Und die Moral von der Geschichte... Zwei Bücher mit tierischen Protagonisten

Februar 17, 2019




"But one nite I herd something that made me think twise about Yumans." (- George Saunders, "Fox 8")

Menschen sehen sich gerne als die intelligentesten Lebewesen an, Lebewesen die über anderen stehen. Tiere sind uns unterlegen, denn sie haben schließlich nicht die Fähigkeit so zu denken und zu fühlen wie wir.
Ich bin der Meinung, dass Tiere in vielen Dingen weitaus klüger sind und es verdient hätten, von den menschlichen Schwächen und Grausamkeiten in Ruhe gelassen zu werden. 

Von den Schwächen der Menschen erzählen meist Fabeln - Geschichten in denen Tiere die Fähigkeit haben zu sprechen und das menschliche Verhalten zu reflektieren. In solchen Erzählungen lassen sich meist viele moralische Überlegungen finden, die wir vielleicht zu oft vergessen.
Zwei solcher moderner Fabeln sind "Fox 8" von George Saunders und "The Little Snake" von A.L. Kennedy. Beide sind recht kurz, inhaltlich gesehen auch recht unterschiedlich, hinterlassen beim Leser aber einen deutlich starken Eindruck. 

  • "Fox 8"  (dt. Ausgabe: "Fuchs 8") von George Saunders: Der Leser lernt hier den tierischen Erzähler Fox 8 kennen, der von seinem Leben und seinen Begegnungen mit den Menschen berichtet. Und das schonungslos. Zu Beginn fällt direkt auf, dass seine Orthographie an die Aussprache angepasst wurde. Er ist nämlich immer noch dabei, die Sprache der Menschen zu lernen. Dies ist ein Detail, das mir beim Lesen durchaus gefallen hat. So wird er Fuchs nicht gänzlich als "menschlicher-Fuchs" dargestellt, sondern behält immer ein Teil seines Tierischen bei und reflektiert uns Menschen ein wenig anders. Und die Reflektion von Fox 8 ist sehr kritisch. Die Umstände zwingen ihn dazu, sein bisheriges Zuhause zu verlassen, denn die Menschen rauben ihm immer mehr Platz - hier aufgrund eines neuen Einkaufszentrums. Die Erlebnisse des Fuchses lesen sich wirklich mit einer großen Portion Herzschmerz. Besonders ergriffen war ich von den Schilderungen, die seinen Freund Fox 7 und dessen Schicksal beschreiben. Hier wird die Grausamkeit der Menschen in einem Extrem aufgezeigt, welches leider (!) Realität ist.
    Es ist aber dennoch erstaunlich, dass die Erzählung bei aller Kritik hinsichtlich der Menschen, einen gewissen Optimismus bereithält, dass es noch nicht zu spät ist, sich richtig zu verhalten und die anderen Lebewesen schätzen zu lernen. Vielleicht auch mal drüber nachzudenken, dass man nicht das fünfte Einkaufszentrum braucht, um den Lebensraum anderer Tiere zu zerstören. Ebenso ist auch die Stärke des Fuchses sehr optimistisch dargestellt und sorgt dafür, dass man ihn zu Recht als Überlebenskünstler in Erinnerung behält.
    Wer also auf der Suche nach einer rührenden, nachdenklichen und ausdrucksstarken Fabel ist, der wird hier fündig. Fox 8 ist mir sofort ans Herz gewachsen.  

    Und für alle, die danach auch mehr von Füchsen sehen wollen: Auf Instagram gibt es einen wunderbaren Account, der gerettete Füchse aus Pelzfarmen und Ähnlichem zeigt - @juniperfoxx.
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"He found it remarkable that humans could persuade themselves to keep going under almost any circumstances and that they were very willing to be joyful and couragous. It was a shame so may of them were so stupid." (- A. L. Kennedy "The Little Snake")

  •  "The Little Snake" von A.L. Kennedy: In eine etwas andere Richtung geht diese Erzählung. Die Schlange Lanmo, die den Buchtitel und auch die Geschichte prägt, tritt zwar nicht selbst als Erzähler in Kraft, ist aber dennoch, neben dem Mädchen Mary, der wichtigste Protagonist und handlungstragend. Die Schlange kann aber sprechen und besitzt auch eine ganz spezielle Funktion, die nach und nach ersichtlich wird. Was mir bereits nach einigen Kapiteln auffiel, war eine gewisse Ähnlichkeit zu "Der kleine Prinz". Am Ende bedankt sich die Autorin für die Inspiration der Geschichte bei Antoine de Saint-Exúpery, was bestätigt, dass sich gewisse Parallelen finden lassen. Ich bin mir daher sicher, dass Leser die "Der kleine Prinz" mögen, auch hier auf ihre Kosten kommen werden. Für mich war diese Erzählung noch ein wenig ernster als Fox 8". Das lag größtenteils daran, dass hier auch das Thema "Krieg" und "Tod" noch stärker im Vordergrund steht. Doch auch hier finden wir ein Tier, das versucht die Menschen zu verstehen. Und durch die enge Bindung zu Mary werden wir hier auf eine etwas andere Spur geführt, als in der oberen Fabel. Lanmo lernt Sichtweisen von seiner Freundin kennen, die ihm zunächst überhaupt nicht einleuchtend erscheinen, die man aber wohl einfach nicht erklären kann. Zum Beispiel was Liebe und Freundschaft ausmacht, wofür man sich aufopfert und auf welchen Handlungen Vertrauen basiert.
    Schön sind aber sicherlich die etwas humorvollen Einschübe, in denen man leicht schmunzeln muss, wenn es darum geht, dass Mary zu menschlich und Lanmo zu tierisch denkt.
    Es ist eine Erzählung, die sich von Kapitel zu Kapitel festigt und zum Schluss ein Gefühl hinterlässt, dass man schwer beschreiben kann, was einen aber irgendwie verletzt, aber glücklich zurücklässt. Als hätte man im selben Moment etwas verloren und gewonnen.  


Kennt ihr andere Fabeln, die man unbedingt kennen muss und die eine gelungene Moral bereithalten?




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