Es gibt eigentlich immer genügend Gründe, um nicht wegzufahren. Der Ausflug ist zu kurzfristig, die Uni sitz einem ständig im Nacken oder man will lieber einfach entspannen. Letzteres war auch meine Top-Ausrede (wobei die Uni auch nicht gerade dezent nach diversen Fristen schreit), als meine Mama mich fragte, ob ich sie nicht auf eine kleine "Städtereise" begleiten würde.
Ihr Plan: Hauptsächlich Straßburg. Was sie mir "verschwiegen" beziehungsweise womit sie mich überrascht hat: Ein Abstecher zum Schwarzwälder "Bärenpark", nach Lunéville und Heidelberg. Und das alles in zwei Tagen.
Wie gesagt, der Alltag scheint einem eigentlich viel zu sehr im Rücken zu sitzen, aber man stellt schnell fest, dass so eine kleine Auszeit wahre Wunder bewirken kann. Man vergisst nach einiger Zeit tatsächlich sämtliche unnötige Aufgaben, die man sich selbst Daheim auferlegt hat, ohne einmal über den Sinn nachzudenken. Vielleicht lag dieses, sich entfaltende Gefühl der "Freiheit" auch daran, dass ich mein Handy ausgeschaltet hatte, während wir uns in Frankreich aufhielten. Wer weiß, es hat mir zumindest gezeigt, dass ich (sollte meine Schwester das lesen, sagt sie "Ich hab es dir doch gesagt") spontaner auf solche Vorschläge mit einem "ja" reagieren sollte, um dem Alltag für kurze Zeit zu entfliehen und die eigenen Kräfte auf Vordermann zu bringen.
Pflichtbewusst, wie ich mich anfangs gefühlt habe, packte ich sofort ein Buch für unterwegs mit ein. Die Wahl fiel ziemlich schnell auf "The Circle", da ich mir das Buch von meinem Schwager ausgeliehen habe und es noch vor der Buchverfilmung, die übrigens gerade anlief, beenden wollte. Natürlich habe ich nicht eine einzige Seite gelesen, weder im Auto, noch im Hotel, noch in einer anderen Situation. Es gab einfach viel zu viele andere Dinge, die nach Aufmerksamkeit gerufen haben.
Da wären natürlich die unfassbar süßen Bären, die im Schwarzwald ihrem neu erlangten, unbeschwerten Alltag nachgehen. Es ist schon fast Tradition geworden, dass unsere Familie sämtliche Bäreninitiativen "feiert", denn meine Schwester ist seit Kindheitstagen eingefleischter "Bärenfan", wie man so schön sagen könnte. Natürlich hat sie uns damit angesteckt. Dieser Zwischenstopp musste also einfach sein.
Besonders an diesem Bärenpark ist allerdings, dass die Tiere nicht wie eine Zirkusattraktion behandelt werden, ganz im Gegenteil. Der Park setzt sich dafür ein, Bären aus Gefangenschaften zu befreien und ihnen ein angenehmes Leben ohne Schmerzen und Qualen zu ermöglichen. Nähere Informationen darüber findet ihr übrigens auch hier auf der offiziellen Seite.
Auf der einen Seite ist man als Besucher natürlich zuerst entzückt, dass man die Tiere aus dieser Nähe beobachten kann, liest man sich aber durch die Hinweisschilder wird einem erst bewusst, wie viel die Tiere durchgemacht haben und was für eine außerordentliche Leistung die Mitarbeiter und Organisatoren dort jeden Tag leisten. Daher bin ich natürlich mal sehr dreist und empfehle euch den Besuch dort ohne Einschränkung, auch wenn euch andere Arten mehr ansprechen, denn dieses Engagement zu sehen, die Bären zu füttern und zu pflegen ist wirklich vorbildlich und der Eintritt unterstützt den Park natürlich ein klein wenig in finanzieller Hinsicht.
Anschließend ging es dann also geradewegs richtung Hauptziel: Straßburg. Ah, wie französisch man sich plötzlich gefühlt hat, obwohl die deutsche Grenze nicht allzu weit entfernt liegt.
Überall springen einem Wörter entgegen, wie "Macarons", "Croissant" und natürlich für mich immer wieder schön "Librairie". Auch wenn die Großstädte sich immer ähnlicher werden und man kaum noch Geschäfte findet, die es nicht auch bei uns gibt, hat die Stadt ein ganz besonderes und eigenes Flair. Das hat uns dazu veranlasst, dass wir einfach ohne Ziel (außer einem kurzen Zwischenstopp am Notre Dame) durch die Stadt geschlendert sind und uns bei wirklich fabelhaftem Wetter mitten in die Stadt gesetzt und unterhalten haben.
Nach einer Übernachtung in Straßburg ging es weiter nach Lunéville. Dort steht ein Schloss, in dem ein polnischer König (ungewöhnlich und besonders: Er wurde durch die Abstimmung des Volkes gewählt) herrschte. Aufgrund meiner polnischen Wurzeln war dies also ebenso ein Wunschbesuch meiner Mutter. Nach einigem Gezeter meinerseits (ja, pubertäre Verhaltensweisen lassen sich nicht komplett abschütteln), haben wir eine kleine Runde durch die noch erhalten gebliebenen Räume gedreht. Leider steht das Schloss unter keinem wirklich guten Stern, denn laut Recherchen entfachte dort bereits drei Mal ein Feuer, welches den Großteil zerstört hat.
Die Restauration dauert immer noch an, sodass nur ein kleiner Teil zugänglich war. Nichtsdestotrotz sehr lohnenswert, allein aufgrund dieser mysteriösen Geschichte, dem schönen Schlossgarten und der angenehm leichten Atmosphäre, die dort herrscht.
Kleiner "Fun-Fact" hierzu: Das Schloss besaß den ersten "Flying Table", der von der Küche im Erdgeschoss in die oberen Etagen gezogen wurde und die feinen Damen und Herren ihre Mahlzeiten ohne große Umstände einnehmen konnten.
Kleiner "Fun-Fact" hierzu: Das Schloss besaß den ersten "Flying Table", der von der Küche im Erdgeschoss in die oberen Etagen gezogen wurde und die feinen Damen und Herren ihre Mahlzeiten ohne große Umstände einnehmen konnten.
In diesem Städtchen besuchten wir übrigens die erste und einzige Büchhandlung auf der Reise. Der Wortlaut meiner Mutter: "Das nenn ich mal eine Buchhandlung." Sie war wirklich klein, aber der komplette Laden stand voll mit Büchern. Selbst die Ladeninhaberin hatte kaum Platz, sie wusste allerdings tatsächlich immer, wo welches Buch zu finden war.
Der letzte Halt folgte in Heidelberg. Zugegeben, sonderlich fit waren wir nicht mehr, dafür haben wir uns dort etwas Zeit gelassen und haben uns gemütlich zum Essen hingesetzt. Ich persönlich finde die Altstadt Heidelbergs so unfassbar charmant und angenehm, dass ich dort wirklich länger hätte verbringen können. Allerdings ist das wohl dieses typische "Touristen-Gefühl", das sich bei einem so einschleicht.
Alles in allem haben wir keine Extremsportarten ausgeführt, haben an keinen großen "Touristen-Führungen" teilgenommen, haben uns nicht in Shoppingexzesse gestürzt, sondern haben die Städte einfach durch Spaziergänge genossen und haben genau dadurch den Abstand zum Alltag bekommen, den wir glaube ich wirklich gebraucht haben. Einfach mal raus aus den vier Wänden, einfach mal abschalten und sich nicht selbst hinter "dringenden" Aufgaben verstecken (vor allem Social Media), einfach mal die Reise genießen, die einem die Schönheit der Welt aufzeigt und sei es auch nur durch einen kleinen Trip nach Frankreich.
Habt ihr Lieblingsstädte zu denen ihr immer wieder fahren könntet? Braucht ihr auch ab und zu solch eine kleine Reise, um nicht im Alltag zu versinken?
Huhu
AntwortenLöschenkenne das zu gut, wobei ich sehr gerne wegfahre! Nächste Woche bin ich dann auch für 4 Tage in Schweden und kann es kaum erwarten, zähle schon die Stunden und Tage ^^ Dein Trip scheint sehr gemütlich verlaufen worden zu sein :) Straßburg war ich noch nie, mir gefallen aber die Fachwerkhäuser so gut, die man immer auf den Fotos sieht ! Vielleicht komm ich da auch mal hin, nur von Österreich ist es leider doch ein sTückchen weg !
LG Tinka
Wenn ich dann mal unterwegs bin, finde ich es auch immer wunderbar und bereue es auch nicht! Aber ich verstecke mich anfangs immer vor unzähligen Aufgaben und Ausreden, weil ich das Gefühl hab, dass man dafür momentan keine Zeit hat. Dabei ist es oftmals genau diese Auszeit, die man braucht, um wieder neue Energie zu tanken und eben diese Lust auf was Neues und das Reisen an sich zu verspüren. : )
LöschenOh, Schweden finde ich wundeschön! Haben dort vor einigen Jahren Weihnachten gefeiert, weil meine Schwester ein Auslandssemester gemacht hat! Ich wünsche dir unheimlich viel Spaß und würde mich natürlich auch freuen, auf deinem Blog darüber zu lesen. : )
Liebe Grüße
Karin
Sehr schöne Eindrücke! Ich reise für mein Leben gern.
AntwortenLöschenNeri, Leselaunen
Gibt es ganz bestimmte Lieblingsländer die du gerne bereist oder suchst du dir immer wieder neue "Ziele" ? :)
LöschenLiebe Grüße
Karin
Das kenne ich nur zu gut, dieses "nicht wegwollen" aber es stimmt, sobald man mal den Hintern hochbekommt gefällt es dann und es tut unglaublich gut, mal andere Menschen zu sehen und eine neue Stadt zu erkunden.
AntwortenLöschenSehr schöner Reisepost :)
Liebe Grüße, Anne
Ja, der erste Schritt aus dem Alltagstrott ist der wichtigste.
LöschenVielen lieben Dank! : )
Liebe Grüße
Karin
Straßburg waren wir dieses Jahr auch - fanden es ebenfalls sehr schön! Wir schauen uns dieses Jahr noch Augsburg an. Alles ganz gemütlich, ohne Plan.
AntwortenLöschenEs muss nicht immer weit sein...