(Original: verschiedene Titel / 1925-1932, Erzählungen einzeln veröffentlicht) Manesse Verlag, Übersetzer/in: Eva Bonné, 218 Seiten, gebunden, Einzelband, ★★★★☆ 4 Sterne
"Ein Sensationsfund nun in deutscher Erstübersetzung - Kaum jemand verkörpert den Zeitgeist der Roaring Twenties so wie Zelda Fitzgerald. Sie war der Prototyp des «Flappers»: frech, abenteuerlustig, extravagant. Das Lebensgefühl dieser Ära hat sie in bezaubernden Erzählungen eingefangen, die nun erstmals auf Deutsch zu entdecken sind.
Im Mittelpunkt stehen bei Zelda Fitzgerald stets Frauen: eigensinnige und eigenständige Heldinnen, sich auf einem Ozeandampfer ebenso zu Hause fühlen wie im Ritz oder auf den Champs-Élysées. Die nach der Theaterprobe lieber noch um die Häuser ziehen, als zu Mann und Kind zu eilen. Die es nach Hollywood schaffen und ihre Filmkarriere für die Liebe ihres Lebens wieder aufgeben. Oder die in einem Provinznest in den Südstaaten von der weiten Welt und ihrem großen Auftritt träumen."
MEINE
MEINUNG | FAZIT
"Die phosphoreszierende Rosigkeit der Reichen und Schönen hat etwas unendlich Verstörendes; das Versprechen von Sorglosigkeit und Überlegenheit für alle, die sich in der Nähe aufhalten, umgibt sie wie ein magisches Magnetfeld.“ S.78f.
Der Name Fitzgerald ist eigentlich jedem ein Begriff. Meistens denkt man da aber erst einmal sofort an F. Scott Fitzergald, den berühmten Schriftsteller und Ehemann von Zelda Fitzgerald. Doch auch sie hat sich versucht mit selbstverfassten Werken in der Schreibszene zu etablieren. Wer sich ein wenig mit der Biographie der beiden auseinandergesetzt hat, der weiß, dass sie alles andere, als ein vollkommen erfülltes Leben geführt haben. Und viele der Werke, die unter F. Scott Fitzgeralds Namen bekannt sind, wurden teilweise oder sogar auch komplett von seiner Frau verfasst. Dieses Buch, welches nun in deutscher Erstübersetzung erschienen ist, enthält elf Erzählungen, die meiner Meinung nach lesenswert sind, bei denen man aber auch gewisse Pausen zwischendurch setzen sollte. Das liegt vor allem daran, dass sich die Erzählungen hinsichtlich der Thematik sehr ähneln. Obwohl natürlich in jeder Erzählungen andere Protagonisten auftauchen und auch andere Verhältnisse gegeben sind, zielen alle Texte auf die Darstellung des Eifers und der Sehnsüchte einer jungen Frau dar. Mir selbst kommen die Texte von Zelda Fitzgerald stets als Aufarbeitung ihrer eigenen Probleme vor, weshalb ich mich auch hier nicht davon distanzieren konnte, viele Geschichten autobiographisch anzusehen. Die Tatsache, dass alle Erzähler Außenstehende sind, die von den Protagonisten berichten und meist in direktem Kontakt stehen, lässt zudem das Gefühl aufkommen, als wolle Zelda Fitzergald sich mit den Augen anderer Leute betrachten und so ihren eigenen Momenten des "Unglücks" entfliehen. Natürlich lassen sich die Erzählungen aber auch frei jeglicher Vorkenntnis in ein Gesamtkonzept einfügen. Das Gerüst bilden hier wie gesagt die Schicksale von Frauen, die alle sehr selbstbewusst sind und meist ein Ziel vor Augen haben, welches sie unbedingt erreichen wollen; das alles in Mitten der Welt der Reichen und Schönen.
"Mit anderen Worten: Ihr Geist litt an Langeweile.“ S.44
Denkt man an "die Fitzgeralds", dann denkt man an die goldenen Zwanziger und Partys. Beide Punkte nimmt man in Zeldas Erzählungen deutlich wahr. Alles hat einen etwas verträumten Eindruck, wenn es um die Beschreibungen des Umfelds und der Etablissements geht, die die Protagonisten aufsuchen oder beherbergen. Es geht um Prestige, dem Drang dazugehören zu müssen und gescheiterten Existenzen. Grundsätzlich habe ich die Texte mit Freude gelesen, weil sie tatsächlich etwas Besonderes in sich tragen. man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt und schwärmt ein wenig vor sich hin. Der Nachteil war für mich lediglich, dass man tatsächlich lieber Pausen setzen sollte, um zu vermeiden, dass einem die Geschichten und die Protagonisten durcheinander geraten, aufgrund der vielen Ähnlichkeiten. Es gab ein festes Thema, das als Kern fest stand und sich in Einzelheiten unterschied. Die Texte sind im Original auch mit einigen Zeitabständen erschienen und ich denke, das hat auch den Reiz dessen ausgemacht, dass es wie eine Art Kolumne gewirkt hat, auf die man sich gefreut hat und die das spezielle Thema gut in Szene gesetzt hat. Dadurch bekommt das Buch an sich natürlich gleichzeitig eine gewisse Harmonie, aber an der ein oder anderen Stelle eben auch eine Monotonie, welche aber durch die sensiblen Darstellungen der Figuren immer wieder ausgeglichen wird. Ich persönlich kann einfach nicht anders, als Zeldas Erzählungen zu mögen, da sie etwas Zerbrechliches und gleichzeitig etwas sehr Beständiges und Kräftiges haben. Sie zeigen Zeldas Wunsch auf, mehr zu sein als nur die Frau des berühmten Schriftstellers und für das gefeiert zu werden, was sie sein wollte; eine bemerkenswerte Frau mit eigenen Talenten und Stärken.
"Für viele Menschen ist die Liebe so trügerisch wie die Marmelade in ´Alice im Wunderland´ - gestern Marmelade, morgen Marmelade, nur heute gibt es keine." S.136
Schillernde Beschreibungen und die typischen Schwerpunkte im Leben der Reichen und Schönen, sorgen für das typische "Fitzergald Gefühl". Darüber hinaus setzt Zelda Fitzergald einen tollen Fokus auf die gewünschte Unabhängigkeit und den Eifer junger Frauen, ihre Ziele zu erreichen und das ohne die vordergründige Präsenz, nennenswerter Ehemänner. Durch die sehr ähnlichen Inhalte der Erzählungen schadet es nicht, wenn man sich zwischen diesen gewisse Pausen setzt. Ein Lesegenuss ist es für mich trotzdem allemal.
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