Rezensionsexemplar - (Original: "Death Descends on Saturn Villa"/ 2015) Atlantik Verlag, Übersetzer/in: Johannes Sabinski, ★★★(☆)☆ 3,5 Sterne
„Seit dem Tod ihres Vaters lebt March Middleton bei Londons berühmtestem Privatdetektiv, stadtbekannt für seine Brillanz und sein bärbeißiges Wesen. Eines Tages erhält sie die Einladung eines vollkommen unbekannten Onkels in dessen Villa, der sie folgt. Ihr neuer Onkel ist reizend und verschroben – und am nächsten Morgen mausetot. Noch bevor March die Gelegenheit bekommt, selbst herauszufinden, was in der Villa Saturn geschehen ist, rückt sie in den Fokus der Ermittlungen. Sie hat keine Wahl, sie muss Sidney Grice bitten, ihr zu helfen. Doch der hat gehörige Zweifel an ihrer Unschuld. Und je mehr er über den Fall herausfindet, desto mehr zeigen alle Hinweise auf ihn selbst …“
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"Bei der Wiedergabe von Mr Grices Niederschrift entstanden einige Schwierigkeiten infolge seines Abscheus vor Apostrophen, Kommas und Anführungszeichen, die sämtlich, wie er uns mitteilt, Maden ähneln. Letztlich einigten wir uns mit ihm darauf, erstere beide Satzzeichen einzufügen, letztere aber wegzulassen.“ S.361
In seinem dritten Fall, lernen wir den (teeverrückten) Detektiv Mr. Grice mal aus einer anderen Perspektive kennen, nämlich aus seiner eigenen. Bisher kannten wir ihn nur durch die Niederschriften seiner Patentochter March Middleton, die sich mit ihm auf Spurensuche begibt.
In diesem Teil jedoch übernimmt Grice höchstpersönlich einige Kapitel und sorgt so für Einblicke in seine Innenwelt und seine Denkmuster.
So sehr ich den dritten Teil von seiner absurden Art und hinsichtlich vieler sehr größtenteils unterhaltsamer Dialoge und liebgewonnener Figuren mochte und er mich auch irgendwie mitgerissen hat, fand ich ihn leider nicht so stark wie die ersten beiden Bände.
Überwiegend lag das wohl daran, dass er mir vor allem zum Ende hin etwas zu lang erschien. Anfangs werden sehr viele Handlungsstränge eröffnet und dann, durch beinahe den gesamten Roman hin, nicht wirklich aufgeklärt. Hier und da lösen sich einige Fragen, jedoch machte auch das „selbst mit raten“ nicht wirklich Spaß, da es an einigen Stellen doch zu wirr war.
Zudem gab es gewisse Handlungen und gezielte Aussagen, die mir gar nicht zugesagt haben. Wir wissen bereits, dass Mr. Grice zu sehr merkwürdigem Verhalten neigt, dennoch, das Abtrennen eines Hundekopfes von seinem toten Hundekörper war für mich dann doch etwas zu übertrieben. Ich meine, natürlich ist es Fiktion, aber es war einfach in der Passage unnötig den Detektiv als so pragmatisch und kühl darzustellen. Auch einige Äußerungen, die er an sein Hausmädchen hinrichtet, klangen so unpassend (so sehr es Spaß macht ihr beim bravourösen Kontern zuzusehen), dass ich mir dachte, manchmal ist weniger auch mehr.
"‘Wie lange kennen Sie mich nun, March?‘
‚Es müssen um die neun Monate sein, denke ich.‘
Er räuspert sich. ‚Und welche Meinung haben Sie sich über meinen Sinn für Humor gebildet?‘
‚Er ist wie ein Einhorn‘, bescheide ich ihn. ‚Ein reizender Gedanke, aber ich habe
alle Hoffnung aufgegeben, ihn zu finden.‘“ S.521
‚Es müssen um die neun Monate sein, denke ich.‘
Er räuspert sich. ‚Und welche Meinung haben Sie sich über meinen Sinn für Humor gebildet?‘
‚Er ist wie ein Einhorn‘, bescheide ich ihn. ‚Ein reizender Gedanke, aber ich habe
alle Hoffnung aufgegeben, ihn zu finden.‘“ S.521
Dennoch ist auch „Tod in der Villa Saturn“ ein durchaus spannender Kriminalfall, der mich vor allem zu Beginn mitreißen konnte.
Es treten viele Figuren auf, die man schon aus den vorherigen Bänden kennt und die man natürlich herzlich als alte Freunde begrüßt. Darunter eben Sidney Grice, March Middleton und Konstabler Pound und das Hausmädchen von Grice (vielleicht zähl auch sogar Marchs Katze dazu). Diese vier bilden ein sehr amüsantes Team, das sich allen Hindernissen zu stellen versucht und zusammenhält. Nichtsdestotrotz teilt jeder auf eine eigene Art seine Seitenhiebe aus und das lockert den Fall und die gesamte Art des Buches enorm auf.
Ich mochte auch schon den angekündigten Perspektivenwechsel und den Einschub der „Herausgeber“, die auf die Forderungen von Mr. Grice eingehen, wie der Text zu veröffentlichen sei.
Dadurch liest es sich nicht nur für den Leser deutlich spannender, weil gewisse Schnipsel zusammengefügt werden müssen, sondern wir kommen dem Superdetektiv ein wenig näher. Hier hoffe ich, dass im nächsten Band eventuell etwas Ähnliches umgesetzt wird, sprich ein erneuter Einschub eines Perspektivwechsels.
Es ist interessant zu sehen, worin sich March und Mr. Grice unterscheiden, was sie verbindet, was sie beschäftigt und was sich in deren Vergangenheit zugetragen hat, was zwischen ihnen zu hängen scheint. Besonders in diesem dritten Fall steht demnach nicht unbedingt das Verbrechen an sich im Vordergrund (oder besser gesagt Verbrechen im Plural), sondern die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern und deren Lebensläufe.
Ich mochte auch schon den angekündigten Perspektivenwechsel und den Einschub der „Herausgeber“, die auf die Forderungen von Mr. Grice eingehen, wie der Text zu veröffentlichen sei.
Dadurch liest es sich nicht nur für den Leser deutlich spannender, weil gewisse Schnipsel zusammengefügt werden müssen, sondern wir kommen dem Superdetektiv ein wenig näher. Hier hoffe ich, dass im nächsten Band eventuell etwas Ähnliches umgesetzt wird, sprich ein erneuter Einschub eines Perspektivwechsels.
Es ist interessant zu sehen, worin sich March und Mr. Grice unterscheiden, was sie verbindet, was sie beschäftigt und was sich in deren Vergangenheit zugetragen hat, was zwischen ihnen zu hängen scheint. Besonders in diesem dritten Fall steht demnach nicht unbedingt das Verbrechen an sich im Vordergrund (oder besser gesagt Verbrechen im Plural), sondern die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern und deren Lebensläufe.
“Er nahm seinen Handkoffer. ‚Tun Sie bitte nichts, was mich in Verlegenheit brächte, March.‘ Und mit dieser Liebenswürdigkeit war er fort.“ S.25
Der dritte
Teil der „Gower Street Detective“- Reihe stellt die Kriminalfälle erneut etwas an die
Seite und beschäftigt sich stärker mit seinen Protagonisten. Einige Aussagen,
Dialoge oder Handlungen erschienen mir diesmal leider etwas zu „viel“ zu sein.
Ziehe ich meine Kritikpunkte ab, so bleibt dies aber ein Kriminalroman der
passend ist für dunkle Herbstabende und der sich zwischen den Zeilen auch mal
über die unterhaltsame Schiene hinauswagt, sich also auch ernsteren Themen
annähert, die sich auf den Krieg und den Kampf zwischen Menschen bezieht.
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