Das Buch vom Meer von Morten A. Strøksnes

August 30, 2016

Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Havboka - eller Kunsten å fange en kjempehai fra en gummibåt på et stort hav gjennom fire årstider"/ 2015) DVA Verlag, Übersetzer/in: Ina Kronenberger und Sylvia Kall, 368 Seiten, gebunden in Leinen★★★★() 4 bis 5 Sterne
"Zwei Freunde in einem kleinen Boot, die sich einen lang gehegten Traum erfüllen: Aus den Tiefen des Nordatlantiks wollen sie einen Eishai ziehen, jenes sagenumwobene Ungeheuer, das sich nur selten an der Oberfläche zeigt. Während sie warten, branden wie Wellen die Meeresmythen und Legenden an das Boot, und Morten A. Strøksnes erzählt von echten und erfundenen Wesen, von Quallenarten mit dreihundert Mägen, von Seegurken und Teufelsanglern. Von mutigen Polarforschern, Walfängern und Kartografen und natürlich vom harten Leben an arktischen Ufern, vom Skrei, der vielen Generationen das Überleben auf den Lofoten sicherte, von der Farbe und dem Klang des Meeres. Eine salzige Abenteuergeschichte über die Freiheit und das Glück, den Naturgewalten zu trotzen – und ein atemberaubendes Buch, das uns staunen lässt über die unergründlichen Geheimnisse des Meeres."


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Von allen sinnlosen Dingen, die uns hätten einfallen können, kommt mir unser Projekt auf genau die richtige Weise sinnlos vor.
S.142

Ich kann nicht bestreiten, dass ich für einige Passagen einfach die falsche Leserin war. Denn als Vegetarierin (mal alle Vorurteile beiseitegeschoben) kann ich nur schwer nachvollziehen, wie man Tiere einfach aus der Laune heraus ködert, um sie zu verletzen und dann eventuell wieder freizulassen. Auch die beschriebenen Arten von Ködern und die ganzen Feste rund um das Fischen an sich haben mir nicht immer ganz zugesagt. Das liegt aber an meiner persönlichen Einstellung zu der Art und Weise wie Menschen sich eben verhalten, wenn sie wissen, dass sie die Macht über andere Lebewesen haben. Ich kann aber auch nicht leugnen, dass mir das Buch dennoch ganz gut gefallen hat und dass paradoxerweise auch deshalb, weil Stroksnes das Thema ebenfalls gezielt anspricht und auch auf die gesamte Problematik eingeht, welche das Interesse an dem Meer und auch deren Beschmutzung mit einbezieht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das kleine Buch doch so vielseitig ist und sich mit allen möglichen Referenzen befasst. So tauchen viele literarische Verweise auf, die eine sehr weite Zeitspanne der Geschichte des Meeres und deren Lebewesen erläutern. Einige Quellen klangen so vielversprechend, dass ich sie mir direkt notiert habe. Die Beschreibungen des Lebens im Meer ist meiner Meinung sehr verständlich und erlaubt es sich ein wenig in diese Beschreibungen des Autors verlieren zu können. Es werden Fischarten erwähnt, die man sich kaum vorstellen kann und die über sehr außergewöhnliche Eigenschaften verfügen. Immer wieder kommt der besondere Humor des Autors zur Geltung, der dem ganzen einen zusätzlichen Schwung gibt. Es sind zudem nicht nur aneinandergereihte Fakten vorhanden, sondern auch kleine Anekdoten aus seinem Leben und dem Leben seines Freundes Hugo, der ebenfalls an dem Versuch teilnimmt, einen Eishai zu fangen. Mir ist positiv aufgefallen, dass die besondere Freundschaft der beiden zur Geltung gekommen ist und das Buch so nicht nur ein Buch über das Leben von Fischen ist, sondern eben auch über das Leben an sich.

"Aber die meiste Zeit dösen wir im Boot vor uns hin, plaudern ein wenig oder folgen dem Fluss unserer Gedanken und Assoziationen.S.152

Die Faszination des Autors in Hinsicht auf die Unterwasserwelten und das Meer stechen sicherlich heraus. Anzumerken ist aber, dass Stroksnes das Buch immer wieder in etwas andere Richtungen lenkt, die aber immer dasselbe Zentrum umkreisen. So werden auch evolutionstheoretische Ansätze besprochen oder auch die Beziehung zwischen dem Weltall und den Meeren. An der ein oder anderen Stelle hat es einen etwas sprunghaften Effekt, sorgt aber dafür, dass man die Begeisterung des Autors für die ganzen Zusammenhänge der Welt sichtlich wahrnimmt und sich ebenfalls gerne mit seinen Gedanken vertraut macht. Viele Ansätze und Gedanken hätte ich so unterschreiben können. So wird auch die Meeresverschmutzung thematisiert und das in einer Art, die dazu anregt, etwas dagegen unternehmen zu wollen. Das Buch hat also tatsächlich den Impuls, den Menschen zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich um seine "eigene" Erde zu kümmern und dass man die Verantwortung für die Tiere in den Meeren trägt. Die eigentliche "Mission", den Eishai zu fangen, wird im Buch manchmal beinahe zur Nebensache, was mich persönlich aber gar nicht so gestört hat, da mit der Beschreibung dessen, eine bestimmte Stimmung erzeugt wird. Dadurch werden nämlich Orte und Umgebungen genauer verbildlicht, die diese "Meer-Stimmung" noch einmal hervorheben. Da es um Gebiete des Nordnorwegens handelt, sind diese geprägt durch die Fischerei. Das Buch bietet gleichzeitig also auch Einblicke in die Traditionen dieser Arbeit und thematisiert auch die problematischen Arbeitsaussichten.

"Über den ganzen Erdball zerstreut töten Haie zehn oder zwanzig Menschen im Jahr. Im selben Zeitraum töten wir ungefähr dreiundsiebzig Millionen Haie. Trotzdem sehen wir in ihm ein gefährliches Raubtier. Dieses Paradoxon entgeht weder Hugo noch mir.“ S.317


Unfassbar vielseitiges Buch, welches als Fokus immer das Meer aufweist. Evolution, Artenrivalitäten, Meerestiere in Kurzvorstellung und deren Besonderheiten, so wie die Ausbreitung des Menschen stehen unter anderem im Vordergrund. Viele interessante Fakten und literarische Bezüge machen das Buch zu einer kleinen Wissensquellen, die man immer mal wieder aufsuchen kann. Trotz einiger Ansichten, die ich persönlich nicht vertreten kann, macht das Buch auf Probleme aufmerksam, die es vor allem in Hinsicht auf die Meere zu bewältigen gibt. Kleine persönliche Anekdoten des Autors, tolle landschaftliche Beschreibungen und die besondere Freundschaft zu Hugo machen das Buch zu einem kleinen Leseerlebnis.


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