"The Honey and the Sting" von E. C. Fremantle

Februar 22, 2021

(Original: "The Honey and the Sting"/ 2020) Michael Joseph (Penguin Randomhouse Imprint), Übersetzer/in: -, ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
Drei Schwestern. Drei Geheimnisse. Drei Wege tief zu fallen...
England, 1628. Ein Kind erwartend, flieht die junge Hester vor dem mächtigen George Villiers, um ihren Sohn anschließend alleine großzuziehen. Sie hofft, nie wieder von diesem Mann hören oder ihn sehen zu müssen.
Melis´ Fähigkeiten erlauben ihr, Dinge zu sehen, die anderen verborgen bleiben. Andere würden sie vielleicht sogar als Hexe bezeichnen, wäre da nicht ihre fürsorgliche und beschützende Schwester.
Die Schönheit der jungen Hope lenkt immer mehr Aufmerksamkeit auf die Familie und sie kann sich einigen Avancieren nicht entziehen.

Als Villiers schließlich sein Recht einfordert und seinen Sohn mitnehmen will, stehen ihm die Schwestern beinahe ausweglos gegenüber. Ohne Freunde und ohne seine Gnade.
Doch die Frauen haben ein gemeinsames Geheimnis. Wird es ihr Verderben oder ihre Rettung bedeuten? Denn in den richtigen Händen ist ein Geheimnis die tödlichste Waffe von allen.
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"I want to call it coincidence but I have occasionally wondered whether time can fold in on itself and allow some people, if they are sensitive enough, a glimpse of the future."  S.26
"The Honey and the Sting" ist für mich wieder ein klarer Fall von: Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht überragend gut. Es wurde einfach an vielen Stellen nicht das volle Potential genutzt.  

Wir folgen drei Schwestern, die jede auf ihre Art besondere Geheimnisse und Fähigkeiten in sich trägt. Die eine ist einfühlsam und beschützend, die andere verschlossen, nachdenklich und hat einen Hang zu Bienen und die dritte ist noch recht jung und lernt erst, was es bedeutet, Menschen vertrauen zu können. 
Grundsätzlich ist die Idee ganz gut und der Roman startet relativ vielversprechend. Trotz anfänglicher Momente, in denen ich dachte "nicht schon wieder so ein Anfang", denn der einflussreiche und regierende George Villiers hat eine der Schwestern missbraucht und ich hatte schon die Befürchtung, dass das Ganze in eine unschöne und romantisierende Richtung driftet, ging es in einem ganz guten Tempo voran. Der Mittlere Teil jedoch stagnierte dann allerdings und hat das Gefühl verstärkt, dass man sich im Kreis dreht. 

Ich fand es zudem schade, dass die tragende Idee der Geheimnisse grundsätzlich viel zu kurz kam. Vieles der angedeuteten Dinge war bereits bekannt oder wurde einmal ganz kurz erwähnt und war dann "vom Tisch". Zwar gibt es zum Ende hin noch einmal einen ganz guten Twist, aber ich hatte mir da viel mehr "düstere" Anspielungen gewünscht, die die Leser*innen richtig in den Bann ziehen würden.
"The bees know it - honey and sting. Sweetness and sharpness. That is what you need."  S.186
Vielleicht war dies aber auch schlichtweg der Idee der Vermarktung geschuldet. Die drei ersten Sätze der Inhaltsangabe machten für mich so viel her, dass ich dann letztlich etwas unbeeindruckt war. 
Meine allgemeine Bewertung stieg dann allerdings erneut, als ich beim Nachwort der Autorin ankam. Sie erwähnt, dass die Geschichte teilweise auf (zwar sehr vagen, aber) wahren Begebenheiten und Persönlichkeiten beruht. Gleichzeitig wollte sie die Figuren der Frauen in den Vordergrund stellen und ihnen eine Stimme geben, da sie diese in der Zeit um 1628 nicht haben durften / konnten. 
Hat man dies im Hinterkopf und tilgt sozusagen etwas die Voraussetzung, dass die Geschichte extrem spannungsgeladen sein muss, erreicht der Roman doch eine schöne Botschaft, die zwar nicht spektakulär, aber doch gut und durchaus wichtig ist. 

Mir gefiel die Dynamik der Figuren und auch viele aufeinander aufbauende Elemente. Letztlich bin ich mir jedoch etwas unsicher, ob ich die sehr subtilen Anspielungen bei gewissen Charakteren gut fand oder ob ich auch hier ein wenig enttäuscht bin, dass da nicht noch mehr herausgeholt worden ist. Denn, obwohl an vielen gekratzt wird, was die Schwester Melis und die Bienen betrifft und man einiges selbst interpretieren soll, fehlte mir so ein letztes Fünkchen, damit ich es geliebt hätte.


Die Konstellation und Dynamik der Figuren und insbesondere der Schwestern hat mir gut gefallen. Der Roman hat seine kleinen geheimnisvollen Momente, schöpft die angepriesenen Geheimnisse aber leider nicht vollends aus. Auch wenn die Geschichte in einigen Handlungssträngen wirklich gut ist, fehlte mir noch das i-Tüpfelchen hinsichtlich der "düsteren" Elemente, die für große Augen sorgen. Ist einem dies jedoch nicht wichtig, so erhält man eine durchaus schöne Geschichte über die Macht der Familie, die allerdings in der Mitte etwas an Spannung und Tempo einbüßt.


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