. Allerdings hatte ich die eine oder andere Stelle, an der sich das recht positive Bild etwas abgeschwächt hat. Das hatte einfach damit zu tun, dass zum Beispiel die Ortswechsel sehr schnell abgearbeitet werden und der gesamte Verlauf etwas abgehackt wirkte. Das Letzte Kapitel und das zudem noch dort angefügte, kurze Gedicht von Elizabeth Barrett Browning sorgen aber für ein sehr rührendes und rundes Ende, das mich nicht unberührt gelassen hat. 
Zudem gefielen mir die stellenweise starken Anspielungen auf das Leben der Frauen in den Jahren und ihren Willen, sich nicht durch gewisse Vorkommnisse unterkriegen zu lassen. Die Beziehung zu Flush greift meiner Meinung nach, diese daraus resultierende Sehnsucht nach Geborgenheit zusätzlich ein wenig auf.

“Miss Barrett had forgotten the chain, therefore Flush was stolen. Such, in the year 1846, was the law of Wimpole Street and its neighbourhood.” S.49


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