Jenseits von Afrika von Tania Blixen

Oktober 24, 2017

Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Den afrikanske Farm"/ 1937) Manesse Verlag, Übersetzer/in: Gisela Perlet (aus dem Dänischen), 688 Seiten, gebunden★★ 3 Sterne
Diese Ausgabe ist Teil der neuen Manesse Bibliothek
"Kaum ein Klassiker des 20. Jahrhunderts strahlt eine ähnliche Faszination aus wie Jenseits von Afrika. Mit ihrer melancholischen Liebeserklärung an Natur und Ureinwohner Kenias schuf Tania Blixen ein bewegendes Stück Weltliteratur.
Die Eingeborenen Ostafrikas, majestätische Berge und unendliche Savannen zogen Tania Blixen augenblicklich in ihren Bann, als sie 1914 nach Nairobi reiste, um dort eine Kaffeeplantage zu betreiben. In farbigen Bildern beschreibt sie die märchenhaft-mystische Atmosphäre der Natur, erzählt von der Jagd, den Bräuchen der Einheimischen und von so mancher bewegenden Begegnung: mit Kamante, einem kranken Kikuyujungen, den sie zum Koch ausbildet, mit Häuptling Kinanjui, mit Berkeley Cole, der ihr Freund, und Denys Finch Hatton, der ihr Geliebter wird. 1937 erschienen, fanden Blixens berührende Erinnerungen weltweit Millionen begeisterte Leserinnen und Leser. "


MEINE MEINUNG | FAZIT
  
"Squatter sind Eingeborene, die mit ihren Familien auf dem Grundstück eines weißen Mannes einige wenige Acres für sich bewirtschaften dürfen und als Entgelt eine bestimmte Anzahl von Tagen im Jahr für ihn arbeiten müssen. Vielleicht sahen meine Squatter diese Beziehung in einem anderen Licht, denn viele von ihnen, und vor ihnen ihre Väter, waren auf der Farm geboren, und es ist möglich, dass ich in ihren Augen nur ein sehr mächtiger Squatter auf ihrem eigenen Grundstück war.." S.17f.

Die Verfilmung zum Klassiker 'Jenseits von Afrika' ist vielen deutlich bekannter als das Buch und kam scheinbar auch recht gut beim Publikum an. Ich muss gestehen, dass ich die Verfilmung und bislang auch die literarische Vorlage nicht kannte. 
Dabei ist es wirklich rein thematisch ein sehr interessantes Buch. Tania (auch unter Karen bekannt) Blixen versammelt hier ihre persönlichen Eindrücke aus ihrer Zeit in Afrika, in der sie eine eigene Kaffeeplantage geführt hat. Natürlich liest man diese 'Erfahrungsberichte' ganz anders, wenn man weiß, dass die Geschehnisse so oder so ähnlich tatsächlich stattgefunden haben, aber mich konnte das Buch letztlich leider nicht ganz von sich überzeugen.
Mein hauptsächliches Problem mit dem Geschriebenen lag größtenteils darin, dass ich die Erzählerin, welche hier als Baronin Blixen angeführt wird, an vielen Stellen wirklich sogar schon unsympathisch fand. Vieles erzählt sie, meiner persönlichen Meinung nach, eben nicht sonderlich gefühlvoll und schwärmerisch in Erinnerungen versunken, sondern abgehakt. Es wirkt einfach oftmals so, als wären ihre Erlebnisse ein Aneinanderreihen von Passagen, die ihre eigene Stärke und vielleicht auch Überlegenheit ausdrücken sollen, obwohl sie zugibt, dass sie an vielen Stellen 'einknicken' musste. Irgendwie fehlte mir da einfach auch eine gelungene Struktur, weil alle Erinnerungen beinahe willkürlich und nicht immer chronologisch reingeworfen wurden.
Was ich jedoch gelungen finde, sind die Beschreibungen der Orte, der Momente, die einen Zusammenhalt der Menschen zeigen und auch dieses Gefühl, dass man sich auch in den Erinnerungen der Erzählerin dort in Afrika aufhält und den warmen Wind spürt, der durch die Landschaft weht.

"Die Luft spielt in der afrikanischen Landschaft eine größere Rolle als in der europäischen. Sie ist von großen Erscheinungen und Spiegelungen erfüllt und in gewisser Weise der Raum, in dem sich alles ereignet.S.516

Ihre Schilderungen in Bezug auf Tiere haben mir den autobiographischen Roman dann tatsächlich etwas 'vermiest'. Natürlich sind die Raubtiere für die Bewohner Afrikas eine Bedrohung und dem Text nach entnimmt man auch häufig, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Tiere zu erschießen, wenn sie andere Tiere der Farm gerissen oder die Menschen bedroht haben. Auch die Zeit habe ich immer berücksichtigt. 
An einem gewissen Punkt jedoch konnte ich die Erzählerin beim besten Willen aber einfach nicht mehr verstehen. Sie schreibt fast heroisch darüber, dass sie alle möglichen Tiere jagt und wie schön sich doch ihr Fell oder ihre Haut als Accessoire umarbeiten lassen könnten. Irgendwann erwähnt sie, dass man keine Chamäleons schießen sollte, da sie doch so hübsch seien, bei fast allen anderen Tieren jedoch unterstützt sie feierlich die wilde Jagd nach ihnen. Für mich persönlich ist das einfach eine Einstellung, die mir auch in so einem Erfahrungsbericht missfällt. 
Ich bin mir durchaus bewusst, dass Blixen hier aufzeigt, wie die 'Weißen' in einem ihnen unbekannten Land die Macht demonstrieren wollen und ja, es gibt auch Passagen, in denen sie dies ausdrücklich kritisiert. Dennoch reiht sie sich sehr oft selbst in diese negativen Handlungen mit ein, was mir die Erzählerin mit der Zeit einfach etwas unerträglich gemacht hat und für mich dadurch auch die Erzählungen an sich etwas darunter gelitten haben.
Auch die verschiedenen Beziehungen zu den 'Schwarzen' und ihren wohlhabenden weißen Mitmenschen hinkten für mich in ihrer Darstellung etwas hinterher. Es gibt durchaus einige sehr schöne Kapitel, die die Besonderheiten der Einwohner hervorheben und sie auch wertschätzen oder auch kritisch hinterfragen, aber ich hatte stets das Gefühl, dass alles recht oberflächlich scheint, auch wenn die Erzählerin und ihre Umgebung eine langjährige Beziehung vereint.
Zudem sei noch erwähnt, dass die Übersetzung negativ konnotierte Begriffe für schwarze Menschen beibehalten hat, weil es ein 'typisches Merkmal kolonialen Sprechens' gewesen ist. Ob man dem zustimmt, muss jeder selbst abwägen. Ich kann verstehen, dass man dies quasi als authentischen 'Originalton' wiedergeben möchte, allerdings muss ich zugeben, dass ich mich selbst beim Lesen irgendwie unwohl gefühlt habe. Daher bin ich dafür, dass man dieses Beibehalten langsam ablegt und auch in den neuen Überarbeitungen auf eine geeigente Sprachwahl achtet, die Menschen nicht diskriminiert.

"Ich musste nun auch eine Entscheidung über das Schicksal meiner Pferde und Hunde treffen. Zuerst hatte ich vor, sie zu erschießen, dann aber schrieben mir viele meiner Freunde und baten mich, die Tiere ihnen zu überlassen." S.598


Afrikanische Erinnerungen einer Erzählerin, die durch eine Bildkraft überzeugen, aber an anderen Stellen etwas schwächeln. Das unausgeglichene Verhältnis zwischen den 'Weißen' und den 'Schwarzen' wird durchaus deutlich und wird auch kritisch aufgegriffen und teilweise reflektiert, dennoch wirkten einige Kapitel etwas zu belanglos und wenig gefühlvoll. Ich persönlich konnte auch nicht wirklich mit der Erzählerin sympathisieren, weil sie gewisse Eigenschaften und Ansichten aufweist, die ich gar nicht unterstützen konnte. Dies ist vor allem auf die Darstellung des Tötens der Tiere vor Ort bezogen.




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