(Original: "Circe"/ 2018) Bloomsbury, Übersetzer/in: - , Englische Ausgabe, ★★★★☆ 4 Sterne
Im Hause des Helios, Gott der Sonne und dem mächtigsten der Titanen, wird eine Tochter geboren. Aber Circe ähnelt ihres Gleichen weder durch ein göttliches Aussehen, noch einer solchen Stimme. Sie wird verstoßen und steht als Außenseiterin da. Dass sie sich dadurch dem Menschengeschlecht zuwendet, lässt sie jedoch eine ganz eigene Kraft in sich erkennen, die den anderen Göttern vorbehalten bleibt…
MEINE MEINUNG / FAZIT
"I looked for mortals, but we were too high up to see them” S.6
Die Mythen und Sagen rund um die Götter haben mich aus einem unbestimmten Grund schon immer fasziniert, auch wenn sie meist die
‘Schwäche’ der Menschen aufzeigen. In vielen Geschichten wird den Göttern aber
eben auch ihr Hochmut zum Verhängnis.
Die Geschichte der „Circe“ (vielleicht auch unter der Schreibweise „Kirke“ besser bekannt) war mir bisher nicht geläufig. Ich habe auch gezielt darauf verzichtet, mich vorher noch einmal in die Thematik einzulesen. Im Nachhinein war dies vielleicht die richtige Entscheidung, denn als ich mir die kurze Zusammenfassung (zu meiner Schande, schnell auf Wikipedia aufgesucht) durchlas, haben sich einige Kritikpunkte etwas verfestigt.
Die Geschichte der „Circe“ (vielleicht auch unter der Schreibweise „Kirke“ besser bekannt) war mir bisher nicht geläufig. Ich habe auch gezielt darauf verzichtet, mich vorher noch einmal in die Thematik einzulesen. Im Nachhinein war dies vielleicht die richtige Entscheidung, denn als ich mir die kurze Zusammenfassung (zu meiner Schande, schnell auf Wikipedia aufgesucht) durchlas, haben sich einige Kritikpunkte etwas verfestigt.
Aber fangen wir ganz vorne an. Schnell wird man als
Leser mit Circes „Geheimnis“ vertraut gemacht, dass sie eine spezielle Gabe
besitzt, die sich ihren Eltern und anderen höheren Göttern entzieht. Sie sieht
sich mit der Zeit und durch gewisse Umstände als Einzelkämpferin und wendet
sich von den Göttern ab. Dennoch werden sehr viele Familienverhältnisse
aufgezählt, die man größtenteils sicherlich kennt, die man aber auch neu
kennenlernt. Ich brauchte zeitweise etwas, um die vielen Figuren mit ihren
Geschichten in Einklang zu bringen.
An sich werden die bekannten Mythen recht gut zusammengefasst und teilweise auch in einen neuen Kontext gesetzt, natürlich in Anlehnung an die Erlebnisse Circes mit diesen Figuren. Das sorgt natürlich dafür, dass ein neuer „Input“ gegeben wird, damit nicht nur diese eine bekannte Geschichte wiederholt wird.
An sich werden die bekannten Mythen recht gut zusammengefasst und teilweise auch in einen neuen Kontext gesetzt, natürlich in Anlehnung an die Erlebnisse Circes mit diesen Figuren. Das sorgt natürlich dafür, dass ein neuer „Input“ gegeben wird, damit nicht nur diese eine bekannte Geschichte wiederholt wird.
"It was their favourite
bitter joke: those who fight against prophecy only draw it more tightly around
their throats." S.254
Was mich etwas unzufrieden zurückgelassen hat, war zum
größten Teil die Tatsache, dass immer etwas „Größeres“ angedeutet wurde, was
sich dann aber wahnsinnig schnell aufgelöst hat. Es gab mehrere kleine
Highlights, die natürlich dem „Originaltext“ gerecht waren, jedoch fehlte mir
im Großen und Ganzen ein Ereignis, dass diese Geschichte vielleicht wirklich
„neu“ gemacht hätte.
Neu wurde das Ganze tatsächlich durch diese ganzen
„zwischenmenschlichen“ Verknüpfungen, die Miller aufzieht und natürlich gab es dadurch wiederum auch Aspekte, die mir gut gefallen haben und
die dem Buch zumindest auf emotionaler Ebene, auch eine gewisse Tiefe gegeben
haben.
Auffällig ist dabei, wie stark sich die Autorin darauf konzentriert hat, diesen Zwist zwischen Göttern und Menschen darzustellen. Es wird durch die Figur Circe die Sehnsucht nach einem „Sinn“ im Leben aufgegriffen, da Götter durch ihre Unsterblichkeit nur nach Macht, Anerkennung und Ehrfurcht streben. Es geht tatsächlich um Freundschaft, Liebe und Vergebung. Circe wird hier keineswegs als Verstoßene Unschuldige aufgezeigt, was ebenfalls einen positiven Effekt auf die Handlungen hatte. Sie ist sich ihrer Fehler bewusst, scheut sich aber nicht davor, sich diesen zu stellen.
Ich mochte zudem den Aspekt, dass Madeline Miller darauf abzielt, diese Schlucht zu überwinden, dass man akzeptieren muss, als was man geboren wurde (hier bezogen auf den Status der Familie und die Pflicht dem Schicksal zu folgen).
Grundsätzlich fand ich die Darstellung der Isolation und Interaktion Circes mit oder ohne andere Menschen und Götter sehr geglückt.
Auffällig ist dabei, wie stark sich die Autorin darauf konzentriert hat, diesen Zwist zwischen Göttern und Menschen darzustellen. Es wird durch die Figur Circe die Sehnsucht nach einem „Sinn“ im Leben aufgegriffen, da Götter durch ihre Unsterblichkeit nur nach Macht, Anerkennung und Ehrfurcht streben. Es geht tatsächlich um Freundschaft, Liebe und Vergebung. Circe wird hier keineswegs als Verstoßene Unschuldige aufgezeigt, was ebenfalls einen positiven Effekt auf die Handlungen hatte. Sie ist sich ihrer Fehler bewusst, scheut sich aber nicht davor, sich diesen zu stellen.
Ich mochte zudem den Aspekt, dass Madeline Miller darauf abzielt, diese Schlucht zu überwinden, dass man akzeptieren muss, als was man geboren wurde (hier bezogen auf den Status der Familie und die Pflicht dem Schicksal zu folgen).
Grundsätzlich fand ich die Darstellung der Isolation und Interaktion Circes mit oder ohne andere Menschen und Götter sehr geglückt.
“Great gods smell fear like
sharks smell blood, and they will devour you for it just the same.” S.79
Die Sage der Circe "retold". Man wird in die Geschichte ihrer Familie und deren Schicksale eingeführt, die man vielleicht schon kennt. Der Handlung fehlt es zwar nicht an stetig vorkommenden Aktionen und Wendungen, aber vielleicht hätte ich mir gewünscht, dass Miller ein Ereignis aufgreift, das in der originalen Handlung 'verschwiegen' wurde. Nichtsdestotrotz mochte ich viele Aspekte, die sich darauf beziehen zu erklären, warum Circe so gehandelt hat, wie es aus den Überlieferungen bekannt ist (Dazu zählt zum Beispiel die Verwandlung der Männer in Schweine). Wo mir also die 'neue' Seite der Handlungen gefehlt hat, hat mir die Beschreibung des Charakters der Circe umso besser gefallen.
Total schön gestaltetes Buch.
AntwortenLöschenNeri, Leselaunen
Ich finde es auch sehr hübsch aufgemacht! Wenn man den Schutzumschlag abnimmt, ist es übrigens auch noch sehr schön anzusehen. : )
LöschenLiebe Grüße
Karin
Hallo Karin :)
AntwortenLöschen"Circe" ist auf meiner Wunschliste, gerade weil mich den Mythos kenne und auf die Neuerzählung gespannt bin. Deinen Kritikpunkt, dass ein "neues" Ereignis fehlt, kann ich vollkommen nachvollziehen - das wäre auch meine Erwartung gewesen. Ich bin gespannt das Buch bald in die Hand zu nehmen - es ist auf alle Fälle wunderschön gestaltet!
Hast du denn "The Song of Achilles" von Miller gelesen? Das ist auch seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste.
Liebe Grüße
Sanne
Ich wünsche dir viel Spaß dabei und hoffe, dass es dir auch gefallen wird! :)
Löschen"The Song of Achilles" habe ich bisher noch nicht gelesen, aber die Meinungen darüber waren meist sehr positiv, sodass ich mir das Buch mal auf die Wunschliste gesetzt habe. Vielleicht komme ich demnächst dazu, es zu lesen...
Liebe Grüße
Karin
Interessant! Deine Kritik kann ich zwar nachvollziehen, aber mir ging es beim Lesen gar nicht so. Wäre vielleicht anders, wenn ich die Geschichten über Circe vorher besser gekannt hätte, aber mir hat vollkommen ausgereicht wie alles miteinander verwoben und psychologisiert wird, also dass es plötzlich Motive, Charakterentwicklung usw. gab, was bei Mythen ja oft auf der Strecke bleibt oder in wenigen Sätzen abgehandelt wird.
AntwortenLöschenHmm, ja diese psychologische Sicht fand ich ja eben auch sehr interessant und gut gemacht, aber um dem Buch wirklich die gesamte Punktzahl geben zu können, hat mir dieses Fünkchen an "neuen Ereignissen" gefehlt. Dass man hier gut auf die Entwicklung der Figur "Circe" eingegangen ist und zum Beispiel auch die Absicht, hinter dem Verwandeln der Männer in Schweine, verdeutlicht wird, fand ich ziemlich gelungen, da man "Circe" nicht nur als eine von vielen unbarmherzigen "Göttern" sieht. Aber diese kleinen Kritikpunkte werden beim Leser natürlich immer etwas anders wahrgenommen. : ) Bin aber ganz deiner Meinung, dass hier vieles richtig gemacht wurde und es lesenswert ist.
LöschenLiebe Grüße
Karin
Wobei mich ihr Motiv, um die Männer zu verwandeln ein bisschen gestört hat. Also die Szene zuvor und dass es überhaupt so weit gekommen ist. Die Bedrohlichkeit allein hätte doch ausgereicht, finde ich :/
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