Werbung ~ Rezensionsexemplar (Original: "Apples Never Fall"/ 2021) Diana Verlag - Penguin Randomhouse Imprint (2022), Übersetzer/in: Carola Fischer (aus dem Englischen), ★★★(★)☆ 3,5 Sterne
"Joy ist spurlos verschwunden, aber sollen sie ihre Mutter wirklich als vermisst melden? Ein Dilemma für die vier erwachsenen Kinder, denn Vater Stan ist offensichtlich mehr als verdächtig. Bisher galten die Delaneys als Vorzeigefamilie par excellence, doch nun bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Was verheimlicht Stan? Und wer war die Fremde, die erst Wochen zuvor in Joys Leben trat? Den Geschwistern stellt sich aber eine noch viel erschreckendere Frage: Kennen sie ihre Eltern überhaupt?"
"Es war klar, dass das passieren würde, sagten die Leute, und jetzt war es passiert." S.9
"Zweifellos waren sie miteinander verwandt. Auch ihre Stimmen klangen ähnlich: leise, tief, rau. Menschen mit Halsschmerzen und Geheimnissen." S.12
Denn (und das muss ich wirklich sagen), das eigentliche Ende sorgte dann wieder für das Gefühl, welches man zu Beginn verspürt hat und das diese Ernsthaftigkeit in Anbetracht einiger Schicksale und Verhaltensweisen unter den Figuren stärkte. Leider blieb die Geschichte daher nicht durchgängig auf dem Niveau, das ich mir erhofft hatte.
Darüber hinaus werden immer noch wichtige Themen wie Gewalt in der Beziehung, der (unerfüllbare) Kinderwunsch und auch die Position und Selbstverwirklichung des jeweiligen Ehepartners innerhalb der Familie aufgegriffen. Alles Themen, die meiner Meinung nach größtenteils gut eingebunden wurden.
Ich bin der Familie im Großen und Ganzen gerne gefolgt, habe mich gekrümmt, wenn ich Angst hatte, dass eine*r der Mitglieder einen Fehler macht und bin größtenteils mit Interesse an der Geschichte drangeblieben, auch wenn es hier und da durchaus hätte knapper ausgeführt werden können.
"Es war alles sehr höflich und akkurat. Nur dass diese Akkuratesse ihm das Gefühl gab, er würde liebevoll mit einer dicken Daunendecke erstickt werden." S.138
Ein teils Mystery- teils Familienroman, der mich in gewisser Hinsicht gut abgeholt und positiv überrascht hat. Die Suche nach den Geheimnissen war meiner Meinung nach spannend, wenn auch manchmal etwas zu sehr ausgeführt. Die vielen Facetten der Familienmitglieder und das psychologische Aufdröseln der Dynamik fand ich spannend und durchaus packend. Einzig die Auflösung hat bei mir den Eindruck erweckt, als wolle sich der Roman nicht ganz auf eine Stimmung festlegen und schwingt mal auf die sehr ernste, mal auf die beinahe komödiantische Schiene. Hätte funktionieren können, hat sich aber hier vielleicht etwas verzettelt. Das danach folgende Ende hingegen fand ich wieder stark und sorgt für genau den Effekt, den ich mir von dem Buch erhofft hatte.
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