Ein Kleid von Bloomingdale´s von Jane L. Rosen

April 03, 2017






(Original: "Nine Women, One Dress" / 2016) Goldmann Verlag, Übersetzer/in: Stefanie Retterbush (aus dem Amerikanischen), 288 Seiten, Taschenbuch★★() 2 bis 3 Sterne 

„Im Kaufhaus Bloomingdale's weiß man, dass so manche Saison ein besonderes Kleid hervorbringt. Ein Kleid, das mehr New Yorkerinnen tragen wollen als jedes andere. Ein Kleid, das irgendwie Leben verändert. Wie das der schüchternen Natalie – seit ihr Exfreund sich neu verlobt hat, ist sie todunglücklich. Doch als sie in dem kleinen Schwarzen dem umwerfenden Hollywoodstar Jeremy Madison ins Auge fällt, nimmt ihr Leben eine turbulente Wendung. Auch die liebenswerte Felicia, die seit zwanzig Jahren heimlich für ihren Chef schwärmt, erlebt eine Überraschung. Und so macht das Kleid seinen Weg, heilt Herzen, lässt sie höher schlagen und führt sie auf wundersame Weise zusammen ...“


MEINE MEINUNG | FAZIT

"Sie plapperte unbeeindruckt weiter. ´Bis zum Herbst werden die Promis aus der ersten Reihe dieses eine Kleid auf die Zeitschriftentitel bringen, auf den roten Teppich und in die Schaufenster der großen Läden. Und normalerweise ist es ein kleines Schwarzes - so wie deins.´ " S.10

Viele Anfänge habe ich mir für diese Rezension zurechtgelegt, aber keine passt so recht. Was erwartet man bei einem Buch, das nach Frauenroman und modeverbundenen Themen schreit? Eigentlich eine süße, unterhaltsame Geschichte für zwischendurch, die aber doch irgendwie hängen bleibt. Nun, so sehr ich den Roman mögen wollte und auch den Punkt des "Frauenromans" berücksichtigt habe, haben mich einfach zu viele Dinge daran gehindert, das Buch wirklich gut zu finden. Es gibt einige positive und gelungene Vorgehensweisen, aber leider auch einige Umsetzungen, die das Buch für mich letztlich etwas missglückt zurückgelassen haben. Was mir gefallen hat, war tatsächlich diese gewisse Lockerheit, die dem Buch unterliegt. Es ist einfach nett, mal von einer ganz schweren Kost damit abzuschalten und sich mit eher "oberflächlichen" Themen zu beschäftigen, wie dem perfekten Kleid, das alles zurechtrücken soll. Allerdings ging mit diesem Versuch auch direkt der erste negative Punkt einher, denn die Autorin wirft ab und an eigentlich ganz wichtige Themen hinein, die aber überhaupt nicht näher ausgebaut werden. Figuren, die irgendwie gar nichts mit den anfänglichen Kapitel zu tun haben, tauchen auf einmal auf und thematisieren zum Beispiel die kritischen Ansichten in Bezug auf das Tragen von Burkas und den möglichen Gedanken, die Frauen haben könnten, wenn sie diese eigentlich gar nicht tragen wollen und ihnen plötzlich ein unfassbar teures Kleid unter die Augen kommt. Für mich war es einfach etwas ungünstig, wie viele solcher Themen einfach kurz reingeworfen wurden und nach ein oder zwei Kapiteln auch schon wieder aus der Welt geschafft waren. Das führte mich auch schon zu meinem nächsten Punkt, den ich nicht ganz mochte. Das Buch besteht aus sehr kurzen Kapiteln, dafür gefühlt aus zwanzig verschiedenen Perspektiven erzählt. Gut, das Buch gibt an, dass es sich um neun Frauen handelt, die mit dem Kleid auf irgendeine Weise verbunden sind, was durch die wirklich vielen Kapitel, die dann aber aus Sicht eines Mannes verfasst werden, irgendwie keinen Sinn ergibt. Ich persönlich dachte nämlich, es wäre darauf ausgelegt, dass man sich dann näher mit den neun Frauen und deren Geschichten auseinandersetzt und dann nicht mehrere Kapitel über das Leben der Männer schreibt.

"Ich kam gerade aus der Zigarettenpause, als das Flittchen mit einem Arm voller Klamotten zur Kasse stakste. ´Nur das hier... Das mit dem Kleid macht mich völlig fertig!´ Es macht sie fertig? Ein Kleid? Ernsthaft? Und in Afrika tragen Menschen Secondhand-T-shirts mit dem Aufdruck ´Wir haben Beccas Bar-Mizwa gerockt“  S.54

Einige Gespräche und Dialoge sind durchaus unterhaltsam und verleiten natürlich auch dazu weiterzulesen. Schade allerdings auch hier, dass durch die vielen und schnellen Wechsel der Kapitel und deren Protagonisten vieles einfach untergeht, was die Entwicklung der Personen betrifft. Man hätte da durchaus auf den einen oder anderen Handlungsstrang verzichten können und die anderen dadurch etwas "interessanter" werden lassen, damit die Geschehnisse nicht einfach wie Klischees klingen. Ab und an habe ich dann aber auch daran gedacht, dass die Geschichte vielleicht in der Originalsprache (Englisch) etwas flotter rüberkommt, als in ihrer Übersetzung, da es manchmal auf Deutsch wirklich einfach nur wie eine Aneinanderreihung von Floskeln klang. Es ist wirklich etwas schade, weil ich glaube, dass das Buch durchaus Potential hätte. Die Autorin greift wie gesagt viele wichtige Ansätze der Gesellschaft auf, die ich darin am Anfang gar nicht vermutet hätte, zum Beispiel die Darstellung der Schwulen in der Öffentlichkeit oder eben der Burka-Trägerinnen, wie aber auch der Liebe zwischen älteren Paaren, das ja manchmal auch als Tabu angesehen wird. Vor allem fand ich es dann am Ende auch wirklich schade, dass das Kleid an sich nicht den gewünschten Effekt erzielt hat, den man sich irgendwie wünscht. Nach jedem weiteren Kapitel, das beschreibt, wie es zu der nächsten Besitzerin kommt, entsteht eher der Gedanke, es sei es ein kompletter Lumpen und dass man das Kleid wohl in der Realität niemals gekauft, geschweige denn noch getragen hätte. Irgendwie passte auch hier vieles nicht für mich zusammen. Die "Magie" des Kleides blieb da auch etwas aus. Zum Ende hin wurde es meiner Meinung nach, vom Ablauf und den wilden Ereignissen her auch etwas zu absurd. Allerdings mochte ich persönlich die Kapitel des Schnittmachers, die zum einen am Anfang und zum Ende eingeführt wurden. Das hat einiges für mich aufgewertet, weil es da tatsächlich etwas mehr um gefühlvollere Schicksale ging, wobei man da auch wieder sagen muss, dass da keine der neun Frauen die große Rolle spielt.

"Manche Schnittmeister bekommen das Kleid erst bei der Anprobe zu Gesicht. Aber ganz gleich, wann sie es zum ersten Mal sehen, man kann nur hoffen, dass sie ihm auch den Respekt entgegenbringen, den es verdient. Denn in einem schönen Kleid steckt immer ein gewisser Zauber. Und der Schnittmeister ist der Zauberer, der es aus dem Zylinder zieht." S.25


Ein klein wenig blieb das Gefühl zurück, dass zu viel gewollt wurde und die Geschichte dadurch keine Konstante hatte. Zu viele und zu schnell wechselnde Kapitel lassen die Handlungen etwas klischeehaft und sehr oberflächlich wirken. Das Kleid trat dabei meiner Meinung nach zu wenig zu der Gesamtheit bei. Sicherlich nett für zwischendurch, aber große Gefühle oder intensivere Schicksale bleiben leider aus.

























Vielen Dank an den Goldmann Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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