Das langweiligste (Hör-)Buch der Welt?

September 18, 2019





Werbung ~ Rezensionsexemplare

"Alles, was Sie für einen erholsamen Schlaf niemals wissen müssen". So lautet der Untertitel des Buches von Prof. K. McCoy und Dr. Hardwick. Das Hörbuch hingegen trägt sogar den abgewandelten Titel "Na dann gute Nacht".
Ich muss natürlich gestehen, dass mich nicht unbedingt der Name neugierig gemacht hat, sondern das, an das Thema, wunderbar angelehnte Cover. Denn wer kennt nicht den Trick des Schäfchen Zählens, um besser einschlafen zu können. Im Inneren finden sich zusätzliche, kleine Illustrationen, die an das Schlafthema anlehnen oder die besonders einschläfernd wirken sollen. Aber sind die beiden Ausgabearten wirklich so langweilig, wie sie von sich selbst behaupten? Bleibt einem nichts anderes übrig als einzuschlafen?
Es folgt eine kleine Gegenüberstellung.

Das Buch
Nach einem kurzen Vorwort der Autoren soll quasi der Countdown bis zum Zeitpunkt des Einschlafens starten. So ist das zweite Kapitel eine Auflistung von Dingen, die bereits schläfrig machen, wenn man nur daran denkt. Einige dieser Dinge, wie das "Zusehen, wie Farbe trocknet" können durchaus ermüden, andere hingegen haben mich unfassbar schmunzeln lassen, wie zum Beispiel das "Schneckenwettrennen". Dadurch, dass natürlich jeder Leser / jede Leserin andere Assoziationen mit den Begriffen verbindet, kann es also doch durchaus sein, dass sie eher in die spannende, witzige, unterhaltsame Richtung gehen und man vorerst eher etwas wacher ist.
Es folgen aber gerne mal Kapitel mit dem Titel "Die Verwaltungsbürokratie des byzantinischen Reichs" oder einer Doppelseite, in der man einen "Ausreißer" finden soll, sprich eines der vielen kleinen Bilder, die sich von dem Rest abheben. Ehrlich gesagt habe ich bis heute keines der Ausreißer finden können. Da stellt man sich die Frage, ob es ihn überhaupt gibt. Da hilft wohl nur weitersuchen. das führt aber eindeutig dazu, dass man sehr schnell, sehr schläfrig wird. Ein Punkt also für das Buch.
Auch wenn einige Kapitel (wie die oben genannte Verwaltungsbürokratie) sehr langweilig scheinen, bin ich jemand, der sich dennoch für so etwas begeistern kann. Vielleicht liegt es daran, dass ich in jedem solcher Kapitel viele mögliche Quizfragen entdecke, sie mich an das bereits bekannte Buch "Unnützes Wissen" erinnern oder aber ich bin jemand, den langweilige Sachen einfach nicht zu stören scheinen.
Daher fand ich das Buch an sich auch nicht einschläfernd, sondern im Gegenteil recht unterhaltsam. Man merkt auch an vielen Stellen, dass das Buch genau das auch beabsichtigt, um nicht gänzlich als "verschwendet" angesehen zu werden. Oftmals schmunzelt man also, wenn besonders absurde Dinge erklärt werden oder sie nicht wirklich auf den Punkt zu kommen scheinen (wobei es für mich einfach nach hochgestochenen Wissenschaftstexten klang, die ja ebenfalls manchmal um sich selbst kreisen ohne etwas auszusagen).
Bei dem Buch ist es zudem natürlich sehr einfach, schnell mal etwas zu mogeln. Da überspringt man hier mal einen Absatz, da mal eine Seite und liest dann nur das, was einen tatsächlich interessiert, mit der eigenen "aufgeregten" Stimme im Kopf, die einen auch hier nicht sofort schlafen lässt. Ich muss aber durchaus zugeben, dass ich nach einigen Kapiteln, die ich pflichtbewusst hintereinander ohne Hektik gelesen habe, mehrfach gähnen musste.

"Untypische Erbsenschoten können zwischen zwei und zwanzig Erbsen enthalten" (aus dem Kapitel: Wie viele Erbsen enthält eine Schote?)

5 Lieblingskapitel aus dem Buch: 37 Namen für Schnee, Einige Sportstatistiken, Die belanglosesten Einträge in interessanten Tagebüchern, Eine kurze Geschichte der Sehprobentafel,  (absoluter Favorit, der gerne hätte länger sein können): Ein Katalog über widriger Wetterbedingungen in dem Roman Sturmhöhe von Emily Bronte

Das Hörbuch
Etwas anders sah es da mit dem Hörbuch aus. Hier fällt natürlich das Tricksen mit dem Vorblättern eher weg und auch die eigene Stimmlage, die sich durchaus spannender Stellen kann, als der Inhalt eigentlich ist, wird eliminiert.
Stattdessen liest uns der Schauspieler Bjarne Mädel in einer Gesamtlaufzeit von sage und schreibe 2 Stunden und 45 Minuten ausgewählte Kapitel vor. Und das in einer sehr schönen, monotonen, schläfrigen Tonlage.
Den zwei CDs liegt ein kleines Booklet bei, in dem man die Kapitel nachschauen kann und welches auch einige der Suchbilder aus dem Buch beinhaltet.

Ich bin ja persönlich kein großer Fan von Hörbüchern, weil ich sowieso immer abschweife und mich dann nicht mehr sonderlich auf den Inhalt konzentriere, aber dieses Hörbuch ist wirklich perfekt, wenn man einschlafen möchte. Die ersten paar Kapitel habe ich probehalber mit meinem Freund gehört, da er meist derjenige ist, der schon längst schläft, während ich hochinteressiert (und spät in die Nacht) die Fälle von Medical Detectives weitergucke.
Überraschenderweise kamen wir aber beide sehr schnell an den Punkt, an dem wir hätten direkt einschlafen können. Das liegt bei dem Hörbuch aber wirklich an der Kombination aus den sich oftmals langgezogenen, repetitiven und verschachtelten Sätzen einiger Kapitel und der sehr gelungenen Leseart von Bjarne Mädel. Ich musste an einigen Stellen aber ebenfalls schmunzeln, da man weiß, dass der Schauspieler auch herrlich ironisch sein kann und seine Erzählweise zu vielen selbstironischen Textpassagen passt. 

"'Rydw i´n diflannu' ist Walisisch für 'Ich schlummere ein'". (Aus dem Kapitel: "Schlaf: Ein kurzer Leitfaden für Reisende)

Was ist langweiliger? Ein kurzes Fazit
Beide Ausgabearten unterscheiden sich dahingehend, dass man beim Lesen des Buches, durch eigene Betonung und Versuche des Überspringens von Absätzen dazu tendiert, sich die interessantesten Dinge der langweiligen Inhalte herauszupicken. Wobei viele Fakten durchaus interessant und unterhaltsam sind, denn einiges kann man sich sicherlich als Quizwissen abspeichern.
Wer aber wirklich etwas zum Einschlafen sucht, derjenige/ diejenige wird im Buch selbst am schnellsten bei den Suchbildern fündig, ansonsten kommt er/ sie aber doch beim Hörbuch voll auf seine/ ihre Kosten. Hier beherrscht der Sprecher Bjarne Mädel das monotone Vorlesen so gut, dass man nicht lange braucht, um sich in den Schlaf zu hören. Ein kleines Lächeln zaubern dem Zuhörer/ Zuhörerin, dank kleiner ironischer Einschübe und des unterhaltsamen Untertons, aber beide Ausgabearten ins Gesicht.


Zu welcher Edition würdet ihr greifen? Buch oder Hörbuch? Interessieren euch die scheinbar langweiligen Fakten oder würdet ihr euch tatsächlich eher darüber freuen, wenn das Buch beim Einschlafen hilft?




2 Kommentare:

  1. Ahoi Karin,

    ach was für eine schöne Idee & liebevolle Gestaltung!
    Ich bin allerdings noch nie beim Lesen oder Hörbuchhören oder Filmgucken eingeschlafen... keine Ahnung also, ob mir das was bringen würde...

    Liebe Grüße & einen schönen Sonntag noch
    Ronja von oceanloveR

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    1. Geht mir ähnlich. Das Hörbuch hier hat es aber schon in sich. :D


      Liebe Grüße
      Karin

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